Final Fantasy 15 - Test, Rollenspiel, iPhone, Android, Switch, XboxOne, VirtualReality, PC, iPad, PlayStation4, PlayStationVR

Final Fantasy 15
09.03.2018, Marcel Kleffmann

Test: Final Fantasy 15

Grafik-Monster oder PC-Desaster?

Bei PC-Versionen von Square Enix kauft man oft die Katze im Sack. Während Chrono Trigger nur eine mäßige Umsetzung der Mobile-Version ist und das Remake von Secret of Mana an Lieblosigkeit und Abstürzen krankt, warten PC-Spieler von NieR: Automata seit fast einem Jahr auf den ersten Patch, der sich um die Auflösungsproblematik und andere Macken kümmert, dafür steht der kostenpflichtige DLC 3C3C1D119440927 natürlich bereit. Besser sieht es hingegen bei den PC-Fassungen von Final Fantasy 12: The Zodiac Age, Final Fantasy 10/10-2 HD Remaster und Rise of the Tomb Raider aus. Vor dem Hintergrund der durchwachsenen PC-Historie haben wir uns die "Windows Edition" genannte PC-Fassung von Final Fantasy 15 (ab 16,00€ bei kaufen) im Test genauer angeschaut.

Gleich vorweg die Entwarnung: Die Final Fantasy 15 Windows Edition ist eine für Square Enix überraschend gelungene und überzeugende PC-Umsetzung, die trotzdem unter einigen Macken und Mängeln leidet. Zunächst einmal ist die Kulisse größtenteils eine Augenweide, sofern der heimische Rechner über genug Rechenleistung bzw. Grafikpower und vor allem Grafikspeicher für die hochauflösenden Texturen verfügt. Von den Spezialeffekten, über das Umgebungsdesign bis hin zu der im Sonnenuntergang metallisch-glänzend schimmernden Oberfläche des Regalia protzt das Rollenspiel mit einer höchst sehenswerten Umgebung. Toller volumetrischer Nebel und dynamische Licht-/Schatteneffekte runden das Ganze ab. Nur die Gesichtsanimationen wirken etwas steif.

PC-Umsetzung mit Bombastgrafik

Noctis und seine Truppe machen den PC unsicher.

Ist die Kamera etwas weiter entfernt, zum Beispiel bei Regalia-Spritztouren, ist bei der Vegetation ein deutliches Fade-In/Pop-In zu sehen und zwischen vielen hochaufgelösten, knackscharfen Texturen kleben an manchen Wänden nur niedrig aufgelöste Plakate. An manchen Felswänden fällt zudem ein Hang zum Polygonsparen auf. Die Weltkarte hätte zudem deutlich schärfere Texturen vertragen können.

Die Windows Edition ist mir im Laufe der Testzeit nicht einmal abgestürzt, aber gelegentlich gab es Bugs wie Charaktere, die in Gegenständen feststeckten. Andere Spieler scheinen von Abstürzen nicht verschont geblieben zu sein (siehe Steam-Nutzerreviews ).

Neben 4K wird native Unterstützung für 8K-Auflösung sowie HDR10 geboten. Ultrabreitbild-Auflösungen werden vorbildlich unterstützt. Gerade die flotten und gelegentlich chaotisch wirkenden Kämpfe, die imposant anzuschauen sind, profitieren von der höheren Bildwiederholrate, die das Kampfgeschehen wesentlich geschmeidiger macht. 30 fps, 60 fps oder 120 fps stehen zur Auswahl.

Zwischen vielen hochaufgelösten Texturen gibt es zwischendurch einige Texturen, die arg unscharf und matschig ausfallen.


Performance und lange Ladezeiten

Auf meinem PC-System (Core i7-4790K mit 4 GHz, 16 GB RAM und GeForce GTX 1080) lief Final Fantasy 15 größtenteils mit den Grafik-Voreinstellungen "hoch" und allen NVIDIA-Features mit 60 fps (Bilder pro Sekunde). Diese Marke wird nicht immer gehalten, vor allem in Altissia und bei höherer Kameraentfernung sinkt die fps-Rate ab, fällt aber nie in kritische Bereiche. Auf "maximalen" Grafikeinstellungen schwankt die Bildwiederholrate schon stärker und pendelt sich so um 43 fps ein. Stärker in den Keller geht es manchmal trotzdem. Auf der Grafikoption "niedrig" wird die optische Güteklasse schon arg zurückgefahren.

