The Lego Ninjago Movie Videogame - Test, Action-Adventure, PlayStation4, XboxOne, Switch, PC

The Lego Ninjago Movie Videogame
27.09.2017, Mathias Oertel

Test: The Lego Ninjago Movie Videogame

Bauklotz-Ninjas retten die Welt

Es gibt zwei Entwickler-Teams, die gefühlt seit Jahrzehnten nur eine Art von Spiel produzieren. Das eine ist Omega Force mit seiner  Musou-Action. Und das andere ist Traveller‘s Tales, das seit Lego Star Wars im Jahr 2005 fast 30 Spiele rund um die sympathischen Bauklotz-Universen gestrickt haben – diverse Erweiterungen von Lego Dimensions nicht eingerechnet. Mit dem Videospiel zum aktuellen Lego Ninjago Film möchten die Briten beweisen, dass sie dem immergrünen Spielprinzip immer noch interessante Facetten hinzufügen können. Mehr dazu im Test.

In den letzten zwölf Jahren Lego-Spielen gibt es einige interessante Konstanten. Mechanisch dreht sich seit jeher alles um das Zerstören von Lego-Bauten, das Einsammeln von Legosteinen und das Lösen von Rätseln, für die man meist eine bestimmte Figur benötigt. Das war schon bei Lego Star Wars so, bei Lego Pirates of the Caribbean (2011) nicht anders, wurde bei dem Toys-to-life-Vertreter Lego Dimensions (2015) nur unwesentlich erweitert und ist auch bei The Lego Ninjago Movie – The Videogame der Fall. Und natürlich muss der Humor erwähnt werden, mit dem die Briten von Traveller’s Tales vor allem die Lizenzen wie Star Wars, Harry Potter oder Indiana Jones betrachten. Anfänglich noch als „Stummfilm“, gab es irgendwann Sprachausgabe und schließlich konnte man in vielen Fällen wie z.B. Lego Jurassic World, vielen Modulen von Lego Dimensions oder Lego Star Wars: Das Erwachen der Macht entweder auf Original-Sprachsamples der Vorbilder zurückgreifen oder gar die Stars ins Studio zerren.

Eine Geschichte der Lego-Zeit

Bei der Kulisse setzt Traveller's Tales auf die bekannte Mischung realistischer Elemente mit Lego-Bauten. In den Städten dominieren allerdings Bauklotz-Elemente, so dass sich eine ganz eigene Stimmung ergibt.
Interessanterweise hat man es dennoch geschafft, in der einen oder anderen als Action-Adventure konzipierten Bauklotz-Zerstörung frische Mechaniken einzubauen, die trotz vieler Ähnlichkeiten wie dem immer noch unerreichten dynamischen Splitscreen-Modus dafür sorgten, dass sich z.B. Lego Der Herr der Ringe anders anfühlte als Lego Batman. Von einer Neuerung in dem einen Spiel konnten auch andere Lego-Titel profitieren, sei es nun durch Ausbau oder Modifikation bestimmter Elemente. Mit der geballten Erfahrung, die vor allem in den letzten Jahren dazu führte, dass Lego-Titel im Schnitt einen hohen Unterhaltungswert hatten (auch wenn der sich eher an Familien und jüngere Spieler richtet). Und das ist auch bei Lego Ninjago nicht anders. Die Popularität der Marke ist allerdings vollkommen an mir vorbeigegangen. Ich habe mit den Figuren und dem Universum, das klassische Martial-Arts- und Mech-Welten zusammenbringt, nur im Rahmen von Lego Dimensions Bekanntschaft gemacht und war dementsprechend überrascht, dass Lego nach The Lego Movie und The Lego Batman Movie ausgerechnet die Ninjas zu Stars eines Kinofilms macht.

Die Welt von Ninjago City ist kunterbunt.
Nachdem sogar Batmans für die große Leinwand produziertes Bauklotz-Abenteuer nur als umfangreiches Story-Pack im Rahmen des bereits häufig angesprochenen Lego Dimensions veröffentlicht wurde, war die Überraschung eines eigenständigen Spiels ebenfalls bei mir groß. Allerdings habe ich die Vermutung, dass Warner, Traveller’s Tales und Lego durchaus mit dem Gedanken gespielt haben könnten, die Ninja-Abenteuer in die erfolgreiche modulare Portal-Welt zu integrieren. Man hat sich zumindest stark von den dort zur Verfügung stehenden offenen Abenteuer-Welten inspirieren lassen. Denn es fällt auf, dass die Gebiete, die man auf der Suche nach der Ultimativ ultimativen Waffe durchstreift, die den bösen Lord Garmadon und seine Hai-Armee in Schach halten kann, nachdem er die friedliche Stadt Ninjago angegriffen hat, sich offener gestalten als viele Abschnitte bislang veröffentlichter Lego-Abenteuer. Dass wird vor allem dann deutlich, wenn man im freien Spiel wieder zurückkehrt: Die acht Areale, deren jeweilige Größe etwa 40 bis 60 Prozent einer ausgewachsenen Lego Dimensions Erweiterung entspricht, sind mit ähnlichen Aufgaben gefüllt, um die begehrten goldenen Lego-Steine zu bekommen. Es gibt Rennen. Bestimmte Figuren geben einem Sondermissionen. Man kann neue Gebäude hochziehen, die u.U. weitere Missionen freischalten. Und man kann sich in Dojos an interessanten Kampfherausforderungen versuchen, um neue Figuren freizuspielen.

