Dark Souls 3: Ashes of Ariandel - Test, Rollenspiel, PC, XboxOne, PlayStation4

Dark Souls 3: Ashes of Ariandel
27.10.2016, Jörg Luibl

Test: Dark Souls 3: Ashes of Ariandel

Flamme zeigen

Auch wenn Hidetaka Miyazaki den Abschied von der Serie leider bestätigt hat, können Freunde von Dark Souls 3 zumindest noch aktive Trauerarbeit leisten. In der ersten Erweiterung "Ashes of Ariandel" sollen sowohl einsame Wölfe als auch Online-Kämpfer auf ihre Kosten kommen, wenn sie sich in die "Gemalte Welt" wagen. Ob sich das DLC-Paket für knapp 15 Euro lohnt, verrät der Test.

Das Schwert gezückt, den Schild erhoben, den Feind im Blick - es ist schön, nach Hause zu kommen, selbst wenn man in ein geiferndes Wolfsmaul starrt. Keine Bange, das wird jetzt keine sentimentale Schmonzette für trauernde Soulholiker, sondern ein nüchterner Test. Aber nach fast einem halben Jahr ohne Seelen tut es einfach richtig gut, wieder Heimatboden...entschuldigung...wieder Dark Souls 3 zu spielen. Nach der Installation von "Ashes of Ariandel" wird man nicht von einem Hinweisschild begrüßt und folgt auch keinem goldenen Weg in das neue Gebiet, sondern muss es suchen. Ich werde einen Teufel tun und euch einen Tipp geben.

Die Flamme für Ariandel

Der Winter naht nicht - er ist da: Ashes of Ariandel begrüßt euch mit Eis und Frost.
Was erwartet einen auf der anderen Seite? Eine stimmungsvolle Landschaft aus Eis und Schnee, mit verwitterten Ruinen und einer Geschichte, die es zu enträtseln gilt. Man fühlt sich zwischen Schneestürmen, bizarren Baumformen und vereisten Leichen fast wie hinter der Mauer, bei den Wildlingen von G.R.R. Martin - nur dass der Winter hier nicht mehr naht, sondern schon da ist. Die Story führt einige neue Charaktere ein, knüpft aber an das Hauptspiel an und wird solide über Bruchstücke sowie Begegnungen erzählt. Zunächst klingt der Auftrag fast so poetisch wie die Ballade eines Minnesängers, schließlich soll man der Geliebten Ariandel in der "Gemalten Welt die Flamme zeigen". Aber es geht natürlich um etwas mysteriöses Böses, das das unwirtliche Land heimsucht.

Es gibt einige stimmungvsolle Momente, aber vor allem viele Kämpfe - meist bei schlechter Sicht oder in Unterzahl.
Man macht recht schnell Bekanntschaft mit einigen Kreaturen wie lästige Fliegen, riesige Wölfe, weibliche Baumdämonen oder in Fell gekleidete Krieger, die einen New-Game-Plus-Veteranen aber alleine kaum ins Schwitzen bringen. Die Regie erhöht nach einem ruhigen Einstieg sofort die Schlagzahl. Immer wieder wird manvon allen Seiten bedrängt oder aufgrund von Alarmierungen umzingelt. Hinzu kommt die in Stürmen schlechte Sicht sowie Angriffe aus der Distanz, so dass man Estus, Ausweichrolle, Feuerbomben & Co immer parat haben sollte. From Software empfiehlt den Besuch erst dann, wenn man das Hauptspiel abgeschlossen hat, aber es ist auch im hohen zweistelligen Bereich vor Level 100 zu schaffen.

Kämpfe zwischen windschiefen Türmen

Toll sind einige High-Noon-Momente gegen einzelne schlagfertige Feinde, in denen man auch die sehr gute Konter- und Stellungsmechanik besser einsetzen kann als gegen Horden. Ich hätte es zwar  bevorzugt, wenn es noch mehr Duelle gegen markantere Gegner gegeben hätte, aber man wird auch von einigen Mutationen und Fallen überrascht, wenn der Fels mal wieder bröckelt oder man plötzlich schlittert. Es lohnt sich also über vorsichtiges Pirschen und Weglocken im Gelände zu taktieren, zumal es auch in der Vertikalen mit windschiefen Türmen, tiefen Schluchten, gefährlichen Vorsprüngen & Co einiges an Erkundungsreizen gibt. Überhaupt bietet das ansehnlich designte Gebiet mit verfallen Häusern, Dörfern, Friedhöfen und Kanälen einiges zu sehen, dazu sehr früh Abzweigungen und die bekannten Abkürzungen - die allerdings zusammen mit den vielen Leuchtfeuern ein zu dichtes Netz spannen, so dass ein Gefühl der Weite schon wie im Hauptspiel nicht entstehen kann.

