Battlefield 1: They Shall Not Pass - Test, Shooter, PC, PlayStation4, XboxOne

Battlefield 1: They Shall Not Pass
22.03.2017, Jan Wöbbeking

Test: Battlefield 1: They Shall Not Pass

Verbrannte Erde

DICE verlegt den Ersten Weltkrieg zu unserem westlichen Nachbarn: In historischen Schlachten wie Verdun dürfen endlich auch die Franzosen in Battlefield 1 mitmischen. Im Test untersuchen wir, was die Erweiterung They Shall Not Pass sonst noch zu bieten hat.

Premium-Pass-Besitzer tummeln sich bereits seit dem 14. März auf dem Schlachtfeld. Zwei Wochen später wird das Add-on auch einzeln erhältlich sein. Leider bekommen Premium-Mitglieder auch dann noch einen kleinen Vorteil, indem sie in Server-Warteschlangen bevorzugt werden. Neu dabei sind die französische Armee, vier neue Karten (Verdun Höhen, Fort de Vaux, Soissons und Bruch), zwei weitere Operationen, der Spielmodus "Frontlinien" (Mischung aus Eroberung und Rush), die Eliteklasse Grabenkämpfer sowie weitere Fahrzeuge. Die Schauplätze werden im entsprechenden Modus zu zwei neuen zusammenhängenden „Operationen“ verbunden. Dank dieser langwierigen Angriffe fühlt man sich wieder deutlich eher in einen echten Krieg versetzt als in den schnellen, austauschbaren Matches in manch anderem Shooter.

Erbittertes Tauziehen

Diesmal spielt sich mehr im Schützengraben ab.
Die beste Neuerung ist in meinen Augen aber der Spielmodus Frontlinien. Er kombiniert Eroberung und Rush, so dass man sich von Flagge zu Flagge in Richtung des gegnerischen Hauptquartiers kämpft. Hat man es schließlich eingenommen, geht das Spiel als Rush-Partie weiter. Das Ziel: Telegrafenmasten attackieren oder verteidigen. Da sich der Frontverlauf jederzeit in beide Richtungen verschieben und das gegnerische Team zurückkommen kann, entfaltet sich ein verbissenes Tauziehen, das viel Dynamik in die teils ziemlich langen Matches bringt. Immer wieder rauft man sich zusammen, um die voranstürmenden Feinde doch noch mit einem koordinierten Angriff zu überrumpeln. Stellt man es geschickt an, lässt sich das Überraschungsmoment nutzen, um sich bei einem schnellen „Konter“ gleich mehrere Stützpunkte zu sichern – und schon sieht die Lage wieder ganz anders aus.

Weniger gut gefallen hat mir das Design der Karten. Es passt zwar zum Thema des Ersten Weltkriegs, dass man sich einigelt und langwierige Grabenkämpfe liefert. Trotzdem hat es mir bei weitem nicht so viel Spaß bereitet, mich inmitten von Katakomben zu verschanzen und das pausenlose Granatenfeuerwerk so zu umtänzeln, dass man auch ja von keiner Explosion erwischt wird. An den zahlreichen neuralgischen Punkten in Kellern und Schützengräben ist der „Granaten-Spam“ noch deutlich schlimmer geworden. Zudem kommen Einzelgänger auch in abgeschnittenen Lagen noch regelmäßig an Granaten, und zwar durch das neue, an Star Wars: Battlefront angelehnte „Cooldown“-System (hier geht es zur News). Für mich ist das gerade in diesem Setting eine unverständliche Entscheidung, die Entwickler sehen das anders: Laut DICE dämmt die Änderung den Explosions-Overkill ein und soll bald auch auf andere Bereiche ausgeweitet werden (Näheres dazu hier). Natürlich verschanzt man sich auch in der aktuellen Erweiterung nicht so exzessiv und realgetreu wie etwa im historisch akkurateren Shooter Verdun. Battlefield 1 konzentriert sich auch in dieser Erweiterung auf die Action.

