Super Rude Bear Resurrection - Test, Plattformer, PlayStation4, PC

Super Rude Bear Resurrection
15.05.2017, Michael Krosta

Test: Super Rude Bear Resurrection

Club der toten Bären

Auf den ersten Blick wirkt Super Rude Bear Resurrection nicht nur aufgrund des Namens wie ein weiteres Kapitel von „Super Meat Boy und die Folgen“. Aber schnell wird klar, dass im Maso-Plattformer von Alex Rose Games mehr steckt als nur ein weiterer Roguelike-Klon...

Trotzdem gibt es viele Parallelen zum Vorbild von Team Meat, wenn man mit dem lässig gekleideten Teddy aus East London zur Rettung einer fremden Welt aufbricht, um den Erzfeind Wizard zu besiegen: Die 2D-Level sind gespickt mit tödlichen Fallen, fordernden Sprungeinlagen und fiesen Gegnern, die dem Spieler ein enormes Geschick, flotte Reaktionen und präzises Timing abverlangen. Gefühlt wird man im Sekundentakt irgendwo aufgespießt, zerquetscht, mit Pfeilen erschossen, von Sägeblättern geteilt oder abgefackelt. Darüber hinaus wird dem Spieler auch bei beweglichen Plattformen, Blöcken mit Auflösungserscheinungen oder plötzlich herab fallenden Objekte eine exzellente Hand-Auge-Koordination abverlangt. Allerdings erfordert die extrem sensible Steuerung etwas Eingewöhnung, denn in den vielen hektischen Momenten entscheiden oft schon kleinste Bewegungen und Millisekunden über Leben und Tod. Im späteren Verlauf gesellen sich zu der gefährlichen Umgebung auch noch Konfrontationen mit Feinden hinzu, denen man mangels Waffen nicht viel entgegenzusetzen hat. Hier hilft es oft nur, die kleinen Beine in die Hand zu nehmen

Ein Hoch auf den Kadaver! Nur dank der Überreste kann man hier sicher stehen.
und darauf zu hoffen, nicht von den lästigen Verfolgern erwischt zu werden und ihren hinterhältigen Attacken erfolgreich auszuweichen.

Spiel mir das Lied vom Tod

Das gelingt selbstverständlich meist genauso wenig beim ersten Anlauf wie das Überleben der vielen, vielen, viiiielen anderen Gefahren, die in den mehr als 50 Haupt-Leveln lauern. Diese erstrecken sich über verschiedene Spielwelten, die sich nicht nur thematisch deutlich voneinander unterscheiden, sondern immer wieder mit neuen Fallen und Feinden für Abwechslung sorgen sowie am Ende mit gemeinen Bosskämpfen aufwarten. Keine Frage: Super Rude Bear ist hart. Sehr hart! Selbst ausgewiesene Jump'n'Run-Akrobaten werden sich an diesem fiesen Leveldesign und den Endgegnern die Zähne ausbeißen! Zum Glück greift Entwickler Alex Rose dabei nicht auf einen prozeduralen Zufallsgenerator zurück, sondern hat jede einzelne Passage mit viel Liebe (und sicher auch einer guten Portion Schadenfreude) per Hand gestaltet.

Sinnvolles Sterben

Zwar darf man auch die Kontrolle über einen schwebenden Begleiter übernehmen und mit ihm die Level auskundschaften, doch wird man trotz des Vorwissens über kommende Gefahren oft kläglich an den knackigen Herausforderungen scheitern und mitunter zehn, zwanzig oder gar mehr Anläufe benötigen, um manche Stellen zu meistern. Ihr werdet sterben! Oft! Und dann noch ein bisschen mehr! Aber das ist hier gar nicht mal so tragisch. Im Gegenteil: Es kann sogar ziemlich hilfreich sein. Wie das? Nun, hier kommt die besondere und durchaus coole Mechanik ins Spiel, mit der sich Super Rude Bear von seinen Mitbewerbern absetzt und dem Untertitel „Resurrection“ mehr Sinn verleiht: Stirbt man, bleibt der Teddy-Kadaver erhalten - und dabei nicht nur der des letzten Versuchs,

Manchmal lauert das Unheil auch von oben.
sondern ALLER Versuche, so dass man irgendwann unter Umständen das Gefühl bekommen könnte, auf dem Friedhof der Kuscheltiere gelandet zu sein.

Dabei dienen die Leichen nicht nur als Warnung und Mahnmahl für das eigene Versagen, sondern dienen u.a. als sichere Zwischenlandung auf den spitzen Stacheln, bei denen man zuvor noch gestorben ist. Darüber hinaus lassen sich die Kadaver auch als Schutzschild zweckenfremden, indem man sie in Gängen nach vorne schiebt und dadurch den tödlichen Pfeilbeschuss abfangen lässt. Teilweise lassen sich mit einem Opfer sogar Hindernisse aus dem Weg räumen oder bekommt durch das Stapeln toter Teddys gefahrlos Zugang zu höher gelegenen Bereichen. Was aber, wenn durch zu häufiges Ableben irgendwann der weitere Weg von aufgetürmten Kadavern versperrt wird? Hier kommt wieder der Sidekick ins Spiel, mit dessen Hilfe man die toten Körper mit einem Laserstrahl wieder verschwinden lassen kann.

