MXGP3 - The Official Motocross Videogame - Test, Rennspiel, PC, XboxOne, PlayStation4, Switch

MXGP3 - The Official Motocross Videogame
01.06.2017, Michael Krosta

Test: MXGP3 - The Official Motocross Videogame

Modernisiertes MotoCross

Angesichts der jährlichen Veröffentlichungen von Milestone ist MXGP 3 keine große Überraschung. Doch während inhaltlich vieles beim Alten bleibt, markieren die jüngsten MotoCross-Ausflüge hinsichtlich Technik einen echten Neubeginn: Zum ersten Mal setzen die Italiener auf die moderne Unreal Engine! Ob sich der Umstieg ausgezahlt hat, klären wir im Test…

Dank FIM-Lizenz enthält die dritte Auflage selbstverständlich alle Fahrer, Teams und Strecken der Klassen MXGP und MX2. Erstmals wird man sich außerdem auf den Sattel von 2-Stroke-Bikes schwingen dürfen. Neben Meisterschaften mit den 18 Läufen des offizielles Rennkalenders darf man alternativ eine eigene Saison zusammenstellen, in Einzelrennen antreten oder beim Zeitfahren um Plätze auf der Online-Bestenliste kämpfen. Ebenfalls wieder mit dabei ist der Wettbewerb Monster Energy FIM MXoN, bei dem die Piloten eine Art Nationalmannschaft formieren und gemeinsam für ihr Land auf Punktejagd gehen. Wie zuvor hat man erneut die Wahl, ob man verkürzte oder komplette Rennwochenenden (inkl. Qualifikation) absolvieren möchte. Wer sich dagegen ins Fahrerlager verirrt, wird einen schönen Trainingsspielplatz voller Hügel und enger Kurven vorfinden – also die perfekte Vorbereitung für die späteren Gerangel auf den MotoCross-Pisten, auf denen sich dann bis zu 22 MX-Bikes tummeln. Neben der mehrstufig einstellbaren KI darf man sich selbstverständlich auch in Online-Rennen mit bis zu elf anderen Spielern messen, sei es in Einzelrennen oder sogar kompletten Meisterschaften. Offenbar hat Milestone nicht nur in die Unreal-Technik, sondern auch seine Server investiert: Im Rahmen unserer Testläufe liefen die Rennen über das PSN angenehm rund und ohne störende Lags. Nur auf Komfort wie eine Zuschauerfunktion muss man weiterhin verzichten. Immerhin gibt es als Alternative zum automatischen

Milestone will hoch hinaus...
Match-Making auch einen Lobby-Browser sowie die Möglichkeit, private Sitzungen zu erstellen. Nur Duelle am geteilten Bildschirm sucht man wieder vergeblich.

Das übliche Programm

Im Mittelpunkt steht aber einmal mehr die Karriere, deren Konzept sich im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert hat. Nach alter Codemasters-Manier startet man mit seinem eigenen Fahrer zunächst in Wildcard-Rennen, macht durch gute Leistungen sowie ein steigendes Ansehen die Teamchefs für eine Festanstellung auf sich aufmerksam und kümmert sich neben der guten Performance auf dem Sattel auch um Deals mit Sponsoren. Im Gegensatz zu den übrigen Modi, wo man lediglich beim rudimentären Setup am Fahrwerk und der Übersetzung schrauben darf, stehen innerhalb der Karriere auch Tuning-Optionen zur Auswahl. So lassen sich die mühsam verdienten Preisgelder nicht nur in optischen Schnickschnack wie neue Motorrad-Komponenten oder Biker-Ausrüstung vom Helm bis zu den Schuhen investieren. Mit lizenzierten Upgrades für Auspuff, Federung oder Bremsen verbessert man sowohl Leistung als auch Fahrverhalten seines Fuhrparks, der sich mit entsprechenden Einnahmen ebenfalls kontinuierlich erweitern lässt. Gleichzeitig wirken sich die Vorstellungen auf der Strecke auf die Fahrerwerte in den Bereichen Bremsen, Regenfähigkeit, Gaskontrolle und Steuerung aus. Wer übrigens keine Lust hat, mit den offiziellen Piloten in den anderen Modi durchzustarten, darf alternativ auf seinen eigenen Fahrer zurückgreifen, obwohl der Editor mit dem Festlegen von Namen, Nationalität und Hautfarbe nur wenige Anpassungen erlaubt.

