Landfall - Test, Arcade-Action, PC, OculusRift, VirtualReality
Zum Release im Februar ist das Kleinod leider ziemlich untergegangen und kam auch in unserem Testbetrieb unter die Räder. Doch als ich neulich hineingeschnuppert habe, war mir auf Anhieb klar, dass unbedingt ein Nachtest her muss! So viel Spaß hatte ich schließlich schon lange nicht mehr an einem Zweistick-Shooter. Moment mal, Zweistick-Shooter? Ja, in Landfall steckt tatsächlich klassische SciFi-Action aus der Draufsicht, die an Helldivers, Cannon Fodder oder Halo: Spartan Assault erinnert. Aus mir unerfindlichen Gründen wurde der Titel zwar als Echtzeitstrategie vermarktet, in Wahrheit muss man im Gemetzel aber höchstens kleine taktische Entscheidungen treffen. Es gibt weder Einheiten zu kommandieren noch sonstige zu planende Elemente.
Besser spät als nie
Nachdem die Klimakatastrophe einen Großteil der Erde überschwemmt hat, kämpfen zwei neue gegründete Fraktionen um die Ressourcen und die knapp gewordene Landmasse. Das Drumherum wirkt ähnlich kitschig wie ein Sonntagmorgencartoon aus den Achtzigern – inklusive übertrieben patriotischer Einsatzbesprechungen und Funksprüchen eines verschlagen grummelnden Bösewichts. Auch das Design des futuristischen Kriegsgeräts sieht auf den ersten Blick etwas generisch aus.
Mit dem linken Stick des Gamepads steuert man einen der Minikrieger über das Schlachtfeld und durch kleine Schluchten, während der rechte Stick die Schussrichtung vorgibt. Währenddessen kann man sich jederzeit umschauen, um frühzeitig zu entdecken, aus welcher Ecke gerade die gefährlichsten Mechs oder Truppen anrücken. Die Bewegungscontroller Oculus Touch werden nicht wirklich unterstützt: Man kann ihre Sticks und Knöpfe lediglich als Controller-Ersatz nutzen.
Mal gibt es von Drohnen transportierte Container zu beschützen, später müssen einige Panzer bewacht werden oder man begibt sich selbst ins Feindesland, um Sprengsätze zu platzieren. Anderswo dezimiert man einfach nur die generischen Truppenverbände, bis sie den Rückzug antreten. Auch die Armee des Spielers besitzt oft nur eine begrenzte Mannstärke: Nach einem Tod steigt man als neuer Soldat ein. Jedes Level besteht aus mehreren zusammenhängenden Missionen, bei denen man auf angrenzende Kartenbereiche vorrückt. Daher verzichtet die Regie fast komplett auf Kamerafahrten, was das Spiel sehr komfortabel und komplett übelkeitsfrei gestaltet. Stattdessen befindet sich der Spieler in jeder Mission an einem statischen Punkt mit guter Übersicht, an dem sich das komplette Areal überblicken lässt. Viele liebevolle Details am Rande lassen die Bergwelt lebendig erscheinen: Am Himmel steigen Rauchschwaden und kreisende Vögelschwärme auf, es fliegen Flakgeschosse durch die Luft und am Rand des Areals entdeckt man versprengt kämpfende Einheiten.
Schweißtreibende Missionen
Auch präzise Strahlenwaffen und Scharfschützengewehre gehören zum Repertoire. Je nach aktueller Klasse beschränkt man sich allerdings auf eine Waffe plus eine Spezialfähigkeit. Manche dieser Extras erlauben es, Blasenschilde aufzubauen, kurzzeitig unsichtbar zu werden oder sich hinter feindliche Linien zu beamen, was sich vor allem beim Stibitzen von Dokumenten auszahlt. Mit einer Staubsauger-Fähigkeit werden lästige Trupps einfach zum Mech gesaugt, wo man sie genüsslich platttrampelt. Knirsch, knarsch, knirsch, und schon sind nur noch rote Flecken übrig. Praktisch, oder?
