7th Dragon 3 - Code: VFD - Test, Rollenspiel, 3DS

7th Dragon 3 - Code: VFD
19.12.2016, Jens Bischoff

Test: 7th Dragon 3 - Code: VFD

Europa-Premiere der Drachensaga

7th Dragon 3 - Code: VFD ist nicht nur der erste Teil von SEGAs Drachensaga auf dem 3DS, sondern auch der erste, der es via Deep Silver bis nach Europa geschafft hat. Ob sich Rollenspielfans über die doppelte Premiere freuen können, klärt der Test.

80 Jahre nach den Ereignissen der PSP-Vorgänger, die man zum Verständnis ebenso wenig wie das DS-Original gespielt haben muss, wird die Menschheit erneut von einer schuppigen Katastrophe bedroht: Der ultimative, siebte Wahre Drache steht kurz vor seiner Erweckung, um die Erde zu vernichten.

Auch im jüngsten Teil der Rollenspiel-Saga wird die Menschheit wieder von Drachen bedroht.
Der einzige Ausweg scheint über das Sammeln von Gewebeproben der anderen sechs Wahren Drachen zu führen. Doch die sind im Jahr 2100 zum Teil längst Geschichte, DNA-Proben nur in zwei Fällen vorhanden.

Die Drachen lassen nicht locker

Also ab in die von Nodens Enterprises entwickelte Zeitmaschine und die alten Lindwürmer zu neuem Leben erweckt. Doch wem kann man diese riskanten Reisen tatsächlich zumuten? Videospielern natürlich! Und zwar denen, die sich in Nodens' aktuell sehr beliebtem VR-Game "7th Encount" besonders hervortun. Und so schlüpft man erst in die Rolle eines selbst kreierten Spiel-Avatars gefolgt von der eines zeitreisenden Drachentöters, auf dessen Schultern das Schicksal der gesamten Menschheit lastet.

Allerdings ist man nicht allein unterwegs, sondern kann sich neben story-bedingten Begleitern auch weitere Mitspieler an speziellen Terminals erstellen. Zwei, mit denen man direkt Seite an Seite in virtuelle und echte Kämpfe zieht, sowie eine bis zu sechsköpfige Reservebank, die sowohl Unterstützung leisten, eingewechselt werden als auch gleichzeitig andernorts agieren kann.

Die ungewöhnlichen Charakterklassen und das interessante Gruppenmanagement gefallen.
Insgesamt können sogar bis zu zwanzig Charaktere via Editor erstellt und verwaltet werden. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind jedoch überschaubar - neben Name und Klasse kann man lediglich zwischen einer Reihe vorgefertigter Charaktermodelle und Stimmen wählen.

Ungewöhnliche Heldenriege

Interessant sind jedoch die zunehmend zur Auswahl stehenden und mitunter sehr ungewöhnlichen Charakterklassen. Neben eher klassischen Jobangeboten wie Samurai oder Magier stehen nämlich auch Exoten wie im Hacken bewanderte Agenten, mit Karten und Fallen hantierende Duellanten oder die heilige Ladungen verabreichende Hand Gottes zur Auswahl. Zudem lernen alle acht Klassen sehr spezielle Fähigkeiten, die sich nach eigenem Ermessen sukzessive freischalten und stärken lassen.

Auch das Zusammenspiel als Gruppe mit bis zu zwei aktiv eingreifenden Ersatzbänken gefällt. Ansonsten präsentieren sich die in traditioneller Rundenmanier à la Dragon Quest ausgetragenen Kämpfe bis auf wenige Besonderheiten sehr klassisch. Die Initiierung per Zufallsgenerator mit farblicher Warnstufe wirkt trotz regulativer Items und Skills fast schon museumsreif.

