The Lego Ninjago Movie Videogame - Test, Action-Adventure, PlayStation4, XboxOne, Switch, PC
In den letzten zwölf Jahren Lego-Spielen gibt es einige interessante Konstanten. Mechanisch dreht sich seit jeher alles um das Zerstören von Lego-Bauten, das Einsammeln von Legosteinen und das Lösen von Rätseln, für die man meist eine bestimmte Figur benötigt. Das war schon bei Lego Star Wars so, bei Lego Pirates of the Caribbean (2011) nicht anders, wurde bei dem Toys-to-life-Vertreter Lego Dimensions (2015) nur unwesentlich erweitert und ist auch bei The Lego Ninjago Movie – The Videogame der Fall. Und natürlich muss der Humor erwähnt werden, mit dem die Briten von Traveller’s Tales vor allem die Lizenzen wie Star Wars, Harry Potter oder Indiana Jones betrachten. Anfänglich noch als „Stummfilm“, gab es irgendwann Sprachausgabe und schließlich konnte man in vielen Fällen wie z.B. Lego Jurassic World, vielen Modulen von Lego Dimensions oder Lego Star Wars: Das Erwachen der Macht entweder auf Original-Sprachsamples der Vorbilder zurückgreifen oder gar die Stars ins Studio zerren.
Eine Geschichte der Lego-Zeit
Kein neuer Dimensions-Ableger
Der Kampf ist ebenfalls ein Element, bei dem sich Ninjago von anderen Lego-Titeln unterscheidet. Zwar weiterhin auf die Benutzung weniger Knöpfe ausgerichtet, hat man hier zahlreiche Spezialangriffe zur Verfügung, um massive Komboketten zu erstellen, die wiederum dafür sorgen, dass der Multiplikator für eingesammelte Steine in die Höhe schnellt. Das ist zunehmend wichtig, da man sich vom bisherigen Standard der innerhalb eines Levels zu erreichenden Punktzahl abwendet. Stattdessen gibt es 20 globale Ninja-Stufen, für die man eine bestimmte Anzahl eingesammelte Lego-Noppen vorweisen muss, die man nun über alle Spielvarianten hinweg erspielen kann und die mit neuen Teilen für den umfangreichen Figureneditor bzw. neuen Charakteren locken. Da man beim Durchforsten der Abschnitte im „freien Spiel“ auch auf Elemente und Schalter stößt, die Anforderungen stellen, die nicht von den Protagonisten erfüllt werden und z.B. mit Lord Garmadons Schergen auch unter Wasser laufen bzw. schwimmen kann, hat man eine zusätzliche Motivation, allen Geheimnissen auf die Schliche zu kommen. So wird die Story-Spielzeit, die mit sechs bis siebeneinhalb Stunden für ein vollpreisiges Lego-Spiel relativ kurz ausfällt, in etwa verdoppelt, so dass man unter dem Strich genug Inhalte bekommt. Auf einen Season Pass, der zuletzt bei Lego Star Wars eingesetzt wurde und weitere Level bzw. thematische Figurensets freischaltete, wird hier verzichtet.
Trotz aller Anleihen bei Dimensions bzw. wie im Fall der so genannten „Multi-Builds“ bei Das Erwachen der Macht, das die an verschiedenen Positionen möglichen Bauten zuerst integrierte sowie dem überarbeiten Kampfsystem spielt sich Lego Ninjago nicht großartig anders als andere Plastikstein-Abenteuer. Doch dem Gefühl der angenehmen Vertrautheit, das dafür sorgt, dass jeder, der schon einmal einen Lego-Titel spielte, hier umgehend Zugang findet und genauso unterhalten wird, wie man es erwartet. Es gibt in den Abschnitten etwas mehr versteckte Geheimnisse als üblich und mit Flugsequenzen, in denen man einen Mecha-Drachen auf einer vorgegebenen Strecke reitet und Gegner ins Visier nimmt, gibt es ordentliche, aber keineswegs herausragende Abwechslung vom Action-Alltag. Zudem spielt die Vertikale einer größere Rolle: Sowohl in der
pulsierenden Großstadt Ninjago als auch in späteren Abschnitten wie einem Vulkan oder einer Schlucht, die man durch- und überqueren muss, ist man als einer von sechs Ninjas bzw. in der Rolle ihres Mentors häufig in luftiger Höhe unterwegs.Alles beim Alten
Beim Rätseldesign geht Ninjago ohnehin keine neuen Wege. Es gibt Schalter, die nur von bestimmten Figuren betätigt werden können, während bestimmte Hindernisse eine besondere sowie abermals mit einem Charakter verknüpfte „Spinjitzu“-Fähigkeit verlangen. Es ist jedoch nichts dabei, was man als Kopfnuss bezeichnen könnte, während kooperative Rätsel in der Ninjago-Welt deutlich zurückgestuft wurden – immerhin reagiert die KI in diesen wenigen Momenten gut und bringt sich entweder in Position oder fordert einen zum Figurenwechsel auf, falls man keinen menschlichen Spieler parat hat, der einem unter die Plastikarme greifen könnte. Schade ist auch, dass sich die sechs Hauptninjas trotz leichter Unterschiede im Kampf hinsichtlich Reichweite oder Durchschlagskraft nicht weit genug voneinander absetzen und abseits der Schalterrätsel austauschbar sind. In dieser Hinsicht ist Lego Dimensions deutlich weiter.
