MeiQ: Labyrinth of Death - Test, Rollenspiel, PS_Vita

MeiQ: Labyrinth of Death
12.09.2016, Jens Bischoff

Test: MeiQ: Labyrinth of Death

Turmerkundung in Reizwäsche

Compile Heart kennen Rollenspielfans vor allem als Schöpfer der parodistischen Neptunia-Reihe. Mit MeiQ: Labyrinth of Death haben die Japaner nun zusammen mit Idea Factory einen klassischen Dungeon-Crawler veröffentlicht, der vor allem durch den Kleidungsstil und Brustumfang seiner Protagonistinnen auffällt. Was das Handheld-Abenteuer darüber hinaus zu bieten hat, verrät der Test.

Der Heimatplanet von Estra hat aufgehört sich zu drehen und die Welt des Mädchens in ewige Nacht gehüllt, was immer mehr Monster aus ihren Löchern hervorlockt. Da dies vor Hunderten von Jahren schon einmal passiert ist, weiß man, was zu tun ist: Fünf auserwählte Maschinenmagierinnnen müssen sich den Prüfungen der Türme von Southern Cross stellen, um mit deren Segnungen das Federwerk des Planeten wie bei einer Uhr neu aufzuziehen und die Rotation so wieder in Kraft zu setzen.

Eine Welt steht still

Estra ist eine der fünf Auserwählten und folgt, gleich nach ihrer Ankunft in Southern Cross, pflichtbewusst ihrer Bestimmung. Ihre vier Konkurrentinnen machen sich ebenfalls daran, die nur für sie zugänglichen Türme der Stadt zu erklimmen, um möglichst als Erste wieder zurückzukehren und gefeiert zu werden.

Die Darstellung der weiblichen Charaktere ist oft sehr fragwürdig.
Da in den Gemäuern gefährliche Dämonen hausen, werden die, bestimmt aus triftigen Gründen nur spärlich bekleideten, Mädels von riesigen Metallwächtern eskortiert, die ihnen im Kampf zur Seite stehen.

Die Erkundung der verwinkelten Türme, die auch mit weitläufigen Freiluftpassagen aufwarten, erfolgt in klassischer Dungeon-Crawler-Manier aus der Ego-Perspektive. Die unmittelbare Umgebung wird dabei Schritt für Schritt kartografiert, Monsterbegegnungen per Zufallsgenerator initiiert. Die Häufigkeit hält sich glücklicherweise in Grenzen und lässt sich später wie auch die Stärke und Beute der Gegner mit entsprechenden Gegenständen zusätzlich regulieren.

Klassische Erkundung

Die Auseinandersetzungen selbst laufen rundenbasiert ab, wobei man immer nur einer Hälfte des aus Maschinenmagierin und Wächter bestehenden Gespanns Anweisungen geben kann.

Spielerisch wird klassische Dungeon-Crawler-Kost aus der Ego-Perspektive geboten.
Während Estra und ihre Gefährtinnen auch Zauber und Objekte einsetzen können, sind ihre Wächter reine Angriffs- und Verteidigungsmaschinen. Insgesamt können bis zu drei solcher Pärchen in die Schlacht geschickt werden.

Die schwächeren Magierinnen müssen bei ihren Aktionen allerdings aufpassen, nicht Opfer schwerer Gegentreffer zu werden. Auch regenerative Maßnahmen sind bei Mensch und Maschine meist unterschiedlich. Zudem gibt es keine Zugfolgenanzeige, um wichtige Unterstützungsaktionen genau zu planen. Das Wichtigste ist aber das Abwägen elementarer Stärken und Schwächen, was nicht nur Schäden, sondern auch Kombos maßgeblich beeinflusst.

Interessant ist auch das Modifizieren der Wächter mit unterschiedlichen Bauteilen. Neben Körperpanzern und Waffenarmen mit individuellen Attributen und Aktionsmöglichkeiten lassen sich auch magische Kerne implantieren, die von weiteren Leistungsschüben und Spezialfähigkeiten bis hin zu fulminanten Stakkatos aller verfügbaren Attacken reichen. Aber auch die Magierinnen können mithilfe spezieller Samen getunt werden.

