Eagle Flight - Test, Simulation, PlayStation4, PlayStationVR, VirtualReality, OculusRift, PC, HTCVive

Eagle Flight
28.10.2016, Benjamin Schmädig

Test: Eagle Flight

Hase und Horst

“Adlerflug” ist doch mal ein erfrischend direkter Name! Denn genau darum geht's: wie ein Adler zu fliegen – durch ein von Menschen verlassenes Paris, dessen Ruinen Ranken erklommen und Bäume durchwachsen haben. Mir gefiel das Spiel schon, als es Ubisoft in experimenteller Form auf E3 und Gamescom vorgestellt hatte. Deshalb blieb im Test nur die Frage, ob Eagle Flight (ab 4,75€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) auch als komplettes Spiel funktioniert.

Das Konzept ist denkbar einfach: Wohin man blickt, dorthin fliegt man. Das haben selbst Videospiel-Neulinge auf Anhieb erfasst. Im Hand-, Verzeihung: Kopfumdrehen fliegt jeder an Schornsteinen vorbei, durch enge Gassen, umkurvt Notre Dame, rast den Eiffelturm hinauf oder Zentimeter über der Seine entlang.

Nicken und Neigen

Neigt man den Kopf zur Seite, dreht man zudem enge Kurven. So bleibt der Kopf stets nach vorne gerichtet – Eagle Flight ist vor allem für Solisten ein sehr angenehmer Ausflug in die Virtual Reality im Sitzen. Während man dabei ähnlich wie in Eve: Valkyrie nicht anhalten kann, verringert man die Geschwindigkeit durch Ziehen der linken Schultertaste und erhöht sie durch Halten der rechten.

Das Spiel ist nicht nur für Einzelspieler gedacht. Allerdings findet man als solcher eine große Anzahl an Herausforderungen im Story-Modus. Der wird seinem Namen zwar nur eingeschränkt gerecht, wenn ein Erzähler hin und wieder beschreibt, wie man als Adler in dem wohl postapokalyptischen Paris Fische fängt oder sein Revier gegen

Das verlassene Paris ist eine technisch einfache, aber sehr ansehnliche Kulisse.
Geier verteidigt. Das Erfüllen der zahlreichen Herausforderungen nimmt allerdings einige Stunden in Anspruch und wer die Bestzeiten anderer Spieler schlagen will, verbringt schnell sehr viel Zeit in diesem Modus!

Geistervögel

Zunächst gibt es ja nur wenige Aufgaben in der Nähe des Stadtzentrums, doch nach und nach erhält man weitere im gesamten Gebiet. Mal muss man durch eine Reihe von Ringen fliegen, wobei man einen Geschwindigkeitsschub erhält, falls man genau die Mitte erwischt. Mal durchquert man mit Hindernissen gespickte Ruinen oder Tunnel, in denen enge Abkürzungen schneller ans Ziel führen. Und mal muss man so schnell wie möglich feindliche Vögel vom Himmel holen – mit einem faktisch unsinnigen, spielerisch aber notwendigem Adlerschrei, der wie ein langsames Geschoss in die beim Abschuss gewählte Blickrichtung fliegt. In Abhängigkeit von der Zeit, die man zum Erledigen einer Aufgabe benötigt, erhält man bis zu drei Sterne und eine verschiedene Anzahl Sterne ermöglicht den Zugang zu weiteren, besonders anspruchsvollen Herausforderungen.

Ich war überrascht, wie lange ich mich mit diesen Herausforderungen beschäftigt habe! Dank der präzisen Steuerung und der Möglichkeit die „Geisteradler“ anderer Spieler anzuzeigen, hatte ich mich ratzfatz in den Ranglisten verbissen und nicht locker gelassen, bis ich zumindest in einigen an der Spitze stand.

Das ist momentan allerdings auch nicht besonders schwierig, denn zur Zeit scheinen nur wenige Adler unterwegs zu sein – was in der Mehrspieler-Jagd nach Beute allerdings ein Problem ist. Ich habe bis heute jedenfalls an keiner Partie teilgenommen, die mit zwei Teams zu je drei Spielern besetzt war: Meist trägt man Duelle aus, am Abend entstehen schon mal Matches mit insgesamt vier Teilnehmern. Weil das Matchmaking jeden nehmen muss, der überhaupt mitspielen will, treffen deshalb oft Anfänger auf Experten, was für niemanden ein besonders großer Spaß sein dürfte.