Dafür jedoch hat The Lego Ninjago Movie das steinigste Artdesign aller klassischen Lego-Titel, wird eigentlich nur von dem MineCraft’schen Bauklotz-Abstecher Lego Worlds übertroffen und zieht damit in etwa mit The Lego Movie gleich. Denn in nur wenigen Abschnitten setzt Traveller’s Tales auf den bewährten 50:50-Mix aus realistischen Elementen, in die Lego-Bauten gepflanzt werden. Das gibt es hier zwar auch noch, doch zumeist wird die Umgebung von Legosteinen bzw. –Konstruktionen
dominiert. Das hinterlässt nicht nur einen sehr stimmungsvollen Gesamteindruck, sondern wird auch im Rahmen von vorgesehener Level-Zerstörung genutzt – immerhin geht es hier darum, den fiesen (?) Lord Garmadon aufzuhalten, der vor nichts und niemand halt macht.Ich bau dir eine Welt aus Stein
Überhaupt ist das audiovisuelle Design gelungen, das sich in den Ladenbildschirmen an klassischen Martial-Arts-Filmen aus den 70er und 80er Jahren orientiert (Stichwort: Shaw Brothers). Die Sprachausgabe gibt sich sowohl in der deutschen als auch in der englischen Orignal-Fassung keine nennenswerte Blöße. Einzig der Humor, der sich offensichtlich am Filmvorbild orientieren muss, dass hier auch mit einigen, teils langen Original-Ausschnitten gewürdigt wird, ist für Lego-Verhältnisse gerade mal durchschnittlich. Szenen, in denen man von in seinem mit Darth-Vader-Devotionalien gefüllten Zimmer wütenden Kylo Ren oder den tanzenden Rohan-Rittern aus Der Herr der Ringe bespaßt oder mit den satirischen Kommentaren eines Lego City Undercover konfrontiert wird, sucht man hier vergebens. Die jüngere Zielgruppe wird dennoch genug komödiantische Situationen vorfinden – nur eben deutlich zahmer.
Fazit
Hätte Traveller’s Tales The Lego Ninjago Movie Videogame ähnlich wie The Lego Batman Movie auch als Erweiterungsset von Lego Dimensions veröffentlichen können? Vermutlich schon. Die acht großräumigen Abschnitte wurden inhaltlich und mechanisch ähnlich gestaltet wie die offenen Welten im Toys-to-life-Abenteuer und bedienen sich zusätzlich in den Story-Missionen bei Elementen anderer Bauklotz-Titel wie Star Wars: Das Erwachen der Macht oder The Lego Movie. Obwohl man sich hier keine groben Schnitzer erlaubt, schafft es die üppige sowie gut aussehende Ninjago-Inselwelt aber nicht, mich so zu faszinieren wie andere Titel aus dem prall gefüllten Plastiknoppen-Portfolio. Mit seinem Kampffokus und den bewährten Qualitäten wie dem dynamischen Splitscreen-Modus oder den ordentlichen Schalterrätseln ist aber auch der Abstecher nach Ninjago eine rundum gelungene sowie routiniert inszenierte Action, die sich auch für gemeinsames Spielen mit Kids in der Familie eignet.
Pro
- über 100 Charaktere
- bewährter dynamischer Splitscreen-Modus
- Kampfarenen für bis zu vier Spieler
- ansehnliche Kulisse, stimmungsvolle Präsentation
- gute Familienunterhaltung
- Kombo-fokussiertes Kampfsystem
- eingängige Steuerung
- nette Flugsequenzen à la Panzer Dragoon
- viel zu entdecken
Kontra
- Humor für ein Lego-Spiel relativ bieder
- Ladezeiten
- kaum anspruchsvolle Rätsel
- Kampagnenspieldauer mit fünfeinhalb bis sieben Stunden nach Lego-Maßstäben recht kurz