Erstmals wird es auch 2-Stroke-Bikes im Fuhrpark geben.
Aber was zählt, ist auf dem Sattel. Und hier hat Milestone erfreuliche Fortschritte gemacht: Vor allem die in Echtzeit deformierbaren Oberflächen sehen dank Unreal-Power nicht nur viel besser aus, sondern wirken sich endlich spürbar auf die Fahrphysik aus. Die lässt sich einmal mehr in drei Stufen skalieren und vermittelt zusammen mit der manuellen Haltung per Analogstick ein ähnlich gutes Gefühl am Lenker wie im Vorjahr. Die Whips erfordern jetzt allerdings etwas mehr Feingefühl und Korrekturen, um das Bike nach dem Absprung im richtigen Moment zur Seite zu legen und danach wieder ordentlich zu landen.

Viele Verbesserungen

Doch vor allem durch zwei Faktoren gestalten sich die Rennen bei MXGP 3 wesentlich angenehmer als im Vorjahr: Zum einen enden Gerangel mit den KI-Fahrern nicht mehr so häufig in Unfällen, bei denen meist der Spieler den Kürzeren zieht. Hier geht es bei Positionskämpfen zwar weiterhin hart und kontaktreich zur Sache, aber die Piloten bleiben dabei meist auf ihren Satteln. Zum anderen wird der Rennverlauf nach kurzen Ausflügen abseits der Strecke nicht mehr umgehend mit einem automatischen Zurücksetzen gestört. Und sollte es doch mal zu Unfällen oder anderen Problemen kommen, darf man weiterhin auf die optionale Rückspulfunktion zurückgreifen, die sich unendlich oft verwenden lässt und einen ordentlichen Bereich abdeckt. Selbst der Gummiband-Effekt wurde auf ein erfreuliches Maß reduziert. Zwar bleiben einem vor allem in der Rolle des Führenden die Verfolger oft überraschend dicht auf den Fersen und es gibt eine deutliche Diskrepanz zwischen (langsamen) Quali-Zeiten und dem wesentlich flotteren Auftreten im Rennen, aber insgesamt fühlen sich die Duelle sowie Abstände hier natürlicher und damit authentischer an als im Vorjahr. Schade nur, dass man nicht konstant oder zumindest regelmäßiger über Vorsprünge zum Verfolgerfeld bzw. den Abstand zum Vordermann informiert wird, sondern sich lediglich durch sporadische Einblendungen oder den bewährten Blick über die Schulter einen Überblick verschaffen kann.                       

Wie oft hat Milestone schon eine modernisierte Technik versprochen und hinkte mit der eigenen Engine dann trotzdem weiterhin hinterher? Dieses Mal folgen auf die Worte endlich Taten: Dank der Unreal Engine macht die Reihe nicht nur hinsichtlich Aspekten wie den deformierbaren Oberflächen einen gewaltigen Schritt nach vorne, sondern legt neben einer überzeugenderen Akustik auch grafisch ordentlich zu. Die Strecken wirken vor allem unter nassen Bedingungen viel plastischer. Dazu gesellen sich aufwändige Partikeleffekte für Staub und Rauch, während die verbesserte Beleuchtung ebenfalls dazu beiträgt, dass die Kulisse insgesamt einen authentischeren Eindruck hinterlässt. Während die Animationen der Fahrer im Renngeschehen ebenfalls überzeugen, wirken sie in den Wiederholungen allerdings etwas hakelig und damit unnatürlich.

Leere Versprechen 3.0?

