de Blob - Test, Geschicklichkeit, PC, Wii, NDS, XboxOne, Switch, PlayStation4

de Blob
16.11.2017, Mathias Oertel

Test: de Blob

Die Rückkehr des Farbkleckses

Lange vor Splatoon wurde in einem Spiel auf einem Nintendo-System mit Farbe um sich geworfen, als ob es kein Morgen gäbe. Natürlich ist die Rede von dem entspannten, aber enorm unterhaltsamen Jump&Run de Blob (ab 4,25€ bei GP_logo_black_rgb kaufen), das 2008 für Wii erschien. Vor etwa einem halben Jahr auf dem PC als HD-Remaster veröffentlicht, darf man jetzt auch auf PS4 und Xbox One den charmanten Farbhelden steuern. Ob sich das ungewöhnliche Konzept dem Zahn der Zeit widersetzen konnte, klären wir im Test.

Während die Fortsetzung seinerzeit nicht nur auf Wii, sondern auch auf PlayStation 3 sowie Xbox 360 erschien, blieb de Blob den HD-Spielern lange verwehrt. Erst auf dem PC erschien im April dieses Jahres ein Remaster, das die zwar saubere, aber letztlich doch nur in 480p angebotene Kulisse aufpeppte. Gleichzeitig wurden die seinerzeit als Mischung von klassischer sowie Gestensteuerung konzipierten Kontrollen auf moderne Standards gebracht, von denen auch die jetzt erschienenen PS4- und Xbox-One-Fassungen profitieren. Allerdings ist es schade, dass das ebenfalls auf dem PC bereits erschienene de Blob 2 nicht gleichzeitig mit Teil 1 erschien – idealerweise als Gesamtpaket wie die Crash Bandicoot n.Sane Trilogy.

Schade: Nur Teil 1

Der ungewöhnliche Plattformer ist gut gealtert und hat sich viel seines Charmes bewahrt.
Doch worum geht es in dem zu seiner Premiere einer der seltenen Wii-exklusiven Third-Party-Titel, der damals von Blue Tongue für THQ entwickelt wurde, während für das HD-Remasters Blitworks (Baja HD) beauftragt wurde? Die einstmals blühende sowie knallbunte Metropole Chroma City wurde von den bösen Tintis der INKT-Corporation unter der Führung von General Schwarz eingenommen. Diese entfernt an faschistoide Rabbids erinnernden schwarzen Kleinwesen haben der Stadt mit ihren Egelbots sämtliche Farben entzogen und die Bevölkerung zu unterwürfigen Graulingen versklavt.

Ähnlich einem uns bekannten Dorf gallischen Ursprungs, das sich beharrlich weigert, den römischen Eindringlingen zu weichen, gibt es auch in Chroma City einige unbeugsame Streiter für Freiheit und Farbe. Doch der Farbuntergrund ist schwach besetzt und droht, den Kampf zu verlieren. Wenn der Blob nicht wäre.

Als Spieler steuert man eben diesen Blob, einen sympathischen, aber auch Schalk andeutenden Farbklecks, saugt Farbe auf, lasst die bösen Tintis durch Sprungattacken verschwinden und färbt bei Berührung mit Gebäuden, Zäunen, Bäumen usw. die Stadt in zehn großräumigen Abschnitten nach und nach wieder zu ihrem alten farbvollen Glanz zurück. Klingt einfach? Diesen Eindruck kann man nach den ersten Tutorial-Missionen in der Tat gewinnen, da die Anforderungen hier noch niedrig gehalten werden. Man lernt nahezu im Vorbeigehen die einfache Steuerung, die den Sprung von der seinerzeit ohnehin nicht ausgenutzten Semi-Remote-Kontrolle über die Zwischenstation PC bis jetzt auf das Pad sehr gut bewerkstelligt hat.

