Worms W.M.D. - Test, Taktik & Strategie, PC, Switch, XboxOne, PlayStation4

Worms W.M.D.
23.11.2017, Jan Wöbbeking

Test: Worms W.M.D.

Mobile Tierquälerei

Welcher Teil ist das jetzt schon? Vermutlich hat selbst Team 17 die Übersicht über die Serie verloren, aber die aggressiven Kriechtiere sind offenbar nach wie vor eine sichere Einnahmequelle. Der letzte Teil Worms W.M.D. (ab 5,40€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) konnte manch alten Fan zurückgewinnen, denn eine Reihe kleiner, aber feiner Neuerungen wie Panzer, Helis und Crafting bereicherten das altbekannte Rundengemetzel, das jetzt auch mit mobilen Schlachten für die Switch erhältlich ist.

Die Switch bekommt im Wesentlichen das gleiche Spiel wie die übrigen Systeme, hier lässt sich der Krieg aber auch unterwegs starten: Einfach zwei Pro-Controller verbinden oder beide Joycons abziehen - und schon darf man vorm TV oder vor der aufgestellten Mobileinheit gegeneinander zocken. Auf dem kleinen Schirm wird die Karte zwar ziemlich winzig, so dass man schon genau hinschauen muss, um noch Minen oder den Text zu erkennen - und auch die an die Joycons angepasste Steuerung ist etwas gewöhnungsbedürftig. Davon abgesehen funktionierten unsere lokalen Testspiele aber einwandfrei. Wie auf anderen Systemen dürfen bis zu sechs Spieler mit Teams von jeweils bis zu acht Militärwürmchen mitmachen. Das gilt auch online, wo vom fehlenden ESL-Thema abgesehen offenbar alle Einstellungsmöglichkeiten verfügbar sind. Ein Vorteil der späten Switch-Umsetzung ist, dass die (kleinen) Inhalts-Updates bereits zum Start enthalten sind, darunter Liberation und der Forts-Modus. Außerdem hat das Team ein paar exklusive Neuerungen beigesteuert, darunter das Weltraum-Thema, frische Pilz- und Baum-Forts sowie ein paar Anpassungsmöglichkeiten.

Krieg als Pausensnack

Wo der wütende Zementesel landet, wächst kein Gras mehr.
Auch technisch wirkt die Umsetzung gelungen: Dank des 2D-Prinzips hat Nvidias X1-Chip in Nintendos Hybrid-Konsole keine Probleme bei der Darstellung oder flüssigen Animation der Welt, die auf dem Fernseher in 1080p und mobil in nativen 720p zu laufen scheint. Lediglich den Online-Modus konnten wir aufgrund des Mangels an Mitspielern nur bedingt testen. Wir erlebten zwischendurch zwar eine Fehlermeldung sowie einen Gegner, der sich trotz Führung verdächtig früh ergab - davon abgesehen lief es online aber sauber. Mein Liebling unter den Neuerungen ist nach wie vor der Panzer: Vor allem kurz vor Schluss liefert man sich damit oft verbissene Duelle oder bombt sogar noch eingegrabene Gegner aus ihrem Versteck. Rumms, rumms – der erste Wurm ist Geschichte - rumms, rumms – Schuss 2 und 3 zischen automatisch in den Himmel, da erst einmal das Rohr gedreht werden muss.

Jetzt noch schnell genug über eine Trümmer hüpfen (ja, in der Welt der Würmer können die gefederten Panzer springen) und gerade noch rechtszeitig schaffe ich es, im abenteuerlichen Winkel am Hang zu parken. Mit Schuss 6 und 7 erwische sogar ein angeschlagenes Weichtier am anderen Ende der Karte, das den Hang herunter in eine Mine rutscht und mit dem benachbarten Explosivfass ein hübsches Feuerwerk abfackelt.

Polternder Unruhestifter

Luzi gefällig? Mit Hilfe der Fertigung lassen sich im laufenden Match allerlei mehr oder weniger bizarre Waffen herstellen, z.B. die Laser-Uzi.
Im Kern steckt noch die typische Worms-Formel im Spiel: Zwei bis sechs Teams mit bis zu acht Würmchen bekämpfen sich rundenweise auf einer zufallsgenerierten zweidimensionalen Karte. Dabei kommen wie immer ausgesprochen alberne Waffen wie Bananenbomben, ein fliegendes Selbstmordschaf oder explosive Geschenke zum Einsatz. Neu dabei sind neben dem bereits beschriebenen Panzer auch fest installierte Geschütze mit sehr unterschiedlicher Schlagkraft: Als gefährlich erwies sich z.B. die „alles zerwubbernde“ Dubstep-Kanone aus Saints Row 4. Auch aus anderen Spielen wie Yooka-Laylee sind zahlreiche Gaststar-Verkleidungen  oder Waffen vertreten. Hinzu kommt ein Mech mit Nahkampfattacke und Düsen-Sprung sowie ein Heli, der auch versprengte Gegnergrüppchen auf Berggipfeln oder Kirchtürmen erreicht, um ihnen mit dem nach unten gerichteten Maschinengewehr einzuheizen.