Trotz sichtbarer Drachengegner bleibt man vor altmodischen Zufallskämpfen nicht verschont.
Lediglich besondere Drachengegner bewegen sich als sichtbare Symbole durch die verschachtelten Spielabschnitte und können sogar von hinten attackiert werden, um sich Angriffsvorteile zu sichern. Warum man diese Funktion nicht für alle Gegner implementiert hat, ist mir ein Rätsel.

Zwischen Tradition und Moderne

Dass man den 3D-Modus von Nintendos Handheld komplett ignoriert, ist angesichts polygonal dargestellter Figuren und Kulissen fast noch verwunderlicher. Technisch hat man sich aber generell nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Die grafische Ausarbeitung ist sehr unspektakulär und hat trotz fester Kameraführung regelmäßig mit Rucklern zu kämpfen. Auch die Soundkulisse spendet mit ihrem durchwachsenen Synthie-Gedudel und nur wenigen japanischen Sprachsamples kaum Trost. Deutsche Untertitel gibt’s ebenfalls keine.

Hinzu kommt, dass die Heldenriege aus dem Editor zwar sehr flexibel, aber auch charakterlos ist. Selbst der Anführer sticht kaum hervor und bleibt abseits gelegentlicher Dialogoptionen wie der Rest der Truppe völlig stumm.

Die Inszenierung ist ungemein schlicht und bietet zudem weder Lokaliserung, noch 3D-Modus.
Zudem gibt es hin und wieder unschöne Streckungen, die einen mehrfach durch die selben Spielabschnitte schicken. Lässt man sich auf optionale Nebenquests ein, wird’s sogar noch schlimmer. Dabei sind die Aufträge an sich durchaus amüsant und abwechslungsreich.

Schwächelnde Inszenierung

Interessant ist vor allem die Hatz nach speziellen Drachenmünzen, mit denen man das als Basis fungierende Nodens-Firmengebäude ausbauen und z. B. Privat- und Flüchtlingsunterkünfte schaffen, Cafés und Restaurants betreiben oder Forschungsprojekte unterstützen und so das Warensortiment erweitern kann. Zudem kann man jederzeit zwischen zwei von Beginn an verfügbaren Schwierigkeitsstufen hin- und herwechseln. Nur das Sichern des Spielstands ist lediglich an vorgegebenen Speicherpunkten erlaubt.

Fazit

In 7th Dragon 3 - Code: VFD wird die Erdbevölkerung erneut von einer Dracheninvasion bedroht, die es mit allen Mitteln abzuwehren gilt. In diesem Fall sogar mit zeitreisenden Gamern, die in einem VR-Spiel ihre Eignung bewiesen haben. Entsprechend ungewöhnlich sind die Charakterklassen der selbst kreierten Heldentruppe. Da stehen neben klassischen Schwertkämpfern nämlich auch Hacker und Kartenspieler zur Auswahl, die ihre Gegner in den rundenbasierten Auseinandersetzungen facettenreich manipulieren und traktieren können. Auch das Zusammenspiel in mehreren Gruppen bietet interessante Facetten inklusive nett verzahnter Sammel- und Upgrade-Reize. Technik und Inszenierung wirken hingegen altbacken, die Zufallskämpfe geradezu antiquiert. Auch die Besonderheiten des 3DS werden kaum bis gar nicht genutzt. Eine deutsche Lokalisierung hat man sich ebenfalls gespart. Unterm Strich werden Fans japanischer Rollenspiele zwar noch befriedigend unterhalten, das zeitgleich veröffentlichte und ähnlich konzipierte Shin Megami Tensei 4: Apocalypse zeigt jedoch wie's deutlich besser geht.

Pro

  • ungewöhnliche Charakterklassen
  • interessantes Gruppenmanagement
  • nett verzahnte Sammel- & Upgrade-Reize

Kontra

  • maue Technik & Inszenierung
  • nicht lokalisiert
  • kein 3D-Modus

Wertung

3DS

Angestaubtes Drachenabenteuer mit interessanten Charakterklassen und Gruppenfunktionen.