Nervig sind die langen Ladezeiten, die durchaus mehrere Minuten betragen können, sofern FF15 auf einer herkömmlichen Festplatte installiert ist. Es empfiehlt sich, das Spiel auf eine SSD zu installieren, um die Ladepausen zu minimieren. Das Spiel verschlingt ungefähr 100 GB Speicherplatz und wenn man noch das (kostenlose) High-Resolution-Pack runterlädt, werden bis zu 150 GB erforderlich.

Bug: Ein Charakter steckt im Fahrzeug fest.

Details zu den Systemanforderungen der PC-Version findet ihr hier, wobei es sich nicht empfiehlt. Um zu testen, ob euer Rechner fit für die Windows Edition ist, könnt ihr den Benchmark/Leistungstest (zum Download) oder die spielbare Demo runterladen (zum Download).

Final Fantasy 15 Windows Edition unterstützt unter anderem NVIDIA Flow (dynamische Flüssigkeiten, Feuer und Rauch), NVIDIA HairWorks (dynamische Haare und Felle), NVIDIA ShadowLibs (erweiterte Schattendarstellung; Schatten auf sich selbst werfen), NVIDIA Turf Effects (dynamische Grasdarstellung inkl. Reaktionen auf Charaktere und Monster), NVIDIA VXAO (verbesserte Tiefendarstellung auf Basis von Schatten und Licht),

Screenshot mit niedrigen Grafikeinstellungen. Abstriche werden in Sachen Sichtweite, Pflanzendichte, Texturen, Lichteffekte etc. gemacht.


GameWorks für fast alle

In die Entwicklung der PC-Version war der Hardware-Hersteller NVIDIA involviert und half, laut eigenen Angaben, bei der Implementierung der hauseigenen GameWorks-Technologien und der Anpassung des Rollenspiels an das PC-Ökosystem.

Vier NVIDIA-Features (HairWorks, VXAO, TurfEffects, Shadowlibs) lassen sich in den Optionen gezielt an- und ausschalten - mit jeweils unterschiedlichem Einfluss auf die Bildwiederholrate. Die größte optische Verbesserung erlangt man meiner Ansicht nach mit Turf Effects und VXAO, wobei HairWorks nicht bei den Hauptcharakteren, sondern primär bei dem Fell der Monster zum Einsatz kommt. Bis auf Turf Effects funktionieren alle anderen GameWorks-Effekte auch auf AMD-Karten. Ansel und Shadowplay Highlights sind ausschließlich GeForce-Nutzern vorbehalten.

NVIDIA Ansel (360°-Fotografie-Tool) und NVIDIA ShadowPlay Highlights (automatische Videoaufnahmen).

Final Fantasy 15 kann auf PC mit Controller oder mit Tastatur/Maus gespielt werden. Tastenbelegungen und Presets lassen sich verändern. Die Standard-Vorgabe der Tastaturbelegung geht in Ordnung und ist stellenweise sogar sehr sinnvoll (Shift: Gegner anvisieren; STRG: rudimentäre Kommandos an die Mitstreiter geben), nur die Bedienung der Karte könnte besser sein, da das Ziel dort mit IJKL markiert werden muss.

Steuerung: Tastatur gut, Maus mäßig

Seltsam ist hingegen die Einbindung der Maus. In den Kämpfen und bei der Kamerasteuerung ist der Nager sehr gut zu gebrauchen ist, aber irgendwie haben die Entwickler es verpasst, einen Mauszeiger einzubauen, der sich in den Menüs und auf der Karte direkt bedienen lässt. Stattdessen kann man den Cursor im Menü nach unten bewegen, wenn man die Maus zu sich zieht - wie unnötig! Auf der Karte wäre es mit einem direkt steuerbaren Cursor viel leichter gewesen, die gewünschten Zielorte mit einem Mausklick festzulegen, anstatt dies vergleichsweise umständlich mit der Tastatur zu machen.