Die stampfende Jagd nach den kleine Männchen kann aber auch nach hinten losgehen: Die explosiven Flammenkrieger etwa hinterlassen nach der Explosion einen wild lodernden Ring of Fire, der einem in kritischen Momenten ziemlich schnell den Rest geben kann. Auch anderswo erweisen sich die Feuerteufel als erfreulich hartnäckig. Immer wieder setzen sich einzelne Krieger von der Masse ab, um sich über Seitenpfade an den Spieler anzuschleichen. Die vorwiegend clevere KI leistet sich aber auch einige grobe Aussetzer: Lässt man seinen Strider z.B. in Feindesland stehen, wird er dort einfach in Frieden gelassen. Seltsam auch, dass kaum ein Gegner darauf aufmerksam wird, wenn man mit aktiver Tarnung den Großteil seiner Kameraden platt trampelt. Eine willkommene Abwechslung sind die Einlagen aus der Ego-Sicht: Auf einigen Flächen kann sich der Mech auf Knopfdruck in ein Geschütz umbauen, woraufhin man Gegnern oder taktischen Zielen per Kopf-Tracking erheblichen Schaden zufügt.
Lodernde Gemeinheiten
Intensive Online-Duelle
Fazit
Landfall ist für mich die VR-Überraschung des Frühjahrs! Ich hätte nicht gedacht, dass mich der Miniatur-Krieg vor der eigenen Nase derart fesseln würde – und das sogar ganz ohne den Einsatz von Bewegungs-Controllern. Dank des fordernden Schwierigkeitsgrades entfalten sich richtig spannende, teils ausdauernde Scharmützel, bei denen der Gegner angenehm hartnäckig nachsetzt und man sich nach und nach über die Karte vorarbeitet. Die idyllische Postapokalypse wirkt nicht nur lebendig, sondern wurde auch toll auf die Erfordernisse der virtuellen Realität abgestimmt. Das freie Umsehen ist komfortabel und passt gut zu den überschaubaren Kartenabschnitten. Auch der Granatenwurf oder kleine Egosicht-Sequenzen im Geschütz funktionieren dank Kopftracking prima. Das Beste am Spiel ist aber das vielseitige Arsenal der Mech-Anzüge, die mit Granaten, fetten Energiestrahlen und Tricks wie Gefrierkanonen oder einem „Staubsauger“ loslegen. Zu bemängeln gibt es lediglich kleinere Schwachpunkte, darunter KI-Aussetzer, kitschige Zwischensequenzen, das Fehlen eines Punktesystems mit Bestenlisten oder der nicht all zu große Umfang (etwa vier bis fünf Stunden). Im Gegenzug sorgen aber die hitzigen Mehrspieler-Matches für Wiederspielwert. Rift-Besitzer und Modellbaufreunde sollten also unbedingt einen Blick riskieren! Da das Spiel von den Oculus-Studios unterstützt wurde, sind übrigens keine Umsetzungen für andere Systeme geplant.
Pro
- faszinierende Immersion in der Miniaturlandschaft
- sinnvoll designte Schlachtfelder
- lebendige Hintergründe
- aggressiv vorrückende und flankierende Gegner
- abwechslungsreiche Missionen
- saucoole, variantenreiche Waffensysteme
- nützliche Spezialfähigkeiten
- effektreiche Explosionen
- spannende Multiplayer-Matches
- sämtliche Missionen online kooperativ spielbar
- Steuerung und Perspektiven toll auf VR abgestimmt
- sehr komfortabel und ohne Übelkeit spielbar
Kontra
- keine Punkte, Kombos oder Bestenlisten
- gelegentliche KI-Aussetzer
- kitschige Zwischensequenzen
- Kampagne nur vier bis fünf Stunden kurz
- Bewegungskontrolle per Touch wird nicht unterstützt