DriveClub - Test, Rennspiel, PlayStation4, PlayStationVR, VirtualReality
Die gute Nachricht zuerst: Im Kern der VR-Version steckt immer noch DriveClub! Man genießt also auch mit Sonys VR-Brille auf dem Kopf ein großartiges Arcade-Fahrgefühl, wenn man hinter dem Steuer der lizenzierten Boliden aus dem ansprechenden Fuhrpark sitzt. Und wieder wartet innerhalb der etwas mäßig präsentierten Tour oder beliebigen Einzelveranstaltungen die gewohnte Mischung aus Rennen und Zeitfahren auf Rundkursen oder A-B-Strecken, Drift-Wettbewerben sowie kleinen Meisterschaften. Punkte erhält man nicht für die Position beim Überfahren der Ziellinie, sondern auch Fahrmanöver wie das Heransaugen im Windschatten, fehlerfreie Sektoren oder das Schlittern durch Kurven. Dazu gesellen sich wieder die eingestreuten Mini-Herausforderungen, bei denen man z.B. möglichst präzise auf der markierten Ideallinie bleiben oder die Durchschnittsgeschwindigkeit möglichst hoch halten sollte.
Das bewährte Feeling
Gewaltige Kompromisse
Rast man zum ersten Mal selbst über die Pisten, lässt das tolle Fahrgefühl in Kombination mit der fantastischen Immersion die enormen grafischen Rückschritte zunächst vergessen. Wie schon Project Cars profitiert auch DriveClub enorm von VR, denn neben dem gesteigerten Mittendrin-Gefühl lassen sich auch Brems- und Scheitelpunkte besser abschätzen. Sogar die alternative Steuerung mit den Bewegungssensoren des DualShock-Controllers harmoniert überraschend gut mit VR, doch erst mit einem Lenkrad wird die Illusion nahezu perfekt. Allerdings klagten viele Spieler und Tester über starke Übelkeit sowie Schwindelgefühle, sicher auch bedingt durch die mitunter starken Höhenunterschiede bei den Strecken. Während der Fahrt habe ich mich eigentlich immer wohl gefühlt – sowohl beim Fahren mit dem Controller als auch mit Lenkrad. Nur bei den Drift-Wettbewerben oder nach harten Einschlägen inklusive unkontrollierten Drehungen wurde mir ein wenig schummerig. Insgesamt überwog zunächst die Begeisterung über den gesteigerten Fahrspaß in VR, der mit zunehmendem Blick auf die Technik sowie weitere schmerzhafte Einschnitten aber spürbar abnahm.
Mitten drin statt nur dabei
Alles zurück auf Anfang
Hinzu kommt eine traurige „Nebenwirkung“, denn während das ursprüngliche DriveClub auch mit dem Ansturm der Spieler zu kämpfen hatte, ist hier das Gegenteil der Fall: Kaum jemand scheint die VR-Version zu spielen! Als Folge dessen kommen Rennen im Mehrspielermodus gar nicht erst zustande, weil das Matchmaking nicht genügend Spieler findet. Und auch öffentliche Community-Herausforderungen für asynchrone Wettbewerbe sind Mangelware – selbst am Wochenende finden sich kaum Veranstaltungen, an denen man teilnehmen könnte. Die Bestenlisten abseits der Tour-Events zeigen ebenfalls ein erschreckend deutliches Bild: Oft sind nicht einmal zehn Fahrer vertreten! Das ist eigentlich das Todesurteil für ein Spiel, das die soziale Komponente und Interaktion in den Mittelpunkt rücken will. So bleibt es meist bei privaten Herausforderungen unter Freunden und damit in einem kleinen Kreis. Das kann auch spaßig sein, keine Frage. Aber es ist einfach schade, dass man hier mangels Spielern nicht die große Auswahl hat, die das normale DriveClub auch heute noch bietet.
Fazit
So sehr ich DriveClub VR für seine gelungene Fahrphysik, das generelle Konzept und die gesteigerte Immersion hinter dem Steuer der aufwändig modellierten Cockpits auch liebe: Die vielen schmerzhaften Kompromisse, die Sony auf der technischen Seite für die VR-Realisierung eingehen musste, sind auf Dauer ein echter Spielverderber. Das geschrumpfte Starterfeld lässt sich noch verschmerzen, aber die detailarmen und niedrig aufgelösten Flimmer-Landschaften drücken genauso auf die Stimmung wie fehlende Mitspieler, gegen die man sich in direkten Duellen oder asynchronen Wettbewerben messen dürfte. Ärgerlich zudem, dass man im VR-Ableger wieder ganz von vorne anfangen und sogar einen separaten Club gründen muss, anstatt sein bestehendes Profil zu importieren. Für das intensive Fahrerlebnis drückt man zunächst noch beide Augen zu und ich habe zwischendurch immer wieder Lust, mich kurz mit PlayStation VR hinters Steuer zu klemmen. Denn DriveClub VR zeigt trotz der Einbußen bereits eindrucksvoll, wie die Wirkung von Rennspielen durch die neue Technologie bereichert werden kann – sofern man nicht zu den Leuten gehört, denen speziell diese Erfahrung auf den Magen schlägt. Aber auf Dauer lässt sich dieser grobe Pixelmatsch leider nur schwer ertragen. Vor allem, wenn man das normale DriveClub als Vergleich heran zieht, das sich nach dem vermasselten Start sowohl inhaltlich als auch technisch prächtig weiterentwickelt hat.
Pro
- spannende (asynchrone) Duelle zwischen Clubs & Fahrern
- gelungene, durchaus anspruchsvolle Arcade-Fahrphysik
- gute Club-Einbindung
- ansprechender Fuhrpark...
- alle Spieler starten unter gleichen Bedingungen
- mitunter kernige Motorenklänge...
- sehenswerte Kulissen & Schauplätze
- gutes Punktesystem für Fahrmanöver
- stimmungsvoller Tag-/Nachtwechsel
- dynamische Mini-Herausforderungen während Rennen
- sehr immersive Cockpitansicht in VR 3D-Spiegel inklusive
- anpassbare Sitzposition
- sehr gut integrierte (optionale) Bildschirmanzeigen im Cockpit
- motivierende Karriere mit verschiedenen Levelzielen
- Schauraum erlaubt in VR detaillierte Betrachtung der Boliden
- viel Freischaltbares (Autos, Lackierungsmuster)
- Flaggen zeigen Kurvenschärfe an
- Wiederholungen darf man als Beifahrer erleben
Kontra
- Gummiband-KI mit Rowdie-Attitüde
- mäßiger Design-Editor (nur vorgefertigte Muster)
- übersichtliche Streckenauswahl
- ...der etwas klein geraten ist und einige Hersteller vermissen lässt
- nur kosmetisches Schadensmodell
- ...aber sehr gedämpfter Klang im Cockpit
- sehr niedrige Auflösung und abgespeckte Umgebungsdetails
- kein Wettersystem mehr
- z.T. fragwürdige Strafen
- schwache Präsentation innerhalb der Karriere
- reduziertes Starterfeld
- Spielstände und Club-Rang aus DriveClub werden nicht übernommen
- Club-Events unterscheiden sich kaum von Solo-Herausforderungen
- derzeit nur sehr wenige Spieler
- vereinzeltes Bildwandern