Super Bomberman R - Test, Arcade-Action, Stadia, Switch, PlayStation4, PlayStation4Pro, PC, XboxOneX, XboxOne
Die Reflexe von Hudsons guten alten Bombermännern sind offenbar gehörig in die Jahre gekommen: Sie reagieren zumindest nur mit einer kurzen, aber deutlich spürbaren Verzögerung auf die Eingabebewegungen. So „pflanzt“ man immer mal wieder einen Sprengsatz ein Feld zu früh oder zu spät und baut sich selbst eine tödliche Falle. Oder man kann sich nicht schnell genug vor den Bomben der Gegner in Sicherheit bringen. Was man auch tut – es empfiehlt sich immer eine kleine Reaktionszeit vorauszukalkulieren, was bei diesem actionreichen Spielprinzip fatal ist. Schade, denn das Grundprinzip aus dem Jahr 1983 rockt auch heute noch: Bis zu acht Spieler wuseln aus der Draufsicht durch ein kleines Labyrinth und sprengen mit pulsierenden Zeitbomben poröse Wände und Gegner aus dem Weg. Aufgepeppt wird das herrlich hektische Getümmel von sammelbaren Extras und Fähigkeiten wie mehr Sprengkraft, dem Legen ganzer Bombenketten oder dem nicht ungefährlichen Kicken (und Stoppen) von Sprengsätzen in andere Bereiche. Wer ausgeschieden ist, darf seine Peiniger mit einem Fahrzeug vom Rand aus weiter ärgern, um vielleicht sogar ins Spiel zurückzukommen.
Chance vertan!
Trotz all dieser Potenziale ist das von Konami und HexaDrive entwickelte Spiel aber ein Rückschritt. Im Laufe der Jahrzehnte gab es immer wieder gelungene Erweiterungen des Konzepts, z.B. für die PC Engine und den Amiga (DynaBlaster) oder den PC. Besonders cool war die furiose Saturn-Fassung, welche bereits 1996 einen Zehn-Spieler-Modus und einen Haufen wilder Extras mitbrachte. Super Bomberman R gehört leider nicht in diese würdevolle Ahnenreihe der Sprengmeister. Ganz so grottig wie in der eintönigen Xbox-360-Verwurstung Bomberman Act Zero wird es zwar nicht, trotzdem stören auch hier zahlreiche Schnitzer das Gemetzel. Das größte Manko ist die schon erwähnte schwammige Steuerung. Im Docking-Modus vorm TV fühlt sich die Eingabe-Verzögerung sogar noch einen Deut träger an. Aktiviert also möglichst den Game-Modus an eurer Anlage und dem Fernseher und deaktiviert alle unnötigen Bildfilter! Noch schwammiger wird es in den weltweiten Online-Matches. Die Spielsuche bietet zwar vier Stufen zur Einschränkung auf lokalere Regionen oder Spieler mit einer guten Verbindung, doch auch in komplett deutschen Matches habe ich manchmal derart arge Lags erlebt, dass die Duelle zum reinen Glücksspiel wurden. In innerdeutschen Auseinandersetzungen bleibt aber immerhin die Mehrzahl der Runden erträglich. Im Gegensatz zu Fast RMX gibt es in der Spielersuche übrigens die Möglichkeit, der Lobby eines Freundes beizutreten.
Bomberman auf Valium
Auch der Story-Modus konnte mich nur mäßig unterhalten. Bosskämpfe gegen eine Mech-Spinne oder ein bildschirmgroßes wandelndes Fort lockern den Alltag als Sprengmeister ein wenig auf. Die kleinen scrollenden Standard-Levels bieten aber nur altbekannte Standardkost gegen mehr oder weniger putzig animierte Kopffüßer. Meist ist man als Kammerjäger unterwegs und soll wandelnde Wärmflaschen, degenerierte Düsenfrösche oder hetzende Harley-Heizer aus der Arena bomben. Anderswo müssen einfache Schalterrätsel gelöst werden. Oder eine Reihe „versprengter“ Männchen wird in die Rettungszone geführt und dackelt dabei wie in Pix the Cat hinter dem Spieler her. Die kleinen Regelvariationen bleiben aber eine Nebensache und können die Action nicht wirklich bereichern.
Durchwachsenes Abenteuer
Fazit
Was für eine vertane Chance! Super Bomberman R hätte zu einem echten Kaufargument für die Multiplayer-Möglichkeiten der Switch werden können. Sicher, im Grunde wird das Potenzial gut genutzt: Es gibt von Pro-Controllern über abgezogene Joycons bis hin zu aufgestellten Mini-Bildschirmen viele Kombinationen, am klassischen Gemetzel teilzunehmen. Die spielerische Umsetzung lässt aber stark zu wünschen übrig. Die Steuerung ist schwammig, es mangelt an Extras sowie Konfigurationsmöglichkeiten und im simplen Online-Part muss man sogar mit häufigen Lags leben. Der traditionell stiefmütterlich behandelte Story-Modus wirkt mit seinen austauschbaren Kulissen und nervigen Zeichentrickfilmchen zudem eher wie ein Lückenfüller. Wer lediglich ein paar nette Mehrspieler-Matches einlegen möchte, wird mit Super Bomberman R ausreichend bedient, in Anbetracht der großartigen Vorgänger wirkt das Gebotene aber ziemlich traurig!
Pro
- zeitlos spaßiges Mehrspieler-Prinzip
- verbissene Duelle mit fiesen Racheakten
- bis zu acht Spieler in diversen On- und Offline-Konstallationen
- aufpeitschende quietschvergnügte Musik
- riesige Bosse sind eine nette Abwechslung im Bomber-Alltag
- Story-Modus lokal im Zwei-Spieler-Koop spielbar
Kontra
- träge, schwammig verzögerte Steuerung
- online teils starke Lags
- unerträglich unlustige und überdrehte Zeichentrick-Filmchen
- nur wenige verrückte Extras im Multiplayer verfügbar
- Online-Ligen und Offline-Fortschritt wirken simpel und wenig motivierend
- etwas umständliche Menüführung
- Höhenunterschiede in der isometrischen Kulisse schwer zu unterscheiden