Ich finde diese Mechanik klasse! Denn zusammen mit den häufigen und meist fair platzierten Checkpunkten hält sich der Frust dadurch in Grenzen und man bleibt motiviert, die fordernden Passagen zu meistern. Das ist mal eine kreative Realisierung eines dynamischen Schwierigkeitsgades! Und obwohl ich angesichts des Leveldesigns manchmal Zweifel daran habe, betonen die Entwickler, dass man das komplette Spiel ohne einen einzigen Tod meistern kann. Zusätzlich bietet man Hardcore-Profis weitere Optionen an, um den Anspruch zu erhöhen. So lässt sich u.a. die Anzahl an Checkpunkten und Kadavern sowie deren Einsatzmöglichkeiten reduzieren. Dabei zählen nicht nur die Anzahl der Fehler, sondern auch die Zeit pro Level, um sich mit anderen Spielern einen Wettlauf um die Platzierungen auf der Online-Bestenliste zu liefern.

Anpassbare Herausforderung, weniger Frust

Willkommen im Club der toten Bären.
Das vorrangige Ziel bleibt jedoch, zunächst überhaupt den Ausgang zu erreichen. Denn trotz des praktischen Hilfsmittels bekommt man hier keinen Freifahrtschein durch die Levels: Selbst mit den zusätzlichen Leichen-Plattformen oder Schutzschild-Körpern bleibt der Anspruch oft weiterhin verdammt hoch und es sind immer noch ein paar weitere Anläufe nötig. Vor allem dann, wenn man auch noch die gut versteckten und noch besser geschützten Objekte finden will, mit deren Einsammeln man die Türen zu Bonus-Leveln öffnet. Leider gehen im hektischen Treiben die vielen Anmerkungen des Begleiters zu häufig unter, der einen in kurzen Texten nicht nur herrlich aufzieht, sondern auch tiefere Einblicke in die nicht besonders wichtige Story erlaubt. Vielleicht wäre Sprachausgabe hier ein besseres Mittel gewesen... Beim gewöhnungsbedürftigen Soundtrack werden die Meinungen sicher auseinandergehen: Wer auf Elektro-Klänge im Grime-Stil steht, dürfte die Musik abfeiern. Für mich bewegte sich die Musik dagegen hart an der Schmerzgrenze und auch nicht unbedingt passend, sondern eher nervig.

Fazit

Super Rude Bear Resurrection hat mich positiv überrascht: Der zunächst befürchtete Billig-Klon von Super Meat Boy liefert zwar ähnlich knackige Herausforderungen wie das Vorbild, setzt aber mit der kreativen Kadaver-Mechanik eigene Akzente. Es ist eine tolle Idee, die Überreste der eigenen Spielfigur nach dem häufigen Ableben zu seinem Vorteil zu nutzen und dabei gleichzeitig den hohen Schwierigkeitsgrad zu senken. Allerdings machten mir nicht nur die fiesen Fallen und Gegner der abwechslungsreichen Level zu schaffen. Auch der übersensiblen Steuerung „verdanke“ ich leider viele Tode! Zudem fällt es manchmal schwer zu sehen, ob man beim Sprung auf die durchbohrten Kadaver wirklich sicher ist oder man ein weiteres Mal aufgespießt wird. Abseits des nützlichen Features halten aber auch die fairen Checkpunkte den Frust meist in Grenzen. Trotzdem bleibt die Herausforderung auf einem hohen Niveau oder lässt sich den eigenen Wünschen anpassen. Zwar bluten mir bei den Grime-Elektroklängen die Ohren und sie wirken stellenweise wie der Multiplikator meines Aggro-Levels, aber hey: Super Rude Bear Resurrection ist eben ein Maso-Plattformer durch und durch – und dazu ein überraschend guter.

Pro

  • eigene Leichen lassen sich sinnvoll einsetzen und senken den Schwierigkeitsgrad
  • extrem knackige Herausforderungen und fieses Leveldesign...
  • Sidekick lässt sich zur Erkundung einsetzen
  • häufige Checkpunkte
  • gut versteckte Bonus-Level
  • abwechslungsreiche Welten
  • beklopptes Charakterdesign
  • fordernde Bosskämpfe

Kontra

  • Steuerung reagiert mitunter übersensibel
  • ...das mitunter an den Rand der Verzweiflung treibt
  • gewöhnungsbedürftiger Elektro-Soundtrack (Grime)
  • Anmerkungen des Sidekicks gehen in Hektik völlig unter
  • Frust ist vorprogrammiert

Wertung

PC

Super Rude Bear Resurrection ist ein knackiger Maso-Plattformer, bei dem sich selbst die vielen, vielen Tode als Segen erweisen können.