Rock Band Rivals Band Kit - Test, Hardware, XboxOne, PlayStation4

Rock Band Rivals Band Kit
02.12.2016, Mathias Oertel

Test: Rock Band Rivals Band Kit

Neuer Hersteller, gleiche Qualität?

Für Harmonix ist die Veröffentlichung von Rock Band Rivals in vielerlei Hinsicht ein Schritt ins Unbekannte. Nicht nur, dass sie erstmals eine ausgewachsene Erweiterung für eines ihrer Musikspiele veröffentlichen. Gleichzeitig ist dies die erste Kooperation mit dem neu auserkorenen Hardware-Hersteller PDP, der Mad Catz ablöst, nachdem Letzterer auch das Publishing von Rock Band wieder an Harmonix zurückgegeben hat. Wir haben uns das Rivals Bandkit angeschaut und verraten im Special unsere Eindrücke.

Wenn man die unhandliche und damit nicht für den S- oder U-Bahn-Transport geeignete Box des Rock Band Rivals Band Kits öffnet, findet man darin ein Drumset mit Kickpedal sowie zwei Drumsticks, eine Plastikgitarre, ein Mikrofon - und natürlich eine Disc mit Spiel. Während Gitarre und Drums kabellos mit der Konsole verbunden werden, hält man beim Mikrofon weiter am Kabel fest. Ein Mikrofon-Ständer wie seinerzeit bei The Beatles: Rock Band fehlt leider. Abgesehen davon, dass mit der jetzt blauen Nachbildung einer Fender Jaguar das Modell gewechselt wurde (bislang war man normalerweise mit einer Stratocaster auf Rock-Band-Bühnen unterwegs), scheint sich aber nicht viel getan zu haben. Insbesondere wenn man das letzte Jahr veröffentlichte Set zu Rock Band 4 anschaut, das noch von Mad Catz hergestellt wurde.

Patente Lösung

Das ist drin im Bandkit, wahlweise natürlich mit PS4-Version.
Das Drumset z.B. lässt auf den ersten Blick keine Unterschiede zu erkennen. Um genau zu sein, scheint sich in diesem Bereich seit Rock Band 1 nichts getan zu haben. Auch die Gitarre wirkt abseits der neuen Form und der leicht veränderten Abstände von den jeweils fünf Tasten am oberen Rand zu den am unteren identisch. Das wiederum lässt darauf schließen, das die wesentlichen Patente und Urheberrechte bei Harmonix liegen und diese seinerzeit an Mad Catz und jetzt an PDP weitergegeben haben. Erst bei genauem Hinschauen entdeckt man die eine oder andere Änderung. Welche das sind und ob die neuen Hardware-Produzenten ähnlich überzeugend gearbeitet haben wie die alten, werden wir nachfolgend für jedes Instrument aufschlüsseln.

Die Nachbildung der Fender Jaguar mit ihrem strahlenden Blau hebt sich positiv von dem Schwarz der Stratocaster ab, die es bislang in den Paketen gab - das Beatles-Set mal ausgenommen. Apropos: Die Verarbeitung der Hälse und der integrierten Tasten ist bei den Beatles-Instrumenten immer noch am besten: Die auf Hochglanz politiertes Echtholz imitierenden Maserungen sehen unerreicht edel aus. Daneben wirkt das matte, sowie auf der Vorder- als auch auf der Rückseite leicht aufgeraute Plastik billig, obwohl es damit selbst für schwitzige Finger einen ordentlichen Halt bietet.. Doch in der Funktionalität steht die Jaguar ihren Vorgängern in nichts nach. Die mit einem ordentlichen Widerstand versehenen Bundtasten (die Nummern 1, 3 und 5 sind mit Markierungen versehen) lassen sich sowohl „oben“ als auch „unten“ am Hals gut greifen, wobei auch Verschiebungen von Power Chords kein Problem darstellen und sowohl Hammer-Ons als auch Pull-Offs sehr gut zu bewerkstelligen sind. Die Whammy-Bar funktioniert ebenfalls gewohnt gut, hat aber einen etwas geringeren Widerstand als ältere Gitarren.

