8-Bit Hordes - Test, Taktik & Strategie, PlayStation4, PC, XboxOne

8-Bit Hordes
19.09.2016, Marcel Kleffmann

Test: 8-Bit Hordes

8-Bit-Reskin mit Allianz und Horde

Nach der Command-&-Conquer-Hommage 8-Bit Armies macht Petroglyph mit 8-Bit Hordes (ab 7,99€ bei kaufen) weiter. Nur vier Monate nach dem Erstling steht ein weiteres Echtzeit-Strategiespiel im Klötzchen-Look bereit, das diesmal an WarCraft angelehnt ist. Sind die 8-Bit-Horden nur ein übereilter Schnellschuss - quasi ein Reskin - oder können sie als eigenständiger Titel überzeugen?

Im Prinzip ist 8-Bit Hordes ein erweitertes "Reskin" von 8-Bit Armies - also eine eigenständige Erweiterung, die vom Start weg zwei Fraktionen bietet. Bei 8-Bit Armies folgte die zweite Fraktion erst später als Update. Diesmal kämpfen die dunklen Orks und ihre Deathsworn-Verbündeten (Totgeschworene) gegen die Lightbringer (Lichtbringer) bestehend aus Menschen, Zwergen und Elfen. Auf dem Schlachtfeld begegnen sich also Ork-Krieger, Schurken, Skelett-Bogenschützen, Katapulte, Drachen, Zyklopen, Schamanen auf der einen Seite und Paladine, Pikeniere, Hexen, Elementarwesen, Treants (Ents), Ballisten und Phönixe auf der Gegenseite. Ja, das klingt sehr nach WarCraft 2 und Konsorten.

Diesmal mit Fantasy

Wirklich unterschiedlich spielen sich die beiden Fraktionen nicht, da sie im Prinzip über ähnlich ausgelegte Einheitentypen verfügen, die sogar ähnlich teuer sind und mal etwas früher oder später zur Verfügung stehen. An die Fraktionsunterschiede von StarCraft, WarCraft 3 oder Universe at War reicht das Spiel längst nicht heran. Interessant ist allerdings, dass die Armeen aus 8-Bit Hordes auch gegen die Fraktionen aus 8-Bit Armies antreten können.

MG-Jeeps und Drachen? 8-Bit Hordes und 8-Bit Armies sind verbunden. Spielt man eine Karte aus 8-Bit Armies mit einer Fraktion aus 8-Bit Hordes, erhält man in Kisten auch futuristische Truppen.
So kann es vorkommen, dass Drachen gegen Helikopter und Zauberer gegen Panzer antreten. Und wenn man auf Karten von 8-Bit Armies spielt und Kisten öffnet, können die Horden mit modernen Einheiten ergänzt werden.

Da 8-Bit Hordes praktisch auf 8-Bit Armies basiert, orientiert sich die Spielweise sehr stark an dem im April 2016 veröffentlichten Titel. Es ist und bleibt Fast-Food-Echtzeit-Strategie. Die Basis ist schnell aufgebaut, die einzige Ressource (Gold) beschaffen im Eiltempo fahrende Loren und anstelle von Energie (Kraftwerke) gibt es ein Einheitenlimit, das mit Bauernhöfen erweitert wird. Truppen und Gebäude werden mit der gewohnten C&C-typischen seitlichen Bauleiste gebaut bzw. rekrutiert.

Rasante Gefechte, wenig Taktiktiefe

Mit den hordenweise produzierten Einheiten entbrennen nach wenigen Minuten die ersten Gefechte, die wiederum auf dem Schere-Stein-Papier-Prinzip beruhen. Die Stärken und Schwächen werden im Texttafel-Tutorial anschaulich darstellt. Trotz einiger fortgeschrittener Bauwerke läuft vieles auf simple Rush- oder Massenschlachten hinaus. Allzu großen strategischen Tiefgang sollte man nicht erwarten. Es dreht sich alles um rasante Gefechte in kürzester Zeit. Baut man mehrere Produktionsstätten einer Art, z.B. mehrere Werkstätten, wird die Produktionskraft pro Einheit lediglich gesteigert. So beschleunigt man also den Bau von Katapulten oder Zyklopen. Die Aufladezeit der Superwaffen (Blizzard oder Heiliger Pfeil) lässt sich durch multiple Bauwerke ebenso reduzieren.

