Superdimension Neptune Vs SEGA Hard Girls - Test, Rollenspiel, PS_Vita, PC

Superdimension Neptune Vs SEGA Hard Girls
21.10.2016, Jens Bischoff

Test: Superdimension Neptune Vs SEGA Hard Girls

Zu Besuch bei Mega Drive, Dreamcast & Co.

Mit  Superdimension Neptune Vs SEGA Hard Girls (ab 15,11€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) schicken einen Compile Heart, Felistella und Idea Factory auf eine parodistische Zeitreise durch SEGAs Konsolen-Vergangenheit - vom Mega Drive bis zur Dreamcast. Ob sich der Nostalgie-Trip lohnt, verrät der Test.

Auf ihrem Weg zur größten und ältesten Bibliothek der Welt trifft IF auf die vom Himmel gefallene Segami, die ihr Gedächtnis verloren zu haben scheint. Auch Bibliothekarin Histoire weiß nicht, was es mit der mysteriösen Unbekannten auf sich hat.

Segami kämpft gegen eine Manipulationen der Geschichtsbücher und ihre Amnesie an.
Für Nachforschungen bleibt aber auch gar nicht viel Zeit, da gerade viel dringlichere Probleme anliegen und wichtige Teile der Vergangenheit für immer aus den Geschichtsbüchern zu verschwinden drohen. Wer auch immer hinter den Manipulationen steckt, muss aufgehalten werden.

Historische Auflösungserscheinungen

Und so begeben sich IF und Segami unter Histoires Leitung auf eine Reise durch die Zeit, um entstandene Lücken zu schließen und Fehler zu eliminieren. Dass dabei keine welthistorischen Ereignisse auf dem Plan stehen, dürfte klar sein. Es geht wie immer um die Welt der Videospiele, dieses Mal vor allem die mit SEGA-Bezug. So trifft man auf Fleisch gewordene Konsolen wie Mega Drive, Game Gear, Saturn und Dreamcast, die mit vertrauten Serienstars wie Neptune, Nepgear, Plutia und Uzume im Clinch liegen.

Um einen Konsolenkrieg zu verhindern, muss Überzeugungsarbeit geleistet werden - teils an der Basis, teils mit Gewalt. Egal, ob Spiele-Industrie, Technik-Hype oder Geek-Kultur - jeder bekommt sein Fett weg.

In der veränderten Vergangenheit, die es mit allen Mitteln zu korrigieren gilt, kämpfen Stars der Neptunia-Reihe gegen personifizierte SEGA-Konsolen wie Mega Drive, Dreamcast oder Saturn.
Auch mit Selbstironie wird nicht gegeizt, kommt Neptune doch bei ihrem eigenen Serienwirrwarr kaum noch mit, während Unzulänglichkeiten beim Spielverlauf moniert werden, über Spoiler und Bosskämpfe diskutiert oder um die Protagonistenrolle ständig gewetteifert wird. Besonders bissig sind die Parodien und Anspielungen zwar nicht, amüsant aber allemal.

Drohender Konsolenkrieg

Schade nur, dass nach wie vor kein Geld für eine deutsche Lokalisierung vorhanden scheint. Auch die wahlweise englische oder japanische Sprachausgabe erklingt nicht durchgehend. Ansonsten leisten die Sprecher aber gewohnt gute Arbeit und auch am anpassungsfähigen Soundtrack gibt’s nichts zu meckern. Dass man allerdings nur Zeitreisen in die Mega-Drive-, Game-Gear-, Saturn- und Dreamcast-Epochen, nicht aber in die Master-System-Ära unternehmen kann, dürfte echte SEGA-Fans ziemlich enttäuschen.

Doch egal, in welche Zeit man reist, die wenigen und sehr kompakten Schauplätze verändern sich kaum. So rennt man immer wieder durch von SEGA-Titeln inspirierte Mini-Dungeons wie den Virtua Forest, die Afburner Lava Tube oder die Gold Axe Ravine, um bestimmte Gegner zu plätten, Objekte zu ergattern und Ereignisse zu beäugen. Der quest-basierte Spielverlauf bietet allerlei obligatorische und freiwillige Aufgaben an, denen man sich in weitestgehend beliebiger Folge und Zusammensetzung widmen kann.

Auf den Schlachtfeldern können Kristalle gesammelt und Spezialmodi aktiviert werden.
Allerdings ist jeder Einsatz nur eine bestimmte Anzahl an Tagen verfügbar und der Tagesvorrat nimmt mit jeder absolvierten Mission ab. Das führt immer wieder zum Verlust von Aufgaben, die den eigentlichen Gegner im Kampf um die Vergangenheit stärken.

