Dreadnought - Test, Shooter, PlayStation4, PC

Dreadnought
13.04.2018, Benjamin Schmädig

Test: Dreadnought

Voreiliger Stapellauf?

Interessant: Viel später als auf PC startete Dreadnought auf PlayStation 4 in die Beta-Phase – doch viel eher wurde es dort als fertiges Spiel veröffentlicht. Liegt es daran, dass die Raumschiff-Gefechte mit technischen Problemen zu kämpfen haben? Auf jeden Fall schmälerten sie das Vergnügen in unserem Test empfindlich. Ständige Abstürze gibt es inzwischen zwar nicht mehr. Trotzdem hätten die Dreadnoughts ruhig noch eine Weile im Dock verbringen können!

Es ist einer der wertvollsten Trends der letzten Jahre: In Spielen der Marke World of Tanks sprinten Online-Spieler nicht im Eiltempo durch enge Arenen, sondern schieben mal mehr, mal weniger schwere Vehikel übers Feld, durchs Wasser, über den Wolken entlang und inzwischen eben auch durchs All. Statt schneller Reaktionen und Treffsicherheit stehen überlegtes Manövrieren sowie der richtige Einsatz spezifischer Fähigkeiten im Mittelpunkt. So groß meine Abneigung gegen Panzer auch ist, so dankbar bin ich Wargaming dafür, dieses Genre populär gemacht zu haben!

Raumschiffe versenken

Auftritt Dreadnought, auf das ich mich seit seiner Ankündigung wie ein Schneekönig gefreut habe, denn in kühlen Science-Fiction-Welten fühle ich mich viel wohler als vor den Kulissen realer Kriegsschauplätze. Zumal das Konzipieren fiktiver Raumschiffe Freiheiten erlaubt, die reale Kreuzer oder Flugzeugträger nicht bieten. Das betrifft vor allem Waffensysteme sowie Module, mit denen man ein Schiff etwa näher an seinen Gegner heran warpt.

Taktisches Schiffeversenken: In Dreadnought verschiebt man große Pötte durchs All.

Grundsätzlich gleicht das Verschieben der schwerfälligen Pötte dabei den Manövern auf hoher See: Entsprechende Fähigkeiten und ein kurzzeitiges Verändern der Energieverteilung erlauben zwar schnelle Positionswechsel, doch grundsätzlich entscheiden das richtige Stellungsspiel und die Zusammenarbeit aller Kapitäne über Sieg oder Niederlage. Immerhin sind Dreadnoughts nur einer von fünf Schiffstypen mit sehr verschiedenen Besonderheiten.

Wer kann was?

So schleppen sich die namensgebenden Kähne als die mit Abstand größten Einheiten nur behäbig durch den Raum, setzen ihren Gegnern aber mit weitreichenden Nuklearsprengkörpern oder mächtigen Breitseiten zu. Man muss die schweren Schadenspucker allerdings schützen – u.a. vor flinken Zerstörern, deren Raketensalven gleich mehrfach großen Schaden anrichten, bevor sie wieder hinter einer Raumstation oder einem Felsen verschwinden.

Artillerieschiffe feuern hingegen wie Scharfschützen aus der Entfernung, sind aber langsam und im Nahkampf leicht zu schlagen. Schwach gepanzerte, extrem schnelle Korvetten stellen daher ihre größten Feinde dar, während taktische Kreuzer vor allem als Reparatureinheiten dienen.

Das Zusammenspiel der Kapitäne ist von zentraler Bedeutung – ausgenommen praktisch deshalb, dass man entdeckte Gegner schnell markieren und sich auch ohne Headset (das leider kaum ein Spieler zu verwenden scheint) über vorgefertigte Funksprüche mit Teammitgliedern verständigt. Es ist aber nicht nur das Teamwork; auch das durchdachte Ausnutzen der vielen Deckung spielt eine entscheidende Rolle. Zum einen flankiert man feindliche Verbände im Idealfall ungesehen und zum anderen findet man so natürlich Schutz.

"Tauchen, tauchen!"

