Just Dance 2017 - Test, Musik & Party, 360, Switch, PlayStation4, XboxOne, Wii, PlayStation3, PC, Wii_U

Just Dance 2017
03.03.2017, Mathias Oertel

Test: Just Dance 2017

Tanzparty zur Premiere

Eine neue Konsole ist ein idealer Nährboden, um eine bekannte Marke einem neuen Publikum zu präsentieren. Umso mehr, wenn sowohl Spiel als auch Konsole auf Party-Unterhaltung ausgelegt sind - und das ist ja erklärtermaßen eine der Grundsäulen von Nintendo Switch. Ob Just Dance 2017 (ab 13,23€ bei kaufen) sich als einer der Geheimtipps des noch jungen Systems präsentieren kann, klären wir im Test.

Just Dance hat sich seit seiner Premiere im Jahr 2009 als Glücksgriff für Ubisoft herausgestellt. Über zig Systeme und haufenweise Nachfolger sowie Ableger wie The Black Eyed Peas Experience oder Disney Party hinweg hat sich das Partyspiel mehr als 60 Millionen Mal verkauft. Und man hat dabei Konkurrenz wie Harmonix mit Dance Central sowie die ehemals das Spieletanzen dominierende Konami-Reihe Dance Dance Revolution weit im Rückspiegel hinter sich gelassen. Das Geheimnis liegt dabei in der leichten Zugänglichkeit und der sehr toleranten bzw. auf Partyspaß zugeschnittenen Bewegungs-Erfassung. Nachdem die Serie auf Wii ihren Anfang nahm, ist es geradezu zwangsläufig, dass Ubisoft zum Start des neuen Nintendo-Systems die Tanzparty Just Dance 2017 auch auf Switch veröffentlicht. Man muss ja eigentlich auch keine großen Anpassungen vornehmen. Das wesentliche Kontrollprinzip, bei dem die Bewegung über einen Controller erfasst wird, ist seit Wii bewährt und musste hier nur von Remote auf Joy-Con portiert werden.

Party-Spaß in Serie

Mitunter müssen die bis zu sechs Tänzer unterschiedlichen Choreografien folgen.
Und die Kulisse, die mit ihren schicken, teilweise für die Spieler abhängig von der Figur unterschiedlichen Choreografien ohnehin auf stilisierte Silhouetten-Figuren und meist knallbunte Hintergründe setzt, stellt die Entwickler mit der Umsetzung von Wii U bzw. One oder PS4 auf Switch ebenfalls kaum vor Probleme. Sprich: Man bekommt hier inhaltlich und mechanisch das identische Spiel wie auf den anderen Systemen. Das wiederum bedeutet, dass diejenigen, die Just Dance 2017 bereits auf einer anderen Konsole besitzen, nicht unbedingt zuschlagen müssen – es sei denn, sie wollen unbedingt den Exklusiv-Track „How Deep Is Your Love“ von Calvin Harris in der rund 40 Songs umfassenden Bibliothek haben. Die kann erneut mit dem Aboservice Just Dance Unlimited auf über 200 Songs aufgestockt werden. Drei Monate kann man Unlimited mit dem Kauf von Just Dance 2017 gratis nutzen, danach werden je nach Abo-Dauer zwischen 29,99 Euro für ein Jahr bis 3,99 Euro für einen Tageszugang fällig.

Smartphones dürfen statt Joy-Con als Controller eingesetzt werden - mischen kann man die Kontrolloptionen allerdings nicht.
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten - über Musikgeschmack noch mehr. Aber für mich ist die Auswahl in Just Dance 2017 die schwächste in der Seriengeschichte. Wo in den letzten Jahren eine meist überzeugende Mischung aus Klassikern verschiedener Genre und Top-Hits aus den Charts auf die virtuelle Tanzfläche zog, muss ich hier schon wirklich lange suchen, um mehr als eine Hand voll Songs zu finden, mit denen ich Spaß haben kann. So bleibt mir nur der Ausflug in die Unlimited-Trackliste - vermutlich genau das, was Ubisoft damit erreichen möchte. Andererseits bin ich mir sicher, dass auch viele Spaß mit Cake by the Ocean (DNCE), Scream & Shout (will.i.am & Britney Spears), Popipo (Hatsune Miku), All About Us (Jordan Fisher) sowie den anderen Tracks haben werden, von denen ein paar allerdings nur als Cover-Versionen vorliegen. Und die Musikauswahl ist auch nicht das Problem. Ebensowenig übrigens die Spielmodi: Mit der spaßigen Alienmaschine, bei der alle paar Takte das Element gewechselt wird, um die Energie für das abgestürzte Raumschiff zusammenzutanzen sowie der Tanzquest gibt es neben dem Standardmodus gelungene Ergänzungen für Offline-Rhythmiker. Und mit dem sauberen Online-Modus kann man die ganze Welt zu asynchronen Wettbewerben herausfordern.

Erfolg macht nachlässig

Was mich wirklich stört, ist die superschwammige Abfrage der Bewegung. Schon in den letzten Nintendo-Ablegern war die Toleranz bei der Erkennung über Remote sehr großzügig. Bis hin zu dem Punkt, an dem man im Sitzen spielen konnte, da ja letztlich nur die auf den jeweiligen Takten liegende Position bzw. Bewegung abgefragt wurde. Mit dieser Basis ist es natürlich unkompliziert,  die Unterstützung von Smartphones als alternative Kontrollgeräte zu integrieren, um evtl. fehlende Joy-Con zu kompensieren. Im Rahmen des Partyspaßes, der sich auch für Außenstehende einstellt, ein durchaus akzeptables Mittel, da die bis zu sechs Spieler, die sich hier vor dem Bildschirm oder dem Switch-Tablet zusammenfinden, vermutlich alle ein Smartphone besitzen. Allerdings muss auch ein WLAN vorhanden sein oder ein mobiler Hotspot aufgemacht werden.

