Hybrid Wars - Test, Arcade-Action, Mac, PC, Linux

Hybrid Wars
06.10.2016, Mathias Oertel

Test: Hybrid Wars

Im Krieg mit der Technik

Wargaming setzt nicht mehr nur auf Gratisspiele mit Mikrotransaktionen wie in World of Tanks. Nach Master of Orion erscheint mit Hybrid Wars (ab 15,99€ bei kaufen) erneut ein „Bezahlspiel“. Ob die als Zweistickaction ausgelegte Ballerei alter Schule mit hochrangigen Vertretern wie Renegade Ops, Geometry Wars 3, Tachyon Project oder Assault Android Cactus mithalten kann, klären wir im Test.

Es ist leider vollkommen egal, ob man sich als Spielfigur Alex Carter, Jason Wood oder den russischen Offizier Ivan auswählt, der freigeschaltet wird, wenn man sich mit Hybrid Wars bei seinem Wargaming-Account anmeldet. Zwar verfügt der drei jeder über eine individuelle Hintergrundgeschichte, wieso er als schwer bewaffnete Ein-Mann-Armee in einen futuristischen Krieg eingreift, in dem man sich u.a. Mechs gegenüber sieht. Doch unter dem Strich ist die bei allen gleichermaßen irrelevant und wird auch nur unspektakulär mit Sprachausgabe bei statischen Bildschirmen zwischen den verschiedenen Abschnitten erzählt. Doch nicht nur hier gleichen sich die Figuren an. Obwohl sie mit unterschiedlicher Bewaffnung ausgerüstet sind und jeweils andere Sekundärfähigkeiten besitzen, spielen sie sich auf den Schlachtfeldern sehr ähnlich, häufig identisch.

Moderne Kriegsführung

Man ist nicht nur mit schwer bewaffneten Söldnern, sondern auch einem halben Dutzend Fahrzeugen unterwegs.
Das mag zum einen dem Spielkonzept geschuldet sein, da man in einem auf zerstörerische Action ausgelegten Dualstick-Shooter nur eingeschränkt Unterschiede bei den Spielfiguren einbauen kann – es sei dann, man möchte sich auf das dünne Eis der kontinuierlich gewährleisteten Ausgewogenheit begeben. Und es fußt auch darauf, dass alle drei das gleiche Fahrzeugarsenal zur Verfügung haben, in das sie einsteigen können. Alle haben die gleichen Hubschrauber, Panzer und Mechs zur Verfügung, um die Umgebung zu zerlegen und größtmöglichen Schaden unter den gegnerischen Wehrkräften anzurichten, während sie ihren Missionszielen folgen. Die sind übrigens auch jeweils gleich. Spannender und auch dem nochmaligen Durchspielen zuträglicher wäre es gewesen, wenn jede Figur zumindest in Ansätzen andere Wege oder Abschnitte beschreiten dürfte.

Auch wenn die Explosionen ansehnlich sind, ist die Kulisse nicht so aufwendig, als dass sie die ständigen Bildrateneinbrüche rechtfertigen könnte.
Doch nicht nur hier hat sich das russische Team von Extreme Developers schwer getan. Auch bei der technischen Umsetzung läuft nicht alles nach Plan. Die einleitenden Missionssequenzen, in denen eine Kamerafahrt die ersten Ziele zeigt, bevor man nach einem Schwenk auf die Spielfigur endlich eingreifen kann, sind holprig inszeniert. Und man kann die häufig zu langen und meist unspektakulären Szenen nicht abbrechen. Was spätestens dann nervt, wenn man entweder mit einer neuen Figur alles erneut über sich ergehen lassen muss - oder aber wegen eines Scheiterns auf Anfang gesetzt wird. Zudem schwant einem Böses, wenn sowohl das leicht comichafte Intro als auch die initialen Kamerafahrten immer unsauber laufen und an Bildratenschwankungen leiden. Vor allem Letzteres wird zu einem beständigen Begleiter. Immer wieder stockt es hier, ruckelt es da und wird die Levelarchitektur deutlich sichtbar mit erheblicher Verzögerung dargestellt. Und wenn eine schwere Artilleriesalve auf einen abgefeuert wird, dadurch die Umgebung in Stücke zerlegt wird, während Explosionen mit schicken Partikeleffekten im Drittelsekundentakt detonieren, geht die Bildrate sogar in einstellige Bereiche. Man zwar auch viele Bereiche, in denen es weitgehend unproblematisch und flüssig läuft, doch das ist leider kein Dauerzustand.

Explosive Zuckungen

Wohlgemerkt auf einem Rechner der oberen Mittelklasse, der weder mit VR noch mit The Division oder Batman: Arkham Knight Probleme hat. Und wir reden hier nicht über eine Artdesign-Meisterleistung oder massiven Polygon-Pomp. Die Abschnitte (u.a. Städte, Wüsten, Waldgebiete usw.) sehen gut aus - keine Frage. Und die Zerstörung, die man über einen weiten Teil der großräumigen Abschnitte anrichten darf, macht einiges her. Aber ich sehe absolut nichts, was nicht auch andere, besser optimierte Spiele auf den Bildschirm bringen. Vielleicht nicht in dieser Levelgröße, weswegen wir auch evtl. Streaming-Probleme vermuten und zur Sicherheit auch alternativ auf SSD installierten - doch auch das sorgte nicht für Abhilfe. Die Ladezeiten wurden zwar minimiert, doch der Bildratenschluckauf blieb. Besonders ärgerlich kann dies in Begleitschutz-Missionen werden. Denn wenn hier die Bildrate in die Knie geht, kann es passieren, dass man das falsche Ziel unter Beschuss nimmt und nicht mehr entsprechend reagieren kann, bevor das schutzbefohlene Fahrzeug zerstört wird. Da bei Zerstörung der eigenen Spielfigur nur ein Leben verlorengeht, man aber wieder in der Nähe der Todesposition einsteigt, bei den Escort-Missionen jedoch der Level komplett neugestartet wird (samt ellenlanger, nichtbbrechbare Introkamerafahrt), sorgen die technischen Defizite für mehr Frust als nötig.

