A Hat in Time - Test, Plattformer, PC, PlayStation4, XboxOne

A Hat in Time
27.10.2017, Jan Wöbbeking

Test: A Hat in Time

Konkurrenz für Mario?

Im Kielwasser von Mario und Yooka-Laylee tauchen noch weitere Projekte auf, die das Genre der 3D-Plattformer wiederbeleben wollen. A Hat in Time startete sogar schon im Jahr 2013 mit einer Kickstarter-Kampagne. Ähnlich wie bei Nintendos Spiel dreht sich auch dieser Titel um Hüte mit besonderen Fähigkeiten und eine Reise durch eine bunte, offene Welt. Eine gelungene Alternative für PC-Spieler?

Wie bringt man das Blut eines Jump-n-Run-Spielers am effektivsten zum Kochen? Falls es je eine Top-10 zu diesem Thema geben sollte, dürfte ein kleines sarkastisches Zitat aus der Gruselwelt von A Hat in Time ganz weit oben auf der Liste stehen: „Es wäre sicher ziemlich schmerzhaft, aus solch einer Höhe zu stürzen“, gibt mir ein selbstgefällig im Baum lungerndes Männchen mit auf dem Weg. Und zwar nachdem ich bereits zehnmal durch schlecht platzierte Äste gerutscht bin und die unberechenbare automatische Kamera schon mehrere Abflüge provoziert hat. Und auch diesmal - kurz vor der Baumkrone – glitsche ich wieder durch zwei unpassend aneinander gepfropfte Pilzplattformen gen Boden.

Was du nicht sagst…

Triste Aussichten...
Tja, selbst schuld. Warum habe ich auch ausgerechnet dieses Jump-n-Run für einen Test-Artikel ausgesucht? Vermutlich, weil es auf den ersten Blick sofort meine Ader für kunterbunte, offene 3D-Abenteuer getroffen hat. Ich schlüpfe in die Rolle des Mädchens "Hat Kid", das durch die Zeit reist und nach einem Überfall auf die Treibstoffreserven auf einem fremden Planeten strandet. Um möglichst viel erkunden zu können, näht sie verschiedene Hüte, die ihr spezielle Fähigkeiten verleihen. Fünf Welten können besucht werden, zwei weitere und ein Koop-Modus (Split-Screen und Online) sollen als Downloadinhalt folgen. Entwickler „Gears for Breakfast“ bezeichnet sein via Kickstarter angeschobenes Spiel als Hommage an Klassiker wie Banjo-Kazooie oder Psychonauts.

Auf den ersten Blick kann das putzige Art-Design durchaus überzeugen, doch wenn man durch Levels wie einen kargen Gruselwald oder die von Mafiosi beherrschte Stadt streift, wird schnell klar, dass die Technik deutlich hinter der Konkurrenz liegt: Der Rasen besteht oft nur aus platten Flächen mit erstaunlich eckig gemähten Rändern. Auch der schlicht plätschernde Bach wirkt um einiges plumper als die Wasser- und Partikeleffekte in Skylar & Plux oder Yooka-Laylee. Jede Welt besitzt ein sehr eigenwilliges Thema, das man manchmal erst nach einigen Minuten durchschaut: Im erwähnten Finsterwald etwa tappt man in die Falle eines Dämons, der die Heldin z.B. dazu verdonnert, diverse Hol- und Bringedienste zu erledigen, nervige untote Plagegeister am Lagerfeuer in den Suizid zu treiben oder einen Boss aus einem Gemäuer zu vertreiben.

