Warriors All-Stars - Test, Action-Adventure, PlayStation4, PS_Vita, PC
Was die Kernmechanik betrifft, bietet Warriors All-Stars genau das, was Musou-Spiele seit Dynasty Warriors 2 aus dem Jahr 2000 auszeichnet: Eingängige Nahkampf-Action gegen tumbe Klonarmeen, die mit Effekt heischenden Spezialattacken (den so genannten Musou-Angriffen) garniert wird und so den Kombo- sowie den K.O.-Zähler in vierstellige Bereiche schrauben kann. Also genau das, was bei Kollegen und Außenstehenden zu
Sayo (nicht spielbar)Kommentaren wie "Das macht Spaß?" oder "Ist nicht dein Ernst, oder?" führt. Doch als Fan der Musou-Spiele von Omega Force ist man gegen diese Aussagen längst abgestumpft und hat seinen Spaß. Zumal die Quests eine angenehm hohe Qualität aufweisen und auch die eine oder andere Überraschung bieten.
Dynasty Warriors
Zhao Yun
Lu Bu
Wang Yuanji
Zhou Cang
Toukiden
Oka Horo
Tokitsugu
Atelier
Plachta
Sophie Neuenmuller
Samurai Warriors
Yukimura Sanada
Mitsunari Ishida
Naotora Li
Haruka: Beyond the Stream of Time
Hajime Arima
Darius
Samurai Cats
Nobunyaga Oda
Dead or Alive
Kasumi
Marie Rose
Honoka
Deception
Laegrinna
Milennia
Ninja Gaiden
Ryu Hayabusa
Ayane
Nioh
William Adams
Nights of Azure
Arnice
Christophorus
Rio
Opoona
Original-Figuren
Tamaki
Setsuna
Shiki
Die größte Überraschung ist jedoch die Besetzung, die mit ihren 30 spielbaren Figuren selbst das Crossover Orochi Warriors schlägt, in dem sich die Recken der Dynasty- sowie Samurai-Serien trafen, um einen fiesen Dämonenlord zu erledigen. Denn hier verteilen sich die Gastauftritte auf sage und schreibe 13 Serien von Tecmo Koei. Neben den bereits erwähnten Warriors-Ablegern steuert man hier Figuren aus Toukiden, Dead or Alive, der Deception-Serie, Ninja Gaiden, den Atelier-Rollenspielen und nicht zuletzt auch William Adams, den Hauptdarsteller aus Nioh. Dass einige Spiele bzw. Serien hierzulande nicht erschienen sind wie z.B. Rio oder schon lange zurückliegen wie das Wii-Rollenspiel Opoona, das bereits 2008 erschien: geschenkt! Denn Omega Force hat es tatsächlich geschafft, zusammen mit den extra für die All-Stars entwickelten Charakteren eine interessante Geschichte zur stricken. Diese darf man allerdings nur in Japanisch mit englischen Untertiteln erleben. Das wiederum führt auf den Schlachtfeldern zu bekannten Problemen. Denn mitunter verpasst man einige für die Story wichtige Wendungen, da man in der Kampfhektik nicht immer Gelegenheit hat, den teils kurzen Texteinblendungen zu folgen, da einen zufällige Ereignisse, neue Missionsziele oder Angriffe auf Verbündete, die nicht sterben dürfen, ebenfalls auf Trab halten.
Koeis Starparade
Was die Kampfmechanik betrifft, bietet Omega Force ebenfalls einen Querschnitt über nahezu alles, was den Musou-Fans lieb und teuer ist. Man kann bzw. sollte wie bei Dynasty Warriors Gundam Basen einnehmen, die hier sogar noch mit zusätzlichen Boni verknüpft werden. Dass die All-Stars übrigens ursprünglich ein Teil der Orochi-Serie werden sollten, merkt man dem Team-Gedanken an. Der Unterschied ist allerdings, dass man hier mit maximal vier weiteren Mitstreitern unterwegs ist, die man frei aus dem Pool an bereits freigespielten Figuren auswählen kann. Und dass sie neuerdings recht kompetent mitkämpfen und auch ihre Spezialangriffe bzw. Charge-Angriffe gezielt einsetzen. Um das leicht monotone Gekloppe aufzulockern, darf man zudem nicht nur Buffs zuschalten, die
von den mitgenommen Kameraden abhängig sind, sondern auch einzelne (oder alle) anwählen, um quasi als koordinierte Gruppe anzugreifen oder um die abermals spektakulären Musou-Attacken der anderen Figuren gezielt einzusetzen. Hier kommt sogar eine leichte taktische Komponente ins Spiel. Denn man kann zwar die temporäre Angriffskraft auf diesem Wege erhöhen, muss aber eine Abkühlzeit in Kauf nehmen, bevor man den Kameraden erneut anwählen kann. Neu sind die sogenannten "Rush"-Attacken, die man mit den sehr seltenen Sternen aufladen kann. Nach Aktivierung hat man 20 Sekunden Zeit, um so viele Gegner wie möglich auszuschalten, wobei man bis zu drei Mal eine fünfsekündige Verlängerung aktivieren kann, wenn man bestimmte K.O.-Meilensteine erreicht. Je nachdem, wie erfolgreich man hier ist, jubeln einem nicht nur mehr und mehr Kameraden zu, während man durch die Hundertschaften pflügt, sondern darf man sich auch über eine reichte Beute freuen – und so ganz nebenbei ist dies eine gute Gelegenheit, um Zwischen- oder Endbosse mit dem Kanonenfutter zu erledigen.Was in Dynasty bzw. Samurai Warriors die Waffen, sind hier Karten, die man auf dem Schlachtfeld finden kann. Über diese kann man die Figurenfähigkeiten leicht modifizieren und ihnen z.B. Elementarkräfte bzw. Resistenzen zuordnen oder Boni zuschustern. Das können Schockwellen sein, die man nach einem Treffer zufällig aussendet, ein komplettes Auffüllen der Lebensenergie nach jeweils 1000 erledigten Gegnern und selbst ein einmaliges Wiederbeleben pro Schlacht ist möglich. Um diese Modifikationen zu installieren, werden allerdings Rohstoffe benötigt, die man ebenso wie Gold (nötig für das Verschmelze, Aufwerten oder gar Neukreation von Karten) als Belohnung bzw. in gesonderten auf der Landkarte markierten Missionen verdienen kann. Die Auswahl der Partner und ein effektiver Einsatz ihrer Hilfe beeinflusst übrigens ihren Freundschaft-Status zur jeweilig als Anführer bestimmten Figur. Und der wiederum kann zusätzliche Karteneigenschaften freischalten. Die verschiedenen Elemente dieses Systems sind nicht nur gut miteinander, sondern auch mit dem Missionsdesign auf der Landkarte verbunden und bilden neben den obligatorischen Figurenaufstiegen ein gelungenes Fundament für die rudimentäre Charakter-Entwicklung.
