SUPERHOT - Test, Shooter, VirtualReality, Switch, Stadia, Mac, XboxOne, HTCVive, PC, PlayStation4, Linux, PlayStationVR, OculusRift
Superhot ist eine dieser Ideen, die nur auf einem Gamejam entstehen: Was wäre, wenn der Spieler frei bestimmen könnte, wie schnell sich die Zeit bewegt? Nur beim Laufen, Feuern und Ausweichen tickt die Uhr weiter – und zwar in der Geschwindigkeit, die man durch den Stick vorgibt. Das Ergebnis ist klar: Man würde völlig übermächtig durch den Kugelhagel tauchen, der hier stylisch rote Spuren hinter sich her zieht. Im Jahr 2013 erdachte ein polnisches Entwickler-Grüppchen um Piotr Iwanicki das Konzept bei einem einwöchigen Shooter-Wettbewerb. Nach ein wenig Mundpropaganda und Vorstellungen in großen Blogs sowie Magazinen wagte sich das Team an ein vollwertiges Spiel. Damit es für den Zeitmanipulator vorm Bildschirm nicht zu leicht wird, haben die Entwickler ein wenig gemogelt: Komplett still steht die Zeit nie. Wer also ein, zwei Sekunden zu lange über den idealen Weg nachgrübelt, bekommt schnell ein Projektil ab und muss das Level neu starten.
Super…hot…super…hot!
Das sieht nicht nur cool aus, sondern erweist sich auch als nützlichste Mechanik. Es steckt nur noch eine Kugel im Magazin? Kein Problem: Der Glückspilz hinter der Theke bekommt das letzte Projektil in seinen generisch-roten Schädel. Nach einer blitzschnellen Drehung wird der ungeduldige Schütze am Ende des langen Ganges bedient und bekommt die leere Pistole ins Gesicht, worauf hin er kurz strauchelt. Zeit genug, sich wieder umzudrehen und hinter einer Säule vorm Schrot des dritten Klonkriegers abzutauchen. Dann setzt es einen Faustschlag und schon fliegt die Waffe zum Spieler – schönen Dank auch! Während solch intensiver Szenen werden Erinnerungen an Shootouts in John-Woo-Filmen wach. Später wird das Prinzip noch durch einen Trick aufgepeppt, mit dem man blitzschnell in anderen Ecken der Industriehallen landet – mehr verrate ich hier nicht.
Intensive Schusswechsel
Die Erklärung des minimalistischen Szenarios und dessen Einbindung in die Geschichte ist den Entwicklern besser gelungen: Ähnlich wie im Kinoklassiker WarGames verschafft sich die unbekannte Hauptfigur Zugriff zu einem mysteriösen Server, auf dem er das Spiel Superhot findet. In einem fingierten Chat-Fenster nimmt er immer wieder Kontakt mit seinem Whistleblower und einer unbekannten Macht auf, die offenbar hinter den seltsamen Experimenten mit dem minimalistisch designten Zeitmanipulations-Shooter steckt. Das cool designte Menü steckt voller Anspielungen auf alte ASCII-Bilder und Demo-Animationen. Manchmal übertreiben es die Entwickler ein wenig mit nervig blitzenden Wörtern oder philosophischen Anspielungen - die Auflösung gefiel mir dagegen gut.
Mysteriöser Kampf gegen die Roten
Fazit
Auch auf der Konsole bleibt der polnische Zeitlupen-Shooter ein Highlight des Spieldesigns: Superhot beweist, wie viel Spaß ein einfaches, aber cleveres Konzept machen kann! Das Beschleunigen und Abbremsen der Zeit schafft eine ganz eigene Dynamik, die durch viele coole Tricks wie das Entwaffnen oder Betäuben mit Wurfgegenständen verfeinert wurde. Ist das überhaupt noch ein Shooter? Eher ein Puzzlespiel! Oder doch Geschicklichkeit? Gute Reaktionen und vorausschauende Attacken spielen hier schließlich eine wichtige Rolle. Im Endeffekt ist es aber gerade dieser Mangel an Trennschärfe, der das Spiel so spannend macht, zumal das kleine Team auch einen schönen Weg gefunden hat, den grafischen Minimalismus in eine Hacker-Geschichte einzubetten. Ein Schwachpunkt ist nach wie vor die kurze Spielzeit von rund zwei Stunden. Mit der etwas hölzern umgesetzten Controllersteuerung hat die PS4-Fassung außerdem einen kleinen Nachteil gegenüber dem PC-Original. Selbst nach einem Empfindlichkeits-Feintuning in den Optionen fühlte ich mich nicht ganz so souverän wie am PC. Aus diesem Grund schrammt die Sony-Version auch haarscharf am Gold-Award vorbei.
Pro
- coole Spielidee
- Extra-Mechaniken wie Entwaffnung passen bestens
- gelungenes minimalistisches Retro-Design
- wechselnde KI-Strategien sorgen für Spannung
- schöne Einbettung in philosophische Hacker-Geschichte
- flirrende Soundeffekte machen die stufenlose Zeitlupe noch surrealer
Kontra
- Gegner erscheinen manchmal unfair hinter dem Rücken
- Story-Modus nur gut zwei Stunden kurz
- nur ein Gegnertyp
- Controller-Steuerung etwas hölzern umgesetzt