Neuerungen beim Nachschub

Ein Metallungetüm nach dem anderen rollt ins Verderben.
Gerade die Wahl bisher selten umgesetzter Schauplätze machte das Hauptspiel so interessant. Diese typische Dynamik weiter Schlachtfelder kommt in They Shall Not Pass allerdings nur selten auf, z.B. wenn man sich in Soissons über das Feld und einen Hügel an eine vom Gegner gehaltene Mühle heranarbeitet. Am Rande von Gehöften entfalten sich Panzerschlachten, bei denen der Großteil des Ortes gleich mit abgerissen wird.

Der Fokus liegt hierbei auf den wendigen Saint-Chamond-Panzern, mit denen man auch schon mal über eine schmale Eisenbahnbrücke düst, um die Gegner zu überraschen. In Bruch verbringt man einen Großteil der Zeit in Schützengräben, neben denen bereits der Mohn die rostigen Wracks vergangener Panzerschlachten überwuchert. Ähnlich viele Furchen gibt es natürlich in Verdun, wo weite Teile der Wälder in Flammen stehen. Dort gilt es, zu zu den Befestigungsanlagen vorzurücken, während die Artillerie ununterbrochen feuert. Arbeitet man gut zusammen, kommt eine intensive Schlachtatmosphäre auf, obwohl es auch hier mitunter zäh wird. Deutlich mehr Spaß kam am Rande eines Zuges auf, auf den unaufhörlich weitere Panzer zugerollt kamen, die uns aber mit der Hilfe von Mörsern und Minen in die Falle gingen.

Agile Panzer

Ein Blick auf die zur Hälfte verkohlte Karte Verdun.
Bei der technischen Umsetzung sollte DICE noch nachbessern: Vor allem auf der Xbox One kam es gelegentlich zu Menü-Hängern, zuckenden Leichen oder seltsamen Bugs, welche fast die komplette Umgebung schwarz werden ließen. Mittlerweile ist übrigens die Möglichkeit hinzugekommen, Server für eigene Matches zu mieten, und zwar mitten aus den Menüs des Spiels heraus. Veteranen dürften sich nach wie vor über die verhältnismäßig eingeschränkten Konfigurationsmöglichkeiten ärgern, im Gegenzug gibt es aber ungewöhnlich kurze Zeiträume. Wer möchte, kann sich z.B. einen Server für nur einen Tag sichern, wofür man lediglich 1,99 Euro investiert. Auch übliche Zeitrahmen wie ein Monat (26,99 Euro) stehen zur Verfügung.

Fazit

Obwohl oder gerade weil sich die Battlefield-1-Erweiterung „They Shall Not Pass“ klassischen Themen des Ersten Weltkriegs widmet, stellte sich bei mir nicht mehr die gleiche mitreißende Stimmung wie beim Hauptspiel ein. Gerade die untypischen Schauplätze in Kombination mit den üppig vorhandenen technischen Neuerungen der Zeit machten die dynamischen Schlachten zu etwas Besonderem. Nach wie vor vermittelt die stark zerstörbare Kulisse ein richtig wuchtiges, intensives Schlachtgefühl - diesmal entbrennen für meinen Geschmack aber zu viele zähe Duelle um neuralgische Punkte, inklusive einem übertriebenem Einsatz von Granaten, Mörsern & Co. Richtig gut schlägt sich der neue Modus „Frontlinien“, der das stetige Hickhack ein wenig aufbricht, so dass sich ein spannendes Tauziehen entwickelt. Ich hoffe darauf, dass sich DICE den weiteren Umbau des Munitionssystem gut überlegt: Details wie Abkühlzeiten für Granaten erinnern schließlich mehr an SciFi-Waffen aus Battlefront als an den geschichtlichen Kontext.

Einschätzung:
gut

Wertung

PC

Das Schlachtgefühl ist nach wie vor beeindruckend, doch die Dynamik wird diesmal stärker durch zähe Scharmützel ausgebremst.

PlayStation4

Das Schlachtgefühl ist nach wie vor beeindruckend, doch die Dynamik wird diesmal stärker durch zähe Scharmützel ausgebremst.

XboxOne

Das Schlachtgefühl ist nach wie vor beeindruckend, doch die Dynamik wird diesmal stärker durch zähe Scharmützel ausgebremst.