Wenn seine Opfer sich clever anstellen, finden sie allerdings Zuflucht im Gotteshaus – manche Gebäude lassen sich nämlich neuerdings betreten. Erst wenn ein Krieger hineinkriecht, erkennt man, ob oder wie genau man das kleine Labyrinth durchqueren kann. Es passiert also durchaus, dass ein sich verschanzender Neuling plötzlich unerwartet Besuch bekommt, weil sein Gegner einfach durchs Haus marschiert. In solchen Momenten lässt sich das Opfer meist besonders schön mit einer Mine, Dynamit oder dem guten alten feurigen Faustschlag vom Balkon befördern, damit er im hohen Bogen im tödlichen Nass landet. Die Flüssigkeiten-Physik des Vorgängers wurde übrigens gestrichen. Stattdessen gibt es am Rande der Landmassen den bekannten Meeresspiegel, dessen Stand beim Sudden Death mitunter bedrohlich ansteigt.

Neue Zuflucht

Vorsicht, Heli!
Die generierte Landschaft besteht aus gezeichneten Versatzstücken, die ein wenig hübscher und schärfer aussehen als die 3D-Exemplare der jüngsten Vorgänger. Trotzdem wirken sie zu bieder: Gerade zum albernen Worms-Thema hätten die Zeichner ruhig durchgeknalltere Landschaften erfinden können als die typischen Wiesengipfel, eine Wüstenkulisse oder den in violettes Licht getauchten Orient mit kleinen Tempeln. Veteranen dürfte außerdem die Rückkehr des Ninja-Seils freuen, dessen Schwungverhalten an das klassische Exemplar angelehnt ist. Wirklich virtuos habe ich hier allerdings noch niemanden damit herumturnen gesehen. Cool ist allerdings das Schaf (oder die Ziege) am Seil, mit dem sich das flauschige blökende Knallbonbon besonders stilvoll zustellen lässt.

Eine prominent beworbene Neuheit ist außerdem die „Fertigung“, mit dem sich Waffen aus dem Inventar zerlegen lassen. Danach lassen sich mit einer Hand voll Ressourcen (die auch in Kisten stecken) noch verrücktere Exemplare basteln. Das hüpfende Elektroschaf z.B. lässt sich zu Gegnergrüppchen schicken, zwischen denen nach der Detonation der Blitz überspringt – ein ähnlicher Effekt wie beim neuen explosiven Handyakku. Der Orbitallaser „LOL-Schlag“ lässt sich zum „OMG-LOL-Schlag“ aufmotzen, der vom All aus noch mehr Landschaft einfach wegfräst. Da die Basteleien eine Weile in Anspruch nehmen, werden sie von manchen Spielern einfach ignoriert. Vor allem am Schluss eines heiß umkämpften Matches kann es sich aber auszahlen, dass man vorher immer wieder zum Basteln ins Waffenmenü gewechselt hat.

Crafting hier, Crafting da…

Nicht nur die Post baut eigene Vehikel. Gestatten: Das gasgetriebene Superschaf!
Als mein letzter Wurm sich bei einem zähen Duell im Sudden Death durch die hohe Decke fräste, hatte ich zum Glück irgendwann den stärkeren Feuerschlag parat: Mit seiner Hilfe konnte ich einen fast noch kerngesunden Wurm beseitigen, so dass das Kräfteverhältnisse schon wieder ganz anders aussah. So ähnlich verhält es sich auch mit den übrigen Neuerungen: Für sich genommen verändern sie das Spielgefühl nur leicht, zusammen bringen sie aber immer wieder etwas mehr Spannung und Abwechslung, da sich neue Strategien bieten. Und als ich im Menü ein klassisches Match startete, vermisste ich plötzlich das Basteln und andere Feinheiten.

Ranglisten-Spiele gibt es nur für zwei Kontrahenten, die vorher die Position ihrer Würmer bestimmen. In unbewerteten Online-Matches zerbomben sich zwei bis sechs Teams mit jeweils bis zu acht Würmchen. Zusätzlich lassen sich auch private und lokale Runden aufsetzen, die sich mit zahlreichen Variablen nach eigenen Wünschen modifizieren lassen. Außerdem enthalten sind eine Kampagne gegen Bots sowie einige Bonus-Missionen, die sich mit versteckten Fahndungsplakaten freischalten lassen. Die Kampagne bleibt nach wie vor eine Nebensache und eignet sich vor allem dazu, um zu Beginn ein wenig Übung zu sammeln und in Ruhe Basteloptionen auszuprobieren. Auf Dauer werden die Botmatches aber wieder etwas öde, obwohl die Entwickler sie mit unterschiedlichen  Missionen und Boni für Zusatzleistungen ausgestattet haben: Mal muss man mit verheerenden gebastelten Luftschlägen arbeiten, anderswo soll ein VIP erledigt werden. Etwas rätsellastiger wird es in den Bonus-Missionen, in denen man z.B. als Kopfgeldjäger mit nur einem Energiepunkt Jagd auf einen Zielwurm macht und mit Hilfe von Fässern und Minenfeldern Kettenreaktionen auslöst.



