Devil May Cry: HD Collection - Test, Action-Adventure, PC, PlayStation4, XboxOne

Devil May Cry: HD Collection
13.03.2018, Mathias Oertel

Test: Devil May Cry: HD Collection

Stylische Alterserscheinungen

Die Devil May Cry HD Collection gab es doch schon mal, oder? Richtig! Bereits vor etwa sechs Jahren hat Capcom als Einstimmung auf den "Reboot" DmC: Devil May Cry die inhaltlich ansprechende, technisch allerdings seinerzeit nicht vollends überzeugende Klassiker-Sammlung veröffentlicht. Wie sich die ursprünglich auf PlayStation 2 erschienenen Titel im Jahr 2018 präsentieren, klären wir im Test.

Lange bevor Platinums Hexe Bayonetta stylische Action neu definierte und Kratos den Olymp aufmischte, hat ein Dämonenjäger namens Dante auf der PlayStation 2 für Furore gesorgt und das Genre der stylischen Action quasi im Alleingang definiert. Genauer gesagt von 2002 bis 2006, als Capcom die Sony-Konsole mit der Devil May Cry-Serie (DMC) nicht nur spielerisch, sondern auch technisch bis an ihre Grenzen brachte. Im Prinzip als actionreiche Antwort auf Resident Evil konzipiert, haben der damalige Produzent Shinji Mikami sowie Game Director Hideki Kamiya seinerzeit mit Dante einen Helden erschaffen, dessen Auftritte bis heute Auswirkungen zeigen.

Der Urvater ist zurück

Während die Action gut in die Jahre gekommen ist, kann die Kulisse bei teils mehr als 15 Jahren seit der Erstveröfefntlichung ihr Alter nicht verbergen.
Denn erzählerisch ging man ebenfalls neue Wege: Die Figuren waren vollkommen überzeichnet - was sich auch in der Action äußern sollte. Ungeachtet dessen war das, was Dante bei seinen Kämpfen gegen die Schergen der Unterwelt erleben sollte, sowie seine Reaktionen darauf innerhalb der Spielwelt extrem glaubwürdig und enorm unterhaltsam. Wer beim absolut überzogenen und von Popkultur (insbesondere das Hongkong-Actionkino Anfang des neuen Milleniums) stark beeinflussten Intro zu Devil May Cry 3 nicht schmunzelt, dem ist vermutlich nicht mehr zu helfen.

Die zelebrierte Action ist ohnehin über viele Zweifel erhaben – auch nach über 15 Jahren voller Nachahmer, einer offiziellen Fortsetzung, einem Reboot von Ninja Theory (DmC: Devil May Cry) sowie dem einen oder anderen Titel, der das DMC-Konzept auf neue Höhen gebracht hat. Es ist so einfach, was hier praktiziert wird: Ein Held, seines Zeichens Dämonenjäger, der mit zwei Knarren sowie einem Schwert ausgerüstet Gebiete durchstreift, (meist einfache) Rätsel löst und alle auftauchenden, skurrilen Fantasien entsprungenen Feinde mit sehenswerten Kombos sowie einem flotten Spruch auf den Lippen in die Hölle zurückschickt. Dieses Konzept hat Capcom allerdings im Lauf der Zeit aufgewertet. Die Gebiete wurden größer, die Gefechte aufwändiger, die automatische Kameraposition, die man von den Japanern auch durch Titel wie den frühen Resident Evils oder der Onimusha-Serie kennt (ebenfalls ein potenzieller Kandidat für eine HD-Sammlung), wurde in Teil 3 um manuelle Justierung ergänzt.

Das Geheimnis des Erfolges

Die Bosskämpfe zeigen sich als Musterbeispiele der alten Schule: Hart, aber fair.
Wichtiger waren jedoch neue spielbare Charaktere wie Lucia in DMC2, dem erzählerisch und inhaltlich schwächsten Teil der Serie oder Vergil aus der DMC3 Special Edition. Und vor allem die Möglichkeit, seine Waffen sowie Fähigkeiten aufzurüsten, damit man noch verheerendere Kombos vom Stapel lassen kann, um die Feinde zu dezimieren. Denn wie stilvoll man seine Gegner erledigt, ist mitunter genauso wichtig wie die Aktion an sich. Nicht zu vergessen, dass die DMCs aus einer Ära stammen, als man sich noch die Zähne an Bossen ausgebissen hat und man mitunter schon Probleme hatte, auf dem Weg dorthin zu überleben. Sprich: Der Schwierigkeitsgrad (insbesondere von Teil 2) war für damalige Verhältnisse sehr anspruchsvoll –bei mir ist seinerzeit das eine oder andere Pad durchs Zimmer gefeuert worden- und fordert dementsprechend auch heute noch.

Inhaltlich haben sich die drei ersten DMCs beinahe weitgehend schadlos gehalten: Basierend auf den vor sechs Jahren erschienenen Umsetzungen für PS3 und 360 gehen die Kombos locker von der Hand, wobei hier sogar ein Problem der letzten HD-Auflage behoben wurde. Vor allem in den ersten beiden Teilen wurde das diagonale Laufen der HD-Version gelegentlich erst verzögert aktiviert. Es konnte passieren, dass mitunter ein oder zwei Sekunden vergehen, in denen man den Stick schräg drückt und der Protagonist erst ein paar gehende Schritte macht, bevor er zu laufen beginnt. Dieses leicht irritierende Manko ist hier nicht mehr zu beobachten.

