Gear.Club Unlimited - Test, Rennspiel, Switch, iPhone, Android, iPad
„Was ist nur aus den Eden Studios geworden?“ Michael wirkt sichtlich geschockt, als ich ihn mit ein paar anderen Kollegen zum Test des Splitscreen-Modus ins Konsolenbüro hole. Vom idyllischen Test Drive Unlimited schwärmen schließlich heute noch einige Rennspielfans. Der Nachfolger aus dem Jahr 2011 stürzte bereits wertungstechnisch ab – und auch in Gearclub.Unlimited ist nicht mehr viel vom alten Glanz zu spüren. Das macht sich vor allem im lokalen Multiplayer bemerkbar, der zu zweit trotz heruntergeschraubter Details öfter mal unter die 30 Frames fällt und zu viert sogar unter richtig krassen Einbrüchen leidet, so dass man beinahe schon die einzelnen Bilder zählen kann. Drahtlose Duelle oder einen „echten“ Online-Multiplayer hat sich der Entwickler übrigens gespart. Stattdessen gibt es aber immerhin ein paar Handy-typische Ligen mit Geistern anderer Spieler, in denen man in festgelegten Zeitrahmen um die weltweiten Bestenlisten kämpft. Eine einfach gestrickte, aber willkommene Abwechslung für zwischendurch, mit der man sein Konto für die Karriere aufbessert und bei entsprechendem Können in höhere Ligen aufsteigt.
Die fetten Jahre sind vorbei
Auch den Werkstatt-Abteilungen selbst verpasst man Upgrades: Neben der Spielwährung ist dafür manchmal auch ein höheres Level nötig. Zudem lassen sich auch einige optische Verzierungen für die Werkstatt erwerben – z.B. ein Sofa oder ein Kaffee-Automat, der regelmäßig von Mechanikern frequentiert wird. Apropos Spielwährung: Hier scheinen die Entwickler einen ordentlichen Weg gefunden zu haben, die Finanzierung des Originals auf das Vollpreis- bzw. Midprice-Modell umzuwandeln. Bislang ist mir zumindest kein übertriebener Grind aufgefallen.
Upgrades und Erfahrungspunkte
Positiv anzumerken ist hier lediglich der saubere Look, da die Engine offenbar in der nativen Auflösung rendert – oder zumindest nah daran. Interessant in diesem Zusammenhang sind die Performance-Unterschiede zwischen dem flüssigen mobilen Betrieb und der TV-Darstellung: Im Dock fällt die Bildrate manchmal ein wenig unter 30 Bilder oder bleibt kurz hängen. Ein grafischer Tiefpunkt sind die Rally-Ausflüge: Erde und Matsch wirken hier wie eine platte Fläche, weil kein Bisschen Dreck aufgewirbelt wird und sich hier von dünnen Reifenspuren abgesehen nichts verformt. Selbst das fast 20 Jahre alte Sega Rally 2 wirkte diesbezüglich schon viel realistischer. Das Fahrgefühl im Gelände unterscheidet sich also nicht allzu stark von gewöhnlichen Straßenrennen. Insgesamt mangelt es an Abwechslung: Statt ausgefallene Modi wie Verfolgungsjagden oder Kudos-Wettbewerbe für den Fahrstil einzubauen, servieren die Entwickler dem Spieler nur ein Standard-Programm, das hauptsächlich Meisterschaften mit Positions- und Zeitrennen zu bieten hat.
Nicht gerade zeitgemäß
Negativ wirkt sich dabei natürlich auch das Fehlen von Analogtriggern an der Switch aus. Positiv ist, dass man hier einige Feinheiten wie die Ideallinie im Menü deaktivieren kann. Sogar das KI-Können lässt sich jederzeit in den bereits erwähnten drei Stufen modifizieren. Zwischendurch schaltet man auch immer mehr Händler mit stärkeren Vehikeln frei.
Kein Vergleich zu den großen Vorbildern
Fazit
Schade! Gear.Club Unlimited ist eindeutig nicht der Forza- oder Gran-Turismo-Konkurrent, den sich manch ein Switch-Besitzer erhofft haben dürfte. Ob bei der etwas kargen Kulisse, dem verhältnismäßig kleinen Fuhrpark, dem Mangel an Abwechslung, den Performance-Problemen im lokalen Multiplayer oder den schlichten Menüs: Hier erinnert fast alles an die Herkunft vom Smartphone. Auch die Balance des schwankenden, meist zu niedrigen Schwierigkeitsgrads hat Eden Games nicht im Griff. Im Gegenzug braucht man sich aber immerhin nicht mit übertriebenen Grind-Mechanismen oder In-App-Käufen herumzuschlagen. Switch-Besitzer müssen sich vorerst weiter mit Rennspiel-Perlen ohne echte Autos wie Mario Kart 8 oder Fast RMX zufriedengeben.
Pro
- ordentlicher Umfang mit 24 Strecken und vielen Meisterschaften auf einer großen Landkarte
- kleine Online-Ligen mit Zeitrennen bringen Belohnungen und Extramotivation
- Aufmotzen der Werkstatt motiviert mitunter...
- KI-Können, Fahrhilfen und einiges mehr jederzeit justierbar
Kontra
- schwankender, oft zu niedriger Schwierigkeitsgrad
- zu wenig Abwechslung bei den Modi-Typen
- ...Werkstatt-Upgrades nerven aber mit ihrer monotonen Handyspiel-Aufmachung
- arcadelastiges Fahrverhalten nicht immer feinfühlig genug
- gelegentliche Bugs und Abstürze
- Mangel an grafischen Details in der Kulisse und eckige Reifen
- auf Rallye-Kursen keinerlei animierter Dreck oder Schlamm
- 30 Frames pro Sekunde im TV-Betrieb nicht immer stabil
- kein echter Online-Modus
- im Vier-Spieler-Splitscreen sehr niedrige Framerate
- schlichte Menüs
- kein Soundtrack während der Rennen und in Menüs nur seichte Fahrstuhlmusik
- schwer durchschaubare Belohnungen nach einem Rennen