Motivierende Bastelstunde

Das Besondere daran ist, dass damit einhergehende Verbesserungen zum Teil auch auf die jeweiligen Wächter übertragen werden. Selbst die Wahl einzelner Outfits beeinflusst die Stärke der gesamten Truppe.

Die metallischen Begleiter der Protagonistinnen lassen sich individuell modifizieren.
Dass fast alle der vorwiegend weiblichen Charaktere in Reizwäsche unterwegs sind, um ihre nur spärlich bedeckten Brüste zur Schau zu stellen, die man im Charaktermenü sogar via Touchscreen begrapschen kann, sorgt hingegen eher für Kopfschütteln - ebenso wie manche Dialoge.

Die englische Lokalisierung weist zudem ärgerliche Patzer und Ungereimtheiten auf, wobei manche Fehler wie Falschangaben im Monsterkompendium womöglich sogar aus dem Original stammen. Eine deutsche Übersetzung hat man sich hingegen gespart. Dafür kann jederzeit zwischen englischer Synchro und japanischem O-Ton gewählt und der Schwierigkeitsgrad angepasst werden.

Wer das Spiel beendet, kann sogar noch weitere Schwierigkeitsstufen freischalten und  bisherige Fortschritte übernehmen oder sich mit zusätzlichen Herausforderungen wie Gildenaufträgen, versteckten Portalen oder dem Eigenbau von Wächterbauteilen beschäftigen.

In den rundenbasierten Kämpfen agieren Maschinenmagierinnen und Metallwächter als Teams.
Der Umfang ist trotz der überschaubaren Anzahl an Schauplätzen ordentlich, auch wenn das spielerisch Gebotene maximal solide und die voyeuristische Inszenierung fragwürdig ist. Technisch wird ebenfalls nur antiquierte Standardkost serviert.

Einiges zu tun

Hinzu kommen viele kleine Ärgernisse wie das Fehlen von Besitzangaben beim Kauf von Shop-Gegenständen oder Herstellen von Wächterbauteilen, die Mehrfachverwendung gleicher Portalfarben für unterschiedliche Zielorte auf der leider nicht editierbaren Automap oder die fehlende Möglichkeit, Auswechslungen während eines Kampfes vorzunehmen. Immerhin kann man jederzeit den Spielstand sichern sowie mit zentralen Verbindungsportalen und Altären zügig von A nach B gelangen. Und wer draufgeht, wacht unversehrt am Busen der örtlichen Herbergszofe auf...

Fazit

Wer auf knapp bekleidete Anime-Mädels mit Ballonbrüsten steht, wird an der Charakterdarstellung in MeiQ: Labyrinth of Death vermutlich nichts auszusetzen haben, während sich andere peinlich berührt abwenden oder wie das australische USK-Pendant eine Alterseinstufung verweigern . Neutral betrachtet scheinen die per Touchscreen begrapschbaren Pixelkurven aber wohl am ehesten ein Mittel zu sein, um von den spielerischen und inhaltlichen Schwächen des bestenfalls mittelmäßigen Dungeon-Crawlers der Neptunia-Macher abzulenken. Die Story fängt mit ihrer in ewiger Nacht stehengebliebenen Aufziehwelt zwar interessant an, verliert sich aber viel zu schnell in albernen Konfrontationen und Katzenfetischen. Auf technischer Seite gibt es auch kaum Lichtblicke, während bei der englischen Lokalisierung geschlampt und eine deutsche Übersetzung erst gar nicht in Auftrag gegeben wurde. Das eigentliche Erkunden und Kartografieren der verwinkelten Gemäuer geht hingegen in Ordnung, das individuelle Modifizieren der Charaktere und ihrer stählernen Begleiter gefällt sogar. Und so werden Genrefans unterm Strich immer noch ausreichend unterhalten.

Pro

  • klassische Dungeon-Erkundung
  • individuelle Charakterpflege
  • modifizierbare Begleiter

Kontra

  • lahme Story
  • maue Technik
  • nicht lokalisiert

Wertung

PS_Vita

Mäßiger Dungeon-Crawler der Neptunia-Macher mit viel nackter Anime-Haut.