Knuffig aber erstaunlich eckig

Die Musikbegleitung klingt durchaus passend, all zu viele Ohrwürmer bleiben aber nicht hängen.
Die Kämpfe laufen relativ simpel ab, während man z.B. mit dem Regenschirm auf seine Gegner eindrischt. Auch Bosse wie der gigantische, aus Mafiosi zusammengesetzte Ball sind zwar eine lustige Idee, ließen sich aber im ersten Anlauf niederstrecken, ohne dass clevere Tricks nötig waren. Meist ist der Schwierigkeitsgrad für fortgeschrittene Spieler dabei deutlich zu niedrig angesetzt. Hat man erst einmal verstanden, dass z.B. Gemälde gesammelt und zu den Plagegeistern gebracht werden müssen, sorgen meist nur noch die haklige Steuerung oder Kameraprobleme für eine Herausforderung. Deaktiviert die automatische Kamera am besten schon zu Beginn komplett und erhöht die Geschwindigkeit der manuellen Variante! Immerhin im Bereich der Konfigurationsmöglichkeiten zeigt sich Gears for Breakfast vorbildlich. In den Optionen lässt sich sehr viel nach einigen Vorlieben einstellen - vom Sichtfeld über viele Steuerungs- Grafik- und Speedrun-Optionen bis hin zum aktiven Monitor.

In Hat Kids Raumschiff schaltet man nach und nach mit der Energie der magischen Stundengläser (welche auch einen Einfluss auf den Verlauf der Zeit zu nehmen scheinen) den Zugang zu neuen Welten frei. Darunter befindet sich z.B. ein Krimi-Zug, in dem man Hinweise für einen Mord aufspüren soll – was zunächst gar nicht so offensichtlich ist. Ein Druck auf den linken Trigger weist den Spieler aber oft auf das nächste Ziel hin. Auch der Humor ging meist komplett an mir vorbei: Anspielungen auf Datensammelwut oder dämliche Captcha-Anfragen können durchaus lustig sein, hier fehlt ihnen aber das passende Timing. Stattdessen fragt man sich eher, was die seltsamen schattenhaften Express-Eulen darstellen sollen, die den Spieler pausenlos ausfragen.

Strick dir eine!

In größerer Entfernung gibt es einen erstaunlich starken Unschärfefilter, der an Super Mario Sunshine erinnert.
Auch das Overacting der schnauzbärtigen Gegenspielerin wirkt nicht besonders gelungen: Als sich die Heldin nicht dazu überreden lässt, die Stundengläser zu ihren angeblich altruistischen Zwecken einzusetzen, entscheidet sich das „Mustache Girl“ zu ihrer Rolle als Kontrahentin. Hat man genug in den Levels verstreute Wollknäuel zusammengeklaubt, strickt Hat Kid sich im wahrsten Sinne des Wortes neue Mützen, die sich danach u.a. mit dem Steuerkreuz umschalten lassen. Sie verschaffen ihr genretypische Extras wie einen Bodenstampfer oder schleuderbare Bomben zum Sprengen von Level-Barrieren. Eine Sprintmütze wiederum macht sie flinker. Mit Hilfe von Buttons lassen sich die Kopfbedeckungen aufrüsten, so dass man z.B. auf einem Moped flotter unterwegs ist, Sammelobjekte anzieht oder hohe Stürze mit einem Fallschirm abfängt.

Fazit

Mit Super Mario Odyssey kommt das Revival der 3D-Plattformer momentan richtig in Schwung, doch A Hat in Time ist bislang klar der schwächste Vertreter dieses Jahres. Man merkt dem Spiel seine Herkunft als Hobby-Projekt leider an allen Ecken und Enden an. Die größten Probleme sind die hakelige Steuerung und Kameramacken – und die sind nun mal die Grundlagen für ein gelungenes Jump-n-Run. Wenn man zum zehnten Mal fluchend vom Baum fällt, weil Plattformränder schlecht platziert wurden, sich die Kamera wegdreht oder andere Feinheiten dazwischenfunken,  sorgt das natürlich nicht gerade für Hüpfspaß. Meistens langweilen die Aufgaben sogar mit ihrem zu niedrigen Schwierigkeitsgrad, für Herausforderung sorgen oft nur die Probleme beim Handling. Schade um das knuffige Design, aber auch mit den teils sehr eckigen Kulissen liegt man sogar hinter kleineren Konkurrenten wie Skylar & Plux.