Die Gitarre: Blau! Und sonst?

Das Spielgefühl auf der neuen blauen Fender Jaguar ist so überzeugend wie eh und je, einzig die automatische Kalibrierung funktionierte bei uns nicht so gut.
Bei der Strum-Bar zum Anschlagen der einzelnen Noten gibt sich PDP ebenfalls keine Blöße. Selbst Zweiunddreißigstel-Noten werden akkurat erfasst. Bei genauem Hinhören ertönt aber erstmals bei einer Rock-Band-Gitarre ein kleines mechanisches Geräusch, das allerdings beim Spiel nicht wahrgenommen wird. Probleme gibt es aber zumindest bei unserer Ausgabe bei der automatischen Kalibrierung. Wo die Rock-Band-4-Hardware nach dem Halten vor den Bildschirm zuverlässig und unkompliziert nach zwei kurzen Abfragen einen zuverlässigen Wert für Video- und Audio-Latenz ausspuckte und einstellte, funktioniert dies hier nicht so gut. Mitunter wird die Erkennung nach drei Viertel der Zeit abgebrochen und wenn sie mal durchläuft und man zur Sicherheit das Ganze nochmal startet, ist noch lange nicht sicher, dass die gleichen Werte herauskommen. Die Diskrepanz hielt sich jeweils im Bereich von +/- 20 Millisekunden auf. Das wirkt auf den ersten Blick nicht dramatisch und macht sich auf den unteren Schwierigkeitsgraden nicht bemerkbar. Doch auf Experte mit seinen Läufen und Riffs ist Genauigkeit das Nonplusultra. Und die erreicht man mit der Jaguar (zumindest unserer) nur im manuellen Kalibrieren. Dafür jedoch hat die blaue Fender-Gitarre einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Der Hals lässt sich komfortabel umklappen, so dass man die Hardware deutlich unauffälliger zu einem Freund mitschleppen kann.

Basierend auf der Hardware, die auch zu Rock Band 2 und 3 geliefert wurde, ist die Verarbeitung des Drumkits sehr gut. Die Querstreben, mit denen man das Fußgestell verbindet, rasten ein, während die aufgerauten Stellen an der Unterseite dafür sorgen, dass man auf Teppichen im normalen Betrieb nur mit viel Gewalt das Drumset bewegen kann. Das Kickpedal, von dem man auch wieder zwei anschließen kann, wurde ebenfalls mit diesen Stoppern versehen, so dass man zusätzliche Stabilität gewinnt. Die Fußauflage des Pedals ist mit Metall versehen, wodurch es einen veredelten Eindruck hinterlässt. Dennoch ist das Kickpedal nach wie vor die Achillesferse des Kits. Während die Verbindung von Pedal zur Basis aus Metall besteht und der Widerstand bei der Bewegung angenehm auffällt, wird beim Rest der Verarbeitung weiterhin auf viel Plastik gesetzt, das irgendwann brechen kann. Positiv fällt jedoch auf,

Das Drumset wurde auch vom neuen Hardware-Hersteller mit der gleichen bekannten Qualität ausgestattet.
dass auf der Rückseite wiederum Anschlüsse für die Zimbeln verfügbar sind, die seinerzeit für Rock Band 2 veröffentlicht wurden und mittlerweile auch als Rock-Band-4-Variante verfügbar sind, um das Trommelerlebnis so authentisch wie möglich zu machen. Bislang gibt es allerdings keine Andeutungen, dass PDP eine ähnliche Erweiterung plant, wie sie in den USA und in England bei einschlägigen Händlern immer noch von Mad Catz relativ günstig erhältlich ist, während man hierzulande regelrecht über den Tisch gezogen wird, wenn man aufrüsten möchte.