Regenbogen-Hüpfer

Je mehr man die Stadt einfärbt, umso voller wird auch die Akustik.
So kann man sich voll und ganz auf die anstehenden Aufgaben sowie das Fest für die Sinne konzentrieren, das hier abgefeuert wird. Denn obwohl im Kern ein „simpler“ Plattformer schlummert, ist deBlob eher ein kreatives Gesamtkunstwerk mit spielerischer Note. Denn man kann die Stadt mit wenigen Ausnahmen so einfärben, wie es einem gefällt. Egelbots geben zwar nur die Farben Blau, Gelb und Rot ab, doch man kann (und muss) sie auch in verschiedenen Varianten mischen, so dass auch Lila, Braun, Grün oder Orange zum Einsatz kommen. Bei all dem künstlerischen Einsatz des Blob kommt aber das Spiel nicht zu kurz. Denn alle Helfer aus dem Untergrund haben Missionen parat. Das geht bei einfachen Checkpunktrennen los, die einem meist den Weg in neue Gebiete präsentieren, reicht über das Eliminieren einer bestimmten Anzahl von Tintis bis hin zum Einfärben von Gebäuden und sogar ganzen Blöcken und Straßenzügen in einer bestimmten Farbe – das alles natürlich unter Zeitdruck.

Wobei „Druck“ in diesem Fall ein dehnbarer Begriff ist, da das Limit im Normalfall und vor allem in der Anfangsphase sehr großzügig ausgelegt ist. Schafft man es, diese Aufgaben zu meistern, wartet nicht nur ein allgemeiner Zeitbonus, sondern auch ein schneller Zuwachs auf dem Punktekonto. Das wiederum führt bei bestimmten Meilensteinen dazu, dass ein Tor zu einem neuen Gebiet geöffnet oder Abschnittsabschlussaufgaben bewältigt werden dürfen. Doch auch wenn man keine Lust auf Missionen hat, kann man sich einfach nur vergnügen, die Häuser und Straßenzüge einfärben und versuchen, über wilde Farb-/Hüpfkombos den Punktestand aufzustocken. Mit den clever eingebunden Jazz- und Funktracks, von denen man vor Beginn jedes Abschnitts den Favoriten auswählen kann, wird das Geschehen zusätzlich dynamisch, aber stets zurückhaltend angeheizt. Denn die Musik reagiert nicht nur mit kleinen Variationen, wenn man bestimmte Gegenstände einfärbt, sondern gewinnt insgesamt an Wucht, je farbiger man den Abschnitt füllt.

Für Alt und Jung

Man kann auch mit mehreren Blobs die Stadt einfärben. Die kompetitiven Mehrspieler-Modi sind jedoch nur wenig mehr als eine nette Beilage.
Dementsprechend ist es fast so schwer wie damals, das Pad aus der Hand zu legen, bis der Tinti-Einmarsch aufgehalten wurde. Es kommen kontinuierlich neue Elemente hinzu, wie z.B. frische Gegner, die eine bestimmte Anzahl an Farbpunkten voraussetzen, bis man überhaupt an einen Angriff denken kann. Man findet schwer erreichbare Plätze, die ein gutes Auge und entsprechendes Timing hinsichtlich der Blob’schen Sprungfähigkeiten voraussetzen. Oder auch Farbrätsel, die ein wenig taktische Planung fordern, will man nicht die gerade frisch und mit der richtigen Farbe versehenen Fassaden wieder mit einer anderen Kolorierung übertünchen und damit die aktuelle Mission gefährden. Es bleibt aber auch dabei, dass das Speichersystem sich nach wie vor nicht als Freund des Blob präsentiert. Während der jeweils durchschnittlich zwischen 30 bis 90 Minuten dauernden Ausflüge werden zwar an Schlüsselpunkten Kontrollpunkte angelegt. Doch wer vor Ende des jeweiligen Kapitels aufhören möchte, kann zwar ins Hauptmenü zurückkehren, muss dann aber den gesamten Abschnitt von vorne beginnen und sämtliche Aufgaben nochmals erledigen.

Auch der Rätselanteil könnte unter dem Strich deutlich höher ausfallen, da der eher unten angesiedelte Schwierigkeitsgrad samt sanfter Lernkurve zwar ein gemütliches Durchspielen ermöglicht, aber erfahrene Spieler bis auf ganz wenige Ausnahmen unterfordern wird. Dennoch können Komplettierer sich lange mit dem Titel beschäftigen, um auch wirklich jeden auch noch so entfernten Baum einem Farbspritzer zu unterziehen oder sämtliche Missionen ausfindig zu machen und so im Gegenzug neue Artworks sowie weiteres Material freizuschalten. Und wer dann immer noch nicht genug hat, kann sich entweder im Freestyle-Modus alle bereits freigespielten Einzelspieler-Abschnitte vollkommen ohne Stress, Zeitlimit und Gegner zu Gemüte führen oder ein paar Freunde einladen und mit bis zu vier Spielern durch Chroma City blobben. Doch dies

