Resident Evil 7: Verbotenes Filmmaterial 2 - Test, Action-Adventure, PlayStationVR, PC, XboxOne, PlayStation4

Resident Evil 7: Verbotenes Filmmaterial 2
16.02.2017, Mathias Oertel

Test: Resident Evil 7: Verbotenes Filmmaterial 2

Skurriler Horror-Mix

Während Horror-Fans auf PC und Xbox One noch warten müssen, um die zusätzlichen Inhalte zu Resident Evil 7 spielen zu können, sorgt auf PlayStation 4 bereits die zweite Ausgabe des „verbotenen Materials“ für neuen Horror. Im Test verraten wir, was sich hinter den drei neuen Szenarien verbirgt und ob sie die Hauptgeschichte in irgendeiner Form aufwerten können.

Wie schon bei der ersten Ausgabe des "verbotenen Materials" bekommt man auch hier drei Szenarien, von denen zwei auch hinter der VR-Brille gespielt werden können. Die Immersion und Dramatik von sowohl "21" als auch "Töchter" wird dadurch wie beim Hauptspiel gesteigert. Die Episode "Jacks 55. Geburtstag" wird wie "Ethan muss Sterben" nicht von der virtuellen Realität unterstützt. Der Preis liegt für den Einzelkauf hier allerdings höher als noch bei der ersten Ausgabe. Die schlug mit etwa zehn Euro zu Buche, während man jetzt mit etwa 15 Euro zur Kasse gebeten wird - es sei denn, man hat sich den Season Pass angeschafft. Bekommt man auch dementsprechend mehr fürs Geld? Nun, vielleicht war es ein Fehler, ausgerechnet mit Jacks Geburtstagsfeier den ersten Ausflug in die Szenarien dieses verbotenenen Materials zu machen.

Alberner Geburtstagsschmaus

Bei jedem Schuss regnet es Konfetti: Nur eine der Albernheiten in dem Szenario "Jacks 55. Geburtstag".
Denn schon die Prämisse, in der Haut von Zoe den ungeduldig wartenden Jack mit allerlei zu sammelnden Speisen und Getränken unter Zeitdruck zu füttern, steht für mich in zu krassem Gegensatz zu dem bedrückenden Grundton, den das Hauptspiel anschlägt. Es ist hochgradig skurril, z.B. durch das Gästehaus zu laufen, Weinflaschen oder Speisen einzusammeln (und sie ggf. mit Gewürzen zu kombinieren), um sie schließlich Jack zu bringen, der sie mit Teller oder im Falle des Weins samt Flasche konsumiert. Dass man die Monster, die einen aufzuhalten versuchen, zum einen mit Geburtstagshütchen ausgestattet sind und zum anderen mit Waffen abgeschossen werden, die nicht nur Projektile, sondern auch noch Konfetti verstreuen, steigert das Surreale. Immerhin: Jeder Abschuss hält die Zeit an, die letztlich für die Freischaltung der fünf weiteren Schauplätze sowie zusätzlicher Gegenstände in der Truhe verantwortlich sind, mit denen man sich ausrüsten kann. Trotz eines recht hohen Anspruchs (vor allem, wenn man innerhalb der S-Bewertung bleiben möchte) ist dieses absurde Szenario für mich die bislang unpassendste Ergänzung des im Hauptspiel wieder erstarkten Survival-Horrors.

Mit "21" wird die leicht von Jigsaws Sperenzchen der "Saw"-Serie inspirierte Zocker- bzw. Folterleidenschaft von Lucas ausgebaut, die man auch in Resident Evil 7 kennenlernt. In der Rolle des Kameramanns Clancy, der nach seinem Auftritt in der Episode "Schlafzimmer" aus dem ersten verbotenen Material erneut als Opfer herhalten muss, wird man zu einer Blackjack-Variante gezwungen. Hier spielt man gegen einen weiteren Gefangenen der Baker-Familie um Leben und Tod - natürlich unter verschärften Regeln: Es wird nur mit einem Deck bestehend aus den Nummernkarten von eins bis elf gespielt, wobei jede Karte nur einmal vorkommt. In späteren Runden kommen Modifikationschips hinzu, mit denen man das Schicksal zu beeinflussen versucht. So kann man z.B. bestimmte Karten

Jigsaws Erbe: Das tödliche Genie der Saw-Filme wäre stolz auf Lukas' Blackjack-Variante.
aus dem Deck für sich beanspruchen, insofern sie noch nicht gezogen wurden oder die letzte eigene bzw. gegnerische Karte wieder in den Stapel zurücklegen. Mit diesen Elementen kommt eine interessante taktische Komponente hinzu, die angesichts der Bestrafung für den Verlierer nicht unterschätzt werden sollte. Anfangs werden Finger durch eine mechanische Vorrichtung amputiert. Später kommen fiese Stromschläge und schlimmere Folteraktionen hinzu.