Ein Blick auf die Grafikoptionen

Die Windows Edition umfasst sämtliche Patches/Updates, die seit der Veröffentlichung von Final Fantasy 15 auf Konsolen erschienen sind. Gleiches gilt für die vollständigen Inhalte des ersten Season-Passes. Somit gibt es eine alternative Route in Kapitel 13 (separater Pfad für Gladio und Ignis), neue Bosskämpfe in Kapitel 14 (u. a. gegen den Cerberus) und diverse inhaltliche Erweiterungen mit Zwischensequenzen und Co., die abrupte Entscheidungen und viele Hintergründe besser als in der ursprünglichen Version erklären - vieles im ursprünglichen FF15 wirkte zum Ende hin unzusammenhängend, überhastet und nicht immer nachvollziehbar.

Inhalte, Neuerungen und Patches

Dank vieler Updates, die allesamt enthalten sind, kann man den gesteuerten Charakter wechseln (sobald man dies im Fähigkeitsbaum freischaltet), das königliche Boot zwischen Lucis und Altissia frei nutzen, einen rasanteren Kampfstil verwenden (Königswaffen EX) und ein Gelände-Upgrade für den Regalia herstellen, damit man mit dem Vehikel abseits der Straße fahren kann - sogar mit besserer Steuerung.

Die neue Ego-Perspektive ist im Kampf nicht zu gebrauchen, weil die Übersicht fehlt

Neu ist eine optionale Ego-Perspektive, die sich bei der Erforschung der Gebiete und den Laufwegen zwischen den Interaktionen überraschend gut macht, im Kampf jedoch nahezu unbrauchbar ist, weil die Übersicht komplett fehlt. Kämpft man gegen einen Gegner, der mehrere Meter hoch ist, sieht man nicht wirklich viel - oftmals nur ein Bein und vielleicht die Kampfkollegen.

Während also diverse inhaltliche Verbesserungen und Ergänzungen der Geschichte zugutekommen, wurde die offene Spielwelt, also die erste Hälfte des Spiels, kaum verbessert. Das Open-World-Design ist und bleibt trotz bildschöner Spielwelt aufgrund der mauen Quests und spröden Interaktion mit den NPCs nur zweite Wahl. Für weitere Details verweise ich auf den Test der Konsolen-Version (zum Test).

Enthalten sind ebenfalls die mittelprächtigen und jeweils knapp eineinhalb bis zwei Stunden langen Erweiterungen Episode Gladiolus, Episode Prompto und Episode Ignis, die sich jeweils um die Person im Titel drehen. Episode Gladiolus spielt sich wie ein wenig inspirierter, linearer Hack&Slay-Ausflug. Man folgt einem linearen Weg durch Höhlen, hält die Augen nach Heiltränken oder Phönix-Federn auf und kämpft viel (zum Test).

Der Wartemodus, der die Kämpfe besser kontrollierbar macht, kann im Optionsmenü angeschaltet werden.


Drei Zusatzepisoden

Etwas besser ist da Episode Prompto, die storytechnisch nicht die Kuh vom Eis holt, aber zumindest ein kleineres offenes Areal mit Quests sowie ein steuerbares Schneemobil bietet. Geht so. Die beste Episode ist die von Ignis, da gehaltvollere Story-Hintergründe und ein ziemlich rasanter Kampfstil (ähnlich Noctis) geboten werden. Von den drei Episoden ist der Ignis-Abschnitt mit Abstand der beste. An die Qualität des Hauptspiels kommen die drei Episoden nicht heran.