Kein neuer Dimensions-Ableger

Der Kampf ist ebenfalls ein Element, bei dem sich Ninjago von anderen Lego-Titeln unterscheidet. Zwar weiterhin auf die Benutzung weniger Knöpfe ausgerichtet, hat man hier zahlreiche Spezialangriffe zur Verfügung, um massive Komboketten zu erstellen, die wiederum dafür sorgen, dass der Multiplikator für eingesammelte Steine in die Höhe schnellt. Das ist zunehmend wichtig, da man sich vom bisherigen Standard der innerhalb eines Levels zu erreichenden Punktzahl  abwendet. Stattdessen gibt es 20 globale Ninja-Stufen, für die man eine bestimmte Anzahl eingesammelte Lego-Noppen vorweisen muss, die man nun über alle Spielvarianten hinweg erspielen kann und die mit neuen Teilen für den umfangreichen Figureneditor bzw. neuen Charakteren locken. Da man beim Durchforsten der Abschnitte im „freien Spiel“ auch auf Elemente und Schalter stößt, die Anforderungen stellen, die nicht von den Protagonisten erfüllt werden und z.B. mit Lord Garmadons Schergen auch unter Wasser laufen bzw. schwimmen kann, hat man eine zusätzliche Motivation, allen Geheimnissen auf die Schliche zu kommen. So wird die Story-Spielzeit, die mit sechs bis siebeneinhalb Stunden für ein vollpreisiges Lego-Spiel relativ kurz ausfällt, in etwa verdoppelt, so dass man unter dem Strich genug Inhalte bekommt. Auf einen Season Pass, der zuletzt bei Lego Star Wars eingesetzt wurde und weitere Level bzw. thematische Figurensets freischaltete, wird hier verzichtet.

Trotz aller Anleihen bei Dimensions bzw. wie im Fall der so genannten „Multi-Builds“ bei Das Erwachen der Macht, das die an verschiedenen Positionen möglichen Bauten zuerst integrierte sowie dem überarbeiten Kampfsystem spielt sich Lego Ninjago nicht großartig anders als andere Plastikstein-Abenteuer. Doch dem Gefühl der angenehmen Vertrautheit, das dafür sorgt, dass jeder, der schon einmal einen Lego-Titel spielte, hier umgehend Zugang findet und genauso unterhalten wird, wie man es erwartet. Es gibt in den Abschnitten etwas mehr versteckte Geheimnisse als üblich und mit Flugsequenzen, in denen man einen Mecha-Drachen auf einer vorgegebenen Strecke reitet und Gegner ins Visier nimmt, gibt es ordentliche, aber keineswegs herausragende Abwechslung vom Action-Alltag. Zudem spielt die Vertikale einer größere Rolle: Sowohl in der

Zu den offenen Arealen gehören neben Großstadt und einem Vulkan auch ein üppiger Dschungel.
pulsierenden Großstadt Ninjago als auch in späteren Abschnitten wie einem Vulkan oder einer Schlucht, die man durch- und überqueren muss, ist man als einer von sechs Ninjas bzw. in der Rolle ihres Mentors häufig in luftiger Höhe unterwegs.

Alles beim Alten

Beim Rätseldesign geht Ninjago ohnehin keine neuen Wege. Es gibt Schalter, die nur von bestimmten Figuren betätigt werden können, während bestimmte Hindernisse eine besondere sowie abermals mit einem Charakter verknüpfte „Spinjitzu“-Fähigkeit verlangen. Es ist jedoch nichts dabei, was man als Kopfnuss bezeichnen könnte, während kooperative Rätsel in der Ninjago-Welt deutlich zurückgestuft wurden – immerhin reagiert die KI in diesen wenigen Momenten gut und bringt sich entweder in Position oder fordert einen zum Figurenwechsel auf, falls man keinen menschlichen Spieler parat hat, der einem unter die Plastikarme greifen könnte. Schade ist auch, dass sich die sechs Hauptninjas trotz leichter Unterschiede im Kampf hinsichtlich Reichweite oder Durchschlagskraft nicht weit genug voneinander absetzen und abseits der Schalterrätsel austauschbar sind. In dieser Hinsicht ist Lego Dimensions deutlich weiter.

