Atelier Lydie & Suelle: The Alchemists and the Mysterious Paintings - Test, Rollenspiel, Switch, PlayStation4Pro, PC, PlayStation4

Atelier Lydie & Suelle: The Alchemists and the Mysterious Paintings
11.04.2018, Jens Bischoff

Test: Atelier Lydie & Suelle: The Alchemists and the Mysterious Paintings

Alchemie-Einsatz im Museum

Mit Atelier Lydie & Suelle: The Alchemists and the Mysterious Paintings (ab 38,99€ bei kaufen) schließen Gust und Koei Tecmo nicht nur die aktuelle Atelier-Trilogie ab, sondern feiern auch das 20-jährige Jubiläum der Alchemisten-Saga. Ob es darüber hinaus Grund zum Feiern gibt, verrät der Test.

Atelier Lydie & Suelle bringt die mit Atelier Sophie begonnene und mit Atelier Firis fortgeführte Trilogie der mittlerweile 19 Episoden umfassenden Alchemisten-Saga zu Ende. Vorkenntnisse sind trotz wiederkehrender Charaktere jedoch nicht vonnöten. Englisch- oder Japanisch-Kenntnisse hingegen schon, denn nach wie vor gibt es keine deutsche Lokalisierung. Noch schlimmer: Dieses Mal hat man sich nicht mal mehr eine englische Tonspur, sondern lediglich entsprechende Untertitel geleistet.

Auf Sparkurs ins Jubiläum

Das ist besonders deshalb schlimm, da die japanischen Originalstimmen der beiden Protagonistinnen wie Schlümpfe auf Helium klingen und selbst Anime-erprobten Ohren schnell auf die Nerven gehen können. Die Story um ein Geschwisterpaar, das vom großen Durchbruch in Merveilles wachsender Alchemistenszene träumt und dazu nicht nur die umliegenden Landstriche,

Lydie und Suelle erkunden über mysteriöse Gemälde erreichbare Parallelwelten.
sondern auch hinter mysteriösen Gemälden versteckte Zwischenwelten nach seltenen Zutaten abgrast, ist aber trotz manch gefährlicher Entdeckung eher mau.

Neben der wenig prickelnden Dramaturgie lässt leider auch die technische Inszenierung zu wünschen übrig: Während die Charaktermodelle gerade noch akzeptabel sind, wirken die Kulissen, Animationen und Effekte fast schon vorsintflutlich. Und trotzdem leidet die Magergrafik unter Rucklern und Kantenflimmern. Einziger Lichtblick: Die dynamischen Tages- und Wetterwechsel, die nicht nur für wechselnde Stimmungen sorgen, sondern auch Einfluss auf Flora und Fauna haben.

Technik von Vorgestern

Sogar die Kartenfunktion wird von der Wetterlage beeinflusst. Dass man jedoch selbst bei bester Sicht oder restlos erkundeten Gebieten keine Gesamtkarte zur Orientierung aufrufen kann, ist eher Last als Segen. Die sichtbar umherstreunenden Monster kann man hingegen meist leicht umgehen und sich so nur mit denen anlegen, die benötigte Beutematerialien versprechen.

In den taktischen Rundenkämpfen können bestimmte Aktionen der Frontkämpfer Folgeattacken der dahinter platzierten Partner auslösen.
Mit einem gut getimten Tritt (Suelle) oder Stabhieb (Lydie) kann man sich sogar einen kleinen Angriffsvorteil verschaffen.

Im heimischen Atelier kann man jederzeit zwischen den beiden Protagonistinnen wechseln, nennenswerte Auswirkungen aufs Spielgeschehen hat das aber kaum und in den Kämpfen sind sowieso beide Schwestern mit von der Partie. Insgesamt können sogar bis zu drei Pärchen an den taktischen Rundenkämpfen teilnehmen. Allerdings kann man immer nur dem vorderen Trio Befehle erteilen, während die hintere Reihe situationsbezogene Folgeangriffe vom Stapel lässt oder für bewusstlose Partner in die Bresche springt. Manuelle Auswechslungen sind ebenfalls möglich.

Taktische Pärchenbildung

Lydie und Suelle können aus der zweiten Reihe sogar kampfbezogene Gegenstände herstellen und direkt einsetzen. An der Front stehen hingegen nur Utensilien aus dem vorab geschnürten Kampfgepäck zur Verfügung. Ansonsten kommen individuelle Waffen und Fertigkeiten zum Einsatz, bei denen es Mana-Verbrauch und Zugfolgenverschiebungen abzuwägen gilt. Elementare Resistenzen, Statusleiden, Betäubungsgrade und Gebietseffekte spielen ebenfalls eine Rolle.