Die Echtzeit-Deformierung der Oberfläche sieht nicht nur gut aus, sondern zeigt auch Auswirkungen.
Doch so schön und offensichtlich die Fortschritte auch sein mögen, hat Milestone die neue und deutlich leistungsfähigere Technologie noch nicht hundertprozentig im Griff. Das zeigt sich vor allem dann, wenn die Bildrate auf größeren Pisten wie Maggiora oder zu viel gleichzeitiger Action ins Straucheln gerät. Nasse Bedingungen, insbesondere bei den hässlich inszenierten Regenschauern, bringen ebenfalls häufig leichte Slowdowns mit sich – zumindest bei der getesteten PS4-Version. Andere Fassungen lagen nicht zum Test vor. Darüber hinaus haben die Italiener mit langen Ladezeiten ein „Feature“ ihrer alten Engine übernommen. Selbst wenn man zwei Rennen hintereinander auf der gleichen Strecke absolviert, muss man sich lange gedulden, bis es endlich wieder losgeht. Davon abgesehen hilft auch der Wechsel auf Unreal der mageren Präsentation nicht auf die Sprünge: Vor allem die Karriere wird sehr trocken, fast schon billig inszeniert. Siegerehrung & Co fallen sogar völlig unter den Tisch. Und so langsam sollte sich Milestone vielleicht mal nach einem neuen Sound Designer umsehen: Diese ewig gleichen und uninspirierten Elektroklänge mit Dubstep-Einschlag sind kaum noch zu ertragen und sorgen mittlerweile in nahezu jedem Spiel des Studios für eine Ohrenfolter!

Fazit

Lange genug hat es gedauert, bis Milestone endlich realisiert hat, dass man mit der angestaubten Engine der Marke Eigenbau einfach kein Spiel abliefern kann, das grafisch einen halbwegs modernen Eindruck vermittelt. Doch der längst überfällige Umstieg auf eine professionelle Engine – in diesem Fall Unreal – ist nur einer der Gründe, warum MXGP 3 trotz vereinzelter Slowdowns sowie langen Ladezeiten einen deutlich besseren Eindruck hinterlässt als seine Vorgänger. Denn neben der aufgebohrten Grafik macht das virtuelle MotoCross vor allem auf dem Sattel eine viel bessere Figur: Endlich ärgert man sich im Gerangel nicht länger über eine nervige Kollisionsabfrage oder wird nach kleinen Ausflügen neben die Piste nicht mehr umgehend zurückgesetzt. Und endlich sieht man nicht nur die Echtzeit-Deformierung der Oberflächen, sondern spürt auch deren Auswirkungen auf die gelungene Fahrphysik, die sich erneut in mehreren Stufen anpassen lässt und gut auf die Controller-Steuerung übertragen wird. Jetzt müssen die Italiener es nur noch schaffen, auch hinsichtlich der Präsentation einen Gang höher zu schalten. Denn beim Blick auf die angestaubte Struktur, die lieblose Aufmachung und enttäuschende Inszenierung der Karriere ist Milestone trotz moderner Engine doch mal wieder in der Zeit stehen geblieben. 

Pro

  • offizielle FIM-Lizenz
  • gute Steuerung
  • ordentliche Fahrphysik mit mehreren Stufen
  • spürbare Echtzeit-Deformierung der Oberfläche
  • verschiedene Witterungsverhältnisse
  • rudimentäre Setup-Optionen
  • verbesserte Kollisionsabfrage
  • optionale Rückspulfunktion
  • Tuning innerhalb der Karriere möglich
  • riesige Auswahl an Anpassungsmöglichkeiten für Bikes und Fahrer
  • Unreal-Engine statt Milestone-Technologie
  • Online-Rennen (inkl. Meisterschaften)

Kontra

  • Bildrate nicht immer stabil
  • lange Ladezeiten
  • nur sporadische Abstands-Anzeige
  • angestaubte, mitunter sehr lieblose Präsentation
  • mitunter hakelige Animationen
  • keine Siegerehrungen
  • keine Splitscreen-Rennen
  • schlimmer Soundtrack

Wertung

PlayStation4

Dank des Technik-Tunings der Unreal Engine und sinnvollen Verbesserungen im Renngeschehen kommt die MXGP-Reihe endlich in Schwung!