Constructor - Test, Taktik & Strategie, PC, XboxOne, PlayStation4, Switch
Dass Städtebau nicht nur am PC, sondern auch an der Konsole funktioniert, hat vor kurzem Cities: Skylines auf der Xbox One bewiesen, das im August auch auf der PlayStation 4 vom Stapel läuft. Und dass sich Echtzeitstrategie sowie Konsolensysteme nicht zwangsläufig ausschließen müssen, wissen wir spätestens seit Pikmin oder Halo Wars. Die Kombination von beidem schließlich birgt ebenfalls viel Potenzial. Dessen war sich System 3 schon vor gut 20 Jahren bewusst, als die Briten von System 3 (Last Ninja) ihren Strategie-Mix Constructor nicht nur am Rechner, sondern auch auf der ersten PlayStation veröffentlichten. Auf der einen Seite galt es, eine Stadt zu planen, wobei nicht nur Bebauung, sondern auch die ausgewählte Bevölkerungsschicht eine Rolle spielte, die man in den Wohnungen ansiedelte. Und auf der anderen mussten die ebenfalls auf Stadtbeherrschung erpichten Gaunerbanden in Schach gehalten werden, die ihrerseits Bauvorhaben planten, während sie gleichzeitig versuchten, den Spieler zu sabotieren.
Das Beste zweier Welten?
Alles gut?
Schon ab Normal setzen einem die Gegner ganz schön zu, so dass man nicht nur damit zu tun hat, die Finanzen und die Laune der Mieter zu optimieren, sondern sich auch der immer härteren Angriffe erwehren muss. Und in diesen Momenten wird die Steuerung mit ihren eigentlich auf Tastatur und Maus abgestimmten Mustern auf Konsole zu fitzelig. Man springt auf der Karte hin und her, verschiebt seine Truppen, Gangster sowie Unerwünschte und sieht ihnen schließlich bei ihren großteils unspektakulären Auseinandersetzungen zu. Die Kulisse möchte mit ihrer farbenfrohen isometrischen Ansicht den Charme der alten Zeit beschwören, schafft dies aber nicht immer und sieht in den misslungenen Momenten einfach nur „alt“ bzw. unfertig aus.
Doch nicht nur hier scheint System 3 bei der Neuinterpretation ihres Klassikers trotz Verschiebung nicht genug Zeit gehabt zu haben. Kleinere Bugs bei Wegfindung oder Aktionen, die sich partout nicht anstoßen lassen, obwohl die im Zweifelsfall nötigen Vorbereitungen getroffen sind, sorgen für Frust. Dass in manchen Momenten (auch abseits des sauberen Tutorials) nicht auf den Standardcursor zurückgeschaltet werden kann, ist ebenfalls irritierend. Allerdings nicht so sehr wie der Menüpunkt „Missionen“, der auf „Coming soon“, also bald erscheinende Inhalte hinweist. Es wäre wesentlich sinnvoller gewesen, den Konsolen-Strategen ein sauberes sowie ausgewogenes Spielerlebnis zu bieten, als sie mit erst noch nicht integrierten Modi ködern zu wollen.
Nicht so gut?
Fazit
Ich hatte mich als Spieler der PSOne-Variante dezent auf das neue Constructor gefreut, zumal die uns seinerzeit präsentierte Vorab-Version einen ordentlichen Eindruck hinterließ. Am Fundament gibt es auch nach wie vor wenig auszusetzen. Die Mischung aus Wohnungsbau, Ressourcen-Management und taktischer Mieterauswahl auf der einen und klassischer Echtzeit-Strategie auf der anderen Seite ist immer noch ungewöhnlich und macht neugierig. Doch nicht nur die Bugs, die sich auch u.a. in der Wegfindung bemerkbar machen, drücken die Motivation nach unten. Die konzeptionell gute und mit zahlreichen kontextsensitiven Hotkeys versehene Pad-Steuerung ist im Detail zu fitzelig, was sich spätestens dann zu einer Tortur entwickelt, wenn die mitunter extrem aggressive KI einen auf der ganzen Karte in Schwierigkeiten bringt. Und obwohl die Kulisse eine Brücke zwischen damals und heute zu schlagen versucht, bleibt sie zu sehr im Damals hängen, um der auch hier abflauenden Lust zum Weiterspielen ein Schnippchen zu schlagen. Angesichts notorischer Strategieflaute auf Konsolen ist es schade, dass das interessante Konzept letztlich nur halbgar aufbereitet wurde.
Pro
- interessante Mischung aus Städtebau und Echtzeitstrategie
- saubere Steuerung mit einigen kontextsensitiven Abkürzungen
- Inhalte wie Missionen werden erst nachgeliefert
- diverse Siegbedingungen
- Karten modifizierbar/vor eigentlichem Spielstart zu bebauen
Kontra
- (zumeist kleine) Bugs mindern das Vergnügen
- altbackene Kulisse
- biedere deutsche Lokalisierung
- keinerlei Online-Mitspieler zu finden (unklar ob Server
- oder Spielerproblem)
- im Detail Steuerung nicht genau genug und zu fitzelig
- sehr steile Lernkurve