Dafür jedoch hat The Lego Ninjago Movie das steinigste Artdesign aller klassischen Lego-Titel, wird eigentlich nur von dem MineCraft’schen Bauklotz-Abstecher Lego Worlds übertroffen und zieht damit in etwa mit The Lego Movie gleich. Denn in nur wenigen Abschnitten setzt Traveller’s Tales auf den bewährten 50:50-Mix aus realistischen Elementen, in die Lego-Bauten gepflanzt werden. Das gibt es hier zwar auch noch, doch zumeist wird die Umgebung von Legosteinen bzw. –Konstruktionen

Zu den Ninjas gehört auch ein Android.
dominiert. Das hinterlässt nicht nur einen sehr stimmungsvollen Gesamteindruck, sondern wird auch im Rahmen von vorgesehener  Level-Zerstörung genutzt – immerhin geht es hier darum, den fiesen (?) Lord Garmadon aufzuhalten, der vor nichts und niemand halt macht.  

Ich bau dir eine Welt aus Stein

Überhaupt ist das audiovisuelle Design gelungen, das sich in den Ladenbildschirmen an klassischen Martial-Arts-Filmen aus den 70er und 80er Jahren orientiert (Stichwort: Shaw Brothers). Die Sprachausgabe gibt  sich sowohl in der deutschen als auch in der englischen Orignal-Fassung keine nennenswerte Blöße. Einzig der Humor, der sich offensichtlich am Filmvorbild orientieren muss, dass hier auch mit einigen, teils langen Original-Ausschnitten gewürdigt wird, ist für Lego-Verhältnisse gerade mal durchschnittlich. Szenen, in denen man von in seinem mit Darth-Vader-Devotionalien gefüllten Zimmer wütenden Kylo Ren oder den tanzenden Rohan-Rittern aus Der Herr der Ringe bespaßt oder mit den satirischen Kommentaren eines Lego City Undercover konfrontiert wird, sucht man hier vergebens. Die jüngere Zielgruppe wird dennoch genug komödiantische Situationen vorfinden – nur eben deutlich zahmer.

Fazit

Hätte Traveller’s Tales The Lego Ninjago Movie Videogame ähnlich wie The Lego Batman Movie auch als Erweiterungsset von Lego Dimensions veröffentlichen können? Vermutlich schon. Die acht großräumigen Abschnitte wurden inhaltlich und mechanisch ähnlich gestaltet wie die offenen Welten im Toys-to-life-Abenteuer und bedienen sich zusätzlich in den Story-Missionen bei Elementen anderer Bauklotz-Titel wie Star Wars: Das Erwachen der Macht oder The  Lego Movie. Obwohl man sich hier keine groben Schnitzer erlaubt, schafft es die üppige sowie gut aussehende Ninjago-Inselwelt aber nicht, mich so zu faszinieren wie andere Titel aus dem prall gefüllten Plastiknoppen-Portfolio. Mit seinem Kampffokus und den bewährten Qualitäten wie dem dynamischen Splitscreen-Modus oder den ordentlichen Schalterrätseln ist aber auch der Abstecher nach Ninjago eine rundum gelungene sowie routiniert inszenierte Action, die sich auch für gemeinsames Spielen mit Kids in der Familie eignet.

Pro

  • über 100 Charaktere
  • bewährter dynamischer Splitscreen-Modus
  • Kampfarenen für bis zu vier Spieler
  • ansehnliche Kulisse, stimmungsvolle Präsentation
  • gute Familienunterhaltung
  • Kombo-fokussiertes Kampfsystem
  • eingängige Steuerung
  • nette Flugsequenzen à la Panzer Dragoon
  • viel zu entdecken

Kontra

  • Humor für ein Lego-Spiel relativ bieder
  • Ladezeiten
  • kaum anspruchsvolle Rätsel
  • Kampagnenspieldauer mit fünfeinhalb bis sieben Stunden nach Lego-Maßstäben recht kurz

Wertung

PlayStation4

Auch wenn der Humor nicht die Standards der letzten Lego-Titel erreicht, sorgt die routinierte Inszenierung mit bewährten Inhalten für durchweg gute Familien-Unterhaltung.

XboxOne

Auch wenn der Humor nicht die Standards der letzten Lego-Titel erreicht, sorgt die routinierte Inszenierung mit bewährten Inhalten für durchweg gute Familien-Unterhaltung.