Last but not least ist die Mehrspieler-Erweiterung "Gefährten" enthalten. In diesem kooperativen Multiplayer-Modus kämpft man gemeinsam (mit maximal vier Spielern) und mit eigens erstellten Charakteren gegen eine apokalyptische Bedrohung, die kurz vor dem Ende des Hauptspiels angesiedelt ist. Wie bei Monster Hunter nimmt man in einem Lager bestimmte Aufgaben an, reist zu einem Gebiet, kämpft dort gegen Gegner und erhält dafür eine Belohnung bzw. verbessert seine Ausrüstung - und dann geht das Spielchen von vorne los. Sind keine menschlichen Spieler zur Stelle, helfen computergesteuerte Mitstreiter aus. Kleine Solo-Missionen (Story: Charakter hat sein Gedächtnis verloren) sind ebenso vorhanden.

Multiplayer-Gefährten

Auf dem Weg zum nächsten Camping-Platz.

Die Questaufgaben sind in kleine Mini-Geschichte verpackt. In der Regel geht es um das Ausschalten von möglichen vielen Gegnern. Die meisten Missionen dauern nur wenige Minuten und werden von vielen nervigen Ladepausen (Reihenfolge: Basis, Lager, Kampfgebiet, Lager, Basis) unterbrochen, die den Eindruck unterstreichen, dass alles nicht wirklich zusammenhängt. Der Fokus liegt klar auf den Kämpfen und auf ein bisschen Teamwork. Vielfältigere Missionen und Erforschungsaspekte hätten der Mehrspieler-Erweiterung "Gefährten" durchaus gut getan, denn allein das Kampfsystem schafft es nicht, den Multiplayer-Modus zu tragen. Im Hauptspiel sind die Kämpfe ja auch nur Teilaspekt des großen Ganzen.

Fazit

Square Enix hat mit der PC-Version von Final Fantasy 15 viel richtig gemacht. Die Grafik des Rollenspiels sieht größtenteils phänomenal aus. Voraussetzung ist natürlich ein entsprechend potenter Rechner und viel Grafikspeicher für die hochauflösenden Texturen. Ansonsten springen bei der gebotenen Grafikpracht gelegentlich Pop-Ins oder manch hässliche Textur ins Auge. Auf den Grafikoptionen "Niedrig" und "Mittel" kann ich FF15 nur bedingt empfehlen. Die Steuerung wurde für die PC-Version ordentlich umgesetzt, sofern man die Maus nicht allzu scharf anschaut. Warum man mit dem Mauszeiger kein Ziel auf der Karte markieren darf und nicht im Menü frei herumklicken kann, ist mir ein Rätsel. So wirkt die Maus wie ein mäßig umgesetzter Analog-Stick. Inhaltlich wird ein umfangreiches Paket geboten: Neben dem Hauptspiel sind die Patches mit ihren vielfältigen Ergänzungen u. a. im Story-Bereich (Kapitel 13 und 14), die drei eher mittelprächtigen Episoden und die kampflastige Mehrspieler-Erweiterung Gefährten mit dabei - sowie allerlei Zusätze. Für den Gold-Award reicht es trotz der grafischen Güteklasse aber nicht, da das Spiel in Sachen Open-World-Design noch immer hinterher hinkt und das Geschehen erst spät in Fahrt kommt. Hinweis: Ein Komplettpaket ist die Final Fantasy 15 Windows Edition nicht, da das Spiel bis 2019 mit vier weiteren Downloadinhalten und Verbesserungen versorgt werden soll.

Pro

  • anständige PC-Umsetzung
  • größtenteils hervorragende Grafikkulisse
  • viele Konfigurationsoptionen (Grafik, Steuerung, Spiel)
  • hochauflösendes Texturpaket
  • breite Unterstützung: Breitbild-Monitore, HDR10, 4K/8K-Auflösung, Dolby Atmos
  • Inhalte des ersten Season-Passes und viele Patches enthalten

Kontra

  • verkorkste Maussteuerung in Menüs und auf der Karte
  • niedrig aufgelöste Texturen (selten), auch auf der Weltkarte
  • Ego-Perspektive ist in Kämpfen unbrauchbar
  • gelegentliche Bugs
  • lange Ladezeiten

Wertung

PC

Die PC-Umsetzung von FF15 ist größtenteils gelungen, vor allem die Grafik und die Optionen können sich sehen lassen. Die Maus-Steuerung hingegen ist etwas verkorkst.

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