Viel mehr als die wenigen Inseln in World of Warships bieten Teile von Raumstationen oder bergiges Terrain bei Einsätzen auf Planetenoberflächen solche Deckung. Viel mehr erzeugen sie auch den Eindruck weiter Areale. Es sieht verdammt cool aus einen

Die Einsatzgebiete reichen von Arealen im Weltall zu Gefechten auf Planetenoberflächen, unterscheiden sich spielerisch aber kaum.

Artillerie-Kreuzer aus der Entfernung zu beobachten, wenn er nach seinem Angriff in einen rapiden Sinkflug übergeht, um massivem Beschuss zu entgehen – naturgemäß spielt auch die Höhe im Weltall eine viel größere Rolle als auf dem Land oder zu Wasser.

Fünf Schiffe ziehen also auf beiden Seiten in den Kampf, die... Moment mal: fünf? Sollten es nicht acht pro Team sein? Nun, es sind tatsächlich acht – allerdings nur am PC. Auf PlayStation 4 bestehen die Teams aus lediglich fünf Mitgliedern. Und das sorgt für spürbare Änderungen, denn den Aufeinandertreffen fehlt oft der rechte Schwung. Das Teamplay erlaubt weniger ausgefeilte Taktiken und Grabenkämpfen fehlt meist das verbissene Ringen ausdauernder Gefechte, weil in kleineren Verbänden schneller Durchbrüche erreicht sind.

Acht plus acht macht auf einer PS4:

Schade, dass Iron Galaxy Studios das von Yager entwickelte PC-Original nicht in seiner Ganzheit auf die Konsole übertragen hat! Zumal sonst alle wesentlichen Inhalte auch auf PS4 enthalten sind. Zehn Schiffe sind derzeit zwar PC-exklusiv, doch das eigentliche Spiel unterscheidet sich sonst kaum. Das

Ein Verbündeter schiebt sich durch ein Warp-Portal.


Vom Kapitän zum Piloten

Vier Spielvarianten gibt es: Im Team Deathmatch zählen ganz profan die Abschüsse der gesamten Mannschaft, in Team Elimination entscheiden drei Gewinnrunden über den Sieger, wobei abgeschossene Kapitäne bis zum Ende einer Runde nur als Piloten kleiner Jäger in den Kampf zurückkehren, und in Onslaught beschützt jedes Team zusätzlich sein Kommandoschiff, das sich langsam über die Karte bewegt.

kooperative Aufhalten immer stärkerer Gegnerwellen ist momentan sogar nur auf PlayStation 4 verfügbar.

Leider offenbaren einige dieser Modi eine Schwäche, die ich dem Spiel selbst nicht anrechnen will: Selbst zu Stoßzeiten sind auf PS4 nur wenige Spieler online. Zu anderen Zeiten kann es sogar sein, dass man eine Viertelstunde oder länger auf den Beginn einer Partie wartet. Vielleicht wäre es in Anbetracht dieser Situation sinnvoll, die Auswahl des Modus‘ dem Spiel zu überlassen, damit überhaupt ein Match zustande kommt - so wie es am PC übrigens möglich ist.

Ganz wichtig ist aber nicht nur, was im Kampf geschieht, sondern auch das Ausstatten der eigenen Schiffe, die einem während des Gefechts zur Verfügung stehen. Man erhält ja nach und nach Zugang zu weiteren Pötten, die nicht nur größeren Schaden anrichten und mehr Treffer einstecken, sondern mit denen man auch andere Waffensysteme verwenden kann. So schneidet man die eigene Auswahl immer stärker auf eine bevorzugte Spielweise zurecht und versieht Schiffe höherer Klassen sogar mit passiven Boni, die unter bestimmten Umständen ein schnelleres Nachladen der Hauptwaffe ermöglichen oder eine stärkere Panzerung im Austausch gegen ein geringes Vorankommen bieten. Keine Sorge: Ähnlich wie in den World-of-Spielen treten die Raumschiffe immer nur gegen Feinde ihrer Gewichtsklasse an.

