NHL 18 - Test, Sport, XboxOne, PlayStation4

NHL 18
13.10.2017, Benjamin Schmädig

Test: NHL 18

Bliss as usual

Puh... in diesem Jahr fühlt sich der Test der aktuellen Eishockey-Simulation viel mehr nach dem Aufzählen neuer Inhalte als dem berühmten Zahnfühlen an. Warum? Weil NHL 18 (ab 4,99€ bei kaufen) vor allem Inhalte hinzufügt, das Spielgefühl aber noch weniger verändert als sein Vorgänger. Es gibt jetzt eine Art Arcade-Kampagne – hammer!

Dass das Spielgefühl fast dasselbe ist, ändert ja nichts daran: Auch NHL 18 macht einen Heidenspaß. Die überzeugende Physik sowie das schnelle und taktische Spiel sind nach wie vor klasse. Zumal EA die Geschwindigkeit in diesem Jahr ein weiteres Stück reduziert hat, was sowohl das allgemeine Positionsspiel als auch das verbesserte Hantieren mit dem Stock vereinfacht.

Simulation mit Stock

Und Letzteres ist denn auch die größte zentrale Neuerung, denn in der Verteidigung fischt man jetzt genauer nach dem Puck, um ihn vom Schläger eines Angreifers zu lösen. Auf die gleiche Art fängt man häufiger Schüsse ab als zuletzt. Insgesamt führt man den Stock über den rechten Stick also aktiver und ist weniger auf kurze Poke-Checks per Knopfdruck angewiesen.

Der Puck ist los

Sowohl Verteidiger als auch Angreifer haben mehr Kontrolle über Stock und Puck.

Angreifer gleichen die erweiterten Möglichkeiten ihrer Gegenspieler durch ein verbessertes Führen des Pucks aus. So stehen ihnen nicht nur neue Dekes zur Verfügung; sie reihen die Tricks auch nahtlos aneinander. Beide Ergänzungen machen das Spiel eine Idee vielseitiger, zumal für mein Empfinden auch vermehrt Abpraller im Tor landen und der Puck häufiger lose übers Eis rutscht, was das Spielgefühl ein Stück weiter in Richtung Simulation rückt.

Leider begleiten weiterhin die drögen Kommentare der vergangenen Jahre das Geschehen und auch die Fans auf den Rängen werden weder grafisch nennenswert in Szene gesetzt noch ist dort eine akustische Dynamik spürbar, die modernen Maßstäben gerecht wird. Wenige Fangesänge sind einsame „Höhepunkte“ des immer gleichen Rauschens – das ist zu wenig!

Es ist vor allem deshalb ärgerlich, weil EA an anderer Stelle die Präsentation gehörig aufdreht: im neuen Threes, einer Art Arcade-Modus, in dem jeweils drei Feldspieler und ein Torwart auf dem Eis stehen. Threes würzt das klassische Eishockey mit typischen Arcade-Zutaten, darunter Tore, die zwei Zähler wert sind oder dem Gegner drei Punkte abziehen, sowie freischaltbare Arenen und Spieler. Bessere Spieler verstärken natürlich das Team, sodass die Mannschaft von Runde zu Runde stärker wird.

Nur vier sollt ihr sein!

Fouls werden zudem nicht geahndet, statt Bullys erhält das gegnerische Team einfach den Puck und auf Regelverstöße wie Abseits verzichtet man ohnehin. Vor Beginn einer Party entscheidet eine Münze außerdem, welches Team die Regeln bestimmt. Möglich ist etwa das Beschränken auf eine Anzahl Seitenwechsel oder ein Punktelimit.

Ist das unterhaltsam? Ach, doch. Das Verbessern der Simulation wäre mir zwar lieber gewesen, aber ich habe mich immer wieder mal bei einer Partie Threes erwischt. Zumal ausschließlich dort eben bedeutend mehr los ist: Da gibt es neben Feuerwerk am Spielfeldrand einen brandneuen, mitunter sogar lustigen Hallensprecher und

Kennt man, klickt man weg: Von der Kamera eingefangene Vorbeiskater sind fast schon das höchste der Gefühle.
mehr.

Gut auch, dass EA seiner Simulation endlich ein umfangreiches Training spendiert: So erklären Videos nicht nur Grundlagen und Finessen des virtuellen Sports, in anschließenden Übungen trainiert man die Techniken auch. Dadurch erhalten besonders Einsteiger einen besseren Überblick über die spielerischen Möglichkeiten.