Zum Fressen gern

Das ist umso bedauerlicher, da der Online-Wettstreit sehr gelungen ist. Immerhin entstehen spannende Verfolgungsjagden, wenn sich zunächst beide Teams auf die irgendwo in Paris markierte Beute stürzen – am besten mit durchdachter Aufteilung in einen Beuteträger und mindestens einen Verteidiger, der Angreifer fernhält. Die Beute muss anschließend in den ebenfalls markierten Horst geflogen werden. Es gewinnt das Team, das zum Abschluss der Spielzeit die meisten toten Hasen nach Hause gebracht hat.

Im Mittelpunkt stehen Verfolgungsjagden zwischen zweimal drei Spielern.

Erfahrene Spieler nutzen ihren Schrei-Schuss dabei sehr effektiv und so ist es am besten, im Schutz der Ruinen Zickzack durch Straßen und Häuser zu fliegen. Das ist an sich schon aufregend und wird spätestens dann zum packenden Showdown, wenn man einen Gegner im Nacken spürt. Dank der gelungenen Gestaltung der Stadt findet man dabei praktisch immer einen Weg selbst durch engste Pässe...

So viele Spieler kommen derzeit sowohl auf PC als auch auf PS4 selten zusammen.

… und trotzdem fällt es guten Adlern zu leicht, einen Gegner abzuschießen. Zum einen werden Feinde selbst unter Bäumen deutlich markiert und zum anderen muss man nicht allzu präzise zielen, um einen Gegner vom Himmel zu holen. Herkömmliches Ballern steht damit mehr im Vordergrund, als es für mein Gefühl sollte. Ein Schild verhindert zwar, dass jeder Treffer zu einem Abschuss führt, doch das ändert an der grundlegenden Tendenz nichts. Lieber wäre mir, wenn Verfolger etwas schneller wären, aber nicht schießen könnten – der Beuteträger (durch den Hasen immerhin schwerer unterwegs) ihnen also nur durch geschicktes Fliegen entkommen müsste.

Vögel sprechen nicht

Gut wäre außerdem, wenn das Teamspiel Absprachen per Sprach-Chat erlauben würde. So fehlt der Jagd leider die Präzision, die gute Multiplayer-Partien auszeichnet. Und obwohl man sich per Knopfdruck frei umschaut, während man weiter geradeaus fliegt, kann man in diesen Momenten anders als in z.B. Eve: Valkyrie die Flugrichtung nicht ändern - ganz so intuitiv wie ein echter Alder streift man daher nie durch die Luft.

Fazit

Trotz der manchmal fehlenden Übersicht, weil Richtungswechsel immer an eine Kopfbewegung gebunden sind, und einer zu starken Ausrichtung auf gewöhnlichen Schusswechseln ist die Mehrspieler-Jagd nach toten Hasen der spannende Kern des inhaltlich überschaubaren, spielerisch aber sehr motivierenden Virtual-Reality-Abenteuers. Denn weil das Konzept so einfach und die Fortbewegung durch Bewegen des Kopfes so eingängig ist, gehen die rasanten Verfolgungsjagden in den Ruinen des von Menschen verlassenen Paris schnell in Fleisch und Blut über. Überrascht war ich von den Herausforderungen an Solisten: Der Kampf um gute Platzierungen in den Ranglisten hat mich lange ans Headset gefesselt, während ich im freien Spiel die entspannte Suche nach Federn oder das Fangen von Fischen genieße. Den Traum vom Fliegen habe ich ehrlich gesagt nie geträumt – dank Eagle Flight verstehe ich jetzt aber, warum es ihn gibt.

Pro

  • intuitive Steuerung durch Ändern der Blickrichtung und Neigen des Kopfes
  • grafisch einfaches, aber idyllisches, vermutlich postapokalyptisches Paris
  • anspruchsvolle Herausforderungen für Solisten
  • motivierende Ranglisten für alle Herausforderungen
  • spannende Mehrspieler-Jagd nach Beute

Kontra

  • Fokus im Multiplayer liegt zu sehr auf Treffen und Ausweichen statt geschicktem Parcour-Fliegen
  • kein Sprach-Chat
  • manchmal fehlende Übersicht, da ändern der Flugrichtung immer an Kopfbewegung gebunden ist

Wertung

PlayStation4

Einfaches, aber sowohl einzeln als auch online spannendes Fliegen in einem von Menschen verlassenen Paris.

PlayStationVR

Einfaches, aber sowohl einzeln als auch online spannendes Fliegen in einem von Menschen verlassenen Paris.

VirtualReality

Einfaches, aber sowohl einzeln als auch online spannendes Fliegen in einem von Menschen verlassenen Paris.

OculusRift

Einfaches, aber sowohl einzeln als auch online spannendes Fliegen in einem von Menschen verlassenen Paris.

PC

Einfaches, aber sowohl einzeln als auch online spannendes Fliegen in einem von Menschen verlassenen Paris.