New Frontier Days: Founding Pioneers - Test, Taktik & Strategie, Switch

New Frontier Days: Founding Pioneers
08.03.2017, Benjamin Schmädig

Test: New Frontier Days: Founding Pioneers

Kleinstadtbau mit Casual-Charme

Meine erste Woche mit Nintendos Switch war fantastisch: Zelda, Fast RMX und Voez bescherten mir einen der besten Konsolenstarts, die ich je gespielt habe – und dann kam der Test zu New Frontier Days: Founding Pioneers. Der an Die Siedler oder Banished erinnernde Aufbau einer kleinen Ortschaft ist so dermaßen spaßbefreit, dass ich überlegen musste, ob er überhaupt die „magische“ 40-Prozent-Marke knackt.

40 Prozent heißt: Das Spiel funktioniert zumindest im Wesentlichen. Sprich, das Errichten von Schmieden, Webereien oder Sägewerken, der Ausbau derselben, das Fischen und Anlegen von Feldern sowie das Beschaffen der dafür notwendigen Rohstoffe müsste so weit motivieren, dass man die so wachsenden Siedlungen stets vergrößern will. Das Ansehen der eigenhändig geplanten Orte muss Spaß machen und es sollte ein Genuss sein, das tägliche Treiben der Einwohner zu beobachten.

Kennt noch jemand Farmville?

Doch wenn das Krankenhaus zwischen den vorherrschenden Stein- und Holzhäusern eine gigantische Spritze auf dem Dach hat, empfinde ich das schon mal als richtig hässlichen Stilbruch – von der Müllbeseitigung mit dem modernen Recycling-Symbol fange ich erst gar nicht an. Und auch dem Volk beim Arbeiten zuzusehen reizt mich hier

New Frontier Days erinnert an Die Siedler - ist aber nicht halb so unterhaltsam.
nicht, weil die Figuren weder auf sympathische Weise überzeichnet wurden noch realistische Abbilder sind. Wenn sie mit erhobenen Händen auf der Stelle springen, schreit das sogar nach diesem grinsedämlichen Billig-Look, der „Klassiker“ wie Farmville auszeichnet. Nein, das Ansehen und Beobachten macht hier keinen Spaß...

... und das Spielen genauso wenig. Klar kickt das Belohnungssystem irgendwelche Botenstoffe in den Kreislauf, wenn man nach der Mühle auch die Bäckerei bauen und darin Brote backen darf. Diese Entwicklungsbäume sind aber dermaßen gut versteckt, dass die Suche nach dem benötigten nächsten Schritt ein frustrierendes Absuchen von Menüpunkten und aktuellen Zuständen ist. Dadurch bietet mir das Spiel keine klaren Optionen; vielmehr habe ich meist einfach das Erste erledigt, von dem ich überhaupt wusste, dass es möglich war.

Selbst eine ausgebaute Stadt ist ein überschaubares Nest ohne nennenswerte Entwicklungen.


Suchen und Hetzen

Dass man die jeweils aktuelle Situation ähnlich schlecht im Blick hat, verstärkt dieses Gefühl des Gehetztseins nur – dass die Zeit während des Erteilens von Bauaufträgen und anderen Aktionen nicht angehalten wird, ebenso. Abgesehen davon muss man ständig, wirklich ständig Hinweisdialoge wegklicken, die über unbedeutende Errungenschaften informieren.

Vielleicht haben die Entwickler die Entwicklungsmöglichkeiten ja deshalb versteckt, weil es ohnehin nur wenige gibt: Die Siedlungen fühlen sich nie wie wenigstens halbwegs glaubwürdige Orte an, Feldwirtschaft und sonstige Nahrungsbeschaffung wird auf kleinen Parzellen abgewickelt, denen es egal ist, wo man sie platziert, und das Land, auf dem sie entstehen, ist stets ein winziger Strich auf einer immer gleich und immer langweilig aussehenden Umgebung.

Schönwetterfront

Als unbefriedigend empfinde ich außerdem die dem Design zugrundeliegende Schleife, in deren Mittelpunkt der jährliche Abzug von Geld und Ressourcen steht. Man kümmert sich also nicht nur in Abhängigkeit natürlicher und wirtschaftlicher Zwänge um die Bedürfnisse der Einwohner, sondern wird von einem künstlichen Kreislauf geleitet. Nachdem ich in Banished harte Winter überstanden habe, ist mir das einfach zu wenig. Ach, ja: Wechselnde Jahreszeiten gibt es in New Frontier Days „selbstverständlich“ ohnehin nicht.

Fazit

Dass man etliche Aktionen einmal zu viel bestätigen und manche Einstellungen, die ohnehin der Normalzustand sein sollten, stets von Neuem vornehmen muss, ist nur ein Punkt unter vielen Ärgernissen. Das grundlegende Prinzip des fortwährenden Städtebaus funktioniert zwar, im Detail macht New Frontier Days: Founding Pioneer aber fast alles falsch, was ein solches Spiel falsch machen kann. Man baut auf winzigen, immer ähnlich aussehenden Landstrichen, verfügt über viel zu wenige Optionen bei Bau und Entwicklung von Gebäuden und Einrichtungen, es fehlt an Übersicht über aktuelle Zustände bzw. mögliche Entwicklungen und das Ansehen der langweiligen Grinsebacken macht keinen Spaß. Nein, dieser oberflächliche Baukasten hat sich nicht einmal eine ausreichende Note verdient.

Pro

  • grundlegend funktionierender Aufbau einer Siedlung

Kontra

  • anstrengendes und eigentlich überflüssiges Kleinklein statt Blick fürs große Ganze
  • keine Übersicht über aktuelle Zustände sowie Entwicklungsbäume bzw. notwendige Schritte
  • viele Fortschritte über Erfüllen von Vorgaben anstatt Bau neuer und Entwicklung vorhandener Gebäude
  • sehr wenige Gebäude und Einrichtungen auf sehr kleinen, stets gleich aussehenden Arealen
  • ständige, störende Hinweiseinblendungen
  • keine Zeitbeschleunigung und kein Pausieren bei Verteilen von Bauaufträgen u.a.
  • sehr unhandliche Steuerung, sowohl mit Pad als auch per Touchscreen
  • langweiliges Artdesign macht Anschauen der Siedler langweilig

Wertung

Switch

Inhaltlich dünner und spielerisch schwacher Aufbau kleiner Siedlungen.