Yesterday Origins - Test, Adventure, Android, XboxOne, PlayStation4, iPhone, Switch, PC, Mac, iPad
Die Story-Wendungen von Teil 1 gehören nach wie vor zu den spannendsten des Genres. Falls ihr Teil 1 noch nachholen wollt, würde ich also empfehlen, nicht weiterzulesen. Diesmal versetzt die Geschichte den Spieler abwechselnd in unsere Zeit und das Jahr 1481, in dem Johns früheres ich von der spanischen Inquisition gefangen genommen und als angeblicher Sohn Satans hingerichtet werden soll. Warum sonst besitzt er Gaben wie das Beherrschen zahlreicher Sprachen ohne großen Lernprozess? Als der verschlagene Franziskaner-Mönch Ginés de Orduna ihn aus dem Folterkeller befreit und dabei auch nicht vor Morden zurückschreckt, muss der Protagonist herausfinden, was sein neuer Tutor und Ordensvater wirklich im Schilde führt.
Let’s twist again?
Wer den Vorgänger nicht kennt, könnte sich zu Beginn durch allerlei bizarre Story-Details überfordert fühlen. Ein als Webadresse getarnter Punkt im Hauptmenü erklärt allerdings die wichtigsten Aspekte. Da man diesmal schon zu Beginn mit vielen okkulten Hintergründen konfrontiert wird, kann sich leider nicht die gleiche Spannung wie im Vorgänger aufbauen, als man zunächst einmal ahnungslos durch die New Yorker U-Bahn irrte und dort auf verwirrte Figuren oder seltsame Rituale vor Armeen von Schaufensterpuppen stieß. All das wirkte viel cooler und weckte mehr Neugier als die neuen Schauplätze wie eine mondäne Kopfsteinpflastergasse in Paris oder das alte Kloster. Trotzdem ist dem spanischen Team die visuelle Umsetzung wieder ordentlich gelungen. Der eine oder andere Gesichtszug sieht wieder arg eckig aus, davon abgesehen bekommt man aber meist ansehnliche 3D-Kulissen zu sehen.
Verstörende Macken
Passend zur finsteren Stimmung wirken auch die Dialoge meist gefühlskalt - eine schöne Abwechslung zu all den tollpatschig-sympathischen Charakteren der Adventurewelt. Obwohl ihre Erinnerung im Laufe der Jahrhunderte immer wieder gelöscht wurde, hat sich beim Umgang des Pärchens doch eine gewisse Verbitterung durch die Zeit gerettet. Von kleinen Gesten wie einem Küsschen abgesehen erinnert ihr Pragmatismus eher an den eines alternden Ehepaars – sogar, wenn es zum Ende hin um ernsthafte Konsequenzen durch alternative Entscheidungen geht. Johns Abgeklärtheit äußert sich auch darin, dass er moderne Dinge wie Turnschuhe oder soziale Netzwerke tendenziell verabscheut – ein schönes Detail. Das gelungene Ende beschert der in Teilen vor sich hin plätschernden Geschichte noch mal etwas mehr Tempo und Dramatik.
Zynismus des ewigen Lebens
Das Kombinieren von bis zu fünf Gegenständen bleibt manchmal ebenfalls undurchsichtig: Um etwa eine Tabakpfeife detailgenau zu bemalen, muss das Vergrößerungsglas in der richtigen Reihenfolge mit der Pfeife, dem Pinsel, der Tinte und der Vorlage verbunden werden. Obwohl ich bereits die Lösung kannte und alle Gegenstände im Inventar hatte, bin ich vor der Malstunde also erst einmal ahnungslos durch die Kulisse geirrt. Auf dem PC habe ich gelegentlich sogar Bugs erlebt, so dass sich Hotspots nicht mehr anklicken ließen oder eine Figur komplett aus dem Bild verschwand. In der PS4-Umsetzung sind uns solche Probleme aber bislang nicht begegnet. Die Maussteuerung am PC geht etwas leichter von der Hand, allerdings bewegen sich dabei die eingezoomten Comic-Panels zu träge.
Technische Störfaktoren
Fazit
Bei Geschichten mit einer einschneidenden Wendung ist es natürlich gar nicht so einfach, die hohen Erwartungen an einen Nachfolger zu erfüllen. Auch bei John Yesterday hat mich das Original stärker gefesselt als Teil 2, in dem schon zu Beginn viele Karten auf dem Tisch liegen. Die verstörenden Rituale in den Katakomben der Yew Yorker U-Bahn aus Teil 1 sind einfach deutlich cooler als die Schauplätze des Nachfolgers. Trotzdem ist es Pendulo erneut gelungen, einen unterhaltsamen Thriller mit erfreulich schroffer und düsterer Stimmung zu inszenieren. Die übernatürliche Geschichte mit all ihren bizarren Dialogen und ihrem schwarzen Humor hat mich im Laufe der Zeit immer mehr in ihren Bann gezogen. Auch die Rätsel sind im Grunde angenehm logisch aufgebaut und werden in den Dialogen geschickt mit Hinweisen begleitet. Trotzdem funken immer wieder die hakelige Bedienung und auf dem PC auch kleine Bugs dazwischen, so dass ich oft ahnungslos durch die Kulissen irrte. Unter dem Strich also ein erzählerisch routinierter Mystery-Thriller mit handwerklichen Ecken und Kanten.
Pro
- unterhaltsame Mystery-Story
- angenehm finstere Stimmung
- schwarzer Humor
- vorwiegend logische Rätsel
- sinnvolle Hinweise in Dialogen
- ansehnliche Comic-Kulissen
Kontra
- einige Steuerungs-Macken sorgen oft für Verwirrung
- etwas fade Schauplätze
- teils unpassende englische Vertonung
- kleine Bugs lassen Figuren oder Hotspots verschwinden (PC)