Karten statt Waffen
Mit dem Zusammentreffen verschiedener Helden hat Omega Force sich die Tür offen gehalten, um auch die Gegnervielfalt zu erhöhen. Dementsprechend findet man Feinde aus eigentlich allen Reihen, bei denen man auch die Hauptfiguren akquiriert hat. Dass diese in Serientradition bis zum Erbrechen geklont werden, scheint ein notwendiges Übel zu sein, das in der Entwicklung zu gering priorisiert sein dürfte, um irgendwann effektiv in Angriff genommen zu werden. Angesichts der grafischen Fortschritte, die die Musou-Spiele mit Hyrule Warriors sowie Dragon Quest Heroes 2 gemacht haben, ist es schade, dass die All-Stars abseits der farbenfrohen und detaillierten Weltkarte die eher spröde Visualisierung erfahren haben, die die
klassischen Warriors-Spiele von Tecmo Koei kennzeichnet. Die Animationen der 30 Helden sind davon ebenso ausgenommen wie die Effekt geladenen Musou-Angriffe oder einige der späteren Charge-Kombos. Doch die Umgebung ist erschreckend unbelebt, die Schlachtfelder sind nicht markant genug und die gelegentlich zickige Kamera ist ebenfalls weit davon entfernt, die Souveränität und Übersicht auszustrahlen, die man in den letzten Lizenz-Musos kennenlernen durfte.Gelegentlich sprödes Sammelsurium
Dafür jedoch werden sich die Fans an der umfangreichen Enzyklopädie sowie der Galerie erfreuen, in der man nicht nur Infos über die verwendeten Serien erhält. Artworks, Filmsequenzen, eine Übersicht über entdeckte Freundschafts-Events oder (jugendfreie) Ereignisse im Dampfbad, eine Musikbox und einiges mehr runden eines der inhaltlich gelungensten Musou-Actionspiele der letzten Jahre ab, das sich eigentlich nur dem zweiten Teil von Dragon Quest Heroes geschlagen geben muss.
Fazit
Über den Umweg der Lizenzspiele mit Musou-Hintergrund (Hyrule Warriors, Dragon Quest Heroes) hat Omega Force es endlich geschafft, auch den hauseigenen Massenprüglern neue Impulsen zu verleihen. Die ursprünglich als Fortsetzung der Orochi Warriors geplante Action vereint nicht nur 30 Kämpfer aus 13 Tecmo-Koei-Serien wie Nioh, Ninja Gaiden oder Deception, sondern führt auch zahlreiche mechanische Elemente zusammen, die den Fans über die Jahre ans Herz gewachsen sind. Das Ergebnis bricht zwar nicht mit alten Traditionen und ist daher kaum geeignet, die mitunter zurecht für ihre Monotonie kritisierten Keilereien einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Doch wer schon mit den Kriegern aus dem feudalen Japan oder China gerne seine Zeit verbracht hat, findet mit den hunderten Missionen, die man in einer x-beliebigen Reihenfolge angehen kann, zig Stunden solide inszenierte Massenkeilereien, die allerdings von stärkerer Missionsvielfalt profitiert hätten. Der Teamaspekt wird dabei nicht nur dank einer kompetent agierenden Partner-KI in den Fokus gerückt, sondern auch durch die individuell veränderbaren Freundschaften der einzelnen Figuren. Schade ist allerdings, dass man abseits der gut animierten Helden sowie ihrer mitunter spektakulären Angriffe nicht die visuelle Qualität der Lizenzen erreicht, die Omega Force zuletzt verarbeitete.
Pro
- 30 KämpferInnen aus 13 Serien von Tecmo Koei (u.a. Nioh, Dead or Alive, Atelier)
- eingängige Steuerung
- freie Missionswahl auf der Weltkarte
- Teams aus bis zu fünf Kämpfern
- vielschichtiges Kartensystem zur Verfeinerung der Figuren-Fähigkeiten
- Freundschafts-System
- ordentliche Gegner-Variation
- unterschiedliche Einstiegs-Szenarien für fast jede Figur
- verschiedene Enden
- umfangreiche Galerie/Enzyklopädie
- passable Partner-KI
Kontra
- visuell spröde Schlachtfelder
- Klonarmeen
- nur wenig Abwechslung im Missionsdesign
- schwache Gegner-KI