PlayStation VR Worlds - Test, Sonstiges, PlayStation4, VirtualReality, PlayStationVR

PlayStation VR Worlds
13.10.2016, Michael Krosta

Test: PlayStation VR Worlds

Überteuerte Tech-Demos?

Pünktlich zum Start von PlayStation VR veröffentlicht Sony eine Kollektion von VR-Erfahrungen, mit der man die Faszination für die Technologie wecken und deren Potenzial demonstrieren möchte. Handelt es sich bei PlayStation VR Worlds nur um eine überteuerte Demo-Sammlung oder sind die fünf Abstecher in virtuelle Welten ihr Geld wert?

Fangen wir doch mit etwas Entspannung an: Bei Ocean Descent wird man in einem Haikäfig in die Tiefen des Meeres hinab gelassen, vorbei an wunderschönen Korallenriffen und umringt von diversen Fischsorten sowie anderem Getier, das schön nah an den Käfig heran schwimmt. Dank des Rundumblicks, der auch ein guter Beleg für die überzeugende Arbeit der Tracking-Sensoren auf der Rückseite aufweist, darf man den Abstieg in 360 Grad genießen. Gleichzeitig steht man mit der Boot-Crew in Funk-Kontakt, so dass man dem Erlebnis sogar noch einen kleinen Story-Rahmen in Form einer Schatzsuche spendiert hat. Als dramaturgisch wertvoll erweist sich der Weiße Hai, der gegen Ende auftaucht und nicht nur beeindruckend aussieht, sondern auch für zunehmendes Unbehagen sorgt. Spätestens wenn er die Tür des Käfigs heraus reißt und man den spitzen Zähnen hilflos ausgeliefert wird, verfolgt man die Bahn des Biests etwas panischer und mit einem leicht flauen Gefühl im Magen. Ocean Descent ist insgesamt eine nette, passive VR-Erfahrung, die vor allem grafisch mit der detaillierten Unterwasserwelt und schicken Lichteffekten überzeugt. Enttäuschend fallen dagegen die beiden weiteren Tauchgänge aus, handelt es sich dabei noch nur um verkürzte

Achtung, Hai-Alarm!


Abtauchen in die Tiefen des Meeres

In Scavengers Odyssey geht es vom kühlen Nass in den Weltraum: Dabei sitzt man im Cockpit eines Kampfroboters auf zwei Beinen, um sich einen Weg durch die Station zu bahnen, mit Sprungeinlagen durch den Weltraum zu hüpfen und eine biologische Bedrohung auszuschalten. Dabei steuert man den Scavenger direkt aus der Egoperspektive wie in einem gewöhnlichen Shooter. Zum Springen muss man die gewünschte Stelle für die Landung allerdings erst anvisieren und anschließend die Taste wieder loslassen. Aufgrund der automatischen Zielerfassung hält sich der Anspruch in Grenzen und auch ein versehentlicher Sprung in den tödlichen Abgrund ist praktisch ausgeschlossen. Es geht viel mehr um das Mittendrin-Erlebnis, das auch gut vermittelt wird. Gleichzeitig stellt es aber auch die VR-Verträglichkeit auf eine harte Probe: Der Roboter kann in der Schwerelosigkeit auch an schrägen Wänden entlang laufen oder einen Sprung dorthin wagen. Ich habe diese Rotationen und den hohen Grad an recht schnellen Bewegungen auf dem Bildschirm zwar ganz gut vertragen, kann mir aber vorstellen, dass es manchen Spielern bei solchen Szenen übel werden dürfte. Grafisch ist der Abstecher in den Weltraum weniger spektakulär als der Tauchgang – bei genauem Hinsehen fallen vor allem bei Felsformationen die groben Texturen auf. Doch das Gefühl, sich hinter dem Steuerknüppel zu befinden, wird überzeugend eingefangen und mit zwei recht großen Kapiteln geht auch der Umfang der Weltraum-Odyssee in Ordnung.

Varianten des ersten Abstiegs, in denen weder der Hai noch ein anderes Monster aus den Tiefen des Meeres auftaucht – schade.



Einschätzung:
gut

Ab in den Weltraum

The London Heist inszeniert eine kurze Gangster-Geschichte, in die man vor allem mit den Move-Controllern prima eintauchen kann.


Einschätzung: befriedigend

Eine kurze Gangster-Geschichte

The London Heist wurde nach ersten Spielerfahrungen auf Messen oft als das beeindruckendste Erlebnis mit Project Morpheus (damaliger Codename von PlayStation VR) bezeichnet. Innerhalb des Angebots von PlayStation VR Worlds stellt der interaktive Gangster-Minifilm rund um einen Diamantenraub in der britischen Hauptstadt ebenfalls einen Höhepunkt dar. Vor allem mit den Move-Controllern taucht man anhand der zahlreichen Interaktionsmöglichkeiten glaubwürdig in die Welt ein: Da steckt man sich u.a. Zigarren an, öffnet zielsicher das Zahlenschloss eines Safes, lässt ein intensives Verhör über sich ergehen oder liefert sich eine bleihaltige Verfolgungsjagd auf dem Highway, bei der man nicht nur ganz natürlich die Magazine nachlädt, sondern z.B. auch noch an den Reglern des Radios, der Lüftung oder mit Getränkedosen herumspielen kann. Verwendet man alternativ die Steuerung via DualShock-Controller leidet die Immersion dagegen spürbar – Move ist hier eindeutig die erste Wahl! Dazu erfreuen die digitalen Schauspieler mit einer überzeugenden Darstellung und aufwändig gestalteten Modellen.  Man wird tatsächlich Teil einer Gauner-Geschichte und fühlt sich mittendrin! Leider ist die gelungene Show bereits nach etwa einer halben Stunde vorbei, auch wenn eine Entscheidung am Ende zu einem zweiten Durchgang motiviert. Von allen Erlebnissen innerhalb der Sammlung veranschaulicht The London Heist am besten, welches Potenzial in VR hinsichtlich klassischer Spielelemente und Storytelling in Kombination mit der neuen Technologie steckt. Großes kleines VR-Kino!

