Ride 2 - Test, Rennspiel, PC, PlayStation4, XboxOne
Das italienische Studio Milestone hat sich nach all den Spielen rund um Superbikes, die MotoGP, MXGP und die WRC den Ruf erarbeitet, technisch nicht unbedingt auf der Höhe der Zeit zu sein, bei seiner Fließbandarbeit verstärkt auf Wiederverwertung zu setzen und bei der Präsentation auf Sparflamme zu kochen. Gleichzeitig sind die Entwickler aber auch bekannt dafür, ihre Rennspiele ordentlich mit Inhalten vollzustopfen und eine solide Fahrphysik zu bieten, die mit Abstufungen und Hilfen sowohl die Ansprüche von Anfängern als auch Zweirad-Profis zufriedenstellt. Tja, was soll ich sagen? Ride 2 bestätigt einmal mehr den Ruf der italienischen Motorrad-Spezialisten!
Bekannte Konstante
Nötige Tuning-Maßnahmen
Je nachdem, für welches Modell man sich am Anfang im Rahmen der gefühlt ewigen und von langen Ladezeiten geplagten Einrichtungsprozedur entschieden hat, wird man schnell feststellen, dass man ohne Verbesserungen nicht um den Sieg mitfahren kann. Ich war zu Beginn mit meiner gewählten Maschine chancenlos gegen die KI, obwohl sie nur auf den mittleren Schwierigkeitsgrad eingestellt war. Ein frustrierendes Erlebnis, das ich bereits im Vorgänger erleben durfte. Genau wie dort wird man sich übrigens auch hier wieder darüber ärgern, dass sich ein bis zwei Fahrer innerhalb kürzester Zeit vom restlichen Feld absetzen und damit die Balance beeinträchtigen bzw. das Gefühl vermitteln, kein Teil eines ausgeglichenen Starterfelds zu sein. Immerhin hat man durch die Angabe eines Leistungsindex jetzt endlich die Möglichkeit, sich schon im Vorfeld der Rennen über das Niveau der Konkurrenz zu informieren und mit entsprechenden Aufrüst-Maßnahmen zu reagieren. Gleichzeitig sind auch viele Veranstaltungen auf bestimmte Kategorien oder durch Leistungsgrenzen eingeschränkt. Wie man in der Praxis sieht, tragen diese Maßnahmen aber trotzdem nicht unbedingt zu einem einheitlichen Fahrerfeld bei. Die Folge: Man investiert massiv ins Tuning, um ganz vorne mitfahren zu können, ist dann aber schnell so überlegen, dass selbst die Ausreißer an der Spitze kein Problem mehr darstellen. Da man aber sowohl den Schwierigkeitsgrad der KI in fünf Stufen anpassen als auch den Anspruch der Fahrphysik erhöhen kann, findet man mit etwas Glück seine goldene Mitte. Allerdings steigt das KI-Niveau mit jeder Stufe relativ deutlich an und man ist entweder gezwungen, wieder einen Schritt zurück zu gehen oder sich etwas eingängiger mit dem Setup zu beschäftigen: Wie im Vorgänger darf man erneut die
Gangübersetzung anpassen oder an der Federung herumschrauben, um Härte, Vorspannung sowie die Druck- und Zugstufendämpfung nach eigenen Vorlieben in groben Schritten einzustellen.Jagd auf Ausreißer
Eine nette Ergänzung stellt das Team-Management dar: Dort legt man nicht nur einen eigenen Namen für seinen kleinen Rennstall fest, sondern darf auch einen Team-Kollegen einstellen und in speziellen Wettbewerben mit ihm gemeinsam um den Sieg kämpfen. Will man nicht nur eine lahme Krücke als Partner, muss man in die Einstellungen flotterer Piloten investieren: Dazu benötigt man so genannte Token, die man entweder durch das Meistern von (Online-)Herausforderungen oder unverhältnismäßig hohe Zahlungen aus dem Topf der Preisgelder erhält. Oder man macht es sich einfach und stellt einen Freund als Teamkollegen ein.