Das Drumset: So gut wie eh und je

Bei der Anschlagdynamik hat sich nichts geändert: Sowohl leichte als auch mittlere und harte Schläge werden entsprechend aufgenommen und gut umgesetzt, wobei das Anschlaggeräusch seit Rock Band 2 kaum Fortschritte gemacht hat. Zumindest ohne technische Hilfsmittel lässt sich kein „Lärm“-Unterschied zwischen dem Trommeln auf einem Rock-Band-2-Kit, der Version für Rock Band 4 und Rivals feststellen. Allerdings gibt es bei der Verarbeitung einen Unterschied, der sich gefühlt leicht positiv auf die Spielbarkeit auswirkt. Die einzelnen Drumpads wurden mit mehr Spielraum in das Set eingefasst. Dadurch wird das Spielen zwar nicht leiser, was im Zweifelsfall immer noch für entnervte Nachbarn sorgt, doch man hat bei intensivem Spiel nicht mehr das imminente Gefühl, das die Trommelstücke irgendwie auf das rückwärtige Plastik des Gehäuses treffen – es

Das Mikrofon sieht edler aus, ist aber dennoch nur Karaoke-Hardware.
fühlt sich einen Hauch genauer an. Dennoch bleibt festzuhalten, dass Besitzer eines älteren Drumkits der Rock-Band-Serie nur wenig Vorteile von der Anschaffung des Rivals-Sets haben.

Die Mikrofone der Rock-Band-Serie waren selten mehr als zweckmäßig. Wieso sollten sie auch? Sie sind nur dafür da, um zusammen mit der Software zu erfassen, wie akkurat die Stimme des Sängers auf die geforderte Gesangsspur passt. Karaoke mit Benotung quasi. Und das machen die kabelgebundenen Mikros seit Beginn an zufriedenstellend. Mit Rock Band 4 wurde softwareseitig die Erfassung ab dem dritten von vier Schwierigkeitsgraden um eine Toleranz innerhalb der Tonart erweitert. Sprich: Wenn man in der Tonlage blieb, konnte man improvisieren. Doch dafür war keine neue Technik mit erweiterter Frequenzerfassung nötig, so dass abgesehen von etwas längeren Kabeln (samt komfortablen Klettverschluss-Kabelbinder)und einem um etwa drei Zentimeter verlängerten Mikro keine großen Unterschiede festzustellen sind. Allerdings sorgen die auf Anhieb nicht besonders scheinenden drei Zentimeter dafür, dass sich das Mikrofon haptisch besser anfühlt als die alten Varianten.

Das Mikrofon: Größer, aber immer noch Karaoke

Fazit

Wer bereits ein Komplett-Paket mit Instrumenten einer anderen Rock-Band-Ausgabe besitzt, kann aufatmen und das Geld sparen bzw. anderweitig investieren. Das Rivals-Kit hat sich vor allem bei den Drums seit Rock Band 2 nur marginal weiterentwickelt, überzeugt aber nach wie vor mit einer sehr guten Anschlagdynamik, soliden Verarbeitung und der Option, bis zu drei Zimbeln sowie ein weiteres Kickpedal anzuschließen. Das Mikrofon ist ebenfalls wie bislang weit von gehobenen Standards entfernt, leider immer noch kabelgebunden und letztlich nur wenig mehr als ein "Karaoke-Knochen", der seinen Job zur Zufriedenheit aller erledigt. Und die neue Gitarre? Von der Aufmachung wirkt sie etwas billiger als die edlen Instrumente, die zu The Beatles: The Rock Band gefertigt wurden. Doch in der Handhabung bietet sie die Qualität, die man seit Jahren mit Rock-Band-Instrumenten assoziiert. Einzig bei der automatischen Kalibrierung leistet sich die blaue Plastikklampfe Aussetzer - wobei nicht auszuschließen ist, dass es sich hier um ein sehr lokales Problem handelt. Wenn sich der Einstiegspreis in Deutschland ähnlich gestaltet wie in den USA, bekommt für seine (vermutlich) 200 Euro einen guten, teils sehr guten Gegenwert. Nach der Trennung von Mad Catz waren Rock-Band-Fans kurz unsicher, wie es mit der Hardware weitergeht. Doch diese Skepsis gehört der Vergangenheit an. Harmonix hat mit PDP eine gute Wahl getroffen, um die neue Generation an Spielern mit sauber verarbeiteter Hardware auszustatten.

Wertung

XboxOne

PlayStation4