Schere-Stein-Papier: Leichter Schaden ist gut gegen leichte Panzerung, schlecht gegen schwere Panzerung und neutral gegen Luftpanzerung.

Während die Gefechte eher seicht sind, kann 8-Bit Hordes zumindest in Sachen Umfang überzeugen, da 24 Kampagnenmissionen, zwölf Co-op-Missionen und zehn Mehrspieler-/Scharmützel-Karten für bis zu acht Spieler geboten werden - plus Community-Maps. Die Missionen der Kampagne werden wie bei 8-Bit Armies mithilfe von Texttafeln lose verbunden (Ork-Invasion der Menschenwelt), funktionieren praktisch genauso wie beim Vorgänger und erfordern in der Regel die Zerstörung der gegnerischen Basis bzw. bestimmter Einheiten oder das Überleben. Jede Mission hat eine Hauptaufgabe und zwei (herausforderndere) Bonusziele - meist ein Zeitlimit für eine Aufgabe, eine Einheitenbeschränkung oder ähnliches. Schließt man die Bonusziele ab, erhält man zusätzliche Ressourcen, Truppen oder Gebäude für alle weiteren Missionen, was den Einstieg bei den nächsten Missionen vereinfacht. Mit den abgeschlossenen Hauptmissionen werden normalerweise neue Gebäude oder Einheitenarten freigeschaltet - alles wie bei 8-Bit Armies. Diese Freischaltungen und Boni können kurzfristig motivieren, aber so richtig fesseln kann die Kampagne nicht, weil die Story mau, die Inszenierung äußerst simpel und Überraschungen eigentlich nicht vorhanden sind. Als Nebenbei-Beschäftigung taugen die Feldzüge schon. Das Dutzend Koop-Missionen funktioniert nach dem gleichen Schema, ist diesmal jedoch besser ausbalanciert.

Ordentlicher Umfang

Fazit

8-Bit Hordes ist im Prinzip nur ein "Reskin" von 8-Bit Armies mit zwei neuen Fraktionen und Kampagnen. Wie schon bei 8-Bit Armies verbergen sich hinter der putzigen Voxelkulisse actiongeladene Gefechte, die ideal für eine schnelle Echtzeit-Schlacht zwischendurch sind - nicht mehr und nicht weniger. Die Gefechte sind nett anzuschauen, jedoch fällt nach wenigen Partien auf, dass es den turbulenten Schlachten an Vielfalt, Abwechslung und Tiefe fehlt. In der Regel läuft alles auf Rush-Taktiken oder simple Massenschlachten hinaus. Einheiten mit Spezialfähigkeiten, Helden, ein Erfahrungssystem, Upgrades etc. fehlen. Dafür ist zumindest der Umfang mit zwei Kampagnen inkl. Fortschrittssystem plus Story in Textform, einem Dutzend Koop-Missionen und Multiplayer-Gefechten schon ganz ordentlich. Auch die Möglichkeit, mit bzw. gegen die Fraktionen aus 8-Bit Armies zu kämpfen, ist ganz witzig, dennoch täuscht diese Option nicht darüber hinweg, dass Petroglyph die beiden neuen Fraktionen plus Kampagnen auch als Erweiterungen für 8-Bit Armies hätte veröffentlichen können. Als eigenständiges Produkt ist 8-Bit Hordes durch den größeren Umfang und die verbesserte technische Grundlage etwas besser als der Vorgänger, aber noch weit von einem guten Spiel entfernt.

Pro

  • Hommage an WarCraft mit zwei Fraktionen
  • rasante, zugängliche und actionreiche Schlachten
  • Freischaltmechanik in der Kampagne und Bonusziele
  • guter Umfang
  • meist ordentlich agierender, aggressiver Computergegner
  • putzige Klötzchenoptik
  • Kombination mit 8-Bit Armies

Kontra

  • Fraktion unterscheiden sich kaum
  • oftmals führen Rush-Taktiken oder Massenschlachten zum Sieg
  • wenig Taktiktiefe und einseitige Kämpfe
  • Kampagne: kaum Story, keine geskripteten Ereignisse, keine Charaktere
  • unfertige deutsche Übersetzung
  • teilweise zu passiv wirkende Einheiten

Wertung

PC

Rasante und launige Echtzeit-Strategie-Schlachten mit wenig Abwechslung und taktischen Möglichkeiten.