Wie ging das gleich?

Franchise-Manager erschaffen in diesem Jahr ihr eigenes Team und draften dafür Profis bekannter Teams, während man in der EASHL keine volle Mannschaft mehr benötigt. Schließlich treten inzwischen auch Teams mit jeweils drei Feldspielern auf dem Online-Eis an. Nicht zuletzt darf man jetzt einen Kumpel zum Spielen vor dem gleichen Bildschirm einladen, um zumindest an separaten Online-Matches teilzunehmen oder ein Ultimate Team aufzubauen. In der Champions Hockey League treten außerdem

Nur in Threes dreht NHL 18 auf: EA hat dem Arcade-Modus eine eigene Präsentation verpasst.
die besten Teams Europas gegeneinander an.

Was ich allerdings weiterhin vermisse, ist ein Online-Modus, wie ihn z.B. FIFA enthält, in dem man nicht nur einen einzelnen Profi steuert, sondern mit einer gesamten Mannschaft in einem Ligasystem kämpft. Das wäre mich der größte Grund, eine Ausgabe der NHL-Serie endlich dauerhaft online zu spielen.

Einzelkämpfer sucht Team

Am meisten fehlt mir aber eine längst überflüssige Erweiterung der Karriere, denn obwohl die spielerisch funktioniert und ich besonders die Charakterentwicklung aufgrund gezeigter Leistungen und entsprechender Trainingseinheiten schätze, plätschert der Rest immer noch müde vor sich hin: Trainer melden sich im Wesentlichen auf Texttafeln zu Wort und abgesehen vom Geschehen auf dem Eis gibt es keine Interaktion mit dem Rest des Teams – von so etwas wie Mannschaftsgefühl kann keine Rede sein. Dass man jetzt um den Wechsel zu einem anderen Team erbitten darf, ist schon das Höchste dessen, was sich in der Karriere getan hat.

Fazit

Vielleicht bereitet EA für das kommende Jahr etwas Großes vor – anders kann ich mir die verhaltenen Neuerungen in der aktuellen Ausgabe nicht erklären. So spaßig die Arcade-Kampagne Threes auch ist: Ein neues Turnier unter leicht veränderten Vorzeichen ist ja relativ schnell erstellt, erweitert das Erlebnis insgesamt aber kaum. Natürlich sind sowohl das Verteidigen als auch der Angriff mit der besseren Kontrolle über Stock und Puck ein gutes Stückchen besser. Im Wesentlichen gleicht NHL 18 seinem Vorgänger aber zu sehr. Mir fehlen nach wie vor eine lebendige Karriere sowie Kommentatoren, die sich ähnlich anregend unterhalten wie ihre Kollegen der NBA-2K-Serie. Keine Frage: Auch das aktuelle Eishockey ist eine verdammt gute Simulation! Doch wenn man der nichts hinzuzufügen hat, hätte es gerade in der heutigen Zeit auch ein Update getan. Als komplett neues Spiel bietet NHL 18 vor allem Serienkennern einfach zu wenig.

Pro

  • glaubwürdige Eishockey-Simulation mit überzeugender Physik
  • genauere Stock -Führung in Angriff und Verteidigung
  • viele Abpraller und häufig loser Puck
  • umfangreiche Karriere mit Charakterentwicklung basierend auf gezeigten Leistungen...
  • eigenes Team für Franchise-Modus erstellen
  • unterhaltsamer Arcade-Modus Threes
  • Drei-Spieler-Teams in EASHL und kooperativ vor einem Bildschirm spielbare Modi
  • hilfreiche Einstiegshinweise und neue, umfangreiche Trainingseinheiten

Kontra

  • keine großen Neuerungen auf dem Eis und abseits
  • bekannte Kommentare wirken verbraucht und lieblos
  • abseits von Threes schwache akustische und visuelle Inszenierung von Fans und Teams
  • ... mit noch immer magerer Präsentation vorwiegend über Text-Einblendungen
  • keine Online-Liga für komplette Teams

Wertung

XboxOne

Für Neulinge hervorragende, für Serienkenner allerdings sehr vertraute Simulation ohne nennenswerte Neuerungen.

PlayStation4

Für Neulinge hervorragende, für Serienkenner allerdings sehr vertraute Simulation ohne nennenswerte Neuerungen.