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imprint-X
26.01.2017, Jan Wöbbeking

Test: imprint-X

Geheimnisvolle Apparaturen

Schon The Room spielte mit dem Reiz unbekannter Mechaniken, jetzt will der schwedische Entwickler Morgondag die Neugier von Puzzle-Fans wecken. Imprint-X konfrontiert sie mit rätselhaften Sci-Fi-Maschinen. Was hinter all den bizarren Schaltern und rotierenden Leuchtkugeln steckt, muss der Spieler ganz alleine erforschen.

Der Hintergrund für all die wundersamen Apparaturen ist die Versklavung der Menschheit durch die Naniten: Die winzigen Maschinen haben die Gehirne einiger Menschen infiziert und sich an ihre Synapsen angedockt. Nur die Protagonistin ist noch in der Lage, sich mit einem VR-Headset bewaffnet in die Köpfe der Opfer zu hacken, um sie von den außerirdisch anmutenden Technik-Parasiten zu befreien. Die fremdartigen Schmarotzer haben sich natürlich mit Mechanismen geschützt, die ein Mensch auf Anhieb nicht versteht. Erst nachdem ich auf ein paar Knöpfchen gedrückt habe, erschließen sich erste Muster: Ach so, dieser Knopf klappt den Metallsteg aus! Und danach muss ich die übrigen Schalter in der richtigen Reihenfolge aktivieren. Ein Hinweis-Diagramm dazu befindet sich auf dem anderen ausklappbaren Steg. So ergeben sich spannende Experimente, bei denen ich mich langsam voran taste und versuche, den Sinn hinter den Apparaturen zu enträtseln, während im Hintergrund entspannende Acid-, Trance- und Ambient-Klänge die Nerven besänftigen.

Der Reiz des Unbekannten

Mal gibt es Schalter und ausklappbare Stege zu enträtseln...
Eine Konstante des per Kickstarter ermöglichten Titels bleibt die vorgegebene Anzahl an Schritten, die am unteren Bildrand eingeblendet wird. Leiste ich mir zu viele Fehltritte, ist die Runde vorbei und ich muss von Neuem beginnen. Ähnlich wie in Dyad ist das Motivierendste am Spiel, dass sich die Mechanik fast immer ein wenig ändert und ich stets zum Umdenken gezwungen werde. Mal muss ich mir Muster und Farbkombinationen einprägen, anderswo Steinchen auf mechanischen Schaufelrädern durchs Level befördern – oder auch beides zusammen. Im späteren Spielverlauf passen die Elemente aber nicht immer so gut zusammen.

Vor allem die Rhythmusspiel-Einlagen haben mich ausgiebig fluchen lassen. Bei ihnen muss man im passenden Takt auf die Maustaste hämmern, während kleine Kreise wild zuckend über den Schirm kreisen. Dumm nur, dass das nicht auf den Soundtrack abgestimmt wurde. Manchmal habe ich einfach kurz die Kopfhörer abgesetzt, um nicht vom „falschen“ Takt abgelenkt zu werden. Ich kann verstehen, dass es für das kleine Team ein großer Aufwand wäre, die ungewöhnlich durch den Raum wirbelnden Elemente an die Musik anzupassen. Manchmal rotieren sie z.B. umeinander wie physikalisch berechnete Planeten in einem instabilen Sonnensystem. Trotzdem hätte die Synchronität für einen deutlich runderen Knobelrhythmus gesorgt. Ein Schwachpunkt sind auch die etwas krakelig und amateurhaft wirkenden Zeichnungen, die es vor allem im Zeichentrick-Intro zu sehen gibt. Gelungen wirken dagegen die Maschinen selbst – und die im Hintergrund blitzenden Synapsen, die ein wenig an die Milchstraße erinnern.

Mangel an Musikalität

...anderswo muss man sich Muster und Rhythmen einprägen
Gamepads werden übrigens nicht unterstützt, obwohl es in den bewusst minimalistischen Optionen ein Controller-Symbol gibt. Stattdessen wurde die sehr simpel gehaltene Steuerung aber gut auf die Maus abgestimmt. Die ersten Levels konnte ich noch gemütlich vom Sofa aus mit dem Steam-Controller bewältigen, später hat mich der Zeitdruck mancher Förderbänder dann zurück vor den Monitor gezwungen. Ab und zu muss man unterschiedliche Knöpfe schnell genug mit dem Cursor erreichen, was mit der Maus deutlich besser klappt. Auf der Oberweltkarte helfen eine Reihe von Abzweigungen und alternativen Pfaden gegen Rätselfrust; dank dieser Freiheit kann ich Schwerpunkte für persönliche Lieblingsmechaniken setzen. Zudem lassen sich Fehltritte wiedergutmachen, indem ich danach besonders gut spiele und so verlorene Schritte wieder auffülle. Auch sporadisch durch den Raum schwebende Herzchen laden die Leiste ein wenig auf. Weltweite Highscorelisten oder andere soziale Features fehlen leider.

Fazit

Ähnlich wie in The Room haben mich auch die geheimnisvollen Maschinen aus Imprint-X von Anfang an fasziniert. Ich liebe es, wenn die Entwickler kaum Hinweise geben und ich auf eigene Faust den Sinn hinter obskuren Mechanismen erforschen muss. Das Erfolgserlebnis ist danach schließlich um so größer! Vor allem die Schalter- und Mechanik-Puzzles haben es mir angetan. Einige andere wie die nicht auf die Musik abgestimmten Rhythmus-Tests haben die Stimmung später aber wieder stark gedämpft. Auch die etwas krakeligen, auf hip getrimmten Pixel-Zeichnungen sind nicht wirklich mein Fall - der blitzende Hintergrund und der hypnotisch blubbernde Acid-Trance dagegen schon. Wer Spaß an kleinen, geheimnisvollen Mechanismen und Knöpfchen hat, wird von Imprint-X gut unterhalten.

Pro

  • Spieler muss rätselhafte Maschinen und Mechaniken auf eigene Faust erforschen
  • geheimnisvolle Stimmung
  • entspannender Trance- und Ambient-Soundtrack
  • viel Abwechslung dank zahlreicher vermischter Puzzle-Techniken

Kontra

  • Rhythmus-Elemente nicht auf die Musik abgestimmt
  • Zeichnungen wirken etwas amateurhaft
  • Geschicklichkeitstests gegen Ende mitunter frustrierend

Wertung

PC

Faszinierende, aber nicht immer durchdachte Mechanikpuzzles und Geschicklichkeitstests im Sci-Fi-Design.