Die meisten Materialien für den heimischen Alchemie-Kessel kann man allerdings auch kampflos erbeuten, indem man Pilze pflückt, Felsen zertrümmert oder Früchte sammelt.

Auf der Suche nach neuen Alchemie-Zutaten kann auch eine Angel helfen.
Mit den passenden Utensilien kann man später zudem Jagd auf Insekten und Fische machen, die ebenfalls als alchemistische Zutaten taugen. Neben dem Erfüllen von Hilfsgesuchen aus der Bevölkerung, müssen in erster Linie offizielle Prüfungen bestanden werden, um den Rang des eigenen Ateliers zu steigern.

Ungebremster Sammelwahn

Termindruck gibt es dabei keinen, auch wenn die Zeit im Spiel kontinuierlich voranschreitet. Nebenbei muss man auch immer wieder bestimmte Vorgaben erfüllen, um den eigenen Ruf zu verbessern und sich so für neue Prüfungen zu qualifizieren - aber auch das ohne jedes Zeitlimit. Selbst der Schwierigkeitsgrad kann jederzeit beliebig angepasst werden, während man storybasierte Schlüsselaufgaben sowie optionale Sammel-, Jagd-, Produktions- und Event-Quests erfüllt.

Die über spezielle Gemälde zugänglichen Parallelwelten können sich im Spielverlauf sogar verändern. Die Spielabschnitte sind aber eher kompakt und stellen gegenüber der offeneren Spielwelt von Atelier Firis einen klaren Rückschritt dar.

Beim Zubereiten alchemistischer Rezepturen kann man durch individuelle Katalysatoren, Anordnungen und Zutatenwahl sehr unterschiedliche Ergebnisse erzielen.
Im Mittelpunkt steht aber auch dieses Mal wieder das alchemistische Synthetisieren von Auftrags-, Ausrüstungs- und Verbrauchsgegenständen. Spezielle Crafting-Katalysatoren machen die Herstellung noch facettenreicher, während sich Waffen mit bestimmten Zusätzen auch noch nachträglich modifizieren lassen.

Alchemie nach Maß

Prinzipiell sind die Rezepte für neue Kreationen zwar vorgegeben. Bei den Zutaten hat man aber gewohnt viele Freiheiten, um durch gezieltes Auswählen, Anordnen und Nutzen von Bonusfeldern auf einem Produktionsraster Gegenstände mit ganz individuellen Merkmalen zu kreieren. Die motivierende Hege und Pflege der Gruppenmitglieder bietet ebenfalls Platz für Experimente und auch am Spielumfang mit mehreren möglichen Enden gibt’s nichts zu mäkeln. Der Spielverlauf gestaltet sich hingegen phasenweise etwas zäh und monoton, lästige Standardproduktionen lassen sich später aber zum Glück auch wieder automatisieren.

Fazit

The Alchemists and the Mysterious Paintings ist für mich der schwächste Teil der aktuellen Atelier-Trilogie, die mit Lydie und Suelle ihren Abschluss findet. Zwar kommt man auch dieses Mal wieder in den typischen Motivationskreislauf aus Sammeln, Kämpfen, Craften und dem Vorantreiben der eigenen Alchemistenkarriere, aber Inszenierung und Technik sind mittlerweile kaum noch zumutbar, während die Story weitestgehend belanglos vor sich hin plätschert. Schade auch, dass Lichtblicke wie die offenere Spielwelt und das mobile Atelier des Vorgängers schon wieder ad acta gelegt wurden. Denn die facettenreiche Alchemie-Produktion maßgeschneiderter Auftrags-, Ausrüstungs- und Verbrauchsgegenstände, die motivierende Charakterpflege und die taktischen Rundenkämpfe machen trotz dicker Staubschicht nach wie vor Laune. Für viele Serienveteranen mag das vielleicht noch immer ausreichen. Aber neue Fans, sofern sie nicht schon durch die fehlende Lokalisierung abgeschreckt wurden, dürfte man so nicht gewinnen.

Pro

  • facettenreiches Crafting
  • taktische Rundenkämpfe
  • motivierende Charakterpflege

Kontra

  • mäßige Story
  • angestaubte Präsentation
  • nicht lokalisiert

Wertung

PlayStation4

Trotz nach wie vor motivierender Alchemie-Einsätze der wohl schwächste Teil der aktuellen Atelier-Trilogie.

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