Portal Knights - Test, Rollenspiel, PlayStation4, PC, XboxOne, Switch

Portal Knights
29.05.2017, Jens Bischoff

Test: Portal Knights

Auf den Spuren von MineCraft

Dass sich Keen Games bei der Entwicklung von Portal Knights (ab 11,95€ bei kaufen) von MineCraft inspirieren ließ, ist offenkundig. Doch schon Dragon Quest Builders hat gezeigt, dass der beliebte Klötzchenbaukasten eine gute Grundlage für Rollenspielabenteuer sein kann. Ob das auch auf die Portalritter zutrifft, klärt der Test.

Die Welt der Portal Knights ist seit dem großen Bruch in viele schwebende Inseln zerteilt, in denen vor allem nachts gefährliche Kreaturen umherziehen. Die einzige Verbindung zwischen den zerklüfteten Landresten stellen antike Portale dar, die es aufzuspüren und zur Rettung der Welt zu reaktivieren gilt.

Bei der Erstellung eines neuen Helden kann man aus drei Charakterklassen wählen.
Das ist die vor Spielbeginn mit wenigen Sätzen umrissene und erst wieder mit dem Abspann aufgegriffene Rahmenhandlung des über 45 Eilande umspannenden Sandkasten-Abenteuers.

Zerborstene Welt

Bevor man in das luftige Splitterarchipel entlassen wird, muss man sich aber erst einen neuen Helden basteln. Neben Name, Aussehen und Geschlecht, darf auch eine von drei Charakterklassen gewählt werden: Als Krieger ist man besonders widerstandsfähig und mit Schwertern und Äxten hauptsächlich im Nahkampf aktiv. Als flinker Waldläufer vertraut man hingegen eher darauf, seine Gegner mit Pfeil und Bogen auf Abstand zu halten. Und als Magier setzt man natürlich primär auf seine Zauberkräfte. Eine praktische Zielaufschaltung gibt’s dabei für alle drei Klassen.

Darüber hinaus verfügt jeder neu erschaffene Held über eigene Charakterwerte, deren Anstieg sich im Lauf des Abenteuers individuell beeinflussen lässt. Auf gewissen Stufen muss man sich zudem zwischen verschiedenen Talenten entscheiden, was zusammen mit der gewählten Ausrüstung sehr unterschiedliche Spielstile ermöglicht.

Neben Ausrüstung und Gebrauchsgegenständen können auch Gebäude und Produktionsstätten gebaut, repariert und aufgerüstet werden.
Bis zu acht sich nach und nach abnutzende Waffen, Werkzeuge sowie Zauber und andere Objekte können per Aktionsleiste schnell gewechselt und in den unkomplizierten Kämpfen eingesetzt werden. Im Rucksack finden sogar bis zu vierzig Gegenstandsarten Platz.

Wer noch mehr Stauraum benötigt, stellt wie in MineCraft aus passenden Rohstoffen Truhen und weiteres Mobiliar her. Waffen, Rüstungen, Tränke und andere Utensilien lassen sich ebenfalls selbst anfertigen. Für manche muss man erst die dazugehörigen Rezepte finden, für andere bestimmte Produktionsstätten wie Skizziertische, Werkbänke oder Schmelzöfen errichten. Die Möglichkeiten sind vielfältig, aber doch überschaubar. Wer will, kann sogar Ackerbau betreiben und in mühseliger Kleinarbeit ganze Siedlungen errichten - vorgegebene Gebäudepläne gibt es keine.

Motivierende Bastelstunde

Hunger und Tierzucht bleiben außen vor und auch NPCs machen sich äußerst rar. Immerhin bieten manche davon Waren oder lukrative Jagd- und Bauaufträge an. Insgesamt ist das Aufgabendesign aber ziemlich mickrig und generisch - kein Vergleich mit dem ähnlich gelagerten Dragon Quest Builders. Dafür kann man hier am geteilten Bildschirm einen oder online bis zu drei Freunde ins Boot holen.

Per Splitscreen können zwei, online sogar bis bis zu vier Freunde zusammen losziehen.
"Freunde" ist dabei allerdings wörtlich zu nehmen, denn Matchmaking, Server-Browser oder andere Möglichkeiten, um mit Gleichgesinnten in Kontakt zu kommen, gibt es nicht. Beitritte sind nur auf Einladung möglich.

