Dragon Quest Builders - Test, Rollenspiel, PS_Vita, Switch, PlayStation4, PlayStation3

Dragon Quest Builders
07.02.2018, Mathias Oertel

Test: Dragon Quest Builders

Bauklotz-Rollenspiel in Alefgard

Die Dragon-Quest-Serie scheint vielseitig erweiterbar. Wie z.B. im Herbst 2016, als mit Dragon Quest Builders (ab 16,95€ bei kaufen) auf PlayStation 4 ein weiteres überraschendes Kapitel aufgeschlagen wurde. Jetzt können auch die Switch-Spieler in das Action-Rollenspiel mit Rohstoff- sowie Bauaspekten à la MineCraft abtauchen. Ob auf Nintendos Hybrid-System der gleiche Spaß zu erwarten ist wie auf PS4, verraten wir im Test.

Dieses Mal scheint es der Drachenlord geschafft zu haben. Die Welt von Dragon Quest Builders liegt in Ruinen. Monster haben die menschliche Bevölkerung von Alefgard (dem Schauplatz der ersten Serienteile) bis auf ein paar vereinzelte Überlebende nahezu komplett ausgerottet. Keine besonders guten Voraussetzungen, um mit seinem Held bzw. seiner Heldin dafür zu sorgen, den Kampf erneut aufzunehmen und das Land aus der Dunkelheit zu führen. Doch dieses Mal ist alles anders. Denn um in diesem Abenteuer Erfolg zu haben, muss man weder ein Stratege sein noch sich großartig um Party-Management kümmern. Stattdessen ist man hauptsächlich damit beschäftigt, Rohstoffe zu sammeln, diese ggf. weiterzuverarbeiten und Alefgard wieder aufzubauen. Stück für Stück. Block für Block.

Blockwart gesucht

Bis man ein derart aufwändiges Domizil gebaut hat, kann viel Zeit ins Land gehen.
Denn hinter Builders steckt ein Baukasten, der seine Ähnlichkeiten zu MineCraft nicht verschleiern kann. Doch wo der Geniestreich von Mojang einen mit seinen gewaltigen Möglichkeiten eher verschreckt und die Kreativität unter Umständen in Schockstarre verfallen lässt, nimmt Dragon Quest Builders einen an die Hand und weckt die Lust am Bauen. Das Tutorial ist für meinen Geschmack zwar etwas zu trocken, da es keinerlei Sprachausgabe, sondern nur endlos scheinende Textwüsten gibt. Doch man bekommt alles Wichtige vermittelt, bevor man auf das erste von vier umfangreichen Kapiteln losgelassen wird und seinen Baufantasien freien Lauf lassen kann. Da man der einzige Baumeister in Alefgard ist, muss man sich mit den Wünschen der langsam aus ihren Verstecken kommenden und Hoffnung schöpfenden Bevölkerung beschäftigen. Diese werden zumeist als durchaus abwechslungsreiche Missionen inszeniert, bei denen im Idealfall Gebietserforschung, Ressourcen sammeln und Monster bekämpfen ansprechend vermischt werden.

Es gibt zwar nahezu unendlichen Lagerplatz, doch "übersichtlich" kann man die Anordnung nicht gerade nennen.
Sind es anfangs noch einfache Forderungen wie eine Fackel, eine Strohmatte zum Schlafen oder das Einrichten einer Küche, werden die Aufgaben später ebenso komplexer wie die Rezepturen. Verteidigungsanlagen müssen gebaut, Waffen gefertigt oder bestimmte Nahrungsmittel gefunden sowie verarbeitet werden. Und es gibt auch Bosse, für die man nicht nur eine besondere Strategie, sondern auch teilweise aus sehr raren Rohstoffen hergestellte Gegenstände benötigt. Mit Ausnahme dieser Gefechte stellen die Auseinandersetzungen mit den durch die weiträumigen sowie offenen Landschaften streunenden Monster, die übrigens wie Hauptfigur und die sich nach und nach im Lager ansiedelnden NPCs nicht als Block-, sondern „normale“ Figuren dargestellt werden,  kaum eine Gefahr für das Leben des Baumeisters dar. Die Kämpfe bieten mit Ausnahme der Waffenwahl und ggf. Nutzung eines Schilds keinerlei taktische Optionen und sind als sekundärer Spaßmacher auf unkomplizierte Action ausgelegt. Hier bietet der Musou-Ableger Dragon Quest Heroes definitiv mehr Tiefgang.

