MatterFall - Test, Arcade-Action, PlayStation4
Ein Planet versinkt im Chaos, die letzten Menschen werden evakuiert und Kriegsmaschinen laufen Amok. Da hilft nur eins: Eine Söldnerin mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, die Zivilisten rettet und alles Außerirdische vor Ort zerstört. Auch wenn Matterfall (ab 12,90€ bei
Die Rettung der Menschheit
Zwar ist rote Materie tabu, denn sie verletzt Avalon Darrow sofort - es gibt tödliche Gruben und kriechende Lava. Aber mit ihrem Boost kann die Söldnerin nicht nur durch
die blaue Materie hindurch rasen, sondern transparente Plattformen mit selbiger aufladen, damit sie sich materialisieren. Und das sorgt für reichlich Dynamik, denn man kann auch aus einem Doppelsprung heraus nach unten zielen, um dann auf festem Boden zu landen. Da sich diese Materie nur ein paar Sekunden verfestigt, darf man aber nicht zu lange warten und muss in Bewegung bleiben. Weil man Doppelsprünge auch mit dem Boost in alle Richtungen kombinieren kann, entstehen wunderbar raketenartige Manöver. Mit einem Manko: Man kann in der Luft nur horizontal oder vertikal, nicht diagonal oder in alle Richtungen beschleunigen, was die akrobatische Freiheit etwas einschränkt. Außerdem muss man sich an das Springen über R1 und Boosten über L1 erstmal gewöhnen.Blaue und rote Materie
Housemarque fördert ähnlich wie in Resogun und Nex Machina das offensive Kämpfen, denn der Boost macht Avalon für kurze Zeit nicht nur unverwundbar, so dass sie gefahrlos durch Laser gleiten kann, sondern betäubt Gegner gleichzeitig mit seiner blauen Energie. Erstens sind sie in diesem kurz gefrorenen Zustand verletzlicher, zweitens bringen sie so deutlich mehr Punkte ein! Das ist eine clevere Spielmechanik, die vielleicht übermächtig klingt, aber man begegnet nicht nur einzelnen Geschützen und Wachrobotern, sondern auch humanoiden Aliens, die wie Ritter große Schilde tragen und den einfachen frontalen Boost oder Bomben stoisch abwehren - da muss man in den Rücken gelangen. Hinzu kommen ganze Wellen an fliegenden Feinden sowie Raketenschwärmen, so dass in diesem Sidescroller ein knackiger 360-Grad-Anspruch ensteht, in dem Offensive und Defensive ineinander fließen müssen. Im Idealfall entsteht im Partikelfeuer ein Flow, allerdings nicht in der Intensität eines klassischen Twinstick-Shooters.
Schutzwälle und Menschenfang
Auch das Retten von Menschen gehört seit Resogun zum finnischen Spieldesign, wirkt aber hier statischer und ungefährlicher, weil sie irgendwo in Kristallen warten. Wer die Zivilisten
daraus befreit, wird in bestimmten Intervallen mit einer von zwölf Spezialfähigkeiten belohnt - gleich zu Beginn bekommt man z.B. eine Granate als Sekundärwaffe. Danach kommen einige passive Fähigkeiten sowie Waffen hinzu, von denen man maximal drei gleichzeitig ausrüsten kann. Allerdings vermisst man hier z.B. akrobatische Zusätze, die das Spielgefühl bereichern oder neue Gebiete à la Metroid zugänglich machen würden. Außerdem wirken die drei Level mit ihren vier Arealen manchmal etwas steril, zumal sie nicht so labyrinthisch und verzahnt sind wie in Outland. Zwar findet man manchmal nicht auf Anhieb alle versteckten Menschen und es gibt einige verborgene Winkel - aber gerade weil es nur drei recht überschaubare Gebiete mit je vier Levels gibt, vermisst man Geheimwege und Geheimnisse.Fazit
Sind die Finnen auf Tour? Kaum hat Housemarqe mit Nex Machina das Arcade-Haus gerockt, gibt es schon die nächste Show. Und auch mit Matterfall servieren sie gute Action: Wenn ihr Lust auf Partikelfeuer, Akrobatik sowie Highscorejagd habt, könnt ihr euch in durchgestylten SciFi-Kulissen austoben. Die Finnen verschmelzen das Prinzip des Twinstick-Shooters gekonnt mit dem des Plattformers. Sie vereinen das schnelle Bewegen, Ausweichen und Schießen in alle Richtungen mit den akrobatischen Sprüngen seitwärts scrollender Abenteuer. So entsteht höchst dynamische, angenehm anspruchsvolle und ansehnliche Action. Allerdings fehlen mir für einen Plattformer deutlich mehr Verschachtelungen und Geheimnisse, manche Areale wirken recht steril und die im Intro hörbare Heldin verstummt leider komplett. Im Gegensatz zur Nex Machina entsteht letztlich nicht diese Lust zur Perfektion, denn ein Plattformer wird vielleicht kurzfristig vom Kombozähler gewürzt, aber langfristig entfaltet er seine Faszination durch Erkundungsreize und Entwicklung von Fähigkeiten. Hier hat man sehr schnell alles gesehen. Das hat Housemarque mit Outland deutlich besser gemacht, aber auch dieser experimentelle Hybrid wird euch für drei bis fünf Stunden gut unterhalten. Es fühlt sich ein wenig an wie Metroid auf Speed.
Pro
- explosive Arcade-Action
- Twinstick-Shooter trifft Plattformer
- clevere Spielmechanik mit wechselnder Materie
- sehr präzise Steuerung, aber...
- Fähigkeiten und Waffen freischalten
- schöne Verstecke von Menschen
- mehrere Schwierigkeitsgrade pro Level
- fulminante Bosskämpfe mit Bullet-Hell-Feeling
- treibender Soundtrack
- komplett deutsche Lokalisierung
- internationale Ranglisten
Kontra
- wenig Geheimwege und Verschachtelungen
- teilweise steril wirkende Levels
- ...nur streng vertikaler und horizontaler Schub
- Story & Heldin nur im Intro angerissen
- nur drei Gebiete; kurze Spielzeit (3
- 5 Std.)
- keine alternativen Spielmodi