Marvel's Guardians of the Galaxy: The Telltale Series - Test, Adventure, PC, Android, iPad, XboxOne, PlayStation4, iPhone
Telltale Games bleibt auch bei der Verwendung der Marvel-Lizenz seinem Konzept treu: Genau wie zuletzt bei Batman: The Telltale Series nutzt das Studio auch bei Guardians of the Galaxy seine altbekannt Schablone, bei der das eigentliche Spiel mit seinen wenigen Interaktionen und Rätseln eindeutig der Geschichte mit ihren Dialogoptionen und Pseudo-Entscheidungen sowie der Inszenierung untergeordnet wird. Immerhin erlaubt das spezielle Equipment des Haupthelden Star Lord ein paar besondere Mechaniken abseits der üblichen Reaktionstests. Mit seinen Düsen-Stiefeln kann er etwa schweben und damit höhere Stellen erreichen, während sein Time Scanner einen kurzen Blick in die Vergangenheit ermöglicht. Trotzdem erinnert auch dieser Ableger mehr an einen interaktiven Film, der nicht von den wenigen Spielelementen, sondern hauptsächlich von der Geschichte getragen werden soll.
Mit vereinten Kräften
Das ist nicht Star Lord!
Selbst Rocket fehlt es an Charme, weil der auf Krawall gebürstete Waschbär im Spiel nur mäßig animiert wurde und selbst das Fell wie eine starre Masse wirkt. Immerhin machen die englischen Sprecher einen guten Job und auch der Soundtrack hinterlässt mit seiner Mischung aus Original-Kompositionen und lizenzierten Songs einen positiven Eindruck. Von der Lokalisierung kann man das nicht behaupten: Abseits der fehlenden deutschen Sprachausgabe ist die Übersetzung der Texte unvollständig und so bekommt man häufig auch in der deutschen Version die englischen Dialogoptionen zu sehen. Doch nicht nur hinsichtlich der Lokalisierung hinterlässt die erste Episode einen unfertigen Eindruck: Zumindest auf der Xbox One läuft die neue Engine mit einigen Einbrüchen der Bildrate immer noch nicht rund und es gab im Rahmen des Tests sogar zwei Abstürze zu beklagen, in denen das Bild komplett eingefroren ist. Das alles spricht für eine überhastete Veröffentlichung, weil man den Auftakt offenbar um jeden Preis vor bzw. im Zeitfenster des Kinofilms veröffentlichen wollte.
Fazit
In letzter Zeit schafft es Telltale nicht mehr, mich zu packen. Das war schon bei Batman der Fall und setzt sich jetzt bei Guardians of the Galaxy fort – und das, obwohl ich sowohl der DC- als auch der Marvel-Marke und sogar dem spielerisch simplen und umstrittenen Telltale-Konzept etwas abgewinnen kann! Die Handlung innerhalb der recht kurzen Episode entwickelt sich trotz gelungener Tempowechsel etwas zu zäh und nimmt erst gegen Ende endlich Fahrt auf – also dann, wenn man sich langsam an das zunächst leicht befremdliche Figurendesign gewöhnt hat. Der Mangel an Interaktionen und spielerischem Anspruch ist mittlerweile bekannt, doch auch hinsichtlich der Inszenierung liefert Telltale dieses Mal nur Mittelmaß. Da hilft auch nicht die neue Engine, die sich mit Problemen bei der Bildrate sowie vereinzelten Abstürzen zumindest auf der Xbox One eher wie ein Rückschritt präsentiert. Vielleicht sollte man bei Telltale darüber nachdenken, mehr Zeit in die Qualitätssicherung und Optimierung der Technik zu investieren, anstatt weiter mit heißer Nadel an Lizenz-Abenteuern zu stricken...
Pro
- liebenswerte Marvel-Truppe
- unterhaltsame Dialoge und Dialogoptionen
- diverse Entscheidungen wirken sich (minimal) auf den Spielverlauf aus
- nette Spezialmechaniken (Schwebe-Stiefel, Zeit-Scanner)
- gelungene Mischung aus Actionsequenzen und Erkundung / ruhigen Momenten
- gute (englische) Sprecher
- passender Lizenz-Soundtrack
- Crowd-Play lässt Zuschauer Einfluss nehmen
- interessante Ansätze bei der Story
Kontra
- gewöhnungsbedürftiges Figurendesign
- kaum Rätselanspruch
- kleine Areale
- unvollständige Text-Lokalisierung
- nur englische Sprachausgabe
- Probleme mit der Bildrate
- kurze Spielzeit (ca. 90 Minuten)
- vereinzelte Abstürze