Pro

  • knuffiges Figuren-Design
  • abwechslungsreiche, relativ offen gestaltete Themenwelten
  • einige lustige Extras und Fähigkeiten

Kontra

  • hakelige Steuerung
  • gravierende Kameraprobleme
  • schlecht platzierte Plattformen provozieren mitunter Stürze
  • Humor und Overacting eher peinlich als lustig
  • hässlich eckige und platte Kulissen

Wertung

PC

Ein knuffiges Design alleine reicht nicht: A Hat in Time nervt mit seiner ungenauen Steuerung sowie Kameraproblemen und auch das Aufgabendesign liegt weit hinter der Konkurrenz.

Kommentare
PeterDeGuardian

Ist das euer ernst ne 44 und Super Luckys Tale kriegt ne 73? Ihr solltet unbedingt mal eure Wahrnehmung checken, das kanns nun wirklich nicht sein. Überhaupt macht ihr viel zu oft einen auf Überkritisch und liegt dann so was von falsch aber Schrott wie FIFA gut bewerten wo sich nur im Bereich der Abzocke was tut und im spielerischen wenig bis gar nix.
Ich sage es aus der Retrospektive mal so:
Super Lucky Tale habe ich 2x durchgespielt (1x XBox, 1x Switch), Jooka & Laylee habe ich auf der PS4 ca. zu 80% durchgespielt......A Hat in Time, das theoretisch bessere Game (von Metacritic aus gesehen) habe ich 1x mal auf der PS4 für ca. 2 Stunden angespielt und dann nie wieder angefasst.

Und so ähnlich ging es 2 meiner Kumpel.......und einer davon hat vorher sogar von Hat in Time geschwärmt und war der Grund warum ich es überhaupt gekauft hatte. Aber selbst der hatte dann nachher nur ca. 30-40% von HIT durch während er Lucky’s Tale und J&L durchgespielt hatte.

Ich schließe mich übrigens auch der Meinung an das HIT oft extrem überladen wirkt. Es hat einen Grund warum Nintendo (und auch die J&L Macher) die Aufgaben über einen relativ großen Bereich verstreuen.

vor 3 Jahren
George Orwell42

Kann hier jemand bestätigen das daß Spiel auf der PS 4 deutsche Untertitel hat ?
Im PSN Store steht ledeglich Englisch - auf den anderen Plattformen scheint aber ein deutscher Untertitel vorhanden zu sein

ich habe eben nachgesehen, auf der ps 4 gibt es keine deutschen untertitel, gibt in den menüs auch keine unterpunkte für andere spracheinstellungen. neueste version ist installiert.
Danke dir für deine Mühe
Das ist echt schade, deutsche Untertitel scheint es ja auf allen anderen Plattformen zu geben...

Ich meine klar, die Sprachausgabe ist bei so einem Plattformer nicht so wichtig.
Aber das nervt mich aus Prinzip schon

vor 4 Jahren
Everything Burrito

Kann hier jemand bestätigen das daß Spiel auf der PS 4 deutsche Untertitel hat ?
Im PSN Store steht ledeglich Englisch - auf den anderen Plattformen scheint aber ein deutscher Untertitel vorhanden zu sein

ich habe eben nachgesehen, auf der ps 4 gibt es keine deutschen untertitel, gibt in den menüs auch keine unterpunkte für andere spracheinstellungen. neueste version ist installiert.

Zuletzt bearbeitet vor 4 Jahren

vor 4 Jahren
George Orwell42

Kann hier jemand bestätigen das daß Spiel auf der PS 4 deutsche Untertitel hat ?
Im PSN Store steht ledeglich Englisch - auf den anderen Plattformen scheint aber ein deutscher Untertitel vorhanden zu sein

vor 4 Jahren
Makrowelle

Für Interessierte, eine weitere Diskussion zu diesem Test befindet sich in diesem Thread: https://forum.4pforen.4players.de/viewt ... 7&t=461183 .

Jörg hat zu recht angemerkt dass Diskussionen über dieses Spiel hier hingehören, aber auch zu unrecht, da die Reaktion diesen Thread nicht beachtet (zumindest nicht bis jetzt). Mögliche weitere Diskussionen sollte jedenfalls hier erfolgen.

vor 5 Jahren