Marvel's Guardians of the Galaxy: The Telltale Series - Test, Adventure, PC, Android, iPad, XboxOne, PlayStation4, iPhone

Marvel's Guardians of the Galaxy: The Telltale Series
19.04.2017, Michael Krosta

Test: Marvel's Guardians of the Galaxy: The Telltale Series

Heldenhafte Beschützer?

Noch vor dem Kinostart von Guardians of the Galaxy Vol. 2 am 27. April dürfen sich Star Lord, Rocket, Gamora, Drax und Groot in ein neues Abenteuer stürzen. Dabei konfrontieren Telltale und Marvel die Helden nicht nur mit dem Titanen Thanos, sondern entfesseln auch das Konfliktpotenzial innerhalb der bunt zusammengewürfelten Chaoten-Truppe. Wird die erste Episode „In Traurigkeit verwickelt“ ein Trauerspiel oder gelungener Auftakt?

Telltale Games bleibt auch bei der Verwendung der Marvel-Lizenz seinem Konzept treu: Genau wie zuletzt bei Batman: The Telltale Series nutzt das Studio auch bei Guardians of the Galaxy seine altbekannt Schablone, bei der das eigentliche Spiel mit seinen wenigen Interaktionen und Rätseln eindeutig der Geschichte mit ihren Dialogoptionen und Pseudo-Entscheidungen sowie der Inszenierung untergeordnet wird. Immerhin erlaubt das spezielle Equipment des Haupthelden Star Lord ein paar besondere Mechaniken abseits der üblichen Reaktionstests. Mit seinen Düsen-Stiefeln kann er etwa schweben und damit höhere Stellen erreichen, während sein Time Scanner einen kurzen Blick in die Vergangenheit ermöglicht. Trotzdem erinnert auch dieser Ableger mehr an einen interaktiven Film, der nicht von den wenigen Spielelementen, sondern hauptsächlich von der Geschichte getragen werden soll.

Mit vereinten Kräften

Noch vor dem Kinostart von Guardians of the Galaxy Vol. 2 am 27. April dürfen sich Star Lord, Rocket, Gamora, Drax und Groot in ein neues Abenteuer stürzen.
Allerdings tut sich Telltale in der ersten Episode noch etwas schwer: Zwar gelingt eine gute Mischung aus Actionsequenzen und ruhigeren Momenten, aber die Geschichte kommt erst gegen Ende der mit 90 Minuten recht kurzen Auftakt-Episode langsam in Fahrt und lässt trotz dem einen oder anderen lustigen Spruch sowie abgedrehten Situationen noch etwas Humor vermissen. Stattdessen dreht sich ein großer Teil der Handlung nach dem heroischen Teamwork des Einstiegs um die Konflikte innerhalb der Gruppe. Dabei muss man als Peter Quill a.k.a. Star Lord ein paar weitreichenden Entscheidungen treffen und dabei auch Partei ergreifen – ob und wie sich diese tatsächlich auswirken, werden aber erst die kommenden Episoden zeigen. Beim mehrmaligen Durchspielen der ersten Episode hielten sich die Unterschiede bei verschiedenen Wegen noch in Grenzen. Immerhin bekommt man gegen Ende mit dem Auftauchen der Kree und dem Kampf um ein mysteriöses Artefakt erzählerisch noch die Kurve, um Neugier auf die nächste Episode zu wecken.

Rocket sieht normal aus, aber gewöhnungsbedürftig ist das Figurendesign der anderen Helden: Da man nicht auf das Aussehen oder die Mitarbeit der Akteure wie Chris Pratt, Zöe Saldana oder Dave Bautista zurückgreifen darf oder will, hat man eigene Versionen der Guardians gestaltet.
Gewöhnungsbedürftig ist das Figurendesign: Da man nicht auf das Aussehen oder die Mitarbeit der Akteure wie Chris Pratt, Zöe Saldana oder Dave Bautista zurückgreifen darf oder will, hat man eigene Versionen der Guardians gestaltet. Dabei geht ein Großteil durchaus in Ordnung, doch ausgerechnet an der Darstellung des Protagonisten dürften sich die Geister scheiden. Ich selbst hatte jedenfalls meine Probleme damit, diesen Typen als Star Lord zu akzeptieren, weil er für mich einfach nicht diese lockere Coolness aufweist, die Chris Pratt in dieser Rolle im Kinofilm versprüht.

