Dino Dini's Kick Off - Test, Sport, PlayStation4, PS_Vita
Das Spiel zwischen Kroatien und Portugal bei der Europameisterschaft in Frankreich konnte man als Fußballfreund schon kaum ertragen. Aber wenn man den Ball das erste Mal bei Dino Dini's Kick Off rollen lassen will, entstehen fast körperliche Schmerzen. Wie unwichtig 1080p sind, merkt man spätestens bei diesem Revival, das einem nach dem Anpfiff mit 50-Meter-Grätschen und Piepströten statt Fangesängen in die Steinzeit der Sportspiele katapultiert. Und diese hoffnunglos veraltete Kulisse, die von Unity inszeniert wird, ist nicht mal das Schlimmste: das schlecht gealterte Spieldesign ist der wahre Horror.
Wie Kroatien vs. Portugal - nur schlimmer
Aber was damals eine kreative Pionierleistung war, wirkt im Zeitalter von FIFA, PES & Co wie ein hoffnungslos verwittertes Relikt, das man am besten in seinem Retrosarg ruhen lassen sollte. Ohne Vorkenntnisse fühlt sich dieser Fußball, der ja alle Stärken aus Kick Off, Kick Off 2 sowie Goal vereinen soll, wie ein chaotischer Flipper an, bei dem 22 geklonte Farbtupfer über den Platz jagen. Ja, man kann so etwas wie Ballkontrolle und kombiniertes Passspiel erreichen, man kann auch Tore mit den berühmten angeschnittenen Bällen schießen. Aber bevor so etwas wie Spielfluss aufkommt, muss man sehr viel Zeit in die exotische Steuerung investieren.
Ein Fußball-Relikt aus Italien
Als alter Hase hat man den Dreh bald wieder raus, kann über X oder R1 den Ball halten, schießen oder passen und grätschen. Zieht man den Anlogstick beim Schuss zurück, gibt es sehr hohe Bälle. Aber man merkt schon: Viele gleiche Aktionen auf gleichen Tasten. Das ist natürlich Murks, weil man gerade zu Beginn zu
oft aus Versehen zu Grätschen ansetzt, die so aussehen als würde ein Rasenmäher mit Boost durch den Gegner jagen! Gelbe oder rote Karten? Gibt's nicht. Dafür kann man dieses Furchenziehen auch als Abschluss mit Torerfolg krönen. Vor allem über die Beruhigung des Balles, also über das Halten von X oder R1 in seiner Nähe oder nach einem Zuspiel, kann man dann auch mal ein Spiel aufziehen.Merio Gätze und Jeremy Boetang
Selbst wenn es flutscht, hilft es dem Spielgefühl nicht: Dieses Kick Off ist für Arcade-Spaß viel zu kompliziert angelegt und bietet absolut kein Spektakel, sondern dröge, immer gleich aussehende Szenen mit einem Hauch von Animationen. Auch die versprochene verbesserte Ballphysik oder KI ist aus heutiger Sicht nicht zu erkennen. Mal kann man den Ball eine gefühlte Stunde halten, obwohl der Gegner einen von allen Seiten beharkt, dann ist er plötzlich sofort weg. Kollisionen sowie Torabpraller wirken nie realistisch, sondern viel zu oft willkürlich. Wer will das bitte gegen einen Kumpel online spielen? Das Beste an diesem Kick sind die Spielernamen: Im EM-Modus laufen u.a. Merio Gätze, Mets Hammels und Jeremy Boetang auf.
Fazit
Auch wenn es mich schmerzt, weil Kick Off in meiner Erinnerung glänzt: Dieses Fußballspiel hat im Jahr 2016 absolut nichts von seiner Faszination bewahrt. Das ist schlimmer anzusehen als Kroatien gegen Portugal bei der EM. Selbst wenn ich allen Anspruch an Präsentation, Kulisse & Co weglasse, weil mein altes Retroherz immer noch für Amiga & Co schlägt, bleibt eine steinzeitliche Arcade-Mechanik übrig, die einfach nur nervig ist. Man muss zu viel für sehr wenig Fußballflow investieren. Falls der aufkommt, bekommt man immerhin ein Erlebnis, das 1989 Zeichen setzte - damit hat dieses Revival immerhin einen historischen Restwert, der es vor "Mangelhaft" bewahrt. Aber es ist ein Witz, was Dino Dini hier als "Practice" anbietet - nicht mal die Steuerung wird erklärt! Selbst zehn Euro sind zu viel für diesen frustrierenden Crashkurs in "Computerspiele damals und heute - Nostalgie und Wirklichkeit." Das Beste an diesem Kick sind die Spielernamen: Merio Gätze, Mets Hammels und Jeremy Boetang warten auf euch.
Pro
- Mut zum originalen Erlebnis
- lustige deutsche Spielernamen
- online 1-gegen-1; offline gegen die KI
Kontra
- ein Witz von Übungsmodus
- Steuerungsübersicht, wo bist du?
- Optionen wie Spielzeit, Stadion, Rasen?
- schwammige Steuerung; nicht belegbar
- inkonsequente Ballphysik
- lächerliche Grätschraketen
- keine gelben/roten Karten
- keine Zeitlupen speichern, keine Wiederholungen
- absolute Steinzeitkulisse
- schreckliche Soundeffekte