ARKTIKA.1 - Test, Shooter, OculusRift, PC, VirtualReality
Fast einhundert Jahre in der Zukunft: Nach der Apokalypse herrscht auf der Erde eine neue Eiszeit, weil offenbar ein technisches Experiment gegen die Klimaerwärmung mächtig daneben ging. Nur entlang des Äquators gibt es noch bewohnbare Gegenden, doch hier und da findet man kleine Enklaven der Menschheit. Diese Außenposten der Zivilisation sitzen auf rohstoffreichen und höchst begehrten Gebieten im Norden und Süden. Von einer gut gepanzerten Basis aus zieht der Spieler als Söldner los, um die Kolonie in der Ödnis des ehemaligen Russlands vor Plünderern, Räubern und mutierten Kreaturen zu beschützen.
Eisige Zeiten
Auch die lebendig gestalteten Katakomben der Postapokalypse tragen viel zur gefühlten Authentizität bei: Planen flattern im Wind, auf den Pritschen liegen zugedeckte Leichen und dünne Laserstrahlen von Gesichtsscannern durchdringen das schummrige Spiel aus wenig Licht und vielen Schatten. Bereits mit einer GeForce GTX 970 und der Grafikeinstellung Medium gehört Arktika.1 zu den Titeln, welche ihre Kulissen am überzeugendsten für eine authentisch wirkende Immersion einsetzen. Auch die unaufgeregte Inszenierung der Basis hilft dabei: Wenn man mit dem Fahrstuhl in die Waffenkammer fährt, muss man eben eine Weile warten – was einem genügend Zeit gibt, die dreckig verschmierten Glasbausteine und realistisch reflektierenden Metallstreben an der Tür aus der Nähe zu betrachten.
Sehr authentisch
Der monotone Shooter-Alltag dämpft allerdings schnell die Freude über die überzeugende Inszenierung: Nachdem man sich mit zwei aufgemotzen Waffen oder wahlweise einem technischen Gadget im zweiten Slot ausgerüstet hat, begibt man sich in von Banden und Mutanten verseuchte Bereiche der Umgebung. Statt sich persönlich fortzubewegen, kommt eine Teleportation an vorgegebene Orte zum Einsatz: Immer wenn man in der Blickrichtung eine glühende Silhouette erblickt, darf man sich per Knopfdruck dorthin beamen. Ihre Farbe signalisiert, ob man dort relativ sicher steht oder im Kreuzfeuer landet. Oft handelt es sich dabei um Nischen, in denen Metalltüren, Trümmer und andere Objekte Deckung bieten. Also huscht man immer wieder ein bis zwei Schritte zur Seite, deckt Gegner mit einer Schusssalve ein, duckt sich hinter eine Metallplatte und beamt sich zwischendurch hin und her. Viele der zerstörbaren Deckungen sind schließlich schnell in Stücke geballert.
Schwache Action
Auch die Drohnen oder schneller auf den Spieler zu sprintenden „Yaga“-Mutanten sorgen lediglich dann für ein ungutes Gefühl, wenn sie einen aus dem Dunkel überraschen. Ab und zu zuckt man zwar ein wenig zusammen – danach lässt sich der Angreifer aber meist flott aus dem Weg räumen. Nicht einmal die wenigen fetteren mechanischen Gegner bringen Abwechslung ins Spiel: Bei einem gepanzerten Geschütz etwa reicht es, den Schild zu dezimieren und dann zwei Batterie-Schwachstellen zu erwischen. Wer will, kann auf einem höheren Schwierigkeitsgrad starten, um dem Trip wenigstens etwas mehr Spannung aufzuzwingen. Das Zielen per Visier klappt dank der Touch-Controller hervorragend, zumal man auch Laservisiere nachrüsten kann, um aus der Hüfte zu schießen und auf Dauer keinen steifen Nacken zu bekommen. Diverse Projektilwaffen, Revolver und Energiewummen bringen unendlich viel Munition mit – man muss lediglich im passenden Moment nachladen. Zwischendurch gibt es noch einige Rätsel zu lösen.
Schießbude XXL
Wer möchte, kann sich zudem an Extraherausforderungen versuchen oder außerhalb der Missionen Rekorde in einer virtuellen Trainingsumgebung aufstellen. Schade, dass der Story nicht mehr Bedeutung eingeräumt wurde. Die etwas steif agierende Auftraggeberin etwa erklärt einem die Ausgangslage zu Beginn auf einer langen Autofahrt in die gepanzerte Anlage. Danach fungiert sie aber im Wesentlichen lediglich als Hinweisgeberin per Knopf im Ohr. Die Geschichte um die Beschützung der Siedlung in Vostok hält sich stark im Hintergrund. Die mal ruhige, mal adrenalingeladen blubbernde Electro-Musik passt aber gut zum Spielablauf. Für unnötigen Ärger sorgten übrigens einige Abstürze sowie ein Bug, welcher in seltenen Fällen die Teleportation verhinderte.
Action statt Erzählung
Fazit
Schade, auch Arktika.1 ist nicht der erhoffte VR-Shooter, welcher Superhot VR den Rang ablaufen könnte. 4A Games schafft es zwar, eine unheimlich immersive, grafisch aufwändige Postapokalypse in der Einöde zu inszenieren. Doch das nützt wenig, wenn schwach orchestrierte Attacken und eine debile KI den Spieler fast überall daran erinnert, dass er sich nur in einer übergroßen und zu leichten VR-Schießbude befindet. Auch die größtenteils simpel gehaltenen Puzzles beeindrucken höchstens damit, wie schön sie in den Maschinenpark eingebunden wurden, während man mit den präzise erfassten Touch-Controllern in der Umgebung hantiert. Wer sich einmal mit Haut und Haaren in ein frostiges Endzeitszenario versetzen möchte, erlebt also ein starkes Gefühl der Präsenz. Spielerisch ernüchtern die Fließbandschießereien aber am laufenden Band.
Pro
- grafisch beeindruckende Ausflüge durch die Postapokalypse
- sehr authentisch und lebhaft wirkende Kulissen
- realistisch verwitterte, schummrig beleuchtete Geräteparks
- glaubwürdig inszenierte Basis
- auch auf schwachen Grafikkarten ansehnlich und flüssig
- tolles Immersionsgefühl, da Gegner rundum attackieren und der Spieler oft die Deckung wechselt
- manche Rätsel sind schön in die Umgebung eingebunden
- sehr komfortabel und übelkeitsfrei
Kontra
- meist statisch designte Fließband-Schießereien
- schwache Schießbuden-KI setzt den Spieler kaum unter Druck
- viel zu leichter Schwierigkeitsgrad
- oft nur simpel gestrickte, teils verwirrende Puzzles
- mitunter Bugs und Abstürze
- nur wenige, einfach konzipierte Bosskämpfe