Let's Sing 2018 - Test, Musik & Party, PlayStation4

Let's Sing 2018
01.11.2017, Michael Krosta

Test: Let's Sing 2018

Die SingStar-Alternative?

Da sich Sonys einstiger Karaoke-Primus SingStar zuletzt nur noch zu einem Schatten seiner selbst entwickelt hat, witterten die Konkurrenten ihre Chance, die Fußstapfen mit ihren eigenen Sing-Spielen zu füllen. So auch Koch Media und Ravenscourt, die mit ihrer Reihe Let's Sing schon seit ein paar Jahren auf der Bühne mitmischen. Wir haben für die 2018er-Edition nochmal zu den Mikros gegriffen...

Die Songauswahl kann sich im Prinzip hören lassen: Die Liste der 35 Tracks umfasst sowohl recht aktuelle Chart-Hits verschiedener Genres als auch den einen oder anderen Klassiker wie etwa „We are the Champions“ von Queen. Insgesamt kommen rockige Klänge allerdings etwas kurz und es dominiert der moderne Elektro-Pop mit einer Tendenz zu Dance-Tracks. Der auf der Packung vermerkte Zusatz „Mit deutschen Hits“ kommt nicht von ungefähr: Mit zehn Tracks, u.a. von Lena, den 257ern oder Udo Lindenberg sind hiesige Künstler recht gut vertreten – in meinen Augen sogar etwas zu gut, aber das ist bekanntlich Geschmackssache. Ärgerlich dagegen, dass man sich neue Songs nur in Form von DLC-Paketen und nicht einzeln dazukaufen kann. Auch werden die einzelnen Lieder zwar hinsichtlich des Anspruchs kategorisiert, aber im Gegensatz zum alten SingStar gibt es hier keine verschiedenen Schwierigkeitsgrade für jeden Track.

Moderne Hits und Klassiker

Es darf auch zu einem Duett mit einem weiteren Spieler oder dem Original-Interpreten angestimmt werden.


Nette Zusatz-Modi

Neben dem Classic-Modus, in dem bis zu vier Spieler gleichzeitig gegeneinander antreten dürfen, hat man sich weitere Varianten einfallen lassen. So darf man entweder zusammen mit einem weiteren Mitspieler oder gemeinsam mit dem Original-Interpreten ein Duett wagen und das Harmonie-Potenzial ausloten. Im Mixtape warten dagegen mehrere Medleys, die allerdings erst nacheinander freigeschaltet werden müssen. Schade, dass die einzelnen Songs nicht direkt ineinander übergehen, sondern recht lange und mit einer Einblendung des Zwischenstands unterbrochen werden. Im letzten Modus sind theoretisch Sänger mit einer guten Textkenntnis im Vorteil, denn zwischendurch wird das Bild bewusst gestört und die Worte verschwinden vom Bildschirm. Hier wird also in erster Linie gepunktet, wenn man die bis zu 100 fehlenden Wörter korrekt singt.

Die Tonhöhe wird gut erfasst. Text spielt für die Bewertung dagegen keine Rolle.


Oberflächliche Gesangserkennung

Allerdings offenbart Let's Sing gerade in diesem Modus seine Schwächen bei der Gesangserkennung: Zwar wird die Tonhöhe gut erfasst, doch die korrekte Artikulation spielt bei der Technologie von Voxler offenbar überhaupt keine Rolle. So reicht oft ein einfaches Summen, um perfekte Wertungen abzugreifen – selbst wenn es um die Suche nach den ausgeblendeten Wörtern geht. Tatsächlich punktet man dabei mitunter sogar besser, als wenn man sich die Mühe macht, den Text richtig zu singen. Freie Improvisationen, wie man sie etwa bei Rock Band findet und bei denen die richtige Tonart beibehalten wird, sind hier nicht erlaubt. Auch ein ausdrucksstarkes Vibrato, für das man in anderen Karaoke-Spielen mit Extrapunkten belohnt wird, findet hier keine Beachtung.