Das ist nicht Star Lord!

Selbst Rocket fehlt es an Charme, weil der auf Krawall gebürstete Waschbär im Spiel nur mäßig animiert wurde und selbst das Fell wie eine starre Masse wirkt. Immerhin machen die englischen Sprecher einen guten Job und auch der Soundtrack hinterlässt mit seiner Mischung aus Original-Kompositionen und lizenzierten Songs einen positiven Eindruck. Von der Lokalisierung kann man das nicht behaupten: Abseits der fehlenden deutschen Sprachausgabe ist die Übersetzung der Texte unvollständig und so bekommt man häufig auch in der deutschen Version die englischen Dialogoptionen zu sehen. Doch nicht nur hinsichtlich der Lokalisierung hinterlässt die erste Episode einen unfertigen Eindruck: Zumindest auf der Xbox One läuft die neue Engine mit einigen Einbrüchen der Bildrate immer noch nicht rund und es gab im Rahmen des Tests sogar zwei Abstürze zu beklagen, in denen das Bild komplett eingefroren ist. Das alles spricht für eine überhastete Veröffentlichung, weil man den Auftakt offenbar um jeden Preis vor bzw. im Zeitfenster des Kinofilms veröffentlichen wollte.

Fazit

In letzter Zeit schafft es Telltale nicht mehr, mich zu packen. Das war schon bei Batman der Fall und setzt sich jetzt bei Guardians of the Galaxy fort – und das, obwohl ich sowohl der DC- als auch der Marvel-Marke und sogar dem spielerisch simplen und umstrittenen Telltale-Konzept etwas abgewinnen kann! Die Handlung innerhalb der recht kurzen Episode entwickelt sich trotz gelungener Tempowechsel etwas zu zäh und nimmt erst gegen Ende endlich Fahrt auf – also dann, wenn man sich langsam an das zunächst leicht befremdliche Figurendesign gewöhnt hat. Der Mangel an Interaktionen und spielerischem Anspruch ist mittlerweile bekannt, doch auch hinsichtlich der Inszenierung liefert Telltale dieses Mal nur Mittelmaß. Da hilft auch nicht die neue Engine, die sich mit Problemen bei der Bildrate sowie vereinzelten Abstürzen zumindest auf der Xbox One eher wie ein Rückschritt präsentiert. Vielleicht sollte man bei Telltale darüber nachdenken, mehr Zeit in die Qualitätssicherung und Optimierung der Technik zu investieren, anstatt weiter mit heißer Nadel an Lizenz-Abenteuern zu stricken...

Pro

  • liebenswerte Marvel-Truppe
  • unterhaltsame Dialoge und Dialogoptionen
  • diverse Entscheidungen wirken sich (minimal) auf den Spielverlauf aus
  • nette Spezialmechaniken (Schwebe-Stiefel, Zeit-Scanner)
  • gelungene Mischung aus Actionsequenzen und Erkundung / ruhigen Momenten
  • gute (englische) Sprecher
  • passender Lizenz-Soundtrack
  • Crowd-Play lässt Zuschauer Einfluss nehmen
  • interessante Ansätze bei der Story

Kontra

  • gewöhnungsbedürftiges Figurendesign
  • kaum Rätselanspruch
  • kleine Areale
  • unvollständige Text-Lokalisierung
  • nur englische Sprachausgabe
  • Probleme mit der Bildrate
  • kurze Spielzeit (ca. 90 Minuten)
  • vereinzelte Abstürze

Wertung