Butcher - Test, Shooter, PC, XboxOne, Linux, PlayStation4, Mac
Weiß noch irgendjemand, wieso man bei Probotector (aka Contra) die Welt retten musste? Erinnert sich noch ein Spieler, wieso man in Doom oder Quake Jagd auf die Bösen machte? Wichtig war doch letztlich nur eines: Mit einer effizienten Kugel-vs-Kill-Ratio die Feinde auszulöschen. Auf ein ähnliches Konzept setzt auch Butcher, das bislang letzte Projekt des Indie-Teams von Transhuman Design (King Arthurs Gold). Man hat eigentlich keine Ahnung, wieso man als durchgeknallter Cyborg einen Krieg gegen die Menschheit führt. Man weiß nicht, wer ihn begonnen hat oder was der Auslöser war. Man weiß nur, dass man ihn zu Ende bringen wird. Koste es, was es wolle. Oder, dass man auf dem Weg dorthin selbst ausgelöscht wird.
Story? Braucht keiner...
Gorefest wie in der guten alten Zeit
Und das alles passiert zu einem treibenden Soundtrack, der ebenfalls als Hommage an die Quake-Musik gesehen werden dürfte, die ja bekanntlich von Nine –Inch-Nails-Frontmann Trent Reznor stammte und die Basis für die düstere Atmosphäre legte. Zusammen mit den mitunter ins Mark gehenden Schreien der Opfer sowie den knackigen Ballergeräuschen verfehlt die Akustik auch hier nicht ihren Zweck: Sie unterstützt eingehend die bedrückende Atmosphäre, die sich auch bedingt durch die unklar bleibende Motivation des Protagonisten entwickelt. Schade ist allerdings, dass sich mechanisch trotz cleveren Leveldesigns und konventionellen Schalterrätseln relativ schnell eine gewisse Routine einstellt, die zu selten aufgebrochen wird - so etwa, wenn man vor einem Sägeblatt fliehen muss, das alles in seinem Weg zerlegt. Oder wenn man in einer Arena nicht nur mit den Gegnern, sondern auch mit einer Mischung aus Kreissäge und Cyberspinne fertig werden muss.
Fazit
Butcher ist das Ergebnis, wenn sich die Eltern Quake und Contra für Marcus Fenix als Kindermädchen entscheiden. Es ist laut. Es ist blutig. Es ist bockschwer. Zwar kann man sich bei dem 2D-Actionplattformer mit seiner punktgenauen Twinstick-Steuerung und dem 8-Bit-Design auch für den Schwierigkeitsgrad „Casual“ entscheiden. Doch damit dürfte jeder Actionspieler, der etwas auf sich hält, Schwierigkeiten bekommen, sich guten Gewissens im Spiegel betrachten zu können. Dann doch lieber sterben, fluchen, einen Neuanfang unternehmen, wieder sterben, fluchen, usw. Bei dem zweidimensionalen Pixel-Aussehen sorgt sowohl die graubraune Farbgebung als auch der treibende Soundtrack umgehend für Quake-Assoziationen, wobei generell das gesamte Projekt als Retro-Hommage an die id-Shooter der 90er Jahre betrachtet werden kann. Auf Dauer vermisse ich zwar Abwechslung ebenso wie Highscore-Listen, doch die gut 20 Abschnitte bieten ebenso brachiale wie solide Unterhaltung zu einem fairen Preis.
Pro
- punktgenaue Steuerung
- düsteres Pixeldesign
- treibende Hommage an Trent Reznors Quake-Soundtrack
- knackige Soundeffekte
Kontra
- mitunter frustrierend hohes Anforderungsprofil
- zu wenig Abwechslung im Spieldesign
- keine Highscore-Listen