Als Mitglied des Farbuntergrunds nimmt man natürlich auch die unterdrückende Staatsgewalt ins Visier.
ist unter dem Strich weiterhin nicht mehr als schmückendes Beiwerk und nur eingeschränkt geeignet, um sich nach dem Ende der Kampagne noch länger mit de Blob zu beschäftigen.

Alte Probleme, neue Ansätze

Abgesehen von den nur halbherzig in die HD-Ära transportierten Zwischensequenzen, die aber trotz geringer Auflösung meist einen enormen Witz versprühen, hat Blitworks bei der Portierung der Kulisse einen guten Job gemacht. Die Pop-Ups des Originals, die man in wenigen Situationen entdecken konnte, sind zwar nicht vollkommen ausradiert und auch die Kameraprobleme, die es auf Wii gab, sind immer noch bemerkbar. Doch dessen ungeachtet passt das Comic-Design perfekt zur Thematik wie der Pinsel in den Farbeimer. Die Animationen sind ebenso sehenswert wie die Partikeleffekte oder die Spuren, die der Blob in der Welt zurücklässt und damit die weiße Leinwand, die man zum Start jedes Levels vor sich hat, mit individuellen Farbspritzern versieht. Die beinahe hypnotische Wirkung, die das ungewöhnliche Jump&Run mit seinem Zusammenspiel aus Bild und Ton erschafft, ist zwar nicht mehr neu, aber immer noch beinahe so ungewöhnlich wie damals.

Fazit

Bereits auf Wii war de Blob eines der kreativen Jump&Run-Highlights. Und der sympathische Farbhüpfer hat sich viel seines Charmes bewahren können. Das Konzept ist trotz des Nachfolgers, der leider nicht integriert wurde, immer noch frisch genug, um sich im Plattformer-Revival der letzten Monate positiv abzusetzen – auch wenn man natürlich nicht dem wieder erstarkten Super Mario die Stirn bieten kann. Das Zusammenspiel aus sich dynamisch mit den Aktionen des Spielers verändernder Musik sowie durchdachten Leveldesigns, bei dem man die weiße Leinwand mit dem Blob nach eigenem Gutdünken einfärbt, funktioniert ebenso gut wie vor beinahe zehn Jahren. Haufenweise Missionen und freispielbares Material, das neben der Hauptstory lockt, ziehen einen immer wieder mit einem sympathischen „Feelgood-Faktor“ ans Pad – auch wenn das Rätselpotenzial nicht vollends ausgeschöpft wird und Kameraprobleme sowie die seltenen Pop-ups des Originals nicht angepackt wurden. Zudem wurde die Kulisse mit Ausnahme der manchmal zu gering aufgelösten Zwischensequenzen gut an die modernen Systeme angepasst. Ein moderner Klassiker, der sich nun einem neuen Publikum anbietet.

Pro

  • witzige CG-Sequenzen...
  • knallbunt
  • kreatives Artdesign
  • zehn großräumige Abschnitte
  • kreative Plattformer-Variante
  • jazzig/funkige dynamische Musik
  • einfache Steuerung
  • Dutzende Missionen
  • klasse Animationen

Kontra

  • ... die allerdings nicht in voller HD-Auflösung dargestellt werden
  • keine Speicherpunkte innerhalb der Abschnitte
  • Rätsel kommen insgesamt etwas zu kurz
  • Kamera-Probleme
  • belanglose Mehrspieler-Modi
  • Fortsetzung nicht integriert

Wertung

XboxOne

Saubere HD-Umsetzung eines der ungewöhnlichsten Plattformer der letzten Jahre. Dank des farbenfrohen Comic-Designs hat der Zahn der Zeit kaum Spuren hinterlassen.

PlayStation4

Saubere HD-Umsetzung eines der ungewöhnlichsten Plattformer der letzten Jahre. Dank des farbenfrohen Comic-Designs hat der Zahn der Zeit kaum Spuren hinterlassen.