God Wars: Future Past - Test, Taktik & Strategie, PS_Vita, PlayStation4

God Wars: Future Past
27.06.2017, Jens Bischoff

Test: God Wars: Future Past

Reise in die Vergangenheit

Mit God Wars: Future Past (ab 29,94€ bei kaufen) entführen Kadokawa Games und NIS America zurück in die Blütezeit klassischer Taktik-Rollenspiele wie Tactics Ogre, Shining Force und Final Fantasy Tactics. Ob man damit auch heute noch punkten kann, klärt der Test.

Um den Frieden zwischen den drei Reichen Fuji, Izumo und Hyuga zu wahren, fällte Königin Tsukuyomi eine schwere Entscheidung und brachte ihre Tochter Sakuya den erzürnten Göttern eines kurz vor dem Ausbruch stehenden Vulkans als Opfer dar, während sie ihre andere Tochter Kaguya einsperren lies. Danach verschwand die Königin spurlos.

God Wars: Future Past entführt den Spieler in ein mythologisches Abbild Japans.
13 Jahre später wird die inhaftierte Prinzessin von ihrem Kindheitsfreund Kintaro befreit und die beiden machen sich auf die Suche nach der verschwundenen Königin, um die Wahrheit hinter ihrer Entscheidung herauszufinden.

Japanische Folklore

Unterwegs schließen sich den beiden immer weitere Weggefährten an, bis am Ende eine 14-köpfige Truppe nach der wie vom Erdboden verschluckten Königin sucht. Die trotz frei navigierbarer Weltkarte völlig linear verlaufenden Nachforschungen der Prinzessin werden hin und wieder von kurzen Anime- und Manga-Sequenzen untermalt. Die meiste Zeit wird die Handlung aber von komplett vertonten Gesprächen vorangetrieben, denen man wahlweise auf Englisch oder im Japanisch lauschen kann. Wählt man den Originalton, fehlen in Storysequenzen allerdings die englischen Untertitel. Eine deutsche Lokalisierung fehlt sogar gänzlich.

Angesichts der zum Teil wirklich trashigen Dialoge kann man die fehlende Übersetzung zwar verschmerzen, die von japanischen Sagen und Legenden inspirierte Geschichte und deren Figuren sind aber durchaus interessant, auch wenn neumodische Fetische wie Mädels in freizügigen Hasenkostümen ebenfalls bedient werden. Allerdings nimmt die erzählerische Seite unterm Strich ohnehin nur einen sehr kleinen Teil der Spielzeit ein. Die meiste Zeit verbringt man mit Gruppenmanagement und Kämpfen.

In den rundenbasierten Auseinandersetzungen werden wie schon zu frühen Fire-Emblem-Zeiten ausgewählte Gruppenmitglieder über schachbrettartige Schlachtfelder gezogen, um Ziele zu eliminieren, Verbündete zu beschützen oder Stellungen zu halten.

Die rundenbasierten Fantasy-Schlachten erinnern stark an Taktik-Rollenspiele der 90er Jahre wie Tactics Ogre, Vandal Hearts oder Final Fantasy Tactics.
Zudem wollen Aktionsreihenfolgen und -reichweiten abgewogen, Terrainbeschaffenheiten sowie Höhen- und Stellungsvorteile berücksichtigt, die für Fertigkeiten benötigten Mana-Mengen gesammelt und elementare Schwächen ausgenutzt werden.

Klassische Rundentaktik

Das zugweise Taktieren erinnert dabei stark an Genreklassiker der 1990er wie Tactic Ogre, Final Fantasy Tactics oder Vandal Hearts. Auch grafisch scheint man weitestgehend in diese Ära zurückgereist zu sein. Immerhin lassen sich die abwechslungsreich designten und mit interessanten Stellungskriegen aufwartenden Schlachtfelder uneingeschränkt rotieren und zoomen, so dass man immer einen guten Überblick hat. Auch umfassende Gegnerinfos lassen sich jederzeit einsehen, individuelle Zugreichweiten einblenden - und das sogar wenn der Gegner gerade am Zug ist. Nur Waffenreichweiten muss man selbst abschätzen.

Gerade bei Fernkampfwaffen wie Bögen und Armbrüsten hängt nämlich nicht nur die Durchschlagskraft, sondern auch die Reichweite vom Höhenunterschied zum Gegner ab. Auch angezeigte Zugreihenfolgen, Trefferwahrscheinlichkeiten und Schadensprognosen helfen bei der Aktionsplanung. Zudem kann man versuchen, die gegnerische Aufmerksamkeit auf besonders abwehrstarke Einheiten zu lenken, Statusleiden durch wiederholtes Auslösen verstärken und so Gegner erst verlangsamen und dann gänzlich zum Erlahmen bringen.