Doch dann funktioniert das Tanzen mit Telefon ebenso gut wie das mit Joy-Con – oder ebenso schlecht. Zwar hatte ich seit Urzeiten immer wieder mal das Gefühl, dass die Erkennung nicht nur unsauber, sondern auch unzuverlässig arbeitet - das typische "Ich hab doch die Bewegung im Takt gemacht"-Gefühl, das ich aber bislang letztlich immer meiner Wahrnehmung zugeschrieben habe.

Im Mobilbetrieb sind die Anzeigen für die nächste Bewegung nur schwer erkennbar.
Doch die Probe in Just Dance 2017 auf Switch hat mich leicht schockiert. Wenn man beide Joy-Cons in eine Hand nimmt und die Bewegungen des Tänzers auf dem Bildschirm zu spiegeln versucht, die auch über die gelegentlich nicht aussagekräftigen eingeblendeten Karten vorgegeben werden, sollten für die beiden Spieler vielleicht nicht unbedingt identische, aber zumindest ähnliche Punktzahlen erreicht werden...

Kontrollverlust

..aber weit gefehlt: Die Bewertung der Bewegung bekommt über gefühlt etwa 90 Prozent der Zeit die gleiche Bewertung (Perfekt, Gut, Ok). Die übrigen zehn Prozent jedoch kommt es zu Differenzen, die sogar bis zu Perfekt für den einen und nur OK für den anderen Controller reichen. Und dass sich das auch in der Endpunktzahl widerspiegelt, ist zwangsläufig - bis hin zu einer Differenz in der Sternewertung. Mit

Die Choreografien sind mitunter fordernd, was allerdings von der uneinheitlichen und sehr toleranten Bewegungsabfrage torpediert wird.
mehreren Smartphones zeigt sich das gleiche Bild, eine Mischung aus Joy-Con- und Telefon-Controllern ist nicht möglich. Aber diese etwa zehn Prozent Diskrepanz sind mir persönlich zu hoch. Wer nur zum Spaß oder als Party-Zeitvertreib spielt und nicht in den Wettbewerb mit anderen geht, wird sich daran jedoch wenig stören.  Denn als ungezwungene Unterhaltung hat sich Just Dance auch mit der Ausgabe 2017 auf Switch seinen Charme bewahrt. Allerdings dürfte der Spaß vornehmlich zu Hause am Bildschirm stattfinden. Zwar funktioniert die Abfrage auch im Mobil-Modus so gut (oder schlecht) wie stationär, doch wenn sich mehrere Spieler vor dem kleinen Tablet-Screen tummeln, sieht das schon merkwürdig aus. Und abgesehen davon sind die Hinweiskarten auf die nächste Bewegung noch schwieriger auszumachen.

Fazit

Just Dance 2017 macht als Party-Unterhaltung auch auf Switch Spaß. Der Einstieg ist leicht und man hat per Smartphone als Controller keine Probleme, die bis zu sechs Spieler zusammenzukriegen, die von der Bewegungserkennung erfasst werden können. Dennoch ist diese Ausgabe für mich eine der schwächsten innerhalb der bislang fast zehn Jahre andauernden Erfolgsserie. Selten habe ich mich auf Anhieb mit so wenigen Songs innerhalb der Trackliste anfreunden können, so dass auch die beiden neuen Spielmodi ihr Potenzial nicht ausreizen. Doch alles wird überschattet von der Bewegungskontrolle. Traditionell sehr tolerant und damit eigentlich den Partyspaß unterstützend, sorgen Ungenauigkeiten für Frust: Im Praxistest wurden die in einer Hand liegenden Joy-Cons oder Smartphones und die damit durchgeführte Bewegung mitunter sehr unterschiedlich erkannt und gewertet. Zudem verliert Just Dance 2017 im Mobilmodus mit dem kleinen Bildschirm und den darauf kaum erkennbaren Karten für die nächste Bewegung deutlich an Reiz - wer das Tanzspiel bereits auf einem anderen System hat, kann sich die Anschaffung daher sparen.

Pro

  • Trackliste mit gut 40 Songs aus verschiedenen Epochen und Genres...
  • drei Monate Gratiszugang zum Abo-Service Just Dance Unlimited
  • farbenfrohe Kulisse mit stilisierten Silhouetten-Tänzern
  • ansprechende, mitunter je nach gewählter Figur unterschiedliche Choreografien teils beruhend auf den Musikvideos
  • für bis zu sechs Spieler
  • auch Smartphones als Kontrollgeräte nutzbar
  • ungezwungener Partyspaß

Kontra

  • ... die geschmacklich spalten
  • hohe Ungenauigkeiten bei der Bewegungsabfrage
  • mitunter aussageschwache Karten für die nächste Bewegung
  • Karten im Mobilbetrieb kaum zu erkennen
  • kein Mischen von Joy-Con
  • und Smartphone-Controller möglich

Wertung

Switch

Just Dance ist auch auf Switch ein netter Partyspaß für bis zu sechs Tänzer. Die zweifelhafte Bewegungsabfrage ist allerdings nervig und sorgt dafür, dass das Potenzial nicht ausgeschöpft wird.