Passabel modernisiert

Technisch liefert die Sammlung ebenfalls eine achtbare Leistung ab – wobei es hilft, dass die Originale seinerzeit die Speerspitze darstellten, was auf der PS2 möglich war. Die Anpassung der Spielwelt auf HD (inkl. 16:9-Unterstützung) ist größtenteils gelungen, wobei die Texturen wie vor sechs Jahren im wahrsten Sinne des Wortes ein gemischtes Bild hinterlassen. Vor allem der Start von DMC2 mit seinen schwammig und damit nicht optimal ins HD-Zeitalter aufgelösten Gebietstapeten fällt unangenehm auf. Doch auch sonst gibt es über alle Episoden hinweg ab und an merkwürdig gestreckte Texturen. Da das Artdesign aber zeitlos gut ist und hinsichtlich Figuren, Architektur und Levelaufbau bis heute nichts an Faszination verloren hat, nehme ich die paar Aussetzer nach wie vor in Kauf – auch wenn ich mir in Zeiten von Shadow of the Colossus eine aufwändigere Herangehensweise gewünscht hätte. An die sprunghafte Kamera (vor allem in den ersten beiden Teilen) muss man sich allerdings erst wieder gewöhnen. Nicht selten wechselt die Perspektive so plötzlich in eine andere, nicht unbedingt logisch folgende Ansicht, dass man leichte Orientierungsschwierigkeiten haben kann.      

Schade ist allerdings, dass die HD-"Optimierung" nur für die Spiele an sich durchgezogen wurde. Die Menü-Strukturen sowie die Filmsequenzen wurden nicht angefasst und werden grobkörnig sowie im Falle von DMC 1 und 2 im 4:3-Format ausgeliefert. Selbst das eigentlich bereits für 16:9-Geräte vorgesehene Devil May Cry 3 wird in den entsprechenden Bildschirmen nicht auf die volle Breite gestreckt, sondern wechselt immer auf etwas  irgendwo zwischen 11:9 und 14:9.

Das Gegnerdesign ist größtenteils herrlich bizarr.
Nachdem sechs Jahre zwischen dem ersten und diesem erneuten Veröffentlichen der HD-Kollektion vergangen sind, hätte man diese Probleme durch adressieren dürfen und nicht nur die Auflösung von seinerzeit 720p auf jetzt 1080p anheben.

Immer noch halbgar

Dass die Menüs unverändert übernommen wurden, merkt man auch an Kleinigkeiten, die heutzutage z.B. zum guten Ton gehören und in den Bereich der Benutzerführung fallen. In DMC 1 und 2 gibt es keine Einstell-Möglichkeit für die Gamma-Werte. Stattdessen wird man aufgefordert, die Helligkeit am Bildschirm zu verändern – das funktionierte Anno 2002 an der PlayStation 2 noch gut, an der PS4 oder One erwarte ich mehr. Erst mit Teil 3 gab es eine interne Gamma-Kontrolle. Der Wechsel zwischen den einzelnen Titeln funktioniert hingegen mittlerweile besser als vor sechs Jahren. Die Klickwege über die Menüs sind zwar etwas kompliziert und auch bedingt durch die mitunter merkwürdige deutsche Übersetzung der Menüpunkte (z.B. "Zurücksetzen" für das Verlassen des Spiels in Teil 1) nicht immer sofort ersichtlich. Doch immerhin muss man die Sammlung nicht kontinuierlich neu starten, wenn man von einem zum anderen Spiel wechseln oder sich in den Museumsbereich begeben möchte, um das Bonusmaterial zu betrachten, das aus Musik sowie einer Artwork-Sammlung besteht.

Fazit

Inhaltlich beweist die Trilogie um Dante weiterhin eindrucksvoll, wieso sie zu den Stützpfeilern der PS2-Action gehört und Titel wie Bayonetta erst möglich gemacht hat. Coole Charaktere, eingebunden in vollkommen hanebüchene, aber stimmige Geschichten, in denen brachiale Auseinandersetzungen nicht zu kurz kommen: Das alles ist zeitlos und funktioniert auch heute, etwa zwölf bis 16 Jahre nach Erstveröffentlichung immer noch erstaunlich gut. Die technische Seite hingegen lässt mich wie schon auf PS3 und 360 vor sechs Jahren gespalten zurück. Einerseits wurde die Kulisse heute wie damals ansprechend in die HD-Ära portiert, andererseits erscheinen manche Texturen und Animationen immer noch unsauberer, als ich sie in Erinnerung habe. Zudem werden Menüs in ihrem alten 4:3-Format angezeigt, während bei den CG-Zwischensequenzen wie in alten Zeiten (in Teil 1 und 2 bleibt es bei 4:3) ebenfalls keine Anpassungen vorgenommen wurden. Außerdem kann die starre Kamera mit ihren oftmals sprunghaften Perspektiven-Wechseln mehr verwirren als früher. Dennoch: Wer bislang noch nicht das Vergnügen hatte, Dante auf seinen ersten Genre definierenden Abenteuern zu begleiten, wird nicht enttäuscht – auch wenn die Umsetzung unter dem Strich nicht ganz die Qualität anderer Sammlungen erreicht und kilometerweit von einem echten "Remaster" à la Shadow of the Colossus entfernt ist.

Wertung

PlayStation4

Passable Sammlung mit drei Action-Klassikern, bei denen im Vergleich zur sechs Jahre alten PS3-Version allerdings nur die Auflösung auf 1080p geschraubt wurde.

XboxOne

Passable Sammlung mit drei Action-Klassikern, bei denen im Vergleich zur sechs Jahre alten 360-Version allerdings nur die Auflösung auf 1080p geschraubt wurde.

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