Teamwork
Denn die Tokens lassen sich auch an anderer Stelle investieren: Genau wie in Forza Horizon darf man hier ebenfalls Vorteile freischalten, darunter etwa höhere Preisgelder bei diversen Renntypen oder wenn man auf der Maschine eines bestimmten Herstellers sitzt. Darüber hinaus werden die finanziellen Belohnungen jetzt auch in Relation zu den verwendeten Fahrhilfen und dem Schwierigkeitsgrad gesetzt – etwas, was wir im Vorgänger noch vermisst haben. Schade dagegen, dass die Veranstaltungen weiterhin nur eine Aneinanderreihung von Einzelrennen darstellen. Ein klassisches Rennwochenende inklusive Qualifikation ist weder innerhalb der Karriere noch bei einzelnen Rennen möglich.
Kleine Auswahl an Mehrspieler-Modi
Fazit
Will man als Motorrad-Fan den Rausch der Geschwindigkeit und den Motorsport auf zwei Rädern auch am heimischen PC oder der Konsole erleben, muss man sich zwei Dingen bewusst sein: Zum einen führt kaum ein Weg an Milestone vorbei, denn das italienische Studio hat mittlerweile eine Art Monopolstellung in diesem Nischenbereich der Rennspiele für sich beansprucht. Zum anderen bedeutet das auch, dass man technisch nicht viel erwarten darf – vor allem auf den Konsolen fahren die Macher mit angestaubten Kulissen, durchschnittlichen Bildraten und einer mageren Präsentation dem aktuellen Stand der Technik konstant hinterher. Wer sich damit arrangieren kann, dürfte auch mit Ride 2 glücklich werden. Am Umfang gibt es mit zig Veranstaltungen und einer großen Auswahl an Motorrädern nichts zu meckern. Auch die gewohnt solide Fahrphysik sorgt zusammen mit den gebotenen Tuning-Maßnahmen und abwechslungsreichen Pisten für Freude auf dem Sattel. Schade nur, dass sie durch die schlecht ausbalancierten KI-Piloten, lange Ladezeiten und die mitunter merkwürdige Kollisionsabfrage wieder massiv getrübt wird. Dank kleiner Verbesserungen und zusätzlicher Schauplätze lässt Ride 2 seinen Vorgänger zwar hinter sich, ist aber mit seinen vielen Schwächen hinsichtlich Technik und Präsentation immer noch weit davon entfernt, Begeisterungsstürme auszulösen. Ride 2 ist eben wieder ein typisches (Motorrad-)Rennspiel von Milestone. Nicht mehr und nicht weniger.
Pro
- ansprechende Bike-Auswahl verschiedener Klassen und Epochen
- ordentliche Tuning-Optionen
- verschiedene Fahrphysik-Stufen und Hilfen
- anpassbares Setup
- sowohl Renn- als auch Stadt- und Landkurse...
- Strafsystem im Ansatz vorhanden...
- umfangreiche Karriere
- (optionale) Rückspulfunktion
- Wiederholungen und Fotomodus
- Online-Modus mit Meisterschaften
- Rennen am geteilten Bildschirm möglich
Kontra
- lange und häufige Ladeunterbrechungen
- meist kein ausgeglichenes Starterfeld
- keine klassischen Rennwochenenden möglich
- angestaubte Grafik
- ...aber insgesamt überschaubare Streckenauswahl
- ...aber mitunter inkonsequent umgesetzt
- Konkurrenzfähigkeit extrem stark vom gewählten Modell und Tuning abhängig
- z.T. seltsame Kollisionsabfrage
- keine wechselnden Witterungsbedingungen
- mitunter unaufmerksame Grobian-KI
- kein Tag-/Nachtwechsel
- kaum Unterschied zwischen trockener und nasser Fahrbahn
- keine Siegerehrungen
- mäßiger Fahrer-Editor
- wenig Optionen bei der Bike-Anpassung
- schwacher (und wiederholungsanfälliger) Soundtrack