Mission Wiederaufbau

Die Gegner kennt man aus den "großen" Dragon-Quest-Abenteuern.
Und im Rahmen der vor einem liegenden Bau-Missionen sind die Gefechte ohnehin nur als Abwechslung und im Bestfall als weitere Quelle der Rohstoffgewinnung zu sehen. Sehr schön: Es gibt keinerlei Zeitdruck. Man kann die gestellten Aufgaben frei nach eigenem Gutdünken erledigen, sollte aber bedenken, dass innerhalb des dynamischen Tag-/Nachtwechsels die Kreaturen bei Dunkelheit u.U. aggressiver sind und von üblen Zeitgenossen ergänzt werden, die einen sogar bis ins Lager verfolgen. Selbst die gelegentlichen Lagerverteidigungen, bei denen man einen Ansturm abwehren muss, werden erst gestartet, wenn man damit einverstanden ist und sich entsprechend vorbereiten konnte. Wer hauptsächlich die Umgebung erforschen möchte, kann dies uneingeschränkt tun – und wird immer wieder durch Geheimnisse und Puzzles wie Schatztruhen in Höhlen etc. belohnt. Und wer sich nur auf das Sammeln und Verarbeiten von Rohstoffen konzentrieren möchte, kann dies ebenfalls ohne jegliche Einschränkung. Wobei hier gilt: Je weiter man sich vom Lager weg bewegt, um so seltener bzw. besser werden im Normalfall die abgebauten Ressourcen. Allerdings muss man sich auch mit härteren Gegnern auseinandersetzen, so dass man ausufernde Forschungs-Spaziergänger nur machen sollte, wenn man mindestens mit einem Kupferschwert ausgerüstet ist.

Da man nicht nur auf seinen Gesundheitszustand, sondern auch auf seinen Hunger achten muss, ist es zudem ratsam, immer Heilsalben, Brote, Salate oder sonstige Nahrungsmittel dabei zu haben, die man in der Rezepte-Liste abrufen kann. Diese bleibt trotz ihres stattlichen Umfangs im späten Spielverlauf sehr übersichtlich. Ein kleines Manko in der Benutzerführung: Es ist schade, dass man nur entweder ein Exemplar pro Arbeitsgang oder alle zur Verfügung stehenden Rohstoffe auf einmal verarbeiten kann, um das Maximum an möglichen Endgegenständen herauszuholen. Wenn ich für die Weiterverarbeitung aber z.B. zehn Kupferbarren benötige, muss ich entweder zehn Mal den Knopf drücken und kurz warten oder aber meinen gesamten Kupfervorrat umwandeln und den Überschuss in die Lagerkiste bringen. Da das Basisinventar alsbald schnell gefüllt ist, begrüßt man die früh zur Verfügung stehende große Lagertruhe, zu der die Roh- oder weiterverarbeitete Stoffe per Teleport verschickt werden, wenn man keinen Platz mehr hat.

Die Welt ist mein unsortierter Baumarkt

Die Rezepte sind übersichtlich angeordnet und lassen nur eine "Baue X mal"-Option vermissen. Man kann es nur ein Mal pro Knopfdruck herstellen oder so oft, wie die Rohstoffe ausreichen.
Dennoch ist die Benutzerführung in diesem Bereich sehr veraltet und hätte über ein Jahr nach der PS4-Variante durchaus optimiert werden können. Platz ist zwar genug vorhanden bzw. kann durch den Bau weiterer Truhen quasi auf „unendlich“ gestellt werden. Doch die Sortierung und der Austausch mit dem eingeschränkten Inventar, das der Baumeister mit sich führt, ist unnötig kompliziert und fordert viel Eigeninitiative vom Spieler. Wer wie ich innerhalb von Spielen an einer Sortier-Zwangsstörung leidet (ich musste in Skyrim alle Bücher sammeln und sauber in Regalen stapeln und habe auch in Fallout 3 einen Schrank gehabt, in dem ich nur die wertlosen verbrannten Bücher abgelegt habe), wird hier halbwegs wahnsinnig. Rohstoffe werden wahllos neben weiter verarbeiteten Produkten eingelagert, die wiederum inmitten von Endprodukten verstaut sein können. Wenn man jetzt für den Bau von Zimmern oder Gebäuden dieses oder jenes sucht, kann man lange beschäftigt sein. Es sei denn, man baut entsprechende Truhen, in denen man alles selber sortiert. Doch auch dann bleibt das grundsätzliche Problem, dass man immer wieder regulierend eingreifen muss. Immerhin: Die sich abnutzenden Waffen werden unabhängig von den Standard-Plätzen, die man für Baustoffe und Mobiliar nutzt, aufbewahrt und eingesetzt. Auf eine Berührungssteuerung im mobilen Betrieb wird bei der Lagerverwaltung übrigens verzichtet. Ein „Drag&Drop“ ist nicht möglich.