Ewiger Kreislauf

Sind keine Aufgaben mehr übrig, kommt es zum unausweichlichen Duell und zur unvermeidlichen Niederlage. Auf die folgt ein Neuanfang, bei dem alle verpassten Aufgaben wieder am Start sind, um immer tiefer in die Geschichte vorzudringen und möglichst stärker als der Gegenspieler daraus hervorzugehen. Ein Konzept, das an sich nicht verwerflich ist, in Anbetracht des vergleichsweise überschaubaren Spielumfangs und auch sonst schon sehr wiederholungsanfälligen Spielverlaufs aber stark nach künstlicher Streckung schmeckt. Auch das Leveldesign ist trotz Kriech- und Klettereinlagen sowie gelungener Sammelreize wenig berauschend, die gelegentlichen Sprungpassagen unnötig hakelig.

Das rundenbasierte Kampfsystem mit einzuteilender Aktionsenergie macht hingegen eine gute Figur. Man kann sich mit gut getimten Attacken vor Kampfbeginn Startvorteile sichern, Aktionen dank dynamischer Zugfolgenvorschau exakt zwischen den bis zu vier Kampfteilnehmerinnen planen und durch das Einsammeln von Kristallen nebenbei verlorene Energien zurückgewinnen.

Je nach gewählter Formation und erreichter Beziehungsstufe lassen sich Angriffe durch Gruppeneffekte und Unterstützungsaktionen gezielt verstärken.
Und wer genug Spezialenergie gesammelt und den so genannten Fiebermodus aktiviert hat, kann den Gegner vorübergehend sogar ganz aus der Zugfolge kicken und mit besonders verheerenden Manövern malträtieren. Zudem lernt man immer wieder neue Formationen kennen, die nicht nur wichtig fürs Stellungsspiel sind, sondern auch spezielle Gruppenboni bewirken und Partneraktionen ermöglichen.

Zug um Zug

Auch serientypische Transformationen sind möglich, während Gegner durch sich andeutenden Virenbefall mutieren und sich untereinander anstecken können. Die Hege und Pflege der bis zu zehnköpfigen Gruppe mit individueller Klassen-, Ausrüstungs- und Fertigkeitenwahl macht ebenfalls Laune. Und per New-Game-Plus-Modus kann man seine Truppe auch noch weiter optimieren und versuchen weitere Spielenden und Erfolge zu erreichen. Eine nette Idee ist auch das Freischalten optionaler Spielanpassungen, die von kleinen Grafikspielereien über Spezialgegner und Kampferleichterungen bis hin zu fragwürdigen Kameraoptionen, um den Heldinnen unter die Röcke zu schauen, reichen - Japan eben...

Fazit

Im jüngsten Neptunia-Abenteuer begleitet man IF und Seriendebütantin Segami auf einer Zeitreise durch SEGAs Konsolen-Vergangenheit, um die aus den Fugen geratene Geschichtsschreibung über Mega Drive, Dreamcast und Co. wieder in Ordnung zu bringen. Neben dem typischen Humor der Reihe mit seinen amüsanten Querelen und Seitenhieben auf die Spiele-Industrie wird aber auch viel Recycling betrieben, da einen der Feldzug gegen das Verschwinden der Vergangenheit immer wieder dieselben Schauplätze und Situationen vor Augen führt. Angesichts des vergleichsweise überschaubaren Umfangs schmecken solche Wiederholungen natürlich doppelt bitter. Die dynamischen Rundenkämpfe sowie das immer facettenreichere Formationssystem gefallen hingegen besser denn je. Auch Charakterpflege, Sammelaufgaben und das Freischalten immer neuer Spielanpassungen hält bei Laune. Nach dem öden MegaTagmension ist Superdimension geradezu ein Segen, auch wenn letztendlich mehr drin gewesen wäre und einer SEGA-Zeitreise ohne Master-System-Ära einfach etwas Entscheidendes fehlt...

Pro

  • humorvolle Inszenierung
  • interessantes Kampf- & Formationssystem
  • motivierende Sammel- & Upgrade-Reize

Kontra

  • repetitiver Spielverlauf
  • durchwachsenes Leveldesign
  • nicht lokalisiert

Wertung

PS_Vita

Unterhaltsame, aber auch nicht gerade umfangreiche sowie repetitive Zeitreise durch SEGAs Konsolen-Vergangenheit.