Was geschieht denn hier? Im Zweifel bereitet sich ein Boss für euch vor...
Es gibt zwei gut inszenierte mehrstufige Bosskämpfe, die für reichlich Estus auf Ex sorgen dürften. Darunter ein anspruchsvolles Highlight, an das man sich auch im Vergleich zu bisherigen von Demon's Souls bis Bloodborne erinnern wird. Falls es euch zu schwer wird, könnt ihr wie gehabt Phantome beschwören und kooperativ zuschlagen. Schön ist übrigens, dass man die Waffen dieser Kreaturen auch wieder am Feuerbandschrein aufwerten darf. Apropos: Es gibt natürlich auch sonst viel zu erbeuten. Vom Eichenschild über den Großbogen bis zum Speer oder der Streitaxt sowie Magie und Pyromantie ist für alle Klassen etwas dabei. From Software hat u.a. sechzehn Waffen, dazu fünf Rüstungssets und vier neue Zauber integriert.

Bosse und Arena-Duelle

Meist hat man es mit mehreren Feinden zu tun.
Was hab ich vergessen? Ach ja, die neuen Online-Duelle für bis zu sechs Spieler, die im Vergleich zur Kampagne allerdings weniger reizvoll sind. Ja, so wird der PvP in der Gruppe mit etwas Buhurt-Flair erweitert, es gibt auch Ranglisten und kleine Auszeichnungen, aber das ist eher eine nette Ergänzung als ein Kaufgrund für diese Erweiterung. In bisher nur einer Arena könnt ihr in zwei Spielmodi (Duell, Brawl) gegen menschliche Kontrahenten antreten - inklusive privater Gefechte gegen Freunde: Während man im "Duell" kein Estus nutzen und lediglich gegen einen Gegner kämpft, geht es im "Brawl" so lange bei limitierter Heilung in klaren Gruppen (2vs2, 3vs3) oder im chaotischen Alle-gegen-alle zur Sache, bis einer die entsprechende Zahl an Kills vorweisen kann. Auch wenn ihr nur online kämpfen wollt, müsste ihr die Kampagne übrigens spielen: Erst wenn ihr den zweiten Boss besiegt und am Feuerbandschrein ein kleines Ritual vollzogen habt, sind diese "Untoten-Matches" zugänglich.

    Fazit

    Wer befürchtet hat, dass sich die erste Erweiterung zu Dark Souls 3 hauptsächlich an Online-Kämpfer mit PvP-Faible richtet, darf aufatmen: Die Arena-Duelle gegen andere menschliche Helden sind zwar für einen Abstecher ganz unterhaltsam, aber viel interessanter ist die kompakt designte, wenn auch etwas zu schnell gemeisterte Kampagne. Solisten dürfen sich über eine mysteriöse Story in einer verfluchten nordischen Winterlandschaft freuen, in der man sich fast ein wenig fühlt wie bei G.R.R. Martins Wildlingen hinter der Mauer. Dort sorgen schlechte Sicht, bröckelnder Fels sowie vor allem Umzingelungen durch viele Kreaturen für Gefahr, aber es entstehen abseits der Unterzahlsituationen mitunter auch tolle Einzelduelle, von denen ich mir noch mehr gewünscht hätte. Aber immerhin gibt es auch zwei Bosse, von denen zumindest einer so außergewöhnlich inszeniert wird, dass ihr ihn lange in Erinnerung behalten werdet. Hinzu kommen einige neue Waffen, Rüstungen und NSC in einer clever verzahnten Region, die mit ihren Schneestürmen, Ruinen, Überfällen und Geheimnissen für etwa fünf Stunden unterhält. Der trommelnden Regie hätte etwas mehr Ruhe, der verwunschenen Landschaft etwas mehr Weite und vor allem weniger Leuchtfeuer gut getan, denn als Veteran ist man in fünf Stunden durch. Aber unterm Strich ist Ashes of Ariandel eine gute Erweiterung, die ich jedem Soulsfan empfehlen kann.

    Wertung: gut

    Wertung

    PC

    Der verwunschenen Landschaft hätte etwas mehr Weite und der Story etwas mehr als nur fünf Stunden Spielzeit gut getan, aber Ashes of Ariandel ist eine gute Erweiterung.

    XboxOne

    Der verwunschenen Landschaft hätte etwas mehr Weite und der Story etwas mehr als nur fünf Stunden Spielzeit gut getan, aber Ashes of Ariandel ist eine gute Erweiterung.

    PlayStation4

    Der verwunschenen Landschaft hätte etwas mehr Weite und der Story etwas mehr als nur fünf Stunden Spielzeit gut getan, aber Ashes of Ariandel ist eine gute Erweiterung.