Ultra Street Fighter 2: The Final Challengers - Test, Prügeln & Kämpfen, Switch
Als ich vor beinahe 25 Jahren Super Street Fighter 2 auf dem Mega Drive spielte, war ich eigentlich wunschlos glücklich. Capcom hatte seinerzeit einen Meilenstein des Prügelspiels veröffentlicht, der eine ganze Generation beeinflussen konnte und nicht nur zahlreiche Nachahmer, sondern auch zig Fortsetzungen und Spin-Offs nach sich zog. Prall gefüllt mit Kämpfern und Modi sowie unterstützt von einer sauberen Steuerung machte es Spaß, sich entweder mit der KI zu duellieren oder Freunde herauszufordern. Doch irgendwann kam der Punkt, wo ich dachte: „Wie cool wäre es denn, wenn man tatsächlich in die Haut von Ken oder Ryu schlüpfen könnte und die Gegner aus Ego-Sicht nach Strich und Faden vermöbeln könnte?“
Zurück in die Zukunft
Klassisches Prügel-Vergnügen
19 Figuren stehen zur Auswahl, um in 16 Stages ins Gefecht geführt zu werden, wobei Evil Ryu nach Street Fighter 4 und 5 hier seine Retro-Premiere feiert und Violent Ken sogar erstmalig die Truppe um Chun-Li, Blanka, Guile & Co erweitert. Und im Rahmen der grassierenden Retro-Welle hat sich Capcom dazu entschieden, die Kämpfe nicht nur ganz klassisch mit Sprites darzustellen. Man kann sogar den alten Grafikstil mit 4:3-Bildschirm und groben Pixelrändern aktivieren, wenn einem die modernen Comic-Figuren und die ans Breitbild angepassten Hintergründe nicht gefallen.
Doch nachdem ich gerade erst mit Injustice 2 einen modernen Prügler getestet habe und parallel zu Ultra Street Fighter 2 auch Arc Systems Guilty Gear Xrd Rev.2 spiele, können mich Ryu und seine Kampfkumpane trotz grundsolider und dem Zahn der Zeit trotzenden Mechanik nicht abholen. Auf der einen Seite sorgt der höchst überschaubare Tiefgang zwar dafür, dass sowohl Einsteiger als auch Fortgeschrittene Spaß haben können und am Ende das Geschick mehr über den Kampfausgang entscheidet als Knopfhämmern. Doch das kann ich auf Switch auch mit diversen und deutlich günstigeren Prüglern aus der NeoGeo-Kollektion haben, die man für den Anschaffungspreis von Ultra Street Fighter 2 (etwa 40 Euro) alle auf einmal herunterladen könnte. Und so ansehnlich der moderne Grafikfilter auch ist, kommt er hinsichtlich Detailfreude und Animationsqualität nicht an BlazBlue, Guilty Gear & Co heran. Natürlich gibt es die erwähnte Konkurrenz von Arc oder Warner nicht auf Switch. Doch da im Zweifelsfall (und wie von Nintendo gehofft bzw. gewünscht) das Hybridsystem als „Zweitkonsole“ genutzt wird, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass diverse Spieler Zugriff auf andere Konsolen und damit auf bessere Alternativen haben.
Weder Retro noch modern
Fazit
Street Fighter 2 hat nach über 20 Jahren nicht viel von seiner Faszination eingebüßt. Auch die Ultra-Variante zeigt auf Switch, wieso Capcom mit Ken, Ryu, Chun-Li & Co seinerzeit den Grundstein für seine Kampfspiel-Kompetenz gelegt hat, die bis heute Bestand hat: Akkurate Kontrolle und gelungene Figuren-Balance sind ein solides Fundament für jeden Prügler. Doch in Zeiten, wo sich das Beat-em-up auf der einen Seite mit modernen Vertretern wie Injustice 2 oder Tekken 7 definiert, während der Bereich der „modernen Retro-Prügelkunst“ in erster Linie von Arc Systems BlazBlue bzw. Guilty Gear dominiert wird, hat Ultra Street Fighter 2 Schwierigkeiten, seinen Platz zu finden. Dass es diesen ausgerechnet auf Switch sucht, kommt nicht von ungefähr, gibt es die gerade erwähnte Konkurrenz doch nur auf Nintendo-fremden Systemen. Und man kann mit dem Retro-Prügler samt alternativer HD-Visualisierung sowohl solo als auch mit menschlichen Kontrahenten seinen Spaß haben – und sich an einem äußerst umfangreichen Artwork-Archiv erfreuen. Dennoch hinterlässt die Ultra-Variante unter dem Strich einen halbgaren Eindruck. Wesentliche Modi aus der 20 Jahre alten Super-Version sind nicht vorhanden. Die neuen Spielvarianten können dies nur eingeschränkt bzw. gar nicht kompensieren, wobei der angetackerte Fuchtelmodus „Der Weg des Hado“ für mich komplett in die zweite Kategorie fällt. Gerade angesichts deutlich günstigerer und im Detail nicht wesentlich schlechterer Auswahl an NeoGeo-Prügelklassikern im eShop.
Pro
- 19 spielbare Figuren (ganz neu: Violent Ken, neu in SF2: Evil Ryu)
- eingängige, gut reagierende Steuerung
- ordentliche Figurenbalance
- äußerst umfangreiche Artwork-Galerie
- wahlweise in klassischem Pixel-Look (4:3) oder in HD (16:9)
Kontra
- überflüssiger Der Weg des Hado-Modus mit Fuchtelsteuerung
- nur wenige Spielmodi
- Retro-Stil nicht so detailliert wie bei Arc-System-Prüglern