In Schreinen kann man göttlichen Beistand erlangen und Bonusaufträge bestreiten.
Schade nur, dass zwar die aktuellen Leiden, nicht aber deren voraussichtliche Restdauer direkt angezeigt werden. Ein Umweg ins Statusmenü verschafft jedoch Aufklärung.

Wer will, kann auf den zahlreichen Schlachtfeldern auch nach Schätzen Ausschau halten, die sich nicht nur in entlegenen Truhen, sondern auch unter der Erde befinden können. Mit den passenden Fertigkeiten lassen sich sogar Heilkräuter ernten, Edelsteine abbauen und Fische fangen. Zudem gibt es aufladbare Spezialangriffe, überdimensionale Bossgegner, Folgekämpfe und Countdowns bevor ein niedergeschlagener Charakter vom Schlachtfeld verschwindet - Permadeath gibt es jedoch nicht.

Viele Freiheiten

Auch der Spielstand kann jederzeit gesichert, der Schwierigkeitsgrad vor jedem Kampf in drei Stufen angepasst werden. Praktische Kampfbeschleunigungen und KI-Automatisierungen sind ebenfalls möglich. Darüber hinaus können in Schreinen vorübergehende Boni erbeten und Dutzende optionaler Schlachten bestritten werden, um zusätzliches Gold, Ausrüstung und Erfahrung zu erlangen. Neue oder sonst eher selten eingesetzte Charaktere können so auch wieder aufschließen. Allerdings erhalten bei Kampfeinsätzen nicht nur die beteiligten Charaktere, sondern auch deren ausgerüstete Jobklassen Erfahrungspunkte.

Neben einer einzigartigen Klassenzugehörigkeit kann jedes Gruppenmitglied bis zu zwei weiteren Klassen angehören, die sich nach und nach freischalten lassen und immer spezieller werden. Vom Krieger, Priester oder Magier bis hin zum Samurai, Shintoisten oder Konfuzianer. So lassen sich knapp zwei Dutzend freie und insgesamt sogar über 30 Jobs ausüben und kombinieren.

Mit der Hege und Pflege der stetig wachsenden Heldenriege kann man viel Zeit verbringen.
Zudem kann der Umgang mit acht Waffengattungen plus Schilden erlernt werden. Schade nur, das bei einem Hauptjobwechsel jedes Mal die komplette Ausrüstung abgelegt wird, selbst wenn sie von der neuen Klasse ebenfalls verwendet werden könnte.

Intensive Charakterpflege

Zusammen mit dem manuellen oder auch automatisch möglichen Optimieren der Ausrüstung kann man jedenfalls viel Zeit mit der Hege und Pflege seiner bis zu 14 Kombattanten verbringen. Dabei bringt man ihnen nicht nur neue Jobs und Fertigkeiten bei, sondern muss auch abwägen wann welche Upgrades Sinn machen, da stärkere Angriffe und Heilungen auch mehr Energie verschlingen. Einmal erlernte Passivfertigkeiten wie erhöhte Reichweite, Sprungkraft oder Schwimmfähigkeit lassen sich hingegen immer wieder austauschen, um sich verschiedenen Situationen besser anpassen zu können - und daran besteht wahrlich kein Mangel.

Fazit

God Wars: Future Past wirkt wie ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten, als das Genre der japanischen Taktik-Rollenspiele mit Titeln wie Tactics Ogre, Shining Force und Final Fantasy Tactics gerade seine Blütezeit erlebte. Wer diese Ära gern mal wieder aufleben lassen möchte, ohne das Archiv zu bemühen, bekommt mit God Wars eine gute Gelegenheit dazu. Die Grafik wirkt trotz Anime-Anstrichs zwar hoffnungslos veraltet, die Inszenierung trotz durchgehender Sprachausgabe völlig unspektakulär, aber die spielerischen Tugenden können heute noch überzeugen. Neben den immer wieder mit interessanten Terrainbeschaffenheiten und Feindformationen aufwartenden Rundenschlachten im Schachbrettstil halten auch Charakterpflege und -entwicklung gekonnt bei Laune. Nicht nur das individuelle Ausrüsten und Trainieren, auch das Experimentieren mit verschiedenen Klassenkombinationen und den damit verbundenen Talenten und Fertigkeiten weiß zu gefallen. Über den Umfang kann man auch nicht meckern und im Gegensatz zu früher gibt's sogar den Komfort, jederzeit speichern und den Schwierigkeitsgrad anpassen zu können - nur eine deutsche Lokalisierung sucht man vergebens.

Pro

  • unterhaltsame Rundentaktik
  • motivierende Charakterpflege
  • freie Charakterentwicklung

Kontra

  • altbackene Technik
  • mäßige Inszenierung
  • nicht lokalisiert

Wertung

PlayStation4

Klassische Rundentaktik à la Tactics Ogre oder Final Fantasy Tactics, die auch heute noch gut zu unterhalten weiß.