Verschiedene Umgebungen mit besseren und seltenen Rohstoffe locken zum Erforschen.
Auch bei der visuellen Umsetzung gibt es hier und da kleine Probleme. Damit meine ich aber nicht die generelle Ausrichtung des Artdesigns, die mit ihren MineCraft’schen Blöcken einerseits und den „normalen“ Figuren eine anfangs gewöhnungsbedürftige, aber gut funktionierende Mischung anbietet. Sowohl die großen Abschnitte als auch die einzelnen Kapitel überzeugen mit abwechslungsreichen Landstrichen mit Gebirgen, dicht bewachsenen Wäldern, eisigen Zonen oder Wüsten. Doch die Kameraführung kann ab und an für Verwirrung sorgen. Im Bestfall wird die Figur hinter den Sicht verdeckenden Hindernissen wie Bäumen als Silhouette abgebildet. Das ist bei Kämpfen zwar auch nicht optimal, aber man weiß trotzdem im Großen und Ganzen, wo man ist und in welcher Relation man zur Karte oder anderen Figuren steht.

Dragon Quest Lego

In engen Tunneln kann die Kamera aus dem Ruder geraten, so dass die Übersicht vollkommen verloren geht.
Bei manchen Höhlen oder wenn es im Allgemeinen sehr eng zugeht, wechselt die Perspektive allerdings in eine Egosicht. Und ab diesem Moment ist Vorsicht angesagt. Denn wenn man hier nicht verteufelt aufpasst und ggf. sogar weiter munter Rohstoffe abbaut, kann sich schnell verlaufen. Natürlich kann man sich in diesen Momenten spätestens dadurch helfen, dass man mit dem abgebauten Material eine Treppe nach oben errichtet und sich so schließlich freischaufelt. Doch wer nach dem plötzlichen Perspektivenwechsel den Weg nach draußen finden möchte, ohne die gesamte Umgebung zu zerlegen, braucht etwas Geduld und einen guten Orientierungssinn. Zudem hat die Switch-Version mit etwas mehr Kantenbildung zu kämpfen als seinerzeit die PS4-Schwester. Diese Treppchen fallen unterwegs weniger auf als im gedockten Zustand, sind aber hier wie da nicht so störend, dass sie den Unterhaltungswert mindern würden.

Fazit

Es fällt schwer, Dragon Quest Builders nicht zu mögen. Die kreative Freiheit eines MineCraft auf der einen Seite und rollenspielhafte Aufgaben auf der anderen machen auch auf Switch die weiträumige offene Welt zu einem langfristig motivierenden Abenteuer-Spielplatz. Wo einen die Kreativität bei Mojangs Klötzchen-Welten angesichts der enormen Möglichkeiten wie ein Kaninchen vor der Schlange erstarren lassen könnte, legen die Missionen hier ein sehr stabiles Fundament, um Alefgard zu einer ganz persönlichen Rollenspielwelt zu machen. Zwar darf man diese Welt maximal offline mit anderen teilen bzw. präsentieren, doch dafür ist die Mischung aus weitgehend belanglosem Kampf, Gebietserforschung, Ressourcenabbau und Gegenstands-Herstellung über alle Aspekte hinweg gelungen sowie gut miteinander verzahnt. Allerdings gibt es hinsichtlich der Benutzerführung kleine Probleme wie die Kamera in engen Arealen oder die veraltet wirkende Inventarstruktur, die für Switch ebenso hätte optimiert werden können wie die Kantenbildung, während die Musik mit ihrem Gedudel vergleichsweise früh zu einem lästigen Übel wird. Doch dafür darf man sich hier auf viele Geheimnisse, ordentliche Umgebungsrätsel und spannende Bosskämpfe freuen. Unter dem Strich sorgt die Mischung aus kreativem Aufbau sowie leichten Rollenspiel-Elementen für dutzende Stunden guter Unterhaltung und ist damit eine gelungene Ergänzung der Dragon-Quest-Saga.

Pro

  • eingängige Steuerung...
  • unterhaltsame Mischung aus Action-Rollenspiel und Baukasten
  • viele Versatzstücke aus dem Dragon-Quest-Universum
  • ausreichend Rohstoffe
  • zahlreiche Geheimnisse
  • abwechslungsreiche Missionen
  • gelungene Umgebungsrätsel
  • viel kreative Freiheit
  • umfangreiche Rezept-Sammlung
  • keinerlei Zeitdruck

Kontra

  • ... aber schwache Inventar-Benutzerführung
  • mitunter biedere Kulisse
  • "Treppchen"-Probleme
  • keine Sprachausgabe
  • weitgehend spannungsarmer Kampf
  • Kamera-Probleme in engen bzw. dichtbewachsenen Gebieten
  • keinerlei Mehrspielermodi
  • uninspirierte Musikuntermalung

Wertung

Switch

Die Mischung aus kreativer Freiheit à la MineCraft und missionsbasiertem Rollenspielflair geht auch auf Switch auf. Benutzerführung sowie Kulisse haben allerdings weiterhin Luft nach oben.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Es gibt keine Käufe.
  • Dieses Spiel ist komplett echtgeldtransaktionsfrei.