Future Unfolding - Test, Action-Adventure, Linux, PlayStation4, Mac, PC

Future Unfolding
10.05.2017, Jan Wöbbeking

Test: Future Unfolding

Magischer Wald voller Geheimnisse

Der Berliner Entwickler Spaces of Play nimmt die Hektik aus dem Spiel. Die von The Legend of Zelda inspirierte Entdeckung eines beschaulichen Waldes und seiner Bewohner erklärt dem Spieler rein gar nichts – so dass er die geheimnisvollen Mechaniken ganz auf eigene Faust erforschen muss.

Das Spielgefühl erinnert mich stark an meine Kindheit, als ich mir noch keine C64 leisten konnte, aber schon genug Geld zusammengekratzt hatte, um mir einen anderen Heimcomputer zuzulegen: Einen Sinclair ZX Spectrum +2, dem ganze 100 Spiele beilagen. Viele davon besaßen einen starken Erkundungsfokus und bizarre Spielmechaniken, deren Anleitung sich auf wenige nichtssagende Zeilen beschränkte. Warum kann ich nur an bestimmten Stellen schießen? Was bewirken die kreisförmigen Strahlen? Wieso greifen mich nur manche Exemplare der kugelrunden außerirdischen Flummiviecher an? In den kommenden Tagen spukten mir pausenlos derartige Fragen im Kopf herum.

Die Magie der Unwissenheit

Manche Tricks verzerren den kompletten Raum, was nicht nur cool animiert wurde, sondern auch durchaus gefährlich werden kann.
In der Welt von Future Unfolding gibt es keine Flummi-Aliens oder ähnlich futuristische Dinge - dafür aber eine metaphysisch anmutende Naturkulisse. Auch hier sehe ich zu Beginn den Wald vor lauter Bäumen nicht. Bei einem Druck auf den Action-Knopf passieren wundersame Dinge, die ich mir zunächst nicht erklären kann und auf die ich auch nicht zu tiefgreifend eingehen werde, um euch nicht den Spaß am Entdecken zu verderben. Er ist nämlich beinahe die einzige Motivation im verwunschenen Wald: In der Rolle eines Menschen aus der Draufsicht laufe ich umher, experimentiere mit allerlei wundersamen Mechaniken und lege bei erfolgreich gelösten Rätseln neue Abschnitte, Seen und Höhlen frei. Irgendwann im Laufe des Spiels versteht man auch, wie man einen Durchgang in den zufallsgenerierten Umgebungen abschließt, um in ein neues Areal zu gelangen.

Falls ihr euch jetzt verwirrt am Kof kratzt, versuche ich, etwas konkreter zu werden: Nähere ich mich etwa einem Schaf und drücke den Action-Knopf, freunde ich mich ähnlich gut mit ihnen an wie Jeff Minter. Danach dackeln sie mir treu hinterher. Nach der Lösung eines kleinen Rätsels lässt sich ihre Zutraulichkeit auf alberne Weise nutzen, um Höhenunterschiede zu überqueren. Auch frei stehende, besonders buschige Büsche werden nützlich: Am Rande von Klippen lassen sie sich auf Knopfdruck als Trampolin nutzen. Die Anordnung von Bäumen, geheimnisvollen Monolithen oder getarnten Schaltern spielt ebenfalls eine Rolle. Manche Tiere lassen sich als Helfer einspannen, jagende Spezies sollte man dagegen vorsichtiger umschleichen, wenn man nicht scharf darauf ist, gefressen zu werden – was passend zum entspannten Konzept aber keine schlimmen Konsequenzen nach sich zieht. Die einfach gehaltene Steuerung geht sowohl mit dem Gamepad als auch mit der Tastatur gut von der Hand.

Beruhigende Idylle

Was zum...?
Immer wieder kommt es zu richtig schönen Aha-Erlebnissen, wenn man nach einigen Minuten des Probierens wieder ein Geheimnis der obskuren Welt enträtselt hat. Die Entwickler haben extra eine eigene Engine gebastelt, um zweideimensionale Grafiken mit lebendigen Elementen wie 3D-Schatten anzureichern. Das Ergebnis bietet ein ganz eigentümliches, magisches Bild eines Waldes, wie ich ihn noch nie gesehen habe. Die bunte Vegetation wiegt sachte hin und her, wenn mein Männchen sie streift. Auch die verschnörkelt über den Schirm züngelnden Magieffekte und der entspannte Soundtrack tragen viel zur Stimmung bei. Oft wurd es mir allerdings schon zu ruhig: Immer wieder mal stand ich eine Weile lang auf dem Schlauch, so dass mir beim minutenlangen Abklappern der Umgebung beinahe die Augen zugefallen wären. Ein weiterer Nachteil ist, dass ein Großteil der überschaubaren Mechaniken relativ früh entzaubert sind. Wer weiterspielt oder in eine neu generierte Welt startet, entdeckt zwar noch weitere Phänomene, allerdings nutzt sich die Lust am Erforschen deutlich ab.

Fazit

Es ist mir gar nicht so leicht gefallen, das Prinzip von Future Unfolding in einem Test zu verpacken. Die komplette Faszination besteht schließlich darin, die geheimnisvollen Mechaniken der mystischen Naturkulisse zu enträtseln, so dass man tunlichst nicht zu viel verraten sollte. Das sehr eigenständige Design mit der sich sanft wiegenden Vegetation und einer mystischen Tierwelt hat mich sofort fasziniert, so dass ich meine ersten Stunden mit angenehm entspannenden Experimenten verbrachte. Zwischendurch kann die Suche nach dem nächsten Geistesblitz aber auch ganz schon tranig und einschläfernd werden – zumal man die wichtigsten Eigenheiten bereits nach einigen Stunden erforscht hat und es mangels Action-Elementen dann noch monotoner wird. Wer Spaß an der Entdeckung ungewöhnlicher Spielkonzepte hat, kommt mit Future Unfolding aber trotzdem auf seine Kosten.

Pro

  • entspannende Experimente mit der Tier- und Pflanzenwelt
  • idyllische, zauberhaft animierte Kulisse
  • relaxter Soundtrack

Kontra

  • ahnungslose Suche mitunter frustrierend oder einschläfernd
  • nach einigen Stunden hat man die wichtigsten Mechaniken entzaubert

Wertung

PC

Faszinierend rätselhaftes Erkundungsspiel, in dem es allerdings auch zu monotonem Leerlauf kommt.