Schön dagegen, dass nicht nur die Original-Musikvideos geboten werden, sondern sich bei manchen Tracks auch die Gesangsspur optional ausblenden lässt. Leider steht die Funktion aber nur bei einer relativ kleinen Auswahl der Songs zur Verfügung und muss zudem erst für jeden einzelnen freigespielt werden. Immerhin werden neben gängigen USB-Mikrofonen auch die SingStar-Modelle unterstützt – egal ob kabelgebunden oder die Funk-Varianten. Mit der entsprechenden App darf man zudem seine Smartphones in Mikros verwandeln und mit dem Spiel verbinden, sofern mindestens das Betriebssystem Android 4.0 bzw. iOS 7 verwendet wird. Das funktioniert ähnlich gut wie mit echten Mikrofonen, doch muss man für eine akzeptable Erfassung relativ laut ins Handy hinein brüllen. Wer alleine vor dem Bildschirm sitzt, aber trotzdem eine Herausforderung sucht, darf die vakanten Plätze mit bis zu drei KI-Sängern füllen, deren Können man allerdings nicht anpassen darf. Insgesamt stellen diese so genannten „Voxler“ aber keine große Gefahr für den Sieg dar.

Während SingStar mit der Möglichkeit zur Erstellung von Videoclips und Fotos interessante Community-Funktionen angeboten hat, bleibt das Potenzial hier ungenutzt – eine angeschlossene Kamera wird erst gar nicht unterstützt. So bleiben hier lediglich der Blick auf eine langweilige Online-Bestenliste, die Wahl zwischen verschiedenen Avataren und das Betrachten der freigespielten Musikvideos im Jukebox-Modus. Zudem steigt man kontinuierlich in seinem Rang

Zehn der 35 Songs stammen von deutschsprachigen Künstlern.


Keine Community-Einbindung

auf – warum auch immer. Direkte Online-Duelle? Gibt es nicht! Wie schön wäre es gewesen, wenn man sich zumindest innerhalb der Freundeslisten als Alternative wenigstens asynchrone Duelle in Form von zugeschickten Herausforderungen liefern könne. Doch auch diesbezüglich schaut man hier in die Röhre.

Let's Sing ist daher vor allem als Partyspiel in den eigenen vier Wänden gedacht. Trotz der Auswahl an Modi verpasst man allerdings die Chance, die Stimmung mit weiteren Team-Modi aufzupeppen. Auch hier hätte ein Blick auf die Glanzzeiten von SingStar sicher als eine gute Inspiration gedient.

Fazit

Wer auf recht aktuelle Chart-Songs aus der Pop-Ecke steht und auch dem deutschen Liedgut etwas abgewinnen kann, der findet mit Let's Sing 2018 eine ordentliche Alternative zum einstigen Karaoke-Stern SingStar, der auf der PS4 viel von seiner Strahlkraft verloren hat. Die gebotenen Modi sind zwar durchaus gelungen, doch vermisse ich eine echte Party-Variante für lustige Team-Duelle und empfinde das Freischalten mancher Funktionen wie Mixtapes sowie Instrumentalversionen als unnötige Hürde. Zudem zeigt die Gesangserkennung Schwächen: Die Tonhöhe wird zwar gut erkannt, doch führt einfaches Summen teilweise eher zum Erfolg als eine möglichst korrekte Performance. Wer sein Smartphone als Mikrofon-Ersatz verwendet, muss außerdem mit einer recht lauten Stimme in sein Gerät trällern, um vom Spiel erkannt zu werden. Zu kurz kommen wieder die Community-Funktionen und Interaktionen mit anderen Spielern abseits der lokalen Gesangseinsätze. Für einen unterhaltsamen Karaoke-Abend ist Let's Sing 2018 aber trotzdem nicht verkehrt.

Pro

  • gute und recht aktuelle Songauswahl...
  • optionale Instrumentalversionen (freischaltbar)...
  • gute Erkennung der Stimmlagen
  • diverse Spielmodi
  • bis zu vier Sänger gleichzeitig
  • Smartphone-App als Mikro-Alternative
  • optionale KI-Sänger
  • Online-Bestenlisten
  • Jukebox-Funktion

Kontra

  • ...mit einem zu großen Fokus auf deutsche Hits
  • ...aber leider nur für einen Teil der Songs
  • keine Texterkennung, Summen reicht völlig aus
  • nervige Unterbrechungen bei Medleys / Mixtapes
  • keine verschiedenen Schwierigkeitsgrade
  • lautes Singen bei Handy-App nötig
  • keine Community-Funktionen
  • keine Online-Duelle oder asynchrone Freunde-Herausforderungen

Wertung

PlayStation4

Let's Sing bietet ein recht rudimentäres Karaoke-Paket, überzeugt aber mit einer recht aktuellen Songauswahl und der Möglichkeit, bis zu vier Spieler gleichzeitig auf die Gesangsbühne zu stellen.