Stärker, besser – klassenweise

Während das Freischalten neuer Schiffe dabei nicht ganz so lange dauert wie bei Wargaming, empfinde ich es auch in Dreadnought als zu zäh. Immerhin muss man bei jedem Kahn erst dessen Waffensysteme verbessern, bevor man endlich das Nachfolgemodell einer höheren Klasse kaufen darf. Das kostet Erfahrungspunkte und Geld, die man selbstverständlich im Kampf verdient – und deren Ertrag man verdoppelt, falls man für echtes Geld entsprechende Booster kauft. Klar: Als Free-to-play-Titel ist Dreadnought grundsätzlich kostenlos spielbar, und zwar ohne schwerwiegende Eingriffe ins Spieldesign. Trotzdem spürt man ständig die sanfte Hand im Rücken, die ganz unverbindlich darauf hinweist, wie einfach es doch wäre...

Man erhält Erfahrungspunkte für im Einsatz verwendete Schiffe. Mit globalen Punkten kann man außerdem jedes Schiff aufwerten.

Es stehen ja nicht nur Booster zum Verkauf, sondern auch Verzierungen sowie so genannte Heldenschiffe. Letztere sind den regulären Pötten nicht überlegen, öffnen aber mit einem Griff ins Portemonnaie den Zugang zu Schiffen teils hoher Klassen.

Eine unangenehme Nebenwirkung des Monetarisierungsmodells ist die Tatsache, dass das Menü im ersten Moment scheinbar überquillt mit verschiedenen Währungen sowie Kaufangeboten und es recht lange dauert, bis man sich in diesen Wirrwarr hineingedacht hat. Dreadnought ist in dieser Beziehung nun wahrlich keine Ausnahme! Das macht es allerdings nicht besser. Ich habe etliche Free-to-play-Titel gerne gespielt – und kaum einem gelingt die leicht verdauliche Präsentation seiner immer präsenten Freischaltmöglichkeiten.

Wie Schach in Zeitlupe

Dreadnought leidet allerdings noch aus einem ganz anderen Grund unter seinem Menü: Das ist nämlich dermaßen langsam und unübersichtlich, dass ich schon vor dem Abheben oft die Lust verliere! Tatsächlich kann ich mich an kein anderes Spiel erinnern, in dem das auf so drastische Art der Fall ist. Ständig werden Inhalte geladen, selbst wenn man nur ein anderes Schiff anwählen will. Das ist zeitraubend und enervierend.

Am schlimmsten ist es in den Entwicklungsbäumen, wo man naturgemäß viel Zeit verbringt. Ausgerechnet dieses zentrale Element macht mir nicht den geringsten Spaß, weil es mitunter eine Qual ist, sich für eins von zwei Systemen zu entscheiden.

Leider ähneln sich alle Schiffe des gleichen Typ sehr, was der Motivation schadet.

Dabei hilft es nicht, dass sich fast alle Pötte gleichen Typs ausgesprochen ähnlich sind, nicht nur äußerlich, sondern auch in Bezug auf ihre Ausstattung. Das ist notwendig, damit man die in Schiffen niedriger Klassen verbauten Module auch in Gefechten mit Schiffen höherer Klassen verwenden kann und auch als ständiger Kreuzer-Kapitän einen Zerstörer freischalten darf. Hier gilt allerdings das Gleiche wie für das überladene Menü: Die Notwendigkeit macht das Ergebnis nicht besser. Und Letzteres sorgt nun mal für eine unübersichtliche Masse an Vehikeln, die sich kaum voneinander unterscheiden.

Es dauert einfach viel zu lange, wichtige Informationen abzurufen oder gar zwei Schiffe zu vergleichen. Dass man zwei oder mehr Einheiten nicht zum direkten Vergleich markieren darf, schadet dem Überblick ohnehin.

Uniform statt einzigartig

Lieber wäre mir ein klassenloses System mit Einheiten, die sich deutlicher voneinander absetzen. Yager wird das nicht gerne hören, aber das spielerisch und thematisch ähnliche Fractured Space zeigt, wie das aussehen kann. Dort ist es bedeutend motivierender, Energie sowie Zeit und vielleicht auch mal einen Euro oder zwei in Kauf, Entwicklung und Personalisierung der Kreuzer zu stecken.