Einschätzung: gut

Von ganz oben nach ganz unten: VR Luge markiert als vierte „Experience“ den Tiefpunkt innerhalb der Sammlung. Dabei klingt das Prinzip eigentlich recht aufregend, nur ein paar Zentimeter über dem Boden liegend auf dem Asphalt in einem Geschwindigkeitsrausch hinab zu düsen und gleichzeitig Hindernissen wie entgegenkommenden Fahrzeugen auszuweichen. Dumm nur, dass die Lenkbewegungen per Kopf hier so schlecht erfasst werden, dass man gar kein richtiges Gefühl für die Steuerung entwickeln kann und die Eingaben viel zu unpräzise umgesetzt werden. Was nützt eine Auswahl aus mehreren Abfahrten und eine Zeitenjagd auf die (Online-)Rangliste, wenn bei dem Erlebnis einfach kein Spaß aufkommen will? VR Luge kann man sich getrost sparen!

Im Rausch der Geschwindigkeit

Danger Ball macht als futuristische Variante von Air Hockey ordentlich Laune!




Einschätzung:
mangelhaft

Außenseiter als positive Überraschung

Danger Ball, der letzter Teil innerhalb der VR Worlds, erweist sich als positive Überraschung: Die futuristische Variante von Air Hockey, bei der man den „Puck“ mit Kopfbewegungen abwehrt und zum Gegner im Stil von Zinédine Zidane zurück schleudert, ist ein weiteres kleines Highlight der Sammlung. Dafür sorgt zum einen die präzise und flotte Steuerung, mit der man seinen „Schläger“ führt – die Bewegungen werden exzellent erfasst und ermöglichen sogar einen kleinen Drall und das Ausnutzen der Arena-Begrenzungen als Banden, wenn man die Kugel zurück zum Gegner befördert. Auf der Gegenseite warten ganz unterschiedliche Typen von Widersachern, die mit abstrakten Formen abgebildet werden. „Tornado“ verändert mit Windstößen z.B. die Flugbahn des Spielballs, während „Nitro“ sich blitzschnell bewegen kann und man den mächtigen „Koloss“ erst mit Treffern verkleinern muss, bevor man überhaupt eine Chance hat, ein Tor zu erzielen. Da werden auch Erinnerungen an den Amiga-Klassiker Shufflepuck Cafe wach. Kleines Detail am Rande: Während es sich beim Rest des Angebots hauptsächlich um reine „VR-Erfahrungen“ handelt, hat man bei Danger Ball am ehesten das Gefühl, ein richtiges Spiel zu spielen. Und das macht auch noch ordentlich Laune und ist durchaus anspruchsvoll! Zu schade, dass nicht auch Online-Duelle gegen andere Spieler angeboten werden.

Einschätzung: gut

Fazit

PlayStation VR Worlds eignet sich perfekt zum Zeigen und Erleben, was in VR steckt! Der Tauchgang sieht klasse aus und weckt ein Gefühl der Beklemmung, Scavengers Odyssey stellt mit vielen Rotationen sowie flotter Action die VR-Verträglichkeit auf die Probe und The London Heist ist ein kurzer, aber gelungener Diebstahl-Krimi zum Mitspielen, in dem vor allem die Move-Steuerung die natürliche Interaktion mit der Umgebung zelebriert. Nur der potenzielle Geschwindigkeits-Kick VR Luge bleibt aufgrund der miesen Steuerung ein lahmes Kapitel innerhalb der Sammlung, während Danger Ball als futuristische Variante des Air Hockeys überraschend viel Spaß macht und sich prima spielt. Aber zu welchem Preis? Mit knapp 50 Euro ist VR Worlds viel zu hoch angesetzt! Eigentlich hätte Sony die Scheibe zusammen mit der Demo-Disk seinem VR-Headset direkt kostenlos beilegen sollen, so wie es Nintendo bei der Wii und Wii Sports getan hat. Denn es ist und bleibt einfach nur eine Sammlung recht simplel gestrickter Tech-Demos, die zwar überwiegend gut funktionieren und damit eine super Werbung für VR darstellen, aber zusammen mit dem niedrigen Wiederspielwert sicher nicht einen derart hohen Verkaufspreis rechtfertigen. Dieser spielt zwar traditionell bei unseren Bewertungen keine Rolle, fällt in diesem Fall aber so negativ auf, dass es nicht unerwähnt bleiben darf.

Pro

  • mitunter großartige aktive und passive VR-Erlebnisse
  • überwiegend präzise Steuerung (Bewegung, Controller)...
  • teilweise sehr schicke Kulisse mit vielen Details
  • starke Immersion

Kontra

  • unverschämt hoher Verkaufspreis
  • ...außer beim enttäuschenden VR Luge
  • geringer Wiederspielwert
  • knapper Umfang

Wertung

PlayStation4

PlayStation VR Worlds ist eine nette, aber völlig überteuerte Sammlung von Tech-Demos, in denen das Potenzial der VR-Technologie bereits aufblitzt.

VirtualReality

PlayStation VR Worlds ist eine nette, aber völlig überteuerte Sammlung von Tech-Demos für die Möglichkeiten der VR-Technologie.

PlayStationVR

PlayStation VR Worlds ist eine nette, aber völlig überteuerte Sammlung von Tech-Demos für die Möglichkeiten der VR-Technologie.