DragonBall Xenoverse 2 - Test, Prügeln & Kämpfen, Stadia, Switch, PlayStation4, PC, XboxOne

DragonBall Xenoverse 2
28.10.2016, Jan Wöbbeking

Test: DragonBall Xenoverse 2

Zurück auf Zeit-Patrouille

Entwickler Dimps und Bandai Namco gehen langsam die Ideen aus: In Dragonball Xenoverse 2 (ab 17,99€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) geht es erneut auf Zeitpatrouille in die Seriengeschichte. Erneut pfuschen einige Schurken im Lauf der Vergangenheit herum, also greift der Spieler Son Goku und seinen Freunden mit einer selbsterstellten Figur unter die Arme. Reicht das, um erneut die Fans zum Kauf zu verleiten?

Der Start des Spiels wirkt tatsächlich wie ein Déjà-vu: Wieder erstellt man sich einen eigenen Krieger und stürzt sich zum Teil in aus dem Vorgänger bekannte Schlachten wie dem öden Bosskampf gegen Nappa und Vegeta, die in Weraffenform durch die Wüste wüten. Die ebenso riesigen wie debilen Primaten bleiben einfach an Felsen hängen und lassen sich daher kinderleicht austricksen. Allgemein wurde der Schwierigkeitsgrad in den ersten Stunden viel zu niedrig angesetzt. Auch die sperrige Menüführung, lange Ladezeiten oder die überdreht-kitschige Musik stellen die Nerven zu Beginn auf eine harte Probe. Die Lautstärke des Marschmusik- und Gitarrenriff-Gedudels lässt sich aber immerhin herunter regeln. Auch grafisch fühlt man sich wie in die Vergangenheit versetzt: So stellt sich Dimps also eine zeitgemäße Darstellung der martialischen Dragonball-Schlachten vor?

Altbekannte Duelle

Die Probleme der nervösen Kamera und beim Aufschalten von Gegnern stören deutlich seltener als früher.
Zugegeben, die dreidimensionalen Comic-Figuren vermitteln das Design der Vorbilder ordentlich. Wenn man bedenkt, wie ausgewalzt in den Mangas und Animes die Zerbröselung ganzer Landstriche oder Planeten zelebriert wurde, wirkt die Umsetzung im Spiel aber reichlich zahm. Wieder einmal lassen sich die Arenen nur minimal zerstören – und die entsprechenden Trümmer verschwinden schon nach wenigen Sekunden. Wenn man kurz zuvor im zerberstenden Terrain eines Battlefield 1 unterwegs war, wirkt das Gebotene hier wie ein Armutszeugnis. Auch die winzigen Schrammen und Blessuren erinnern eher an ein Zugeständnis für die USK12-Einstufung als an die blutüberströmten, teils arg mitgenommenen Körper des Vorbilds. Der brave Grundtenor wird auch in den Dialogen spürbar: Falls es einmal bissige oder pubertäre Anspielungen gab, haben sie es zumindest nicht in die deutschen Texte und Untertitel geschafft (bei der Sprachausgabe darf man übrigens wieder zwischen Englisch und Japanisch wechseln).

Stattdessen weihen die beiden Kaioshins, welche die Zeit-Patrouille beaufsichtigen, ihren neuen Rekruten relativ nüchtern in die Geschehnisse ein. Turles ist einer der letzten verbleibenden Sayajin und will sich offenbar an Son-Goku rächen. Zusammen mit Towa und dem Dämonenarmee-Anführer Slug pfuschen die Übeltäter in der Zeitlinie der Dragonball-Seriengeschichte herum, indem sie in legendäre Kämpfe eingreifen und sie für sich entscheiden. Also teleportiert sich auch der vom Spieler angelegte Zeitkrieger in die Vergangenheit, um im Kampf mitzumischen und die Kräfteverhältnisse gerade zu biegen.

