Serial Cleaner - Test, Action-Adventure, Switch, Linux, PlayStation4, Mac, XboxOne, PC

Serial Cleaner
30.11.2017, Jörg Luibl

Test: Serial Cleaner

Putzen für die Mafia

Wer macht eigentlich den ganzen Mist weg, wenn die Mafia mal wieder zugeschlagen hat? Richtig: Der Tatortreiniger. Allerdings darf sich der nebenberufliche "Serial Cleaner (ab 1,20€ bei GP_logo_black_rgb kaufen)" nicht so viel Zeit lassen wie seine Polizeikollegen. Er muss sehr schnell und vor allem ohne aufzufallen alles säubern. Wir haben die turbulente Stealth-Action mit ihrem 70er-Jahre-Flair bereits im Juli für PC, PlayStation 4 und Xbox One getestet - jetzt ist sie für 14,99 Euro auch für Switch erschienen.

Der Schnäuzer sitzt, der Anzug ebenso: Aus der Draufsicht bewegt man den schwarz gekleideten Cleaner zu einer Leiche, schultert sie und schleppt sie zum Kofferraum - das war's! Klingt theoretisch einfach, aber es gibt praktisch einige Probleme: Zum einen soll man sich meist um mehrere Leichen sowie kleine Sonderaufgaben kümmern, so dass man vielleicht spezielle Gegenstände finden oder Blutspuren beseitigen muss. Zum anderen tummeln sich am

Die Leiche muss per Huckepack zum Auto getragen werden.


Wie Katz und Maus

Also gilt es auf dem Weg zur Leiche den orangen Sichtradien ausweichen, indem man natürliche Deckung wie Wände oder Schränke ausnutzt; außerdem kann man in grün markierte Verstecke fliehen. Weil die Polizei häufig abrupt die Route sowie Perspektive ändert und die Areale recht klein sind, entwickelt sich ein höchst turbulentes Katz-und-Maus-Spiel, bei dem man ratzfatz gefangen wird. Der Cleaner kann sich weder gegen den Zugriff wehren noch sprinten, wegrollen, schleichen oder ducken. So entsteht extrem simple Stealth-Action, die während der Flucht zum Auto fast arcadige Züge à la Pac-Man annimmt, zumal die Polizei immer schneller ist.

Wie soll man hier bloß in Ruhe sauber machen? Per Schultertaste schmeißt der Cleaner der Blutsauger an.


frisch entdeckten Tatort auch Polizisten, die einen sofort jagen, sobald sie einen sehen - dann heißt es Game Over.

Der einzige Schwierigkeitsgrad ist schon zu Beginn recht knackig und sorgt für viel Trial&Error, denn man darf sich keine Fehler erlauben. Wird man z.B. beim Wegtragen der dritten Leiche erwischt, muss man den kompletten Abschnitt nochmal bereinigen. Zwar wird die folgende Anordnung von Toten und Beweisen frisch durchgemischt, trotzdem nervt das ewig gleiche Katz-und-Maus-Spiel recht schnell, weil es kaum taktische Alternativen oder Abwechslung gibt - die optimale Route und Tempo sind Trumpf. Die einzige visuelle Hilfe ist die einblendbare Übersicht, denn nur so kann man den kompletten Tatort aus erhöhter Perspektive überblicken, um sich Fundorte, Verstecke, Laufwege und Sichtkegel einzuprägen. Aber Vorsicht: Während man studiert, darf man sich nicht bewegen - die Polizisten hingegen schon.

Tatort & Error

Auch wenn das Artdesign mit seinen Pastellfarben auf den ersten Blick durchaus charmant ist und das Flair der 70er Jahre verströmt, hat man sich hier wesentlich schneller sattgesehen als etwa in Hotline Miami. Das liegt auch daran, dass sich bis auf die Figuren kaum etwas bewegt und alles recht statisch wirkt. Die Designer haben zudem eine Vorliebe für das Abstrakte, so dass man sich wie in einem architektonischen Diorama vorkommt -

Die Übersicht zeigt grüne Verstecke und rote Leichen bzw. Beweise.

Zwar bemüht sich die Kampagne um einen erzählerischen Zusammenhang samt Hauptquartier - der Cleaner lebt bei seiner Mutter, die ihm Pfannkuchen macht, während sich die Mafia am Telefon mit Aufträgen meldet. Aber bis auf einige süffisante Momente hat die Story mit ihren schnöden, komplett deutschenTexteinblendungen nichts zu bieten. Auch spielerisch gibt es keinerlei Entwicklung von Fähigkeiten oder Ähnliches, sondern lediglich noch mehr Hürden: In manchen Herausforderungen darf man als Betrunkener mit verzerrter Sicht loslegen oder muss auf die Sichtlinien der Polizei verzichten. Für thematische Abwechslung sorgen lediglich einige Bonusaufträge, die von Filmen inspiriert sind: Es gibt Levels, die an Taxi Driver ("Taxi Cleaner"), Uhrwerk Orange ("Fruit and Gear"), Star Wars Episode 4: Eine Neue Hoffnung ("Star Dusting", Cantina-Szene) oder Alien angelehnt sind.

blöd nur, dass man trotzdem an so manchen Ecken und Kanten hängen bleibt. Auch das "Blutsaugen" ist aufgrund der geforderten geraden Bewegungen eine eher hakelige als intuitive Anglegenheit.

Fazit

Serial Cleaner inszeniert nur auf den ersten Blick ein charmantes Katz-und-Maus-Spiel vor dem Hintergrund der 70er Jahre. Denn je länger man Leichen vor der Polizei verschwinden lässt, desto eintöniger und nerviger wird es. Zum einen ist die Spielmechanik für Stealth-Action schrecklich simpel gestrickt, zum anderen sorgt der knackige Schwierigkeitsgrad sehr früh für Trial&Error und das ständige Wiederholen derselben Tatorte. Schließlich habe ich mich schon nach wenigen Aufträgen an der pastellfarbenen Kulisse satt gesehen, die im Vergleich zu Hotline Miami statisch und steril wirkt. Bis auf einige süffisante Momente hat auch die Story nichts zu bieten, so dass lediglich Bonusaufträge aufgrund filmischer Bezüge locken. Unterm Strich wäre Serial Cleaner in dieser spartanischen Konzeption besser als mobiler Snack für das Tablet aufgehoben.

Pro

  • flottes Katz-und-Maus-Spiel
  • Bonuslevel mit Filmbezügen
  • komplett deutsche Texte

Kontra

  • nerviges Trial & Error
  • fade und statische Kulisse
  • mehr Tempo als Taktik gefragt
  • nur extrem simple Stealth-Mechanik
  • weitgehend banale Story
  • keine Fähigkeiten oder sonstige Entwicklung
  • nur ein Schwierigkeitsgrad

Wertung

Switch

Die Spielmechanik ist für Stealth-Action schrecklich simpel gestrickt, der knackige Schwierigkeitsgrad sorgt sehr früh für nerviges Trial&Error, die Kulisse ist eher steril als cool.