Fazit

Liegt es daran, dass sich eine längere Entwicklungszeit in Anbetracht der geringen Spielerzahlen nicht gelohnt hat? Auf jeden Fall wirkt Dreadnought auf PlayStation 4 unvollständig und vor allem technisch unsauber. Ich kann mich jedenfalls an kein anderes Spiel erinnern, das mir schon im Menü den letzten Nerv raubt, weil es zu ständigen Wartepausen zwingt. Dass das grundsätzlich motivierende Verbessern von Waffen- und anderen Systemen in einem Meer sich stark ähnelnder Raumschiffe stattfindet, drückt den Spaß zusätzlich, weil die Übersicht darunter leidet und man gefühlt stets die gleichen Pötte fliegt. Hinzu kommt das free-to-play-typische langwierige Freischalten weiterer Raumschiffe. Die darauffolgenden, taktisch geprägten Gefechte mit ihren spannenden Positionskämpfen sind dafür richtig klasse! Clevere Positionswechsel und überlegtes Teamplay machen sich bezahlt, aufgrund der Höhenunterschiede und zahlreicher Hindernisse kann ein gelungenes Flankieren wichtige Punkte bedeuten, einfache Kommunikationsmittel ermöglichen ein schnelles Verständigen zwischen Kapitänen ohne Headset. Und nicht zuletzt sieht Dreadnought auch verdammt schick aus. Doch warum schaffen es gerade mal zehn Raumschiffe in einen Kampf, wo es am PC ganze 16 sind? Dadurch gehen taktische Finessen verloren und auch die Spannung längerer Grabenkämpfe habe ich auf Konsole kaum erlebt. Wäre die PC-Version von Dreadnought in ihrer aktuellen Form nicht nur im Beta-Stadium, könnte sie um einen Gold-Award kämpfen. Die auf den ersten Blick nahezu identische PS4-Umsetzung fällt dagegen über dermaßen große Stolpersteine, dass sie erst im befriedigenden Bereich zum Liegen kommt – schade!

Pro

  • taktisch geprägte Gefechte mit sinnvollem Ausnutzen unterschiedlicher Höhenlagen
  • individuell installierbare Waffensysteme und kurzzeitiges Boosten von Antrieb, Schilden oder Feuerkraft
  • verschiedene Schiffe bedienen unterschiedliche Spielweisen
  • einsetzen zusätzlicher Modifikatoren zum Stärken eigener Vorlieben
  • Erfahrungspunkte hauptsächlich für verwendetes Schiff, globale Erfahrungspunkte für flexibles Aufrüsten
  • markieren feindlicher Schiffe für Teammitglieder und schnelle standardisierte Funksprüche
  • integrierter Sprachchat
  • Custom Matches: erstellen eigener Partien mit eigenen Regeln

Kontra

  • schrecklich langsames Menü mit etlichen Ladepausen, u.a. beim einfachen Anwählen von Schiffen
  • Einzelheiten zu Waffensystemen und Schiffen auch im Menü nicht jederzeit ablesbar oder vergleichbar
  • viele Schiffe gleichen sich äußerlich und spielerisch stark
  • empfindliche Kürzung gegenüber PC-Version: fünf statt acht Schiffe pro Team
  • langwieriges Freischalten neuer Schiffe und Waffensysteme
  • unübersichtliches Menü, überladen mit verschiedenen Währungen und Kaufoptionen

Wertung

PlayStation4

Die guten taktischen Gefechte werden durch ständige Wartezeiten im Menü ebenso behindert wie die Tatsache, dass auf PS4 weniger Schiffe am Kampf teilnehmen als im PC-Original.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Man kann sowohl Boosts für Erfahrungspunkte sowie Spielwährung kaufen als auch komplette Schiffe und Verzierungen.
  • Es gibt Käufe für Fähigkeiten, Karten, Figuren, Waffen, Geld, XP oder Spielmodi.
  • Man kann die Spielzeit über Käufe verkürzen, Pay-to-Shortcut.