Blutiges Kartenspiel

Die Atmosphäre, die bei diesem morbiden Kartenspiel vor allem hinter der VR-Brille entsteht, ist bedrückend – teilweise sogar im positiven Sinne unangenehm. Vor allem, wenn die Bestrafungen für den Verlierer erfolgen, leidet man wie bei den frühen Saw-Filmen mit und schaut vielleicht sogar das eine oder andere Mal weg. Allerdings gibt es auch ein paar unpassende Momente. Wenn Clancy gerade eben noch einen (oder mehrere) Finger verliert, vor Schmerzen schreit und wimmert, aber kurz darauf mit trockener Stimme sagt, dass er eine weitere Karte möchte, verliert das Duell an Intensität. Hat man seinen Gegner mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln ausgeschaltet, warten übrigens zwei Survival-Modi, in denen man so viele Gegner wie möglich besiegen muss, bevor einem die Finger ausgehen. Dennoch: Abgesehen von einer leichten Vertiefung bestimmter Wesenszüge von Lucas, die einem aber auch schon im Hauptspiel klar werden, hat auch 21 nichts mit der Kampagne zu tun.

In "Töchter" bekommt man einen interessanten Rückblick in die Zeit, als die Baker-Familie noch "normal" war.
Ganz im Gegensatz zu "Töchter", das einen in eine Zeit vor den Ereignissen zurückversetzt, die man mit Ethan erlebt. Auch hier betrachtet man das Geschehen aus den Augen Zoes. Alles beginnt verhältnismäßig idyllisch mit einem ganz normalen Abend, während sich ein Hurricane dem Baker-Anwesen nähert. Doch die Geschehnisse, die sich dann entfalten, werden zu einem emotionalen Sturm der Gewalt, der Zoes Leben bedroht und die Situation vorbereitet, in der sich später auch Ethan wiederfindet. Hat man anfänglich noch relativ viel Zeit, um sich in aller Ruhe umzuschauen, wird die Flucht aus dem Haus und den Klauen der Familie ab einem bestimmten Zeitpunkt zu einer hektischen Tour de Force, die keinen Fehler verzeiht. Dieses Trial-and-Error-Prinzip wird allerdings dadurch aufgewertet, dass es zwei Enden gibt – ein "schlechtes" und "das wahre" Ende.

Verhängnisvoller Trip in die Vergangenheit

Es ist schade, dass die bisher veröffentlichten Szenarien nicht mehr Einblicke in das frühe Familienleben geben wie die Töchter-Episode. Sie ist zwar relativ kurz und lässt sich unter einer Stunde erledigen. Doch sie ist die erste Mini-Mission aus dem Download-Pool, die die Kampagne erzählerisch sinnvoll erweitert und das Geschehen um die Bakers greifbarer macht. Umso stärker, wenn man mit PlayStation VR spielt. Die Schockmomente sind zielsicher gesetzt, so dass es unter der Brille immer wieder zu einem Zusammenzucken und Schnappatmung kommen kann.

Fazit

Mit dem gestiegenen Preis für die zweite Staffel an Verbotenem Material von ca. 10 auf etwa 15 Euro sind auch die Erwartungen gestiegen. Und diese werden nur mit "Töchter" voll und ganz erfüllt. Zwar mit einer Spielzeit von unter einer Stunde recht kurz sowie mit relativ viel Trial-and-Error ausgestattet, wird hier zum ersten Mal die Kampagne des Hauptspiels erzählerisch durch einen der Download-Inhalte aufgewertet. Dem gegenüber steht jedoch der 55. Geburtstag Jacks, bei dem man ihn in einer Reihe von Schauplätzen mit Speisen und Getränken vollstopfen muss, die man unter Zeitnot und bedrängt von Monstern sucht. Als Minispiel mit viel gutem Willen noch akzeptabel, passt dieses skurrile, mitunter zu alberne Szenario für mich weniger als alle anderen bislang veröffentlichten Mini-Missionen in die Welt von Resident Evil 7. Das morbide Kartenspiel 21 schließlich reiht sich irgendwo dazwischen ein. Auch ohne die optionale VR-Unterstützung intensiv inszeniert, vertieft sie zwar nur den an Jigsaw aus der Saw-Serie erinnernden Spieltrieb von Lucas, kann seinen Charakter aber nicht wesentlich erweitern. Unter dem Strich bleibt auch die zweite Ausgabe des "Verbotenen Materials" einiges schuldig, kann sich aber dank der "Töchter"-Episode erneut über den Strich zur "Gut"-Wertung schleppen.

Einschätzung: gut

Wertung

PlayStation4

Die Episode "Töchter" ist mit ihrem Rückblick auf den Anfang vom Ende der Bakers eine interessante Ergänzung des Haupstpiels und trägt die ansonsten biederen Download-Missionen.