Alleine wieder nur bedingt komisch

Einige Bauwerke lassen sich neuerdings begehen und als Deckung nutzen.
Für ein wenig Extramotivation sorgen mannigfaltige Verkleidungen und Sprachausgaben, die es in fast allen Modi zur Belohnung gibt. Nach und nach steigt man im XP-Rang auf und schaltet allerlei lustigen Krempel frei, darunter z.B. einen herrlich penetranten Rapper mit stolzer Oldschool-Intonation, der natürlich jede einzelne Aktion kommentieren muss. Gelungen ist auch das alte Muttchen, das bei jeder Denkpause über seine Vergesslichkeit sinniert: „Ich glaube, die Rache ist mein, kann mich aber nicht daran erinnern“.

Für tödliche Lacher sorgen auch die über 80 (teils per Fertigung erreichbaren) Waffen, darunter die zielsuchende Streurakete Clustile oder der explosive Zementesel. Der Koloss räuchert eingegrabene Würmer noch effektiver aus als die Megabombe gegen Bunker. Anders als in den übrigen Fassungen wurde der Spaß nicht mehr durch technische Fehler oder kleine Probleme im Menü getrübt. Lediglich die bereits erwähnten Spielabbrecher kamen uns auch hier unter. Falls sich jemand aus dem Staub macht, gilt die Runde aber immerhin als gewonnen. Nicht dabei sind die Nutzer-Arenen aus dem Workshop, welche nur auf dem PC zur Verfügung stehen. Dort ließen sich zudem spezielle Aktionen mit Hilfe der Tastatur etwas schneller erreichen. Die Controller-Steuerung wirkt aber ebenfalls gelungen:  Da man die Würmer und Fahrzeuge direkt kontrolliert, passt das Schema besser zum Controller als in ernsthafteren Rundentaktik-Titeln.

Fiese Sprengkörper und Basteleien

Fazit

Worms W.M.D nimmt zwar nur kleine Änderungen an der angestaubten Formel vor, in der Summe ermöglichen sie aber einige frische Taktiken, die mir auch unterwegs spannende Runden beschert haben. Vor allem mit den Panzern macht es Spaß, sich zwischen zwei Bergen zu duellieren oder vergrabene Gegner aus der Deckung zu locken. Die Balance zerstören sie nicht: Sogar die geschickten Spieler nutzen die Vehikel oft nur als Fortbewegungsmittel, um zu einem abgelegenen Gegner zu kommen und ihn mit einem noch fieseren Geschenk aus dem Inventar zu erledigen. Auch das Basteln neuer Waffen bleibt nur ein Detail, das vor allem zum Ende einer Runde nützlich werden kann, im Gegenzug auch Zeit beansprucht. Schade, dass das Design der Arenen nicht so durchgeknallt geraten ist wie das der zahlreichen Waffen. Auch der Einzelspielermodus wurde wieder mal halbherzig umgesetzt. Das Mehrspieler-Gemetzel hat mich dank der Vehikel und alberner Sprengkörper diesmal aber besser unterhalten als die letzten Serienteile. Auf dem kleinen Switch-Screen wirkt das Schlachtfeld zwar reichlich fitzelig, zumal man auch die Schrift oder Menüs besser daran hätte anpassen können. Trotzdem ist das mobile Spiel eine lustige Angelegenheit für die Party, die sich übrigens auch im drahtlosen Spiel oder als LAN-Party vor Monitoren bestreiten lässt, wenn genügend Konsolen und Exemplare des Spiels vorhanden sind. Zudem sind diesmal von Anfang nachgelieferte Extras wie der Forts-Modus an Bord. Auf die Nutzer-Level aus dem Steam-Workshop muss man allerdings verzichten.

Pro

  • gelungene kleine Neuerungen wie Fahrzeuge, Innenräume oder Waffenfertigung
  • viele alberne und angenehm durchschlagskräftige Waffen
  • neue Zeichnungen bieten hübschere Details...
  • turbulente Glücksmomente machen das Spiel auch für Gelegenheitsspieler interessant
  • viel alberner Krempel wie Sprachausgaben oder Verkleidungen zum Freischalten
  • kleine exklusive Extras und nachgelieferte Updates von Anfang an vorhanden

Kontra

  • grundlegende Formel wirkt trotzdem noch etwas angestaubt
  • Einzelspieler-Part auf Dauer fade
  • ...Kulissen bleiben aber zu bieder für derart durchgeknallte Action
  • Schriftgröße und Menüs nicht vernünftig an kleinen Switch-Screen angepasst
  • keine Nutzerlevels

Wertung

Switch

Viele kleine, aber sinnvolle Neuerungen bringen Schwung ins angestaubte Rundengemetzel - auf der Switch inklusive mobiler Modi und anderen kleinen Extras.