Wuppo - Test, Action-Adventure, PlayStation4, PC, Switch, XboxOne
Es ist schon erstaunlich, welch große Macht alltägliche Dialoge entfalten können: Klar – in Uncharted wird man allein schon von der beeindruckenden Kulisse in eine fremde Welt versetzt. Doch die kurzen, beiläufigen Kommentare spielen für mich mindestens genauso eine große Rolle dabei, die Erkundung greifbar zu machen. Der beste Beweis dafür ist der kleine Indie-Titel Wuppo: Eigentlich wuseln nur ein paar schlicht gezeichnete Kreise vor mir herum und doch kommt es mir so vor, als hätte ich eine ganz eigene Gesellschaft entdeckt – mit ihren ganz besonderen Regeln, Gebräuche und Mythen. Der Grund dafür sind auch hier die natürlichen Gespräche und Anekdoten. Wenn pausenlos der Nachbar lärmt, verzieht sich mein Mentor eben entnervt in seinen Zweitwohnsitz in einer Höhle. Dass ich diese nur per Tauchgang durch einen Schleimtümpel erreiche, stört hier kein bisschen, weil die wundersame Welt von Anfang an deutlich macht, dass hier ganz eigene Regeln und Naturgesetze gelten.
Faszinierende Fantasiewelt
Im Zentrum der Geschichte steht allerdings ein kugelrunder „Wum“, der in der Gesellschaft aufwuchs, die sich nach den Konflikten gebildet hat und mit ganz anderen Problemen zu kämpfen hat. Er lebte in der größten Siedlung seiner Spezies. Da er im „Wumhouse“ mehrmals Eis verkleckert hat, fliegt er allerdings raus, muss sich nach einer neuen Bleibe umschauen und besucht auf seiner Reise Orte wie einen Freizeitpark, eine dicht bevölkerte Stadt oder den Dschungel, in dem wilde Blumenwesen hausen. Im Prinzip handelt es sich um ein klassisches Action-Adventure, mit vielen, vielen sammelbaren Objekten, welche einem in der offenen Welt neue Wege eröffnen – und mit zahlreichen Kämpfen gegen bildschirmfüllende Bosse. Gefechte gegen Kleinvieh wie Regenwürmer spielen hier kaum eine Rolle. Stattdessen verbringt man mehr Zeit damit, die Regeln der Gesellschaft zu erforschen und einer drohenden Gefahr auf die Spur zu kommen, die sich aber erst später offenbart. Lange Zeit über plätschert die Geschichte etwas zu seicht vor sich hin.
Harte Sitten
Zudem sind manche Interaktionspunkte unsauber gesetzt. Warum kann ich meine neue Wasserspritze nur an einem bestimmten, winzigen Punkt des Brunnens auffüllen? Auch potenzielle Gesprächspartner werden oft erst auf den zweiten Blick deutlich: Ich bin erst eine ganze Weile durch die Welt geirrt, bevor ich meinem Obermieter im Wumhaus einen zweiten Besuch abstattete - um verwundert festzustellen, dass ich ihn doch ansprechen kann. Ein durchaus wichtiges Detail, schließlich bekommt man von ihm die Bazooka-Waffe, welche neben kleinen Farbklecksen auch aufgeladene Farbbeutel auf Bosse schleudert. Die Obermotze fallen hier erfreulich groß aus, ihre Bekämpfung macht aber weniger Spaß als vermutet: Monstrositäten wie eine riesige Wollmaus auf dem Dachboden spulen meist nur eine Hand voll Angriffsmuster ab – unbeeindruckt von den Attacken des Spielers, bis sich irgendwann die Energieleiste geleert hat.
Multikulti und Boss-Probleme
Ein weiteres zentrales Spielelement ist das bereits erwähnte Anhäufen von Kultgegenständen und aufmotzbaren Gadgets. Begibt man sich zum Lehrmeister auf einer abgelegenen Insel, bringt der einem z.B. bei, wie sich die Wasserkanone durchs Flöten und die Kondensation der Luftfeuchtigkeit auffüllen lässt. Anderer Plunder lässt sich bei Händlern erwerben oder vergolden.
Reif für die Insel
Fazit
Wuppos exotische Atmosphäre macht das Spiel zu einem ganz besonderen Action-Adventure. Mit einfachen Zeichenstrichen, zauberhaften Melodien und lebendig alltäglichen Dialogen schafft es der kleine Entwickler, eine erstaunlich glaubwürdige Welt voller faszinierender Regeln und Eigenheiten aufzubauen. Schade allerdings, dass handwerkliche Probleme den Spaß am Entdecken bremsen. Wenn die Bosskämpfe schon derart im Fokus stehen, hätte man ihnen eine deutlich bessere Dramaturgie spendieren müssen, zumal auch die umständliche Steuerung oder KI-Probleme dazwischenfunken. So habe ich mich meist widerwillig durch die riesigen Monster geackert – die meist stoisch ihre Routinen abarbeiten, statt auch mal auf den Spieler zu reagieren. Auch manche Rätsel haben mich aufgrund schlecht platzierter Interaktionspunkte auf die falsche Fährte geführt. Immer wenn es aber wieder ans Erkunden der wundersamen Welt und ihrer Mythen ging, konnte mich das Spiel wieder für sich gewinnen. Unterm Strich also ein faszinierender Ausflug, dessen Spielmechaniken es allerdings an Feinschliff mangelt.
Pro
- faszinierend Erkundung einer fremdartigen Welt mit eigenen Naturgesetzen und Bewohnern
- eigenwilliger Grafikstil macht neugierig
- zauberhafte Melodien mit ungewöhnlicher Instrumentierung
- liebenswert alltägliche, teils verschrobene Dialoge
- sympathische Dialogrätsel
Kontra
- Steuerung und Inventar oft umständlich oder hakelig
- schlecht platzierte Interaktionspunkte stiften Verwirrung
- Großteil der Bosskämpfe zu chaotisch und mit simpler Dramaturgie
- Geschichte plätschert zunächst seicht vor sich hin