Drawn to Death - Test, Shooter, PlayStation4
Was ist cooler als eine Armbrust? Natürlich eine Armbrust, die den ausgerissenen Arm gleich mit verschießt! Außerdem hält die blutende Hand noch ein fettes Päckchen Dynamit umklammert. Man will schließlich nicht unterbewaffnet in den Kampf gehen, wenn der Gegner mit Affenscheiße um sich schmeißt! Oder mit explosiven Bowlingkugeln, an denen zudem noch ein halber Bowlingspieler hängt und die mit Schwung erstaunlich viel Zerstörungskraft entfalten. Jede Waffe, jede Arena und jeder Spruch in Drawn to Death wirkt tatsächlich wie das Ergebnis von viel zu viel Langeweile auf der letzten Bank. Jedes noch so kleine Detail der gekritzelten Horror-Show musste natürlich üppig erweitert und ausgeschmückt werden. Neben einen brodelnden Blutlavasee passen schließlich noch viele martialische Ornamente. Und darüber flattern ein paar selbstmörderisch zerplatzende Engel – total Metal-Cover-mäßig! Und als Lehrmeister muss natürlich der sezierte Frosch aus dem Bio-Unterricht herhalten, der mit freigelegten Innereien die Mutter des Spielers beleidigt – logisch.
Hai-Ninjas und zerteilte Bowlingsportler
Für PS-Plus-Mitglieder ist der Mehrspieler-Shooter derzeit kostenlos erhältlich. Leider wirkt das Gebotene auch spielerisch etwas billig, so dass das Gemetzel nicht wirklich mit Genre-Größen wie Plants vs. Zombies: Garden Warfare 2 konkurrieren kann. Das beginnt schon bei den Größenordnungen: Lediglich vier Spieler dürfen sich gegenseitig in den Arenen ärgern. Gespielt wird entweder in Rangmatches, in freien Runden oder privat mit Freunden. In lediglich einer Hand voll klassischer Modi wie einem Deathmatch torpediert man entweder alle Mitspieler oder birgt ähnlich wie in „Abschuss bestätigt“ (Call of Duty) die Herzen erlegter Gegner für sein Team. Hier müssen die Organe allerdings in Zonen mit unterschiedlich hohen Punkte-Belohnungen abgeliefert werden.
Lustig, aber unausgegoren
Vor allem auf der Flucht über die Dächer oder durch schmale Gassen dreht sich die Sicht oft ungünstig weg oder neigt zu wilden Zuckungen. Am unterhaltsamsten gestalten sich daher direkte Duelle gegen nur einen Spieler, weil man dabei ruhiger seine Strategie durchziehen kann, ohne ständig von der Seite oder von Kameramacken überrascht zu werden. In den Zweier-Duellen kam es aber vor allem dann zu Verbindungsabbrüchen, wenn ich gerade das Match dominierte. Offenbar zieht der jugendliche Humor mit all seinen freischaltbaren Beleidigungen ein nicht all zu faires Publikum an – oder es lag auch hier nur an der schwachen Technik. Als Ottonormal-Spieler muss man viele Todbringer erst freischalten; gegen Mikrotransaktionen im PSN-Store lassen sich aber Extras erwerben, mit denen man schon von Anfang an seine Waffen und Spezialfähigkeiten frei kombinieren darf. Auch alberne Charakter-Verzierungen und Beschimpfungs-Animationen lassen sich freispielen oder käuflich erwerben.
Von der lebenden Minigun bis hin zum Sargwerfer
Fazit
Ein abgefahrenes Design allein ist nicht genug – das beweist Drawn to Death wie kaum ein anderes Spiel. Die derben Gags und abstrus zerteilten Kritzelfiguren haben sofort meine Sympathie gewonnen, zumal die wilden Spezialfähigkeiten einen sehr individuellen Spielstil ermöglichen. Trotzdem musste ich mich schon nach kurzer Zeit regelrecht vor die Konsole zwingen, wenn es gerade keine News zu tippen oder andere Arbeiten zu erledigen gab. Die Spielerzahl wirkt mit nur vier Teilnehmern äußerst karg und auch die Modi-Armut drückt stark auf die Langzeitmotivation. Am stärksten auf die Nerven gingen mir aber die vielen technischen Mankos wie Lags, der Bildratenschluckauf, eine hölzerne Steuerung oder die nervös zuckende Kamera. Für ein paar morbide Lacher und Metzel-Einlagen ist der kostenlose PS-Plus-Titel gut genug, spielerisch hat er aber keine Chance gegen durchdachtere Genregrößen wie Garden Warfare oder Overwatch.
Pro
- übertrieben abgedrehtehte Gags und Beleidigungen
- extrem durchgeknallte Waffen und Extras
- sehr unterschiedliche Spielstile möglich
- originelles wildes Kritzel-Design
Kontra
- viele technische Probleme wie Ruckler und lange Ladezeiten
- häufige Lags
- maximal vier Spieler
- greller Mix aus Farben und Formen stört die Übersicht
- nervöse Kamera
- altbackene hölzerne Steuerung
- es mangelt an Umfang und Abwechslung