Auf in die Vergangenheit

Doppelt hält besser: Oft kämpfen Grüppchen gegeneinander oder man tritt gegen ein ganzes Rudel Pflanzenmänner an.
Meist tritt man Seite an Seite mit Helden wie Kuririn, Piccolo & Co Gegen ein Grüppchen Schurken an, um ihnen mit schnellen Kombos und Energiegeschossen eine Abreibung zu verpassen. Das Aufgebot fällt mit 68 Figuren erfreulich üppig aus. Manchmal führt der Weg zwischendurch per Portal in eine andere Arena oder man muss bestimmte Aufgaben wie die Ablenkung eines Schurken erfüllen. Meist bleibt es aber beim gleichen, vor allem zu Beginn monotonen Trott. Man fertigt Gegnergrüppchen nach Gegnergrüppchen ab, darunter z.B. das albern auftretende Ginyu-Kommando, dessen Krieger auch schon mal ihren Körper mit dem eines Mitstreiters tauschen und so immerhin für etwas Abwechslung sorgen. Ab und zu wird auch die typische Suche nach Dragonballs eingestreut, die nach wie vor zu den öderen Missionen zählt.

Wenn man sich erst einmal durch die zähen, viel zu leichten ersten Stunden der Story-Missionen geackert hat, kommen ähnlich wie im Vorgänger die Stärken des Spiels zum Vorschein. Aggressivere Naturen wie Freezer oder Cooler lassen sich schon nicht mehr ganz so leicht mit Energiegeschossen auf Abstand halten und gehen etwas vielseitiger auf Tuchfühlung. Daher kann das erfreulich eigenständige Kampfsystem später besser seine Stärken ausspielen. Dank der großen Arenen fühlt sich das blitzschnelle Prügeln und Schießen ganz anders an als bei der Konkurrenz. Die schnellen Kombos lassen sich noch am ehesten mit Killer Instinct vergleichen. Davon abgesehen geht das Spiel aber seinen eigenen Weg: Die Schlagserien sind bewusst einfacher gehalten. Statt dem Einüben komplexer Knopfkombinationen kommt es eher darauf an, die zur Situation passenden Attacken und das Terrain zu nutzen. Man fliegt durch die Luft, düst um die Felsnadeln, betäubt den Gegner mit einem schnellen Vorstoß und setzt idealerweise mit ein paar Kombos und/oder starken Energieprojektilen nach.

Steigerung im zweiten Akt

Von hier aus geht es auf Zeitreise.
Für etwas Abwechslung im Trott sorgen z.B. die neuen Expert-Missionen, in denen Bosse andere Attacken anwenden: Darin muss man zwischendurch Partner aus der Hypnose oder einer anderen Dimension befreien. Oder man wehrt einen sich aufstauenden gigantischen Ki-Blast ab, bevor er sich entfalten und verheerenden Schaden anrichten kann. Mit der Ki-Energie werden übrigens auch Spezial-Attacken ausgeführt, die sich unkompliziert mit Hilfe der Trigger aktivieren lassen.

Für etwas Zusatzmotivation sorgt der Umstand, dass man die Attribute des Kriegers im Rollenspiel-Stil aufpäppelt. Mit der Hilfe rekrutierter Trainer erlernt man neue Spezial-Attacken, mit denen man danach im Move-Set schön experimentieren kann. Mal bugsiert man den Widersacher wie einen Volleyball durch die Arena, später schädigt man ihn im angeschlagenen Zustand mit einem Kame-Hame-Ha oder einer langsamen Destructo-Disk. Je nach gewählter Alien-Art (oder Mensch) halten die Auftraggeber der Nebenmissionen größere Belohnungen bereit. Beim Design des intergalaktischen Helden hat man allerdings keine vollständige Kunstfreiheit, denn die Klamotten wirken sich auch ein wenig auf die Charakterwerte aus. In der gewachsenen Oberwelt klappert man Trainer ab, macht sie zum Lehrmeister und erfüllt diverse Nebenmissionen wie das Füttern des kugelrunden Majin Boo, damit er sich eine Familienidylle aufbauen kann. Andere Nebenquests wie die Beschützung bekannter Schauplätze ähneln leider stark den Storymissionen.

Steigerung im zweiten Akt

Tadaa!
Ein willkommenes Extra sind wieder die Mehrspielermöglichkeiten: Wer möchte, kann sich online gegen andere Spieler(grüppchen) heiße Ohren holen oder sich kooperativ in Missionen stürzen. In den Lobbies oder einem selbst erstellten Raum gibt es zwar nur überschaubare Konfigurationsmöglichkeiten, deren Umfang aber sinnvoll auf die Zahl der Online-Spieler abgestimmt wurde. Wer möchte, kann seinen eigenen Krieger in Internet-Duellen aufpäppeln und während des Kampfes auf stärkende Extras zurückgreifen – oder man sorgt stattdessen für komplette Chancengleichheit und tritt mit bekannten Gesichtern an.

