Age of Empires: Definitive Edition - Test, Taktik & Strategie, PC
Ich habe Age of Empires damals verschlungen. Nicht nur aufgrund des historischen Szenarios, sondern weil man die Eroberungen so gemütlich mit Aufbau und Entwicklung vorbereiten konnte - die Ensemble Studios begründeten damit ihren Ruhm. Lange Zeit waren sie neben Blizzard der Inbegriff für hochwertige Echtzeit-Strategie, die Ende der 90er Jahre auch hinsichtlich der Verkaufszahlen boomte und in Age of Empires II ihren kreativen Höhepunkt erlebte. Kein Wunder also, dass Microsoft das erfolgreiche Studio 2001 kaufte. Zwar hielt die Zusammenarbeit über den dritten Teil sowie Age of Mythology bis Halo Wars, aber 2009 wurde das traditionsreiche Studio geschlossen.
Viel Nostalgie, wenig Komfort
Dazu gehört nicht nur das Fehlen von Prioritäten oder gar gemischten Truppen in der Produktion (man kann nur einen Einheitentyp in einem Gebäude entwickeln), sondern auch Formationen: Da kann man die hoch entwickelten
Römer oder Assyrer spielen, aber muss sie ohne Linie, Keil, Schildkröte oder Ähnliches in groben Haufen in die Schlacht schicken. Wo spiel ich da noch Geschichte? Auf keinen Fall militärtaktisch und die Unterschiede zwischen den Völkern halten sich auch in Grenzen. Ja, die Minimap wurde um hilfreiche Anzeigen erweitert und man kann per Lassomethode und STRG auch Gruppen bilden, aber selbst damit herrscht zu viel Chaos in den Gefechten, zumal es weder ein optionales einheitliches Marschtempo noch eine Wegfindung gibt, die den Namen auch verdient - es ist ein Graus, dass immer wieder Einheiten irgendwo hängen bleiben! Auch das automatische Erkunden ist nicht möglich und es gibt nicht mal eine Glocke zur Schutzsuche im Dorf, so dass man sehr viel Babysitting vor, während und nach einer Schlacht betreiben muss. Dafür freut man sich über die neue Anzeige der Technologiebäume in vier Zeitaltern von der Altsteinzeit bis zur Eisenzeit, die einem eine bessere Übersicht zur Entwicklung geben.Steinzeitarmee ohne Formationen
Fazit
Wenn ich diese Neuauflage spiele, freue ich mich zwar angesichts des nostalgischen Flairs, das diese hübsch animierten Sprites selbst in 4K verströmen. Aber das verfliegt spätestens, wenn mal wieder irgendwo Einheiten hängen bleiben - die Wegfindung ist einfach schlecht. Die Szenarien der Kampagne sind zudem ebenso bieder wie das Layout mit seiner sterilen Schrift in den Menüs. Das hätte man viel edler designen können! Und wenn man schon zwei Spielmodi anbietet, also das Original und eine Modernisierung, sollte sich Letztere auch so anfühlen. Dabei ist mir die Kulisse samt ihrer sporadischen Ruckler (!) nicht so wichtig wie seit fast 20 Jahren etablierte Komfortfunktionen, die ich hier schmerzlich vermisse. Wenn ich meine Römer ohne Formationen, ohne Alarmglocke oder ohne einheitliches Marschtempo bei zickenden Laufwegen kommandiere, fühle ich mich wie der Baby sittende Anführer einer Steinzeitarmee. Und aus heutiger Sicht spielen sich Sumerer, Shang, Minoer & Co einfach viel zu ähnlich. Der Fluch dieses Spiels ist natürlich auch sein deutlich besserer, in allen Bereichen überlegener Nachfolger. Age of Empires 2: The Age of Kings als Definitive Edition hätte selbst heute noch richtig gutes Potenzial, weil es einen Höhepunkt des Genres markierte! Aber sein Urahn war eher ein Wegbereiter, der im Jahr 2018 spielerisch sehr limitiert daher kommt. Immerhin wird man im Multiplayer mit bis zu acht Leuten auch gegen den Computer solide unterhalten, zumal die KI zwar nicht immer klug, aber deutlich aggressiver agiert als 1997.
Pro
- Klassiker der Echtzeit-Strategie...
- hübsche Sprite-Kulisse mit Zoom und in 4K
- neue Bewegungs- und Zerstörungsanimationen
- 16 Völker, 11 Karten, drei Spieltempi
- neu aufgelegter orchestraler Soundtrack
- fordernde KI in 5 Stufen
- Multiplayer online oder LAN für acht Spieler
- Editor für eigene Szenarien
Kontra
- ...fühlt sich an wie ein überholtes Relikt
- schlecht designte Wegfindung
- Völker spielen sich zu ähnlich
- biedere Szenarien und Regie in Kampagne
- Bildrate manchmal unter 30fps
- keinerlei Filmszenen oder neue Videoschnipsel
- keinerlei Komfortfunktionen (Formationen etc.)
- KI mit einigen Aussetzern
- steriles Layout von Menüs & Co
Echtgeldtransaktionen
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