Man kann auch kooperativ in den futuristischen Krieg ziehen.
Das ist umso bedauerlicher, da Extreme Developers im Kern so viel richtig macht. Die Action geht locker von der Hand und wird mit der Verwendung der Fahrzeuge, die auch allesamt über unterschiedliche Bewaffnungssysteme verfügen sogar leicht taktisch angehaucht. Nicht nur, weil man mit einem Mech gegenüber bestimmten Gegnertypen ebenso im Vorteil ist wie an anderer Stelle mit einem Helikopter bzw. Panzer oder weil die Fahrzeuge variierende Munitionsmengen mitführt. Sondern auch, weil man in dem Gefährt nicht um seine Lebensenergie bangen muss: Zuerst wird das Fahrzeug zerstört und erst nachdem man aus dem Wrack katapultiert wurde, sorgt gegnerischer Beschuss wieder dafür, dass die eigene Energieanzeige zur Neige geht. Zudem werden auf der übersichtlichen Karte die Stand- bzw. Fundorte der Fahrzeuge angezeigt. Um die im Allgemeinen gute Balance leicht zu Gunsten des Spielers ausschlagen zu lassen, werden die Punkte kontinuierlich in kurzen Abständen wieder aufgefüllt. Sprich: Wird einem der Mech unter dem Hintern weggeschossen und man möchte nicht in den um die Ecke stehenden Helikopter, kann man zum ursprünglichen Fundort zurück und findet dort erneut den schwer bewaffneten Metall-Läufer.

Prinzipiell spaßige Zerstörungs-Orgie

Auch in der Wüste wird um die Vorherrschaft gekämpft.
Mit dem integrierten Upgrade-System kann man Hybrid Wars in Ansätzen an seine bevorzugte Spielweise anpassen. Denn nicht nur die Hauptfigur gewinnt Erfahrung und kann die bei Levelaufstieg verdienten Punkte für Upgrades in vier Bereichen verwenden. Auch die einzelnen Fahrzeuge können in jeweils vier Gebieten aufgewertet werden. Hier ist der Aufstieg aber abhängig von der Verwendung. Wer also bevorzugt mit dem Dragon-Panzer die Gegner aufmischt (obwohl die Panzer eine Tendenz dazu haben, in der Levelgeometrie hängenzubleiben), wird sich hier häufiger über Updates freuen können als bei dem Firebird-Helikopter. Angesichts des unkomplizierten Baller-Systems und des sich einstellenden Spaßes (wenn es denn flüssig läuft), der sich vor allem auch mit mehreren Spielern im Koop-Modus einstellt, ist es bedauerlich, dass die Technik immer wieder auf die Bremse tritt.

Fazit

Im Kern macht Hybrid Wars vieles richtig. Die Zweistick-Ballerei, die in manchen Momenten an Klassiker wie Expendable oder Desert Strike erinnert, bietet schicke Explosionen, einen ordentlichen Umfang mit großen, teils zerstörbaren Arealen zum Austoben sowie eine saubere Steuerung. Dazu gesellt sich ein sauberes Upgradesystem und vorerst drei spielbare Figuren, die allerdings trotz unterschiedlicher Bewaffnung alle zu einem weitgehend identischen Spielerlebnis führen. Nicht zu vergessen ein halbes Dutzend massiven Schaden anrichtender Fahrzeuge vom Panzer über Helikopter bis hin zu potenten Mechs. Doch im Detail werden die Unterschiede zu Titeln wie Renegade Ops deutlich. Die Inszenierung ist ungeschickt und träge, mitunter werden erklärende Zwischensequenzen zu lange ausgewalzt, ohne abbrechen zu können. Das Missionsdesign ist größtenteils Standard, aber immerhin hinsichtlich des Anforderungsprofils ausgewogen. Dass man allerdings bei den seltenen Eskort-Missionen keine Kontrollpunkte eingebaut hat und beim Scheitern die Aufgabe komplett von vorne beginnen muss, ist ärgerlich und frustrierend. Vor allem, wenn die immer wieder auftretenden, mitunter herben Bildratenprobleme anteilig Schuld am Misslingen der Mission haben. Wenn das Team von … bei der technischen Umsetzung mehr Sorgfalt an den Tag gelegt hätte, wäre definitiv mehr drin gewesen. Vor allem auch, da der unterhaltsame Koop-Modus ebenfalls von der Technik ausgebremst wird.

Pro

  • unterschiedliche Spielfiguren...
  • gute Steuerung
  • schicke Explosionen
  • ein halbes Dutzend Fahrzeuge
  • in großen Teilen zerstörbare Umgebung
  • faires Anforderungsprofil
  • sauberes Upgradesystem
  • großräumige Umgebungen
  • kooperativ spielbar
  • explosive Akustik

Kontra

  • ... die sich trotz unterschiedlicher Bewaffnung nahezu identisch spielen
  • fades Missionsdesign
  • mitunter herbe Bildratenprobleme und deutlich sichtbarer Grafikaufbau
  • magere Geschichte
  • unsaubere Inszenierung
  • Eskort-Missionen ohne Kontrollpunkte

Wertung

PC

Explosive Action, passabler Umfang, Koop-Modus sowie ein ordentliches Upgrade-System stehen ein fades Missionsdesign und vor allem fiese technische Probleme gegenüber.