Neben lokalen Duellen, Ranglisten- und offenen Online-Matches gibt es auch einen lockeren Raum zum Abhängen, in dem immer wieder andere Teilnehmer gegeneinander antreten und sich zwischendurch gemütlich die Tricks anderer Spieler abschauen können. Hier geht es deutlich schneller zu als gegen die KI, da die menschlichen Kontrahenten viel unerbittlicher nachsetzen. Dabei kommt es stärker auf gutes Timing bei Kombos und der blitzschnellen „Teleportation“ hinter den Gegner an. Meistens spielte in unseren Matches auch der Netzcode gut mit. Nur manchmal wird der Schlagabtausch durch leichte sichtbare Verzögerungen ausgebremst. Wenn genügend Gegner online sind, lassen sich übrigens Spieler auf dem gleichen Kontinent oder einem ähnlichen Level suchen. Wer Lust auf Geselligkeit hat, kann die komplette Oberwelt in eine Online-Variante umschalten, auf der pro Server bis zu 300 Spieler mit Hover-Boards unherzischen, sich herausfordern oder als Koop-Partner rekrutieren lassen. Auch die Shops und das Schmieden von Heilkapseln sowie anderen Hilfsmitteln ist wieder dabei – sie lassen sich vor Missionen im Menü ausrüsten. Schön, dass diesmal technisch alles sehr sauber in 60 Bildern pro Sekunde und ohne Bugs abläuft.

Gesellige Keilerei?

Fazit

Offenbar wurde Bandai Namco vom Erfolg seines letzten Dragonball-Spiels überrascht und will die Kuh schnell noch etwas melken. Dragonball Xenoverse 2 erinnert eher an ein üppiges Missions-Update als an ein komplett neues Spiel. Sicher, der Umfang stimmt und das Kampfsystem in großen Arenen fühlt sich nach wie vor erfreulich eigenständig an, zumal man schön mit den Attacken und Attributen des eigenen Kriegers experimentieren kann. Das alles wird aber stark durch das monotone, oft zu leichte Missionsdesign in Mitleidenschaft gezogen. Auch technisch könnte Dimps das Zeitreise-Abenteuer endlich in die Gegenwart befördern: Diesmal flutscht zwar alles ohne Bugs und in sauberen 60 Bildern, die bestenfalls zweckmäßige Comic-Kulisse erinnert aber eher an die Frühzeit der PS3. Meiner Meinung nach haben die zerstörerischen Geschichten von Akira Toriyama haben eine deutlich brachialere Inszenierung verdient! Gesellige Dragonball-Fans werden immerhin durch einige sinnvolle Online-Features entschädigt, alles in allem erreicht das angestaubt wirkende Gesamtpaket aber nur den unteren befriedigenden Wertungsbereich.

Pro

  • blitzschnelle und dynamische Kämpfe in weitläufigen Arenen
  • nach wie vor angenehm eigenwilliges Kampfsystem
  • zahlreiche bekannte Schlachten gegen Seriengrößen
  • üppige 68 spielbare Charaktere
  • motivierendes Aufmotzen des Kriegers mit Attacken, Extras und mehr
  • Missionen kooperativ spielbar
  • einige Versus-Möglichkeiten im Netz und offline

Kontra

  • zu leichter Einstieg und schwankender Schwierigkeitsgrad
  • Missionsdesign auf Dauer zu monoton
  • altbackene und umständliche Lobbies und Menüs
  • leichte Kameramacken und Probleme beim Aufschalten von Gegnern
  • fade Dialoge
  • Gewalt und Arenen-Zerstörung zu zahm in Szene gesetzt
  • teils nerviger Soundtrack, z.B. Marschmusik in der Oberwelt
  • mitunter kleine (aber erträgliche) Lags

Wertung

PlayStation4

Die schnellen Kämpfe besitzen Potenzial, welches allerdings von zu vielen öden Missionen erstickt wird.