Da es weder Schutzmechanismen gegen das Plündern von Spielertruhen noch gegen das Zerstören von Spielerkonstruktionen gibt, mag das verständlich sein. Aber solche Regeln sollten doch ebenso problemlos möglich sein wie neutrale Welten mit speziellen Team- oder Wettkampfangeboten. Zwar machen auch die kooperativen Streifzüge im Freundeskreis trotz mitunter winziger Schriftgrößen im Splitscreen Laune, aber hier gibt es definitiv noch Luft nach oben. Auch von den sowohl allein als auch im Team bestreitbaren Bosskämpfen hätte es ruhig mehr als drei geben können.

Noch ausbaufähig

Das gilt auch für die viel zu selten stattfindenden Sonderereignisse, die alle paar Stunden zum Finden spezieller Objekte, Bekämpfen bestimmter Gegner oder gar zum Entdecken neuer Welten aufrufen. Das ist vor allem als Gruppe viel zu wenig. Zudem sind die wahlweise aus der Ego- oder Schulterperspektive erkundbaren Welten zwar zahlreich, aber in punkto Umfang jeweils sehr überschaubar.

Auch Bosskämpfe können kooperativ bestritten werden - die Zahl hält sich allerdings in Grenzen.
Einstieg und Handhabung fallen zwar angenehm leicht, aber auf Dauer mangelt es doch in vielerlei Hinsicht an Komplexität und Langzeitmotivation. So kann man weder Sprinten, Schwimmen oder Objekte zerlegen, noch Ausrüstungs-Presets festlegen oder in Truhen lagernde Items verarbeiten.

Für zwischendurch und solche, die von den Möglichkeiten eines MineCraft fast schon erschlagen werden, bietet Portal Knights aber eine passende und trotz Blockstils sehr schmucke Nische, die zudem mit vielen liebevollen Details wie dynamischen Tageszyklen, tierischen Begleitern, versteckten Schätzen und interessanten Gadgets aufwartet. Nur die langen Ladezeiten, während der sogar die Auto-Save-Funktion mehrfach einsetzt, sowie aufgrund der luftigen Schauplätze vermehrten Todesstürze können mitunter an den Nerven zehren. Dauerhaft sterben kann man aber nicht.

Fazit

In Portal Knights durchkämmt man nicht eine große, sondern viele kleine Klötzchenwelten nach Rohstoffen, um daraus wie in Mojangs Vorbild Gebrauchsgegenstände, Ausrüstung, Mobiliar oder ganze Bauwerke herzustellen. Auch Kämpfe wollen bestritten, Quests erfüllt und Herausforderungen gemeistert werden. Einstieg und Handhabung fallen angenehm leicht, Erfolge stellen sich schnell ein und die Kulisse wirkt trotz Blockstils recht ansehnlich. Zudem kann mit drei verschiedenen Charakterklassen (Krieger, Waldläufer, Magier) herumexperimentiert werden. An die Komplexität und Langzeitmotivation eines MineCraft oder die Rollenspielverzahnungen eines Dragon Quest Builders kommen die Portalritter von Keen Games allerdings nicht heran. Die Rahmenhandlung ist kaum existent, die Aufgaben und Ereignisse eher unspektakulär, die Spielwelt überschaubar. Dafür kann man sowohl lokal als auch online mit Freunden auf Montage und Beutejagd gehen - auflockernde Bosskämpfe inklusive. Schade nur, dass man sich nicht auch mit neuen Spielern treffen, Regeln zum Schutz eigener Vorräte und Kreationen festlegen oder spezielle Welten erkunden und Team-Herausforderungen bestreiten kann. Doch das Fundament gefällt, der Ausbau kann beginnen.

Pro

  • ansehnlicher Klötzchen-Look
  • motivierende Bau-, Jagd- & Sammelmöglichkeiten
  • drei verschiedene Charakterklassen
  • unterhaltsame Koop-Streifzüge
  • auflockernde Bosskämpfe
  • einfache Handhabung

Kontra

  • überschaubare Spielwelten
  • kaum existente Rahmenhandlung
  • unspektakuläre Aufgaben & Ereignisse
  • eingeschränkte Mehrspielerfunktionalität
  • auf Dauer mangelnde Komplexität
  • lange Ladezeiten

Wertung

PlayStation4

Einsteigerfreundlicher, aber überschaubarer Bau- und Abenteuersandkasten in MineCraft-Manier.

XboxOne

Einsteigerfreundlicher, aber überschaubarer Bau- und Abenteuersandkasten in MineCraft-Manier.