A Hat in Time - Test, Plattformer, PC, PlayStation4, XboxOne
Wie bringt man das Blut eines Jump-n-Run-Spielers am effektivsten zum Kochen? Falls es je eine Top-10 zu diesem Thema geben sollte, dürfte ein kleines sarkastisches Zitat aus der Gruselwelt von A Hat in Time ganz weit oben auf der Liste stehen: „Es wäre sicher ziemlich schmerzhaft, aus solch einer Höhe zu stürzen“, gibt mir ein selbstgefällig im Baum lungerndes Männchen mit auf dem Weg. Und zwar nachdem ich bereits zehnmal durch schlecht platzierte Äste gerutscht bin und die unberechenbare automatische Kamera schon mehrere Abflüge provoziert hat. Und auch diesmal - kurz vor der Baumkrone – glitsche ich wieder durch zwei unpassend aneinander gepfropfte Pilzplattformen gen Boden.
Was du nicht sagst…
Auf den ersten Blick kann das putzige Art-Design durchaus überzeugen, doch wenn man durch Levels wie einen kargen Gruselwald oder die von Mafiosi beherrschte Stadt streift, wird schnell klar, dass die Technik deutlich hinter der Konkurrenz liegt: Der Rasen besteht oft nur aus platten Flächen mit erstaunlich eckig gemähten Rändern. Auch der schlicht plätschernde Bach wirkt um einiges plumper als die Wasser- und Partikeleffekte in Skylar & Plux oder Yooka-Laylee. Jede Welt besitzt ein sehr eigenwilliges Thema, das man manchmal erst nach einigen Minuten durchschaut: Im erwähnten Finsterwald etwa tappt man in die Falle eines Dämons, der die Heldin z.B. dazu verdonnert, diverse Hol- und Bringedienste zu erledigen, nervige untote Plagegeister am Lagerfeuer in den Suizid zu treiben oder einen Boss aus einem Gemäuer zu vertreiben.
Knuffig aber erstaunlich eckig
In Hat Kids Raumschiff schaltet man nach und nach mit der Energie der magischen Stundengläser (welche auch einen Einfluss auf den Verlauf der Zeit zu nehmen scheinen) den Zugang zu neuen Welten frei. Darunter befindet sich z.B. ein Krimi-Zug, in dem man Hinweise für einen Mord aufspüren soll – was zunächst gar nicht so offensichtlich ist. Ein Druck auf den linken Trigger weist den Spieler aber oft auf das nächste Ziel hin. Auch der Humor ging meist komplett an mir vorbei: Anspielungen auf Datensammelwut oder dämliche Captcha-Anfragen können durchaus lustig sein, hier fehlt ihnen aber das passende Timing. Stattdessen fragt man sich eher, was die seltsamen schattenhaften Express-Eulen darstellen sollen, die den Spieler pausenlos ausfragen.
Strick dir eine!
Fazit
Mit Super Mario Odyssey kommt das Revival der 3D-Plattformer momentan richtig in Schwung, doch A Hat in Time ist bislang klar der schwächste Vertreter dieses Jahres. Man merkt dem Spiel seine Herkunft als Hobby-Projekt leider an allen Ecken und Enden an. Die größten Probleme sind die hakelige Steuerung und Kameramacken – und die sind nun mal die Grundlagen für ein gelungenes Jump-n-Run. Wenn man zum zehnten Mal fluchend vom Baum fällt, weil Plattformränder schlecht platziert wurden, sich die Kamera wegdreht oder andere Feinheiten dazwischenfunken, sorgt das natürlich nicht gerade für Hüpfspaß. Meistens langweilen die Aufgaben sogar mit ihrem zu niedrigen Schwierigkeitsgrad, für Herausforderung sorgen oft nur die Probleme beim Handling. Schade um das knuffige Design, aber auch mit den teils sehr eckigen Kulissen liegt man sogar hinter kleineren Konkurrenten wie Skylar & Plux.
Pro
- knuffiges Figuren-Design
- abwechslungsreiche, relativ offen gestaltete Themenwelten
- einige lustige Extras und Fähigkeiten
Kontra
- hakelige Steuerung
- gravierende Kameraprobleme
- schlecht platzierte Plattformen provozieren mitunter Stürze
- Humor und Overacting eher peinlich als lustig
- hässlich eckige und platte Kulissen